Montag, 23. September 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Auf das Fest der Beschneidung des Herrn

Auf das Fest der Beschneidung des Herrn

 (Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)

 

Erste Rede 


Es erschien die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, unseres Erlösers, allen Menschen, uns unterrichtend, daß wir die Gottlosigkeit und zeitlichen Gelüste ablegend nüchtern und gerecht und fromm in dieser Welt leben sollen. Tit 2, 11.


 Weil unser Herr, Jesus Christus, in die Welt kam, um die Sünder an sich zu ziehen, und diese vorzüglich durch Güte angezogen werden, so wollte er gegen alle Menschen gnt erscheinen. Darum heißt es: Es erschien die Güte nnd Menschenfreundlichkeit allen Menschen. Sie erschien aber auf dreifache Weise: in seinen Handlungen, seinen Reden und seinem Leiden. In den Handlungen zeigte er seine Güte auf vierfache Weise; zuerst, indem er wegen der Sünder Fleisch annahm, wie der Apostel (l. Tim. 1.) sagt: "Treu ist die Rede und jeder Annahme werth, daß Christus Jesfus in diese Welt kam, die Sünder selig zu machen." Zweitens indem er sich besonders gegen die Sünder freundlich zeigte. "Es nahten sich Jesus - sagt das Evangelium (Luc. 15.) - die Zöllner und Sünder, um ihn zu hören." Drittens, indem er aus großen Sündern, große Heilige machte, wie man an Matthäus, Magdalena und Paulus sieht. Viertens indem er die Wunden der Kranken gerne heilte, wie bei dem Aussätzigen, den er berührte. "Er heilte Alle," heißt es (Matth. 7.) und (Luc. 4.): Er legte Jedem die Hand auf und heilte sie."


 In der Rede zeigte er gleichfalls seine Güte auf vierfache Weise. Zuerst indem er mit Allen gerne redete und das Evangelium (Luc. 4.) sagt: "Es wunderten sich Alle über die Worte der Gnade, welche aus seinem Munde kamen." Zweitens, indem er die zu ihm kommenden Sünder freundlich anredete, wie es sich an der Ehebrecherin (Joh. 8.) und an der Magdalena (Luc. 7.) zeigte. Drittens, indem er seinen Verräther freundlich anredete (Matth. 26.): "Freund, wozu bist du gekommen?" Viertens, indem er für seine Peiniger betete (Luc. 23.): "Verzeihe ihnen, denn sie wissen nicht was sie thun."

 Im Leiden zeigte er seine Güte gleichfalls auf vierfache Weise. Zuerst indem er selbst seine Kreuziger liebevoll aufnahm. Es heißt nämlich (Joh. 18.): "Jesus, der Alles wußte was geschehen sollte, ging ihnen entgegen und sagte zu ihnen: Wen suchet ihr?" Zweitens, indem er selbst sein Leiden sehr gerne auf sich nahm. Isaias (53.) sagt: "Wie ein Schaf wurde er zur Schlachtbank geführt;" und Jeremias (10.): "Ich bin wie ein sanftes Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird." Drittens, indem er Niemanden Vorwürfe machte. "Da er geläftert worden, lästerte er nicht" (l. Petr. 1.). Viertens, indem er Viele von seinen Peinigern heiligte, wie den Longinus, der mit der Lanze seine Seite durchstach, und nachher heilig wurde, wie es in den Martyrverzeichnissen heißt. Und in der Apostelgeschichte (3.) lesen wir: "daß sich Dreitausend die zu seinem Tode gestimmt hatten, an einem Tage laufen ließen." Zu einer solchen Güte müssen wir also unsere Zuflucht nehmen. Amen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen