Freitag, 6. September 2013

Vorbericht zu dem heiligen Evangelium Jesu Christi nach Lucas - Allioli Bibel

Vorbericht
zu dem heiligen Evangelium Jesu Christi nach Lucas

Lucas, eigentlich Lucanus, wie selbst einige Handschriften haben, war ein heidnischer Arzt (Col. 4, 14.) und aus Antiochien gebürtig, wie Hieronymus und Eusebius berichten. Paulus soll ihn zu Antiochien zum Christenthume bekehrt, und als Gefährten auf seine Reisen mit sich genommen haben. Soviel ist gewiß, daß er schon bei Paulus war, als dieser Apostel von Troas abschiffte; denn Lucas setzt sich, da er in seiner Apostelgeschichte (16, 8. 9. 10.) davon spricht, unter die Reisegefährten. Eine beinahe
allgemein im Alterthume angenommene Meinung ist, daß Lucas an der Seite des heiligen Paulus, unter äußerer Anleitung dieses Lehrers und innerer Erleuchtung des göttlichen Geistes, sein Evangelium geschrieben habe. Weniger übereinstimmend sprechen die alten Kirchenschriftsteller von der Zeit und dem Orte der Abfassung. Daß das Evangelium nicht vor dem Jahre 60 und nicht nach dem Jahre 70 verfaßt und ausgegeben wurde, kann man als gewiß annehmen; denn dahin stimmen die bewährtesten Zeugnisse zusammen. Was den Inhalt betrifft, so gibt Lucas mehreres, was in den zwei vorhergehenden Evangelien nicht aufgezeichnet wurde. Ihm verdanken wir die meisten Nachrichten von der jungfräulichen Mutter des Herrn, die Gleichnisse von dem barmherzigen Samaritan, von dem reichen Manne und armen Lazarus, vom verlorenen Sohne, vom betenden Pharisäer und Zöllner, und manches andere. Als Ort der Abfassung nennen einige Achaia in Griechenland, andere mit mehr Wahrscheinlichkeit Rom. Von den sonstigen Lebensumständen des heiligen Evangelisten ist wenig Sicheres bekannt. Nicephornus, der aus alter Ueberlieferung schöpfte, sagt bestimmt, daß Lucas auch ein Maler gewesen sei. Daß er ein sehr hohes Alter erreicht habe, erhellt aus allen Nachrichten, und einige alte Martyrer-Verzeichnisse melden, daß er den Glauben mit seinem Blute besiegelt habe.

(aus der Heiligen Schrift aus der Vulgata mit Bezug auf den Grundtext neu übersetzt und mit kurzen Anmerkungen erläutert von Dr. Joseph Franz Allioli mit Approbation des apostolischen Stuhles Achte Auflage der Ausgabe mit zur Seite stehendem lateinischen Urtext der Vulgata. 2. Auflage. München und Landshut. Vogelsche Verlagsbuchhandlung 1854 )

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