Samstag, 7. September 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Auf das Fest des heiligen Augustinus

Auf das Fest des heiligen Augustin

 (Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)

 

Auch die Tiefe der Flüsse erforschte er und brachte das Verborgene an das Licht .Job. 28, 11.

 Diese Worte passen ganz auf den heiligen Augustin und sie enthalten zwei Punkte; zuerst die Erforschung des Geheimen, zweitens seine Offenbarung.

 In Bezug auf den ersten Punkt ist zu bemerken, daß der heilige Augustin die Tiefe von vier Flüssen erforschte, von der Schrift, der Schöpfung, der Schuld und der Gnade. Er durchforschte aber die Tiefen einer dreifachen Schrift, nämlich der Philosophen, der Ketzer und der Heiligen. Darum war er ein Philosoph, ein Hammer der Ketzer und ein Katholik. Hinsichtlich des ersten heißt es (Jerem. 2.): "Was willst du auf dem Wege der Assyrier, daß du das Flußwaffer trinkest?" Hinsichtlich des zweiten (Ebend.): "Was auf dem Wege Aegyptens, um trübes Wasser zu trinken?" Hinsichtlich des dritten (Ps. 92.): "Es erhoben, o Herr, die Flüsse ihre Stimme." Daß er die Bücher der Philosophen durchforfchte, sagt er selbst in seinen Bekenntnissen, wo er sagt, daß er von zwei Lehrern und alten Büchern die sogenannten freien Künste lernte;
daselbe bezeugt er von den Büchern der Irrlehrer und der Katholiken.

 Er durchforschte auch die Tiefen einer dreifachen Schöpfung, der geistigen, der körperlichen und der gemischten, d. h.  der Engel, der Natur und der Menschen. Das erste erhellt aus dem Buche über die Hierarchie der Engel; das zweite aus dem Buche über den Geist und die Seele; das dritte in seinem Werke über das erste Buch Mosis. Er erforschte also die Tiefen des Flusses der Kreatur. Es heißt aber die Kreatur Fluß, weil sie immer vom Sein zum Nichtsein durch die Verwesung, und vom Nichtsein zum Sein durch die Erzeugung übergeht. "Viele Gewässer sind viele Völker" (Offenb. 17.) und (II. Kön. 14.): "Wir sterben Alle und vergehen wie Wasser." 

Er durchforschte auch die Tiefen des dritten Flusses, d.h. der Schuld, und  zwar einer dreifachen: der geerbten, der persönlichen, der tödtlichen und läßlichen Schuld. Davon spricht er im ersten, zweiten und dritten Buche der Bekenntnisse. Von diesen Flüssen heißt es (Ps. 136.): "Wir saßen an den Flüffen Babylons und weinten, da wir uns deiner, Sion, erinnerten." Zugleich erforschte er die Tiefen des vierten Flusses, d.h. der dreifachen Gnade, nämlich der zuvorkommenden, nachfolgenden und vollendenden, wovon er öfter in seinen Werken spricht. Christus (Joh. 7.) sagt: "Wer an mich glaubt, von dessen Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen."

 Zweitens ist die Enthüllung der Geheimnisse angedeutet in den Worten: Und das Verborgene brachte er an das Licht; nämlich der verborgenen Erkenntniß, der Dreieinigkeit, der himmlischen Stadt und der Wahrheit der Schrift. Dieß erhellt aus dem Werke über die Dreieinigkeit von der Stadt Gottes und der Erklärung der Schrift. Auch noch andere Geheimnisse brachte er an das Licht wovon seine Werke Zeugniß ablegen.

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