Dienstag, 24. September 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Auf das Fest des heiligen Martin

Auf das Fest des heiligen Martin

 (Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)


 Ich zerriß mein Kleid, schnitt die Haare und den Bart ab und saß trauernd da. Ester 5, 1.

 Die Worte können auf den heiligen Martin angewendet werden, und es werden drei Dinge angegeben, die er in einem dreifachen Stande vollbrachte, im Stande eines Soldaten, eines Mönches und eines Bischofes; denn er war Soldat, Mönch und Bischof. Als Soldat zerschnitt er das Kleid buchstäblich und gab einen Theil dem nackten Armen. "Wenn du einen Armen siehst, so bedecke ihn," sagt Isaias (4.) Als Mönch schnitt er sich die Haare, d.h. er verließ das Zeitliche, was unter den Haaren verstanden wird. Als Bischof war er traurig, weil es Pflicht des Bischofes ist, die Sünden der Untergebenen zu beweinen. Jeremias (11.) sagt: "Wer gibt meinem Haunpte Wasser?" Im moralischen Sinne versteht man unter diesen Worten die drei dem Büßer nothwendigen Stücke, nämlich die Reue, das Bekenntniß und die Abtödtung des Fleisches. Die Reue ist ein Schmerz über die Sünden. (Ps. 6.) "Ich bade jede Nacht mein Bett mit meinen Thränen, benetze ich mein Lager." Dieß drückt das Wort traurig aus. "Ich schnitt meine Haare und meinen Bart ab,"  heißt die Sünden der Seele und des Leibes, welche man durch das Meccer der Beichte wegschneiden
muß. "Nimm dir ein scharfes Messer das die Haare wegnimmt," heißt es (Ezech. 5.). Die Abtödtung des Fleisches gehört zur Genugthung und sie ist in den Worten ausgedrückt: "Ich zerschnitt meinen Mantel." Unter dem Mantel versteht man den Leib. "Sie nahmen mir meinen Mantel," heißt es im hohen Liede (5.).

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