Mittwoch, 25. September 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Auf das Fest des Evangelisten Lucas

Auf das Fest des Evangelisten Lucas

 (Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)



Sieh, ich sende euch wie Schafe unter die Wölfe Luc. 10, 3.

 Diese Worte enthalten drei Dinge. Zuerst wird den Heiligen Vertrauen eingeflößt, zweitens ihre Unschuld angegeben und drittens die Gottlosigkeit der Bösen erwähnt. Hinsichtlich des ersten Punktes heißt es: Ich sende euch, ich, der ich gut bin, um euch vertheidigen zu wollen; ich der ich weise bin, um euch zu beschützen zu wissen; ich der ich allmächtig bin, und euch befreien kann. Da ich also so gut, so weise und so mächtig bin, und euch sende, so müßt ihr in Allem vertrauen. Darum heißt es (Joh. 10.): "Ich bin der gute Hirt, der gute Hirt aber läßt sein Leben für seine Schafe," nämlich in der Vertheidigung. Und (Joh. 18.): "Da ich bei ihnen war, bewahrte ich sie;" und (Isai. 40.): "In seinem Arme hält er seine Lämmer," d. h. in seiner Macht vertheidigt er sie. Unter dem Arme versteht man die Stärke.


Der zweite Punkt liegt in den Worten: Wie Schafe. Die Schafe heißen aus drei Gründen heilig, zuerst wegen der Unschuld, zweitens wegen der Einfalt, drittens wegen der Sanftmuth. So sfind die Heiligen unschuldig, indem sie keine Sünde begehen, sie sind einfältig, indem sie ihren Willen Gott unterwerfen, sanftmüthig indem sie das erlittene Böse ohne Bitterkeit des Herzens aushalten. Die Schrift sagt hinsichtlich des ersten (II. Cor. 6.): "Gebet Niemanden eine Beleidigung," und (II. Petr. 3.): "Bemühet euch unbefleckt gefunden zu werden;" hinsichtltch des zweiten (Matth. 10.): "Seid einfältig wie die Tauben;" hinsichtlich des dritten (Jerem. 1.): "Ich bin wie ein sanftes Lamm, das zum Schlachten geführt wird."

Der dritte Punkt liegt in den Worten: "Unter die Wölfe." Die Bösen heißen Wölfe aus drei Ursachen. Zuerst wegen der Gottlosigkeit, zweitens wegen des Neides, drittens wegen der Wuth. Der Wolf ist ein reißendes Thier, darum bedeutet er bei den Böfen die Bosheit, zu schaden. Er hat einen wilden Blick und nimmt darum dem Menschen die Sprache, wenn er ihn zuerst sieht, und so bedeutet er den Neid.(Invidia, Nichtsehen - non videns)  Er isft ein grausames Thier und bedeutet so die Wuth der Bösen. Die Schrift sagt hinsichtlich des ersten (Jerem. 5.): "Der Wolf verwüstete sie am Abend;" hinsichtlich des zweiten (Gen. 27.): "Ein wildes Thier (d. h. der Neid) hat meinen Sohn Joseph verschlungen;" hinsichtlich des dritten (Sophon. 3.): "Ihre Richter sind wie Wölfe des Abends, die nichts für den Morgen übrig lassen."

 Dieser glückselige Heilige wurde wie ein unschuldiges und mitten unter den Gottlosen sanftes Lamm unter dem Schutze der göttlichen Macht, Weisheit und Güte gleichsam zum Schafstalle des ewigen Lebens geführt. Dazu möge uns der Herr führen.
 Amen.

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