Donnerstag, 26. September 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Auf das heilige Pfingstfest


 Auf das heilige Pfingstfest

 

 (Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)


 Der Tröster, der heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, wird euch selbst Alles lehren und euch Alles vorstellen. Joh. 14, 26.

 Diese Worte enthalten von der Sendung des heiligen Geistes drei Dinge; zuerst die Macht der ihn Sendenden. "Den der Vater in meinem Namen senden wird." Zweitens die Güte des Gesendeten. "Tröster." Drittens der Nutzen der Sendung. "Er wird euch Alles lehren und vorstellen." In Bezug auf den ersten Punkt wird gezeigt, daß die Sendenden der Vater und der Sohn sind, denn sie hauchen den heiligen Geist und der heilige Geist geht zugleich vom Vater und Sohne aus. Christuts sagt (Joh. 15.): "Wenn aber der Tröster kommen wird, den ich euch vom Vater senden werde, den Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, so wird er von mir Zeugniß ablegen." Hier erscheint die ganze heilige Dreieinigkeit: der Vater, welcher sendet, der Sohn, durch den er gesendet wird, und der heilige Geist, welcher geschickt wird.


 Die Güte des Gesendeten ist in dem Worte Paraclet, d.h. Tröster oder Fürsprecher, angedeutet, weil dieß die zwei vorzüglichsten Eigenschaften der Güte sind und diese dem heiligen Geiste beigelegt wird. Darum heißt er selbst Tröster in der Trübsal und Fürsprecher im Wohlthun. Letzteres weil das Gesetz der göttlichen Güte, das der heilige Geist uns eindrückte, die Ursache ist, aus der uns die göttlichen Wohlthaten zufließen. Es fließen uns aber drei Wohlthaten zu; zuerst die der Natur. "Sende deinen Geist - sagt der Psalmist (103.) - und sie werden geschaffen," wodurch angedeutet ist, daß vom heiligen Geiste die Wohlthaten der Natur herrühren. Zweitens, die der Gnade, wie der Apostel (Röm. 5.) sagt: "Die Liebe Gottes ist in unsern Herzen ausgegossen durch den heiligen Geist, der uns gegeben ist." Drittens die Wohlthaten der Verherrlichung, wie der Aposlel (Ebend. 14.) sagt: "Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern die Freude im heiligen Geiste."

 Er ist also unser Fürsprecher in Bezug auf die Wohlthaten, aber unser Tröfter in der Trübsal auf dreifache Weise Zuerst indem er uns himmlischen Trost in untern Betrübnissen spendet, nach dem Apostel (Tim. 1.): "In vieler Betrübniß mit der Freude des heiligen Geistes." Zweitens indem er die Gnadengaben in den Betrübnissen vermehrt, wie der Apostel (Röm. 5.) sagte: "Wir rühmen uns in unfern Trübsalen wohl wissend, daß die Betrübniß Geduld erwirkt,"  und der Psalmist (4.): "In der Betrübniß hast du mich erweitert". Drittens, indem er zeigt wie groß die Freuden sind, welche dafür ertheilt werden. Der Apostel (Röm. 8.) sagt: "Die Leiden dieser Welt kommen in keinen Vergleich mit der künftigen Herrlichkeit."

Drittens wird er uns lehren. "Er wird euch Alles lehren und vorstellen." Zweifach ist der Nutzen der Sendung; der erste, daß er das Gute lehrt; der zweite daß er zum Guten bewegt, daß wir alsfo das Gute erkennen und thun. In Bezug auf den ersten Punkt sind fünf Wissenschaften zum Heile nothwendig. Zuerst Gott zu fürchten, zweitens vom Bösen abzustehen; drittens das Gute zu thun; viertens das Böse zu ertragen; fünftens darin auszuharren. Dieß ist die Wissenschaft der Heiligen. Hinsichtlich der ersten zwei Punkte heißt es (Job 28.): "Sieh die Furcht des Herrn ist selbst die Weisheit, und das Böse zu verlassen die Wissenschaft." Von den andern dreien spricht der heilige Augustin. Die Wissenschaft der Heiligen ist wohl zu thun, das Böse zu ertragen und darin auszuharren. Hinsichtlich des zweiten Punktes, ermahnt er zum Guten und stellt es auf dreifache Weise vor. Zuerst indem er gleichsam dazu antreibt. Es heißt (Isai. 30.): "Sein Geist ist wie ein überströmender Bach," und (II. Cor. 5.): "Die Liebe Gottes drängt uns." Zweitens indem er dazu anlockt, wie es heißt (Weish. 12.): "O wie gut und süß ist, o Herr dein Geist in Allem." Drittens, indem er sich selbst als Unterpfand zur Gewißheit des Lohnes hingibt, wie der Apostel (II. Cor. 1.) sagt: "Der das Unterpfand des Geistes in unsere Herzen gab," welches selbst der Sache gleichkommt, so daß den, welcher das Unterpfand hat, gewiß ist, daß er zur himmlischen Erbdchaft kommen werde.

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