Mittwoch, 16. Oktober 2013

Das heilige Evangelium Jesu Christi nach Matthäus Cap.4, 1.-11. (Allioli-Bibel)

aus der Heiligen Schrift aus der Vulgata mit Bezug auf den Grundtext neu übersetzt und mit kurzen Anmerkungen erläutert von Dr. Joseph Franz Allioli mit Approbation des apostolischen Stuhles Achte Auflage der Ausgabe mit zur Seite stehendem lateinischen Urtext der Vulgata. 2. Auflage. München und Landshut. Vogelsche Verlagsbuchhandlung 1854.





Jesus fastet, wird vom Teufel versucht, überwindet, fängt, nachdem Joannes gefangen gesetzt war, in Galiläa zu predigen an, beruft vier Apostel, und wirkt Wunder.



Kommentare und Verweise
1.Da ward Jesus vom Geistes (1) in die Wüste geführt, (2) damit er von dem Teufel versucht würde. (3) (1)vom heiligen Geiste, dessen Fülle unmittelbar vorher in der Taufe über ihn gekommen war (Luc. 4, 1.).
(2)in die grauenvolle Wüste Quarantania zwischen Jericho und Jerusalem, wie die Ueberlieferung sagt.
(3) um sich in der Einsamkeit und Stille durch Fasten und Gebet für seinen künftigen Beruf zu stärken, und die Versuchungen des Satans zu bestehen. Ganz der Natur der Sache gemäß folgt in diesem Capitel auf die göttliche Sendung der Sieg Christi über die Versuchung des Satans. Wie der erste Mensch von dem Satan versucht wurde, wollte auch Jesus, der erste Mensch des zweiten Geschlechts, sich von dem Satan versuchen lassen, um uns ein Beispiel zu geben, wie man die satanischen Nachstellungen durch die Gnade, das Gebet und das Wort Gottes überwinden könne (Chrysost., Hilar.).
Marc. 1, 12.
2. Und als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, (4) darnach hungerte ihn.(5) (4) So lange fastete Moses (5. Mos. 9, 9. l8.), Elias (3. Kön. 19, 8.); vierzig Jahre weilte Israel als Bild der sündigen Menschheit in der Wüste (Ps. 94,10.). Jesus aß während dieser Tage nach Luc. 4, 2. gar nichts, Auch später enthielten sich mehrere Heilige lange von aller Speise.
(5) Die übernatürliche Sättigung durch Betrachtung und Gebet brachte auf einige, die erwähnte Zeit von vierzig Tagen, das natürliche Gefühl von Hunger ganz zum Schweigen, bis es nach Verfluß derselben auf Gottes Willen wieder eintrat. Die Geschichte der Heiligen gibt hiezu bewundernswürdige Belege.
3. Und es trat der Versucher zu ihm, und sprach: Bist du Gottes Sohn, (6) so sprich, daß diese Steine Brod werden ! (7) (6)Daß dieß der Satan wußte, kann schon darum nicht auffallen, da Joannes, der Täufer, die Würde Jesu öffentlich (Joan. 1, 34.) bezeugte. Da aber Jesus in allem so klein und demüthig erschien, blieben ihm Zweifel. Um diese zu heben, wollte er Jesum erforschen und zugleich versuchen (Ambros.)
(7) Verwende deine göttliche Kraft jetzt dazu, deinen Hunger durch Brod zu stillen, überhaupt zur Befriedigung deiner eignen Bedürfnisse. Jesus hat mit selbstverleugnender Liebe sein ganzes Leben lang nur Gott und den Menschen gedient. Wahrscheinlich hatte er während des Fastens seinem himmlischent Vater dieses Opfer wiederholt dargebracht; darum suchte ihn der Satan zur Selbstsucht zu bewegen.
4. Er aber antwortete, und sprach: Es steht geschrieben:(8) Nicht vom Brode allein lebt der Mensch, sondern von jedem Worte, das aus dem Munde Gottes kommt.(9) Luc. 4,4. (8) Der Heiland weist jede Versuchung mit dem göttlichen Worte zurück. — Thu deßgleichen (vergl. Eph. 6, 17.)!
(9) S. 5. Mos. 8, 3. Der Mensch lebt nicht durch die gewöhnlichen Nahrungsmittel allein, sondern durch das göttliche Wort, wodurch alles erschaffen worden und erhalten wird (Ps. 32, 6.). Dieses Wort kann auch andere Dinge, wie z. B. bei den Jsraeliten das Manna, auch Gebet und Betrachtung zur Nahrung bestimmen (Hilar.). Viele Heilige lebten bloß durch den Genuß des allerheiligsten Altarssakramentes viele Jahre lang. — An Gottes Segen ist alles gelegen; Gott ist an kein Mittel gebunden.
5. Dann nahm ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt, und stellte ihn auf die Zinne des Tempels, (10) (10)Er führte ihn durch die Lüfte, und stellte ihn aus eines der Dächer der Tempelgebäude (Hier., Greg., Thom. u. and.). Man versteht gewöhnlich das Dach jenes Säulenganges, an welchen das tiefste Thal des Tempelberges lag. Daß der Heiland dieß an sich geschehen ließ, darf nicht auffallen, da er sich von den Werkzeugen des Satans sogar kreuzigen ließ. Durch die Wegnahme durch die Lüste glaubte der Satan vielleicht, Jesu Muth einzuflößen, sieh nach seinem nun folgenden Verlangen von der Zinne herabzustürzent. —
6. und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so stürze dich hinab; denn es steht geschrieben: Er hat seinen Engeln deinetwegen befohlen, und sie sollen dich auf den Händen tragen, damit du nicht etwa deinen Fuß an einen Stein stoßest. (11) (11) S. Ps. 90, 11. Zuerst versuchte der Satan durch Fleischeslust, nun durch Hoffart (Vermessenheit)
7. Jesus aber sprach zu ihm: Es steht aber auch geschrieben: Du sollst Gott, deinen Herrn, nicht versuchen! (12) (12) S. 5. Mos. 6, 16.
8. Abermal nahm ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg, und zeigte ihm alle .Königgreiche der Welt und ihre Herrlichkeit,
9. und sprach zu ihm: Dieß alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest. (13) (13)Der Fürst dieser Welt (Joan. 12, 31. 14, 30. 16, 11.) nahm ihn von der Zinne weg auf einen hohen Berg, zeigte ihm nach den vier Weltgegenden die herumliegenden Reiche, beschrieb ihre Herrlichleit, und setzte bei: Alles wolle er ihm geben für die Anbetuntg. Das ist der letzte Wille des Satans, sich an die Stelle Gottes zu setzen. Seine letzte Versuchung tvttr die reizendste, gefährlichste: zu haben, zu besitzen — die Augenlust.
10. Da sprach Jesus zu ihm: Weich Satan! denn es steht geschrieben: Du sollit Gott, deinen Herrn anbeten, und ihm allein dienen! (14) (14)Sieh 5. Mos. 6, 13.
11. Hierauf verließ ihn der Teufel; und siehe, de Engel traten hinzu und dienten ihm. (15) (15) brachten ihm, was seine heilige Menschheit bedurfte, und beteten ihn an. —— Wer den Satan überwindet, wird durch die Gesellschaft und den Trost der Engel belohnt.