Mittwoch, 25. September 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Auf das Fest des heiligen Nicolaus

Auf das Fest des heiligen Nicolaus

 (Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)


Sieh ein großer Priester, der in seinen Tagen Gott gefiel und gerecht gefunden wurde. Sirach 44, 17.

 Diese Worte enthalten von unserm Heiligen sechs Dinge. Zuerst die göttliche Berufung zum Priesterthume. Ihn berief Gott. "Niemand maßt sich eine Ehre an, außer der, welcher von Gott berufen wird," sagt der Apostel (Hebr. 4.). Zweitens die Beobachtung seines priesterlichen Standes. Denn der Priester ist ein heiliger Führer (sacerdos - sacer dux), welcher das Volk durch gute Beispiele zum ewigen Leben führt. Den Apostel ermahnt Timotheus (l. Tim. 4.): "Sei ein Beispiel den Gläubigen im Worte, im Wandel, in der Liebe, im Glauben, in der Reinigkeit." Oder der Priester gibt das Heilige (sacerdos - sacra dans)  indem er die Sacramente andächtig ausspendet, oder er lehrt Heiliges (sacerdos - sacra docens) indem er auf die Lehre hält, wie der Apoftel den Timotheus ermahnt (I. Tim. 4.): "Verkündige das Wort." Drittens den Glanz der Tugenden. "In seinen Tagen." Denn er hatte sieben Tage: nämlich den Sonntag, d.h. den Tag der Weisheit; den Montag, d. h. den Tag der Erkenntniß; den Dienstag, d. h. den Tag der Stärke; den Mittwoch, d. h, den Tag des Rathes; den Donnerstag, d. h. den Tag der Wissenschaft; den Freitag, d. h. den Tag der Frömmigkeit; den Samstag, d. h. den Tag der Gottesfurcht; "Sieben Tage heißt es im Gesetze Mosis (Deut. 18.), soll kein Sauerteig erscheinen," weil wir uns nämlich in diesen Tagen von der Heuchelei und dem eiteln Ruhme enthalten müssen. "Hütet euch, spricht Christus (Luc. 12.) vor dem Sauerteige der Pharisäer," d. h. vor der Heuchelei.


Viertens enthalten diese Worte diese reine Absicht. "Er gefiel Gott, nicht den Meuschen." Der Apostel spricht (Gal. 1.): "Würde ich den Menschen gefallen, so wäre ich Christi Diener nicht." Fünftens den heiligen Wandel. "Er wurde gerecht gefunden." Petrus (l. Br. 2.) ermahnt die Christen: "Euer Wandel unter den Heiden sei ehrbar;" und "Der Gerechte ist es in jeder Beziehung." Sechstens sein andächtiges Gebet. "Er wurde zur Versöhnung:" denn durch das Gebet wird die Versöhnung erwirkt. Im Buche der Weisheit (18.) heißt es: "Eilends kam ein unsträflicher Mann, für das Volk zu bitten. Er hielt das Gebet, den Schild seines Dienstes, vor, und brachte, während er räucherte, sein Flehen dar. So widerstand er dem Zorne, und machte der Noth ein Ende, zeigend, daß er dein Diener sei."

 "Der in seinen Tagen Gott gefiel." Es ist zu bemerken, daß wir jene Tage zu haben streben sollen, welche die sieben Nächte der sieben Laster übertreffen. Die Furcht treibt den Hochmuth aus, die Frömmigkeit den Zorn, die Wissenschaft den Neid, die Starkmuth die Trägheit, der Rath die Habsucht, die Erkenntnis die Völlerei, die Weisheit die Wollust u.s.w.

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