Montag, 9. September 2013

Der heilige Benedictus, Ordenstifter (Leben und Thaten der Heiligen Gottes)

Der heilige Benedictus, Ordenstifter (21.März)



Der heil. Benedict stammte aus einer ansehnlichen Familie, und und wurde zu Norcia in Umbrien, einem ehemaligen bischöflichen Sitz, ungefähr um das Jahr 480 geboren. Sene frommen Eltern ertheilten ihm, so viel sie vermochten, ja schon von früher Jugend an eine vortreffliche Erziehung,welcher as heilige Kind auch nach Wunsch entsprach. Als aber Benedict in die Jahre trat, wo er anfangen konnte sich den Wissenschaften zu widmen, schickten ihn seine Eltern nach Rom auf die öffentlichen Schulen.

Bisher war alle Verführung von ihm sorgfältig entfernt worden, und in Engelreiner Unschuld war er, mit der Sünde  beinahe unbekannt, aufgewachsen. Wie erschrack er nun als er auf einmal Stndiengefährten um her sah, von denen mehrere ein ziemlich ausschweifendes und unordentliches Leben führten. Er fürchtete verführt zu werden; und weil er sich die Kraft nicht zutraute, in so mannigfaltigen Versuchungen zu bestehen, so faßte er den Entschluß, diesen Gefahren sich ganz zu entziehen. Er entfernte sich daher aus Rom. Allein seine Wärterin Cyrilla, die ihm mit aller Treue zugethan, und zärtlich für ihn besorgt war, reiste ihm nach bis ins Dorf Asila, das ungefähr dreißig Meilen von Rom entfernt war.

Hier fand er Gelegenheit, Aufmerksamkeit zu ihrer entgehen und ganz allein floh er in die Gebirge von Subjaco. Das war eine rauhe Gegend. Zwischen steilen, beinahe unzugänglichen Felsen befand fich ein Bach und ein See. Da begegnete er einem
Ordensmanne aus der Nachbarschaft der Romanus hieß. Diesen bat er um Unterricht in den Pflichten des Standes, den er jetzt antreten wollte, denn er war fest entschlossen in der Einsamkeit zu verbleiben. Roman gab ihm das Klosterkleid und theilte ihm heilsame Lehren und Ermahnungen mit, und führte ihn an einen fast unzugänglichen Ort, mitten in das Gebirg, wo eine Höhle war, die man die heilige Gruft nannte.

 In dieser Höhle blieb Benedict, der damals erst vierzehn oder fünfzehn Jahre alt war. Roman versprach ihm von Zeit zu Zeit die nothwendigsten Nahrungsmittel zu bringen; zugleich aber mußte er dem heil. Benedict die Zusage machen keinem Menschen seinen Aufenthaltsort zu entdecken. Wenn dann jederzeit Romanus ankam, gab er dem Heiligen mit einer Schelle ein Zeichem und ließ die Speisen an einem Seile in die Höhle hinab. Einzig mit Betrachtung himmlisfcher Dinge beschäftiget, verlebte der heil. Jüngling in dieser Einsamkeit drei Jahre, ohne daß außer Roman irgend jemand etwas von ihm wußte. Aber jetzt offenbarte Gott seinen Diener auf eine wunderbare Weise.

 Es war nämlich im Jahre 497 gerade der Osterfesttag, und ein heiliger Priester in der Gegend bereitete sich sein Mittagsmahl. Da vernahm er plötzlich eine Stimme: "Du bereitest Essen furdich, während mein Diener Benedict zu Subjaco vor Hunger stirbt." Sogleich begab sich der fromme Priester auf den Weg, um den heiligen Einsiedler aufzusuchen. Nur mit vieler Mühe entdeckte er ihn. Benedict erschrack, als er einen Menschen zu sich kommen sah, und erst dann wollte er mit dem Fremden reden, nachdem beide zuerst gebetet hatten. Jetzt unterhielten sie sich über himmlische Gegenstände und dann lud ihn der Priester zum Essen ein. Da Benedict durchaus nicht sich dazu verstehen wollte, machte ihn der Priester auf das Osterfest aunfmerksam, und sagte, daß man an diesem Freudentage nicht fasten sollte. Jetzt erst gab Benedict nach.

 Bald darauf fanden ihn auch einige Hirten bei seiner Höhle. Anfangs hielten sie ihn für eing wildes Thier, 
 weil Benedict mit Thierfellen bekleidet war. Als sie aber erkannten, daß es ein Diener Gottes seye, wurden sie mit Ehrfurcht gegen ihn erfüllt, und bewogen durch seine Worte, betraten Mehrere von ihnen die Wege der Vollkommenheit. Bald sammelten sich viele Menschen um ihn her und unterstützten ihn mit den nothwendigsften Lebensbedürfnissen, dafür nährte er ihre Seelen mit himmlischen Lehren und fruchtbaren Unterweisungen.

 Um von den mannigfachen Versuchungem, denen die Frommen in der Welt ausgesetzt sind, sicher zu seyn hatte sich der heil. Jüngling in diese schauerliche Wildniß zurückgezogen. Allein der böse Feind war ihm bis in die Höhle von Subjaco nachgefolgt, und unterließ niemals ihm vielseitige Fallstricke zu legen. Während der Heilige der Betrachtung himlischer Dinge oblag, suchte ihn der Geist der Finsterniß durch die abscheulichsten Vorstellungen zu zerstreuen. Als der heilige Kämpfer immer mehr erstarkte und über seine Vorstellungen siegte, erschien ihm der Satan sogar in sichtbarer Gestalt. Aber auch diese Angriffe wies Benedict durch das heil Krenzzeichen zurück. Immer neue List gebrauchte der Verführer und nun erweckte er in dem Heiligen fleischliche Versuchungen von ungemeiner Stärke. Schon wollte Benedict die Einöde verlassen - aber ein Lichtstrahl von Oben zerstreute die lebhafte Einbildung, und beschämt, einer solchen Versuchung Raum gegeben zu haben, warf Benedict seine Kleider von sich, und wälzte seinen Körper auf Nesseln und Dornen herum. Von Blut überronnen, stand er wieder auf, und hatte so die Flamme der Begierlichkeit gedämpft. Dieser Sieg des Geistes über das Fleisch war so vollkommen, daß der Heilige hinfort nie mehr diesen gefährlichen Stachel verspürte.

 Die Zahl derjenigen, die seiner Leitung sich übergaben, wuchs mit jedem Tage, und der Ruf seiner Heiligkeit verbreitete sich immer weiter. Da begehrten ihn die Mönche von Vicovaro eu ihrem Abt. Der Heilige wollte aus Demuth diese Würde nicht annehmen; endlich mußte er nachgeben. Allein bald bereuten die Mönche ihre Wahl, denn weil sie die Unordnungen die unter ihnen eingerissen hattet, nicht mehr ablegen wollten, so war ihnen ihr heiliger Vorstand, der mit aller Strenge auf die genaune Beobachtung der Regel drang, ganz verhaßt worden. Ihre Verblendung ging so weit, daß sie den Wein, den der Heilige trinken sollte mit Gift vermischten. Allein als Benedict seiner löblichen Gewohnbeit nach, bevor er trank das heil. Kreuzzeichen über das Glas machte, zersprang es plötzlich. Dieses Wunder sagte ihm, daß Gift im Becher gewesen seye; allein mit aller Gelassenheit sprach er zu den Mönchen: "Gott verzeihe es euch, meine Brüder. Daraus möget ihr nun abnehmen, wie sehr ich recht hatte, wenn ich euch oft wiederholte, daß eure Sitten sich keineswegs mit den meinigen vertragen können."

 Hierauf verließ Benedict diese unverbesserlichen Mönche und begab sich wieder nach Subjaco zurück. Hier leitete er mit väterlicher Weisheit und Milde, die Jünger die sich in großer Zahl ihm übergehen hatten. Bald konnte ein einziges Kloster sie nicht mehr fassen; zwölf erbaute der Heilige in kurzer Zeit, und über alle dehnte sich seine Sorgfalt aus.

 Der heil. Benedict hatte auch schwere Prüfungen zu besteben; aber die Art und Weise wie sich der heil Ordensstifter dabei benahm, verdient allgemein nachgeahmt zu werden. Es hatte nämlich ein schlechter Priester der Umgegend, Namens Florentius, gegen den heiligen Patriarchen die abscheulichsten Verläumdungen ausgestreut. Allein Benedict, ein wahrer Jünger des Erlösers, selzte denselben nur Sanftmuth und Stillscweigen entgegen. Ja, um jenen Menschen nicht weiter zu reizen, verließ er lieber Subjaco, und begab sich nach Monte Cassino und wollte so lieber selbst der Verläumdung weichen, als durch Rechthaberei sie nur noch mehr entflammen. Bald darauf aber wurde der unglückliche unter den Trümmern eines zusammenstürzenden Mauerwerkes zerschmettert. Der Heilige wurde innigst gerührt, als er dieses traurige Ende seines Feindes vernahm, ja er legte sogar seinem Schüler Maurus eine Buße auf, weil dieser zu verstehen gab, er seye gar nicht unzufrieden, daß sein Meister von seinem Verfolger befreit woerden.

 Auch das Kloster von Monte Cassino hatte sein Entstiehen der Bemühung des heil. Benedicts zu verdanken. Auf jenem Berge stand in einem Gehölze noch ein heidnischer Götzentempel. Mit Wehmuth erblickte Benedictus diese Ueberreste der Abgötterei .Sogleich fing er an, das Evangelium zu verkündigen, und seine Worte bestätigte er durch die auffallendsten Wunder. Zahlreiche Bekehrungen krönten sein Bemühen, und an die Stelle des zertrümmerten Götzentempels erbaute er zwei Kapellen, die eine zu Ehren des heil. Johannes des Täufers, die andere zu Ehren des heil. Martins. So nahm das berühmte Kloster von Monte-Cassino   seinen Anfang, wozu der heil. Benedict im Jahre 529 den Grundstein legte .

Dieses Kloster war es auch, wo der heil. Ordensstifter wahrscheinlich seine so berühmte Regel verfaßte. Obwohl der heil. Mann in seiner Jugend seine Studien nicht vollendet hatte, so war er dafür desto lebendiger beseelt mit dem Geiste Gottes, und den Mangel an irdischer Wissenschaft ersetzte hundertfach die in ihm wohnende himmlische Weisheit. Daher spricht sich auch in seiner Regel eine Vollkommenheit aus, die im Stande ist, die Seele zur höchsten Stufe der Vollendung emporzuheben. Die Regel des heil. Benedicts wurde nachher von allen Ordensleuten im Abendlande angenommen und lange befolgt. Daher verdient er mit vollem Rechte den eines Patriarchen der Mönche des Abendlandes.

 Auf die genaue Beobachtung dieser seiner Regel drang der hl. Benedict mit aller Strenge. Wenn einer der Ordensleute sich dagegen verfehlte, so erhielt er von dem Heiligen ernsthafte Verwese oder eine angemessene Strafe. Selbst wenn einer seinen Fehler noch so sehr zu verbergen wußte, so enutging das doch dem heil. Benedict nicht, der mit der Kenntniß der verborgensten Dinge begabt war. Einen auffallenden Beweis von dieser Gabe legte der heil. Vater damals ab, als Totila, der Gothen König nach Italien kam. Dieser hatte schon so viel von den Wundern des heil. Mannes erzählen gehört und wollte selbsti ihn auf eine Probe stellen. Er ließ ihm daher einen Besuch ansagen; allein slatt selbst zu kommen, schickte er seinen Kriegsobersten Riggo im königlichen Schmucke, und umgeben von den Vornehmsten, zu dem hl. Abt. Kaum hatte Benedict den Riggo zu Gesicht bekommen, als er sogleich zu ihm sprach: "Mein Sohn lege das Kleid ab, das du trägst, es ist nicht dein." Betroffen und beschämt fiel dieser dem heil. Manne zu Füßen, und bat ihn flehend um Verzeihung, daß er ihn hatte täuschen wollen.

 Als Totilaq selbst ankam, und den ganzen Vorgang schon von Riggo erfahren hatte, fiel auch er vor dem Wundermanne nieder. Er war nicht wenig erstaunt, als Benedict ihn mit aller Milde aufrichtete. Aber noch mehr erstaunte er, als der Heilige ihn folgendermaßen anredete: "Du thuest viel Uebels, und ich sehe vor, daß du noch mehr verüben wirst . Du wirst Rom einnehmen, über das Meer setzen, und neun Jahre regieren; in dem zehnten aber wirst du sterben und vor den Richterstuhl des gerechten Richters gezogen werden, damit du ihm Rechenschaft ablegst über alle deine Werke." Diese Worte setzten den König in Furcht und Schrecken; er empfahl sich dem Gebete des Heiligen, und wicklich war er nachher nicht mehr so grausam, als er vorher gewesen war.

 Schon in dem Leben der heil. Scholastica (10. Febr.) geschah Meldung von dem Besuche den der heil. Abt bei diesfer heil. Schwester von Zeit zu Zeit machte. Bald nach dem Tode seiner geliebten Schwester und zwar ein Jahr nachher, als Totila bei ihm gewesen war, ging auch er in die ewige Ruhe ein. Sechs Tage vor seinem Hinscheiden, dessen Stunde er voraussagte, ließ er sein Grab eröffnen. Dann ergriff ihn ein Fieber, das immer mehr zu nahm. Am sechsten Tage seiner Krankheit ließ er sich in die Kirche bringen, um die heil. Kommunion zu empfangen. Dann ertheilte er noch seinen Jüngern einige Ermahnungen und indem er sich auf einen aus ihnen stützte, betete er noch stehend die Hände zum Himmel erehoben. So gab er mitten unter seinen Brüdern seinen Geist auf am 21. März an einem Samstage im Jahre 543, in einem Alter von drei und sechszig Jahren. Zwei seiner Mitbrüder, von denen einer abwesend war, sahen bei dem hinscheiden des Heiligen einen bis ans Firmament reichenden Weg, der zu beiden Seiten mit Lichtern und Lampen besetzt war. Sie hörten auch eine Stimmm die sprach: "Dieß ist der Weg auf dem Benedict, der Geliebte des Herrn in den Himmel eingeht."

Quelle: Leben und Thaten der Heiligen Gottes für das christkatholische Volk

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