Donnerstag, 26. September 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Auf das Fest des heiligen Johannes des Täufers

 Auf das Fest des heiligen Johannes des Täufers

 

 (Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)

 Der Gerechte wurde von der Angst befreit. Sprüche 11, 8.

 Gerecht heißt der heilige Johannes der Täufer aus drei Gründen; zuerst wegen des Besitzes aller Tugenden; zweitens wegen der Abtödtung des Fleisches; drittens wegen der freimüthigen Zurechtweisung wegen des Bösen. In dieser dreifachen Beziehung ist er gerecht; denn hinsichtlich des ersten heißt es von ihm (Luc. 1.): "Noch im Mutterleibe wird er vom heiligen Geiste erfüllt werden." Hinsichtlich des zweiten (Matth. 1.): "Er hatte kamelhärene Kleider." Hinsichtlich des dritten (Matth. 3.): "Ihr Natterngezücht, wer zeigte euch, dem künftigen Zorne zu entfliehen?" Und (Marc. 6.) Johannes sprach zu Herodes: "Es ist dir nicht erlaubt das Weib deines Bruders zu haben."


 Er wurde befreit von einer dreifachen Angst, nämlich von der des Gefängnisses, des Leibes und der Welt. Hinsichtlich des ersten heißt es (Ebend.): "Er enthauptete ihn im Kerker, und brachte sein Haupt auf einer Schüssel und gab es dem Mädchen und das Mädchen seiner Mutter." Hinsichtlich des zweiten (Ps. 141.): "Befreie vom Gefängnisse meine Seele." Auch die Worte des Apostels (Röm. 7.) kann man dem heiligen Johannes in den Mund legen: "O ich unglückseliger Mensch, wer wird mich von diesem sterblichen  
Leibe befreien?" Hinsichtlich des dritten heißt es (1.  Joh. 5.): "Die ganze Welt liegt im Argen." Und Christus sagt (Joh. 15.): "In der Welt werdet ihr Angst haben;" und (Ps. 136.) heißt es: "Wir saßen an den Flüffen Jerufalems und weinten."

 Gottlos war Herodes bei seiner Enthauptung aus drei Gründen; zuerst, weil er einen Unschuldigen und Heiligen verdammte; "denn er wußte, sagt das Evangelium (Marc. 6.) daß er ein gerechter und heiliger Mann sei, und hielt ihn gefangen, that Vieles, nachdem er ihn gehört hatte, und hörte ihn gerne an." Zweitens weil er den, welcher um sein Heil besorgt war, enthauptete. Drittens, weil er das Haupt des Propheten Gottes für einen Tanz hingab. Es heißt ja (Ebend.): "Und als die Tochter der Herodias eingetreten war, getanzt und dem Herodes gefallen hatte, sprach der König zugleich vor den Gästen zum Mädchen: Begehre von mir was du willst, und ich werde es dir geben."

 Es wurde aber Herodes in eine dreifache Angst für den heiligen Johannes übergeben: in den Verlust des Reiches, der Einkerkerung und der ewigen Verdammung. Denn es berichtet Josephus, daß ihn bald nach der Enthauptung des heiligen Johannes, ein Heer des Königs Archilaus des Reiches beraubte, und ihn gefangen hielt. Hernach verurtheilte ihn Gott zu den ewigen Strafen. Darum ist es ein Uebel, gottlos zu sein, und ein Vortheil, gerecht zu sein wie die Schrift sagt (Sprüchw. 16.): "Der Herr hat Alles um seiner selbft willen gemacht, auch den Gottlosen für den bösen Tag;" und (Sprüchw. 10.): "Die Gerechtigkeit aber befreit vom Tode ."

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