Mittwoch, 25. September 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Auf das Fest der Apostel Simon und Judas

Auf das Fest der Apostel Simon und Judas

 (Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)


 Ihr seid nicht von dieser Welt, aber ich erwähle euch von der Welt, darum haßt euch die Welt. Joh. 15, 19.

 Diese Worte enthalten drei Punkte, zuerst die Würde der Heiligen, zweitens die Güte Christi, drittens die Bosheit der Welt. Das erste sagen die Worte: Ihr seid nicht von dieser Welt. Es ist eine große Würde der Heiligen, daß sie nicht Bürger dieser argen Welt, sondern Bürger des Himmels sind. Der Apostel sagt (Eph. 2.): "Ihr seid Mitbürger der Heiligen."


 Die Heiligen aber sind aus drei Gründen nicht von dieser Welt. Zuerst, weil sie die Welt und Alles was darin ist verachten; zweitens weil die Welt sie verfolgt; drittens weil sie nicht nach den Sitten der Welt leben. Die Schrift sagt hinsichtlich des ersten Punktes (Matth. 11.): "Sieh, wir haben Alles verlassen," und (Joh. 2.): "Liebet die Welt nicht:" und der Apostel sagt (Phil. 4.): "Ich hielt Alles für Koth." Hinsichtlich des zweiten (Joh. 15.): "Wenn ihr von der Welt wäret, so würde die Welt das Ihrige lieben, weil ihr aber von der Welt nicht seid, so haßt euch die Welt." Ebenso leben sie nicht nach der Welt. Denn Sache der Welt ist es sich zu freuen an Schätzen Überfluß zu haben, aber Sache der Heiligen ist zu trauern, zu weinen und in
Angst zu sein. Christus sagt daher (Joh. 16.): "Die Welt wird sich freuen, ihr aber werdet trauern;" und der Apostel (Eph. 4.): "unser Wandel ist im Himmel;" also nicht in der Welt.

 Die Güte Christi liegt in den Worten: Ich erwähle euch von der Welt, und wiederum: Nicht ihr erwähltet mich, sondern ich erwählte euch. Der Herr erwählte aber die Heiligen aus der Welt aus drei Gründen. Zuerst wegen ihrer Gottlosigkeit, zweitens wegen der vielen Strafen in derselben, drittens wegen der Hinfälligkeit. Die Schrift sfagt hinsichtlich des ersten Punktes (l. Joh. 5.): "Die ganze Welt liegt im Argen;" hinsichtlich des zweiten sagt Gregorius: "Man muß diese Welt verachten, selbst wenn sie durch Glück der Seele schmeichelt; da sie uns aber durch Unglück drückt, was ruft sie Anderes, als daß man sie verachte?" Hinsichtlich des dritten (l. Joh. 2.): "Und die Welt geht vorüber und ihre Begierlichkeit."

 Die Gottlosigkeit der Welt liegt in den Worten: Darum haßt euch die Welt. Die Bösartigkeit der Welt offenbart sich in drei Dingen; zuerft weil die Heiligen die Welt erleuchten; zweitens weil sie durch sie von den Gefahren befreit, und drittens weil sie von ihnen erlöst wird. Hinsichtlich des ersten Punktes heißt es (Matth. 5.): "Ihr seid das Licht der Welt," und (Phil. 3.): "Ihr seid die Zeugen des Lichtes in der Welt." Hinsichtlich des zweiten (Gen. 19.): "Wenn ich dort Gerechte finde, will ich es verschonen;" daraus folgt, daß die Heiligen die Ursache sind warum die Welt nicht zu Grunde geht. Ebenso wird die Welt von den Heiligen erlöst und darum heißt es von einem (Gen. 41.): "Er nannte sfeinen Namen Erlöfer der Welt," und Isaias (19.) spricht: "Er wird ihnen einen Erlöser senden."

 Auf diese Heiligen passen diese Worte vollkommen. Sie waren nicht von der Welt, sondern von Gott auserwählt; darum haßte und tödtete sie die Welt. Deßwegen aber gelangten wie zum ewigen Leben, wozu uns der Herr führen wolle. Amen.

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