Montag, 14. Oktober 2013

1. Brief an die Corinther Cap.3 (Allioli-Bibel)


aus der Heiligen Schrift aus der Vulgata mit Bezug auf den Grundtext neu übersetzt und mit kurzen Anmerkungen erläutert von Dr. Joseph Franz Allioli mit Approbation des apostolischen Stuhles Achte Auflage der Ausgabe mit zur Seite stehendem lateinischen Urtext der Vulgata. 2. Auflage. München und Landshut. Vogelsche Verlagsbuchhandlung 1854.

1. Brief an die Corinther

Capitel 3.


Diese Weisheit habe ich euch erst in ihren Anfangsgründen lehren können,weil ihr noch so natürlich menschlich gesinnt seyd, wie eure Spaltungen beweisen. Wie konntet ihr euch Parteihäuptet wählen? alle sind nur Diener Christi, können nur wirken, je nachdem Gott einem jeden es verliehen hat, und sind Gott dafür verantwortlich, der ihre Werke prüfen und im Feuer reinigen wird. Ihr seyd Tempel des heiligen Geistes; entweihet diesen Tempel nicht durch jene menschliche Weisheit, die vor Gott Thorheit ist, und zum Verderben führt. Rühmet euch nicht der Menschen, als käme die Weisheit von ihnen; denn alle sind nur eure Diener in Christo, der Gottes ist.



Kommentare und Verweise
1. Und ich, Brüder! konnte nicht zu euch reden als zu Geistigen, sondern als zu Fleischlichen. (l) Als Unmündigen in Christo (2) (1) zu natürlich-Menschlichen (V. 3.), die zwar den heiligen Geist empfangen haben, aber ihn nicht so in sich wirken ließen, daß sie alle ihre natürlichen Einsichten und Neigungen ihm unterworfen hätten.
(2) Die im Geiste noch nicht erstarkt, mannbar geworden sind.
2. gab ich euch Milch zu trinken Speise,(3) denn ihr vermochtet es noch nicht; aber auch jetzt vermöget ihr es noch nicht,denn ihr seid noch fleischlich. (3) lehrte ich euch, die Anfangsgründe des Glaubens, das unumgänglich zum Heile Nothwendige, nicht aber das, was für die Vollkommenheit ist so daß ich euch tiefer in den Glauben und seine Gründe, in das, was mehr Rath als Pflicht ist, eingeführt hätte (Justinian). In Griech. . . . als zu Fleischlichen, als zu unmündigen in Christo. Milch gab ich euch zu trinken, nicht Speise.
3. Denn wenn unter euch Eifersucht und Streit (4) stattfinden, seyd ihr da nicht fleischlich, und wandelt nach menschlicher Weise? (4) Das Griech. setzt bei: und Zwistigkeiten
4. Denn wenn eine sagt: Jch bin des Paulus; (5) der andere aber: ich des Apollo; seid ihr da nicht (fleischliche) Menschen? Wer ist denn Apollo? Wer ist Paulus? (5) S. ob. 1,12.
5. Diener dessen sind sie , dem ihr geglaubt habet und zwar so, wie es der Herr einem jeden gegeben hat. (6) (6) Sie sind nicht die Herren oder Urheber eures Glaubens, sondern nur die Werkzeuge des einen Herrn und Meister, der sich ihrer bedient hat, um euch entweder zum Glauben zu bringen oder darin zu befestigen, je nachdem er einem jeden seinen Wirkungskreis zugetheilt hat (Anselmus, Ambras. Theophyl.) Im Griech.: Diener sind sie, durch welche ihr zum Glauben gelangt seid, und zwar .x
6. Jch habe gepflanzt, Apollo hat begossen; Gott aber hat das Gedeihen gegeben.(7) (7) Ich habe eure Gemeinde gegründet (Apostg. 18, ll.) Apollo hat euch im glauben befestigt(Apostg. 19, 1.) Wir beide aber wären nichts ohne Gott gewesen; denn Er nur hat unsere Arbeit segnen können.
7. Daher ist weder der etwas, welcher pflanzt, noch der, welcher begießt, sondern Gott, der das Gedeihen gibt.
8. Der da pflanzt, und der da begießt, sind eins;(8) ein jeder aber wird seinen Lohn gemäß seiner Arbeit empfangen. Matth. 20, 4.8.
(8) beide nur Diener. Note 6.
9. Denn wir sind Gottes Mitarbeiter;(9) Gottes Ackerfeld, Gottes Gebäude seyd ihr.(10) (9) Eine unermäßliche, englische, ja göttliche WWürde ist es, sagt der heilige Dionysius mit Gott zu arbeiteten an der Bekehrung der Seelen.
(10) Ihr seid gleichsam der Acker den wir mit Gott bebauen; das Gebäude, das wir mit Gott aufrichten.
10. Nach der Gnade Gottes, die mir gegeben ist, habe ich als ein weiser Baumeisterden Grund gelegt, (11) ein anderer aber bauetdarauf; ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baue. (12) (11) Jesum Christum (V. 11.) den Glauben an ihn.
(12) Jeder Lehrer nach mir habe wohl Acht, ob er di Gemeine in Erkenntniß und Tugend weiterführe oder etwa irrige Grundsätze, Zwiespalt veranlasse.
11. Denn einen andern Grund kann niemand legen, als der gelegt ist, welcher ist Christus Jesus.(13) (13) Ein jeder sehe wohl zu , was er lehre; denn einen anderen Grund (Vers 10.) kann niemand legen, nämlich den lebendigen glauben an Jesum Christum (Anselmus, Gregorius). Ungefähr daselbe sagt Petrus Apostg. 4, 12.
12. Wenn aber jemand auf diesen Grund bauet Gold, Silber, Edelsteine, (14) Holz, Heu, Stoppeln, (15) (14) gute reine Lehre und Werke
(15) Lehre und Werke nnt vergänglichem Beisatz , Lehre mit Menschensatzungen gemischt, Werke
von der eigenliebe Eigenliebe befleckt (Thomas). —
13. so wird eines jeden Werk offenbar werden; denn der Tag des Herrn (16) wird es an’s Licht bringen, weil es im Feuer wird offenbar werden;(17) und wie das Werk eines jeden sey, wird das Feuer erproben. (16) der Gerichtstag, zunächst der allgemeine, zugleich aber auch der
Tag des besondern Gerichts beim Tode; denn das Gericht beider Tage ist ganz gleich (Matth. 24. Note 55.).
(17) im Feuer der prüfenden Wahrheit des Richters, das zugleich ein Reinigungsfeuer ist (V. 15.);
denn das Feuer erprobt nicht nur, sondern reinigt auch das, was gereinigt werden kann. —
14. Wenn jemands Werk, welches er darauf gebaut hat, besteht, so wird er Lohn empfangen. (18) (18) zwar von dem prüfenden, aber nicht von dem Reinigungsfeuer berührt werden.
15. Brennt aber jemands Werk, so wird er Schaden leiden;(19) er selbst aber wird selig werden. jedoch so wie durch Feuer. (20) (19) durch dab Reinigungsfeuer


(20) Ein solcher Mensch, der mit befleckten Werken vor dem göttlichen Richter erscheint,wird,
nachdem er Schaden gelitten hat, d. h. gereinigt worden ist von seiner vergänglichen Eigenheit, die ewige
Seeligkeit im Himmel, in welchen nichts Beflecktes eingehen kann (Apoc. 21, 27.), erlangen, doch nur durch
eine Reinigung, die der Reinigung durch Feuer ähnlich ist. Es heißt wie durch Feuer, Weil die Reinigung
ein Feuer seyn kann, ohne deßhalb unser elementarisches Feuer zu seyn. — Bemerke also wohl: Das
Feuer, wovon der Apostel hier spricht, kann nicht seyn das Feuer der Trübsale auf der Welt; denn er
redet von einem Feuer. das am Gerichtstage. also nach dieser Zeit des Lebens brennt (V. 13.). Es kann
auch nicht bedeuten die bloße Prüfung des Richters; denn es prüfet nicht nur, sondern macht auch
brennen,so daß der Brennende leidet (V. 15.). Es kann eben so wenig das Feuer der Hölle sein denn der
in jenem Feuer Brennende wird, nachdem er Schaden gelitten, selig (V. 15.). Es kann einzig und allein
nur sein das Feuer nach dem Tode in Reinigungsorte, Fegefeuer genannt, welches noch in der Zeit zur
Läuterung der nicht ganz reinen, abgeschiedenen Seelen brennt, bis es mit dem allgemeinen Gerichte und
dem allgemeinen Weltbrande (2.Petr. 3, 10—13.) endigt. Wie nämlich der vollkonnnenen Befreiung der
Natur (Röm. 8, 19. ff.) die Reinigung durch irdiches Feuer vorhergeht (2. Petr. 3,10. ff.), so geht auch
der vollkommenen Erlösung und Beseligung der Begnadigten die Läuterung durch eine Art von Feuer nach
dem Tode, wenn sie nicht schon hienieden durch das Feuer der Trübsal, der Verleugnung und Abtödtung
gegangen waren, vorher. Dieses Feuer hört mit dem allgemeinen Gerichte auf, und brennt gleichsam in
dem allgemeinen Naturbrande aus, weil aus diesen die Verwandlung der Natur folgt (2. Petr. 3, 12. 13)
diese aber vollkommene gereinigte Menschheit voraussetzt (Röm. 8, 19.), und eine gereinigte Menschheit
keines reinigendes Feuers mehr bedarf. In Übereinstimmung hiemit erklören alle heiligen Väter die obige
Stelle, und wir haben sogar eine unfehlbare Erklärung derselben im gegebenen Sinne von dem Kirchenrathe
zu Florenz (letzte Sitzung).
16. Wisset ihr nicht, daß ihr ein Tempel Gottes seid, und der Geist Gottes in euch wohnet? (21) (21) vermöge der heiligen Taufe und Firmung
17. Wenn aber jemand den Tempel Gottes entheiligt, (22) so wird ihn Gott zu Grunde richten; denn der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr. Unt. 6, 19.
(22) durch Irreleiten in der Lehre und im Wandel, sowie durch Hingabe an die irrige Leitung.
18. Niemand täusche sich selbst! Wenn jemand unter euch sich weise zu seyn dünkt in dieser Welt, der werde ein Thor, auf daß er weises werde. (23) (23) niemand täusche sich in seiner Erkennntniß, in dem, was er für wahr hält. Hält sich jemand der seinen natürlichen
Einsichten und Neigungen folgt, für weise in dieser Welt, der entsage dieser Weisheit, und widme sich der
Kreuzes-Weisheit, welche vor der Welt Thorheit ist, so wird er in der That weise werden. —
19. Denn die Weisheit dieser Welt ist Thorheit bei Gott.(24) Denn es steht geschrieben: Ich will die Weisen fangen in ihrer Schlauheit. (25) (24) Der Mensch im natürlchen Zustande, die sich selbst überlassene Vernunft kannn die Wahrheit nicht finden,
sondern nur größern oder mindern Irrtum, der vor Gott Thorheit ist. S. ob. 1, 20.

(25) Ich will zeigen, dass die schlau ausgedachten Systeme der Weltweisen selbst es sind, welche sie des Irrtums
überweisen. So fügte es Gott, wie man aus der ganzen Geschichte der Weltweisheit ersehen kann. Jedes
System ist durch sich selbst gefallen und hat nur so lange bestanden, als sein fauler Fleck nicht bemerkt
ward. Die obigen worte stehen bei Job 5, 13. Soferne sie da von Eliphaz gegen Job gebraucht werden
sind sie irrig angewandt, denn Job war kein solcher Weiser; aber an und für sich sind sie wahr. Sieh
Einleitung zum Buche Job. ——
20. Und abermal: Der Herr kennt die Gedanken der Weisen, daß sie eitel sind. Ps. 93,11.
21. Darum rühme sich niemand der Menschen. (26) (26) Darum, weil das Reinmenschliche im Irrthum befangen ist, rühme
sich niemand, menschliche Lehrer zu haben, am allerwenigsten in den Wegen tes Heiler (s. oben, V.4.),
als käme die Weisheit von ihnen, und als wären sie eure Meister, denen ihr angehöret.
22. Denn alles ist euer: (27) sey es Paulus oder Apollo oder Cephas, (28) oder die Welt oder das Leben oder der Tod , oder Gegenwärtiges oder Zukünftiges; (29) denn alles ist euer. (30) (27) Ihr gehöret niemanden, vielmehr ist alles, was Gott angeordnet, verfügt oder zugelassen hat, bestimmt euch
zu dienen, euch zum Heile verhelfen -- unter einem Herrn und Meister, der selbst Gott angehört.

(28) seien es die von Gott angeordneten Lehrer

(29) sei es was immer dieser Welt, gegenwärtige und zukünftige Gegenstände, Ereignisse, Schicksale, Leben und Tod. —

(30)Alles darf nur Mittel, nicht der Zweck, selbst seyn, der Zweck, das Ziel ist, Christo anzugehören in einem heiligen Leben; alles andere
sollen wir nur als Mittel ansehen, uns dazu zu verhelfen, und nur insoferne sollen wir es gebrauchen
als es verhelfen kann. S. Ps. 8, 8. Philip. 1, 21. ———
23. Ihr aber seid Christi ; (31) Christus aber Gottes (32) (31) Ihr gehöret Christo an, als dem alleinigen
Meister und Heilande (Matth. 23, 8.).

(32) Christus gehört als Gottessohn Gott dem Vater selbst an
und seine Lehre ist eine göttliche. Christus führte alles, was er lehrte und that, aus seinen himmlischen
Vater zurück. S. Joan. 5, 19. ff. Paulus will damit noch sagen, daß auch wir in Christo Gott angehören; denn durch seine Erlösung sind wir Kinder Gottes, Glieder seines geheimnißvollen Leibes geworden
und gehören also ·in ihm Gott selbst an. S. ob. 1, 31. Unt.11,3.