Sonntag, 1. September 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Einundzwanzigster Sonntag nach Pfingsten

Einundzwanzigster Sonntag nach Pfingsten

 (Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)


Erste Rede

 


"Ergreifet die Waffenrüstunng Gottes, daß ihr am schlimmen Tage widerstehen und in Allem vollkommen sein könnet." Ephes. 6. 13.


 Diese Worte des Apostels enthalten dreierlei. Zuerst ermahnt uns der Apostel. daß wir uns mit geistigen Waffen rüsten sollen; sodann gibt er im zweiten und dritten Punkte den Grund davon an, wenn er sagt: "daß ihr am schlimmen Tage widerstehen und in Allem vollkommen sein könnet."

 In Bezug auf den ersten Punkt ist zu bemerken, daß wir fünf Waffen ergreifen müffen, wovon der Apostel in diesem Briefe redet. Zuerst müssen wir ergreifen den Gürtel des guten Gewissens. "Stehet denn eure Lenden umgürtet mit Wahrheit." (Iob. 40.) sagt: "Umgürte wie ein Mann deine Lenden." Zweitens müssen wir anziehen den Panzer der Gerechtigkeit. "Angethan mit dem Panzer der Gerechtigkeit." (Isaias 59.) sagt: "Er kleidete sich mit Gerechtigkeit wie mit einem Panzer." Drittens
müssen wir den Schild des Glaubens ergreifen, wie der Psalmist (90.) sagt: "Mit einem Schilde wird dich seine Wahrheit umgeben; du wirst in nächtlicher Furcht nicht beben." Und der Apostel Petrus (2. B. 5.) spricht: "Euer Widersacher der Teufel gehet wie ein brüllender Löwe umher, suchend wen er verschlinge. Widerstehet ihm tapfer im Glauben." Viertens sollen wir anziehen den Helm der Hoffnung. "Nehmet den Helm des Heiles." Ebenso sagt der Apostel (1. Theff. 5.): "Wir sollen nüchtern sein, angethan mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helme der Hoffnung des Heiles; denn Gott hat uns nicht zum Zorne bestimmt, sondern zur Erlangung der Seligkeit durch unsern Herrn Jesum Christum, der für uns gestorben ist." Fünftens das Schwert des Wortes Gottes. "Nehmet das Schwert des Geistes, welches das Wort Gottes ist." und wiederum (Hebr. 4.) "Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und eindringlicher als jedes zweischneidige Schwert."

 In Bezug auf den zweiten Punkt ist zu bemerken, daß der bösen Tage fünf sind, vor welchen uns jeneWaffen vertheidigen. Der erste böse Tag in die Gottlosigkeit, wie die Schrift (Pred. 7.) sagt: "Am guten Tage freue dich des Guten und bereite dich auf den schlimmen vor; denn wie diesen also hat Gott auch jenen gemacht, damit der Mensch keine gerechte Ursache fände über ihn zu klagen." Der zweite ist das zeitliche Glück wie der Prophet (Jerem 17.) sagt: "Ich ward nicht verlegen, dir,  meinem Hirten zufolgen, und verlangte nicht nach Tagen, wie die Menschen sie lieben, du weißt es; was von meinen Lippen kam, war in deinen Augen recht." Und der Psalmist (48.) sagt: "Am bösen Tage wird ihn der Herr befreien." Der dritte ist zeitliches Unglück, wie es heißt (Matth. 6): "Es genügt dem Tage seine Bosheit." Der vierte ist die teuflische Versuchung, wie der Psalmist (48.) sagt: "Warum soll ich mich am bösen Tage, d.h. am Tage der Versuchung fürchten?" Der fünfte ist der Gerichtstag. Amos (6.) spricht: "Die ihr auf den bösen Tag abgesondert seid, und dem Boden der Gottlosigkeit nahet." Dieser Tag wird aber für die Böfen aus elf Gründen böse sein, wovon Sophonias (1.) spricht. "Nahe ist der Tag des Herrn, der große, nahe ist er, und er eilet gar sehr; bitter ist das Geschrei am Tage des Herrn, da wird geängstiget der Held. ein Tag des Zornes in jener Tag, ein Tag der Drangsal und Angst, ein Tag des Jammers und Elendes, ein Tag der Finsterniß und Dunkelheit, ein Tag des Gewölkes und Wetters, ein Tag der Posaune der wider die festen Städte tönet und wider die hohen Türme, und ich ängstige die Menschen, daß sie gleich Blinden umherwandeln; denn wider den Herrn sündigten sie; ihr Blut wird ausgeschüttet werden wie Sand, ihre Leiber wie Koth."

 In Bezug auf den dritten Punkt ist zu bemerken, daß wir in drei Dingen vollkommen sein müssen. Zuerst in der Reinheit des Herzens und des Leibes, indem der Apostel (2. Cor. 7.) sagt: "Indem wir solche Verheißungen haben, Theuerste, wollen wir uns von jeder Makel des Fleisches und des Geistes reinigen und die Heiligung in der Furcht Gottes vollbringen." Zweitens in der Beobachtung der Gebote Gottes. Jacobus (2.) spricht: "Wenn ihr doch das königliche Gesetz der Schrift vollbringet: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, so thuet ihr wohl: wenn ihr aber auf die Personen sehet, thuet ihr Sünde, vom Gesetze als Uebertreter überwiesen. Wer jedoch das ganze Gesetz hält, aber in einem fehlt, ist an allem schuldig. Denn der da sagte: Begehe keinen Ehebruch, sagte auch tödte nicht; wenn du also nicht ehebrechest aber tödtest, so hast du das Gesetz iibertreten." Drittens im rechten Gebrauche der Zunge. Der heilige Jacobus (3.) sagt: "Wer in dem Worte nicht sündigt, dieser ist ein vollkommener Mann." Viertens in der Liebe Gottes und des Nächsten. Der heilige Johannes (1. Joh. 1.) sagt: "Die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus," und der Heiland spricht (Matth. 5.): "Ich aber sage euch, liebet euere Feinde, thuet Gutes denen, die euch hassen und betet für euere Verfolger und Verleumder, daß ihr Söhne eueres Vaters seid, der im Himmel ist. Seid also vollkommen wie euer Vater vollkommen ist." Fünftens im Lobe Gottes und in der Danksagung, wie der Psalmist (8.) sagt: "Aus dem Munde der Kinder und Säuglinge hast du dir Lob bereitet." Zu diesem Lobe möge uns der führen, der in alle Ewigkeit hochgelobt sei.

Amen

2. Rede

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