Montag, 23. September 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Auf das Fest der unschuldigen Kinder

Auf das Fest der unschuldigen Kinder

 (Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)

 

  Es sangen die Heiligen ein neues Lied vor den Throne Gottes.  Offenb. 14,3.

 In diesen Worten wird dreierlei hervorgehoben. Zuerst, daß die besten Sänger, nämlich die Heiligen, sangen; zweitens, daß sie das beste Lied, nämlich ein neues, und drittens, daß sie am besten Orte, nämlich vor dem Throne Gottes sangen.

 In Bezug auf den ersren Punkt ist zu bemerken, daß drei Dinge den besten Sänger ausmachen: eine gute Stimme, Kunstfertigkeit und Geläufigkeit. Eine guie Stimme machen drei Dinge, die Entfernung der Flüssigkeit, die weite Brust,die Oeffnung des Mundes. Das erste ist die Entfernung der Sünden; darum heißt es (Sirach15.): "Im Munde des Sünders ist das Lob nicht angenehm," und (Ps. 112.): "Lobet, Söhne, den Herrn." Das zweite ist die Liebe der Freunde; so sagt der Apostel (II. Cor. 6.): "Unser Herz erweiterte sich, erweitert auch das eurige;" und anderswo (Exod. 15.) heißt es: "Laßt uns dem Herrn lobsingen." Das dritte ist die rechte Richtung in Bezug auf Gott. Der Psalmist (118.) sagt: "Ich öffnete meinen Mund - Herr eröffne meine Lippen,"
Zur Kunstfertigkeit sind drei Dinge nothwendig, zuerst daß man die Stimme zu erheben verstehe, zweitens sie zu senken, drittens sie in Uebereinstimmung zu bringen. Die Stitnme wird erhoben durch die Betrachtung. Es heißt (l. Paral. 10.): "Sie sangen. Es widerhallte der Freudengeuang in der Höhe." Die Stimme wird durch die Selbstverdemüthigung gesenkt. Im Daniel (4. ) heißt es: "Lobsinget, ihr Heilige und Demüthige vom Herzen, dem Herrn." Die Zusammenstimmung entsteht durch die Erhaltung des Wohllautes, und der Einheit. Der Apostel (Eph. 1.) sagt: "Seid bekümmert die Einheit des Geistes zu erhalten, durch das Band des Friedens," oder durch die Zusammenstimnnmg der Seele mit dem Herzen. Und wiederum (l. Cor. 14.): "Ich werde im Geiste lobsingen, ich werde es auch in der Seele." Zur Fertigkeit isr dreierlei erforderlich, daß man nämlich häufig, eifrig und stark singe. Von den zwei ersten Stücken ist die Rede bei (Isaias 23.) "Singe eifrig, wiederhole den Gefang, daß deiner gedacht werde." Vom dritten in den Psalmen (97.) "Lobsinget dem mit der Stimme der Posaune."

 So müssen die Sänger beschaffen sein; aber was müssen sie singen? Ein neues Lied. Ein neues Lied wird auf vierfache Weise gesungen, zuerst wenn ein neuer Mensch singt. "Erneuert euch im Geistie eueres Herzens." Zweitens wenn er Neues, d.h. Geistliches singt. "Geistliche Lieder singend," sagt der Apostel (Eph. 5.). Drittens wenn er für Neues, nämlich Ewiges singt. Es heißt (Offenb. 20.): "Sieh. ich mache Alles neu," und (Ps. 95.): "Singet Gott ein neues Lied." Viertens, wenn er auf eine neue Weise, d.h. angenehm singt. "Jubelt unserm Gott (PS. 97.)

 Aber wo müssen wir singen? Vor dem Throne Gottes, daß es der höchste Hohepriester gerne höre, daß der gnädige König reiche Geschenke spende. Vom ersten Punkte heißt es (H. Lied 2.): "Es schallt deine Stimme in meinen Ohren und die Engel hören sie gerne. Die Freunde hören dich, laß mich deine Stintnre hören." Vom zweiten (Offenb. 3.): "Ich will ihn zur Säule im Tempel Gottes machen." Vom dritten (Luc. 11.): "Ich bestimme euch, wie es mir meinVater bestimmt hat, das Reich."