Donnerstag, 5. September 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Fünfundzwanzigster Sonntag nach Pfingsten

Fünfundzwanzigster Sonntag nach Pfingsten

 (Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)


Erste Rede

"Sieh, es kommen die Tage, spricht der Herr, anl denen ich David, den gerechten Sprossen, erwecke, und er wird als König regieren und weise sein, und Recht und Gerechtigkeit auf der Erde üben." Jerem 3. 

In diesen Worten wird die Ankunft unseres Herrn Jesun Christi vorhergesagt, und es ist dreierlei zu bemerken.  Zuerst die Schicklichkeit der Ankunft. "Sieh, es kommen die Tage:" denn es war geziemend, daß der Ankunft des Herrn viele Tage vorangingen, in denen sich die Menschen zu seinem Empfange vorbereiteten. Zweitens die Würde des Kommenden. "Ich will David, den gerechten Sprößling, erwecken, und er wird als König regieren und weise sein." Drittens der Nutzen der Ankunft. "Er wird Recht und Gerechtigkeit auf der Erde machen."

 In Bezug auf den ersten Punkt ist zu bemerken, daß fünf geistige Tage der Ankunft Christi vorhergingen. Der erste war die ewige Vorherbestimmung des Vaters. "Sein Ausgang war vom Anfange von den Tagen der Ewigkeit" (Mich. 6.) Der zweite die Verheißung des Vaters, wie es im Lobgesange Zacharias (Luc. 1.) heißt:
"Der Eidschwur, den er Abraham, unserm Vater, schwor, daß er ihn geben werde." Der dritte seine Vorbildung im Gesetze wie Christus (Joh. 5.) spricht: "Durchforschet die Schrift, wei ihr darin das ewige Leben zu haben glaubt; sie ist es, welche von mir Zeugniß gibt. Denn wenn ihr Moses glaubtet, so würdet ihr auch mir glauben." Der vierte seine Vorherverkündigung von den Propheten. "Er suchte heim und bewirkte die Erlösung seines Volkes, wie er durch den Mund der Heiligen redete." Der fünfte die Menschwerdung Christi selbst (Joel. 3.) sagte: "An jenem Tage träufeln die Berge Süßigkeit herab und die Hügel uberfließen von Milch." Von diesen fiinf Tagen kann man die Worte (Judith 8.) verstehen: "In fünf Tagen möge der Herr auf sein Volk Israel herabsehen."

 In Bezug auf den zweiten Punkt ist zu bemerken, daß der Prophet fünf Eigenschaften in Bezug auf die Würde Christi berührt. Zuerst empfiehlt er ihn rücksichtlich der Schönheit, zweitens rücksichtlich seiner Macht. Beides liegt im Worte David, das sehenswürdig und tapfer heißt. Christus aber war ansehenswerth wegen seiner bewunderungswürdigen Schönheit, indem der Psalmist (44.) von ihm sagt: "Er ist an Gestalt schön vor den Menschenkindern," l und wovon Petrus (1. Petr. 1.) sagt: "Auf den die Engel hinzusehen gelüsten." Aber auch tapfer war Christus wegen seiner bewunderungswürdigen Stärke. Der heilige Augustin sagt: "Wehrlos und an das Kreuz angeschlagen besiegte er die Mächte der Lüfte." Job (9.) sagt: "Wenn man nach der Stärke fragt, so ist er der stärkste." Drittens empfiehlt er ihn in Bezug auf die angeborne Heiligkeit, wei er allein ohne Sünde war, wie der Engel zu Maria sprach (Luc. 1.): "Das Heilige was aus dir geboren wird wird der Sohn Gottes heißen." Viertens in Bezug auf die königliche Würde. "Er wird als König regieren." Die Offenbarung (5.) nennt ihn: "König der Könige, Herr der Herrscher." Fünftens in Bezug auf die Klarheit der Weisheit. "Und er wird weise sein." Und der Apostel (Coloss. 2.) sagt von ihm: "In dem alle Schätze der Weisheit und Wissenschaft verborgen sind."

In Bezug auf den dritten Punkt ist zu bemerken, daß Christus in die Welt kommt, um uns zu richten und zu belohnen, wie es hier heißt: Er wird Recht und Gerechtigkeit auf der Erde machen. Recht. indem er die Ungläubigen verwirft, d. h. verdammt; Gerechtigkeit, indem er die Gläubigen rechtfertigt und errettet. Darum sagt Christus (Joh. 3.): "Wer nicht glaubt ist schon gerichtet, weil er nicht im Namen des eingebornen Sohnes Gottes glaubt," und wiederum: "So sehr liebte Gott die Welt, daß er seinen eingebornen Sohn dahingab, daß Jeder der an ihn glaubt nicht verloren gehe, sondern das ewige Leben habe. Denn Gott schickte seinen Sohn nicht in die Welt, um die Welt zu richten, sondern, daß die Welt durch ihn gerettet werde; wer an ihn nicht glaubt, ist schon gerichtet." Wir müssen also an ihn durch den Glauben halten, daß er uns zur Seligkeit führt. "Wer glaubt und getauft ist, wird selig werden; wer aber nicht glaubt wird verdammt werden." Von dieser Verdammung möge uns der Herr befreien.

 Amen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen