Auf das Fest der heiligen Cäcilia
(Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)
Eine fleißige Frau ist für ihren Mann eine Krone. Sprüchw. 12, 4.
Diese Worte kann man auf die heilige Cäcilia anwenden, und es werden von ihr drei Dinge bemerkt. Zuerst wird ihre Natur, zweitens ihre Tugend, drittens der Lohn der Jungfrauschaft ausgedrückt. In Bezug auf den ersten Punkt war die heilige Cäcilia ein schönes, wohlgefälliges und herrliches Weib. Sie war schön aus drei Gründen; zuerft wegen des Glanzes der Jungfrauschaft, zweitens wegen der Röthe des Martyrtodes, drittens wegen der Zierde des Leibes. Denn sie war eine Jungfrau, eine Martyrin und schön. Das hohe Lied (1.) sagt: "Sieh, du bist ganz schön, meine Freundin." Sie war wohlgefällig: zuerst Gott durch die Demuth, sodann den Engeln durch die Reinigkeit, und drittens den Menschen durch die Freundlichkeit. Es heißt (l. Petr. 1.): "Den Demüthigen gibt er seine Gnade." Herrlich war sie aus drei Gründen: in der Erkenntniß durch das Gold der Predigt, in dem Begehrungsvermögen wegen des Goldes des Martyrtodes, im Gefühlsvermögen wegen des Goldes der Jungfrauschaft. Denn sie war eine Predigerin, Martyrin und Jungfrau. Dieß sagt die Lebensgeschichte.
In Bezug auf den zweiten Punkt war sie fleißig in fünf Stücken. Zuerst in der Abtödtung des Fleisches; zweitens in der Liebe Gottes; drittens im eifrigen Gebete; viertens in der Almosenspendung; fünftens in der Bekehrung Anderer. Hinsichtlich des ersten heißt es: Cäcilia bezähmte ihr Fleisch durch den Bußgürtel; hinsichtlich des zweiten: Bei dem Schalle der Musik sang Cäcilia nur Gott; hinsichtlich des dritten: "Weder Tag noch Nacht ließ sie von der Rede mit Gott und dem Gebete ab;" vom vierten spricht die Legende; hinsichtlich des fünften erhellt es aus der Bekehrung des Mannes. Daraus folgt: Sie ist für ihren Mann eine Krone im ewigen Leben. Sie war dieß im moralischen Sinne.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen