Donnerstag, 26. September 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Auf das Fest des heiligen Apostel Matthäus

 Auf das Fest des heiligen Apostel Matthäus

 

 (Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)

 


 Jesus sah einen Menschen im Zollhause sitzen, mit Namen Matthäus. Matth. 9, 9.

 In diesem Evangelium werden drei Dinge bemerkt, zuerst die große Güte unsers Herrn Jesu Christi, zweitens die Heiligkeit des heiligen Matthäus, drittens die große Blindheit der Pharisäer.

 Die große Güte Gottes zeigt sich in fünf Stücken, zuerst in der Heiligung des Matthäus, zweitens in seiner Berufung zum Apostelamte, drittens, daß er freundlich mit ihm und den andern Zöllnern speiste, viertens in der Beschämung der sündhaften Pharisäer, fünftens in der Empfehlung seiner Barmherzigkeit. Denn es war eine große Güte, daß er einen so großen Sünder rechtfertigte, oder heiligte, daß er ihn zum Apostel berief, daß er mit ihm gemeinsam aß, daß er die Pharisäer, die sich darüber ärgerten, beschämte und, daß er die Erbarmung Gottes so sehr zeigte. Das Erste ist in den Worten enthalten: Er sah.
Gott sah ihn mit dem geistigen Auge, indem er ihm die Gnade einflößte. Sirach (11.) sagt: "Ein Anderer ist schwach, der Hilfe bedürftig, arm an Kraft, und reich an Armuth; aber das Auge Gottes schaut gütig auf ihn herab und richtet ihn auf von seiner Niedrigkeit, und erhebt sein Haupt, so daß sich Viele über ihn verwundern, und Gott preisen." Dieß kann man sehr gut auf den heiligen Matthäus anwenden. Das Zweite sagen die Worte: und er rief ihn. Der Prophet (Isai. 41.) sagt: "Ich rief dich und du erkanntest es nicht," d.h. weil du ein großer Sünder warst, und ich machte dich zum Apostel. Das Dritte sagen diese: "Und es geschah, als er bei ihm zu Tische saß, daß viele Zöllner und Sünder kamen und mit Iesus und seinen Jüngern zu Tische saßen. Und da dieß die Pharisäer sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: Warum ißt euer Meister mit den Zöllnern und den Sündern?" Das Vierte sagen seine Worte: "Die Gesunden bedürfen keines Arztes, wohl aber die Kranken," als wollte er sagen Ihr bedürfet mich nicht, weil ihr euch für gesund haltet. Das Fünfte endlich diese: "Gehet hin und lernet, was es heiße: Erbarmung will ich und kein Opfer."

 Auch die Heiligkeit des Matthäus zeigt sich in fünf Stücken. Zuerst in dem Verlassen von Allem, zweitens im schnellen Gehorsame, drittens in der Nachahme Christi, viertens in der Ausübung der Gastfreundschaft, fünftens in der Offenbarung aller seiner Sünden. Hinsichtlich des ersten heißt es( Luc. 5.): "Und er verließ." Alles Hinsichtlich des zweiten: "Er stand auf;" denn sogleich gehorchte er dem Befehle des Herrn, wie der Psalmist (17.) sagt: "Wie er es hörte, gehorchte er mir." Hinsichtlich des dritten: "Und folgte ihm," indem er ihm nachahmte, wie der Apostel (Eph. 5.) ermahnt: "Seid Nachahmer Gottes." Dieß ist das Gute des Menschen, sagt der heilige Augustin, daß er Christo nachahme, daß er fliehe, was er selbst haßt, und wähle was er will. Hinsichtlich des vierten: "Er gab ihm eine große Mahlzeit." Der Apostel (Hebr. 11.) sagt: "Vergesset die Gastfreundschaft nicht; denn dadurch gefielen Einige Gott, indem sie Engel aufnahmen;" um wie viel mehr, wenn sie den Herrn selbst aufnahmen. Hinfichtlich des fünften: "Ein Zöllner, Matthäus mit Namen." Denn obwohl er einen doppelten Namen hatte, wollte er sich doch lieber sfo nennen,
weil er so mehr bekannt war, damit seine Sünde um so mehr erkannt würde. Die andern Evangelisten nannten ihn mit seinem Namen.

 Die Blindheit der Pharisäer wird in fünf Dingen bemerkt. Zuerst weil sie ihre schweren Sünden nicht sahen, zweitens, weil sie die minder schweren Sünden der Andern richteten. Denn sie hatten in ihrem Herzen den Stolz, die größte Sünde, und verachteten die geringern, wie den Neid, die Habsucht oder die Ueppigkeit. "Heuchler, sprach Christus (Matth. 7.) ziehe zuerst den Balken aus deinem Auge, und sodann sieh zu, wie du den Splitter aus den Augen deines Bruders ziehest." Drittens, weil sie den tadelten, den sie hätten loben sollen. Jemanden muß man wegen der leiblichen Barmherzigkeit loben; aber dieß tadelten sie. Viertens, weil sie das mit neidischen Augen ansahen, worüber sie sich hätten freuen sollen. Denn sie sahen die Erbarmuug Gottes nicht gerne. Der Psalmist (88.) sagt: "Die Erbarmungen des Herrn will ich in Ewigkeit besingen." Fünftens, weil sie davon erblindeten, was sie hätte erleuchten sollen, weil sie die Erbarmung Gottes verringerten. Sirach (36.) sagt: "Zeige uns das Licht deiner Erbarmungen." Die Pharisäer aber sprachen verwundert: "Warum esset und trinket ihr mit den Zöllnern?"

 Die Blindheit der Pharifäer soll man fliehen, die Heiligkeit des Matthäus nachahmen, die Liebe und Erbarmung Gottes aber loben und preisen.

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