Freitag, 6. September 2013

Vorbericht zu dem heiligen Evangelium Jesu Christi nach Marcus - Allioli-Bibel

Vorbericht
zu dem heiligen Evangelium Jesu Christi nach Marcus

Marcus, mit vollständigem Namen Joannes Marcus (Apostg. 12, 22.), war der Sohn einer gewissen Marta zu Jerusalem, in deren Hause die Apostel sich oft ver- sammelten, ein Verwandter des Barnabas. Der heilige Petrus scheint ihn im Christen- thume unterrichtet zu haben, denn er nennt ihn seinen Sohn (1. Petr. 5, 13.); später begleitete er den Paulus (Apostg. 12, 25. 13,5.). und Barnabas (Apostg.15, 35—39.) auf ihren apostolischen, Reisen, und bei Paulus hielt er sich auch auf während der zwei- maligen Gefangenschaft desselben zu Rom (Col. 4, 10. 2. Tim. 4, 11.). Hier scheint er wieder, mit Petrus, der mit Paulus zu gleicher Zelt in Rom war, in nähere Ver- bindung gekommen, und von demselben zur Abfassung des Evangeliums, welches wir unter seinem Namen haben, ermuntert worden zu seyn. Daß der
heilige Marcus unter Anleitung des Apostelfürsten arbeitete, ist Meinung des gesammten christlichen Alter- thums; denn er heißt allgemein nur der Ausleger des heiligen Petrus, der Mittheiler seines Evangeliums. Nicht so einig ist man über die Zeit, wann der heilige Marcus geschrieben hat; denn fast alle stimmen zwar dahin zusammen, daß er sein Evangelium nach dem des heiligen Matthäus geschrieben, aber in der näheren Bestimmung der Zeit darnach kommen sie nicht überein. Nach dem heiligen Clemens von Alexandrien (216 n. Chr.) schrieb er noch bei Lebzeiten des heiligen Apostels Petrus, nach dem heiligen Jrenäus (170 n. Chr.) erst nach dem Tode desselben im Jahre 66. Beide Meinungen dieser alten Lehrer lassen sich vereinigen, wenn man annimmt, Marcus habe noch bei Lebzeiten jenes Apostels das Evangelium unter seiner Leitung zur Ergän- zung einiger Geschichten des Matthäus verfaßt, nach seinem Tode aber erst dasselbe glelchsam als Denkmal für den Apostelfürsten herausgegeben. Als Ort der Abfassung nennen die meisten Rom, einige Alexandria, wo Marcus, von Petrus dahin gesandt, eine geraume Zeit geprediget haben soll. Die Sprache, in welcher der heilige Evangelist schrieb, war ohne Zweifel die griechische; denn diese war außer der Muttersprache die gangbarste im ganzen Morgen- und Abendlande, und selbst die Juden in Rom redeten mehr griechisch als lateinisch. Ueber die weiteren Lebensumstände des heiligen Mannes ist nichts näheres bekannt. Nach dem heiligen Hieronymus, Eusebius, so wie den griechischen und lateinischen Martyrer-Verzeichnissen starb er zu Alexandria den Martyrtod.


(aus der Heiligen Schrift aus der Vulgata mit Bezug auf den Grundtext neu übersetzt und mit kurzen Anmerkungen erläutert von Dr. Joseph Franz Allioli mit Approbation des apostolischen Stuhles Achte Auflage der Ausgabe mit zur Seite stehendem lateinischen Urtext der Vulgata. 2. Auflage. München und Landshut. Vogelsche Verlagsbuchhandlung 1854 )

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