Freitag, 6. September 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Vierundzwanzigster Sonntag nach Pfingsten

Vierundzwanzigster Sonntag nach Pfingsten

 (Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)


Erste Rede

Wir danken Gott dem Vater, der uns würdig machte, am Erbe der Heiligen im Lichte Theil zu nehmen. Coloss. 1, 12.


 Der Apostel lehrt uns mit diesen Worten, daß wir Gott dem Vater für die drei großen Wohlthaten danken sollen, die er uns durch Jesus Christus gab. Die erste Wohlthat war unsere Rechtfertigung. "Theil zu nehmen am Erbe der Heiligen im Lichte." Die zweite ist die Befreiung von der Gewalt des Teufels. "Er befreite uns von der Macht der Finsterniß des Teufels." Die dritte ist die Erwerbung des ewigen Reiches. "Und der uns in das Reich des Sohnes seiner Liebe versetzt hat."

 In Bezug auf den ersten Punkt ist zu bemerken, daß das Erbe der Heiligen dreifach ist, welches Gott seinen Heiligen ertheilte. Das erste ist die ewige Auserwählung, wie der Apostel (Ephes. 1.) sagt: "In dem auch wir durch das Loos berufen sind, auserwählt nach seiner Vorherbestimmung, der Alles wirkt nach dem Rathe seines Willens, daß wir zum Lobe seiner Herrlichkeit seien, die wir ehedem auf Christus hofften." Das zweite ist ihre Rechtfertigung, wie die Schrift (Weis.h 5.) sagt: "Er wird ihm eine auserlesene Gabe schenken und sein Erbe in der Kirche Gottes, wird sehr ehrenvoll sein." Ebenso heißt es hier: "Der uns würdig machte am Erbe der Heiligen im Lichte Theil zu nehmen." Das dritte ist die ewige Herrlichkeit indem es heißt (Weish. 5.): "Sieh, wie sie unter die Söhne Gottes gerechnet sind und ihr Erbe unter den Heiligen ist."

 In Bezug auf den zweiten Punkt ist zu bemerken, daß uns Gott auf dreifache Weise von der Gewalt des Teufels befreite. Erstens, indem er uns von der Knechtschaft des Teufels befreite, wie der Apostel (Hebr. 12.) sagt: "Daß er durch den Tod den vernichtete, welcher die Herrschaft über den Tod hatte, nämlich den Teufel und die befreite, welche durch die Furcht des Todes ihr
ganzes Leben der Knechtschaft unterthan waren." Der Teufel ist der Fürst der Finsterniß. "Wir haben nicht zu kämpfen - sagt der Apostel (Ephes. 5.) -  gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Fürsten und Mächte, gegen die Beherrscher dieser Lüste." Zweitens, indem er die Finsterniß unserer Unwissenheit mit dem Lichte seiner Lehre erleuchtete. Der Prophet (Isaias. 9.) sagt: "Das Volk, welches in der Finsterniß wandelte, sah ein großes Licht; denen, die da im Todesschatten wohnten, ging das Licht auf." Ebenso, sagt von ihm der Apostel (1. Petr. 2.): "Welcher von der Finsterniß uns zu seinem wunderbaren Lichte rief ;die wir ehedem nicht sein Volk, jetzt aber Gottes Volk sind, die kein Erbarmen erlangten, jetzt aber Barmherzigkeit erlangt haben." Drittens, indem er die Finsterniß unserer Sünden mit dem Lichte der Tugenden verscheuchte. So sagt der Apostel (Ephes. 6.): "Ihr waret einst Finsterniß, jetzt aber Licht im Herrn; wandelt als Söhne des Lichtes."

 In Bezug auf den dritten Punkt ist zn bemerken, daß der Herr auf dreifache Weise zum Reiche des Himmels überführt. Zuerst überführt er sie von der Finsterniß der Verbannung zum Lichte der Anschauung seiner Klarheit. Es heißt (Sirach. 44.): "Henoch wurde in das Paradies übertragen." Nach dem lateinischen Wortlaute kann man Paradies als den Ort, welcher die Anschauung gewährt (parans visum), deuten. In der Anschauung besteht eben die Seligkeit der Heiligen und Engel. Und Christus (Joh. 17.) sagt: "Dieß ist das ewige Leben, daß sie dich, den alleinigen Gott, erkennen und den du gesandt hast, Jesus Christus. Zweitens überführt er sfie vom Tode zum ewigen Leben. "Wir wissen - sagt der heilige Johannes (1. Joh. 3.) - daß wir vom Tode zum Leben überführt sind, weil wir die Brüder lieben. Wer nicht liebt, bleibt im Tode." Drittens überführt er uns von der Welt der Gottlosigkeit zur Erbschaft des himmlischen Reiches, wie es hier heißt: "Und er führte sie in das Reich der Liebe seines Sohnes über."

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