Sonntag, 1. September 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Zweiundzwanzigster Sonntag nach Pfingsten

Zweiundzwanzigster Sonntag nach Pfingsten

 (Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)


Erste Rede


"Um das bitte ich, daß ihr rein und ohne Tadel seid auf den Tag Christi." Philipp. 1, 10.

 Der Apostel ermahnt uns in diesem Briefe zu drei Stücken; zuerst zur Meidung des Bösen. "Daß ihr rein seid." Zweitens zu jeder Art von Liebe. "Erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit." Drittens zur rechten Absicht. "Zum Lobe und zur Ehre Gottes."

 In Bezug auf den ersten Punkt gibt er drei Ermahnungen; zuerst, daß wir nach der Reinigkeit des Herzens streben sollen. "Selig sind die, welche reinen Herzens sind, denn sie werden Gott anschauen. (Matth. 5.) Zweitens zur Meidung jeder Beleidigung des Nächsten. "Ohne Beleidigung," und (2. Cor. 6.) "Gebet Niemand eine Beleidigung." Drittens zur Ausdauer in beiden Stücken. "Auf den Tag Christi," d.h. bis zum Tode, denn dort endigt sich der Tag des Menschen und fängt der Tag Christi an. "Wer ausharrt bis zum Ende wird selig sein." (Matth. 10.) Dieß liegt im Worte - rein - d.h. ohne Werke der Gottlosigkeit in Bezug auf uns und in Bezug auf den Nächsten ohne Beleidigung, und dieser wird bis zum Tage Christi ausharren.

 In Bezug auf den zweiten Punkt gibt er gleichfalls drei Ermahnungen; zuerst in Bezug auf das rechte Verhältniß der Seele, was im Worte - Gerechtigkeit - liegt, wovon der heilige Anselm sagt: Die
Gerechtigkeit ist die Geradheit d.h. das rechte Verhalten des Willens in Bezug auf sich selbst. Zweitens, daß wir uns über das Gute freuen. Die Früchte des Geistes aber sind: Friede, Freude, Langmuth, Güte, Freundlichkeit, Sanftmuth, Glaube, Bescheidenheit, Enthaltsamkeit, Keuschheit. Drittens zur Vollkommenheit im Guten. "Erfüllt mit der Furcht der Gerechtigkeit durch Jesum Christum zur Ehre und zum Lobe Gottes." "Seid also vollkommen wie euer himmlischer Vater vollkommen ist. (Matth. 5.) In Bezug auf den dritten Punkt gibt er uns drei Ermahnungen; denn auf dreifache Weise müssen wir bei jeder Handlung das Auge unserer Absicht auf Gott richten. Zuerst, daß wir glauben, daß alle Güter von ihm als von der Quelle jeglichen Gutes durch Jesus Christus kommen, wie das Evangelium (Joh. 1.) sagt: "Und von seiner Fülle haben wir alle empfangen Gnade um Gnade, denn das Gesetz wurde durch Moses gegeben, Gnade und Wahrheit aber wurde uns durch Jesus Christus zu Theil," und Christus sagt (Joh. 15.): "Ohne mich könnet ihr nichts thun." Zweitens, daß wir Gott bei unserm Thun ehren und loben. "Lasset euer Licht leuchten, - sagt Christus (Matth. 5.) - vor den Menschen, daß sie euere guten Werke sehen und euern Vater preisen, der im Himmel ist." Drittens, daß wir die ewige Herrlichkeit als Lohn für unsere Werke wünschen. "Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde -  sagt Christus (Matth. 6.) - wo der Rost und die Motte sie zerstören, und die Diebe ausgraben und stehlen, sondern sammelt euch Schätze für den Himmel, wo sie weder die Motte noch der Rost zerstört noch die Diebe ausgraben und stehlen."

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