Dienstag, 3. September 2013

Catechismus Romanus - Von dem, um was man bitten müsse.

Römischer Katechismus (Catechismus). Nach dem Beschlusse des Conciliums von Trient und auf Befehl des Pabstes Pius V. herausgegeben. Passau, Druck und Verlag von Friedrich Winkler 1839

Vierter Teil -Viertes Hauptstück -Von dem, um was man bitten müsse.

 

I. Um was man Gott bitten dürfe. 

 

Weil aber bei jeder Bitte an seinem Orte dargelegt werden wird, was man verlangen dürfe, und was nicht, so wird es hier genug seyn, die Gläubigen überhaupt zu ermahnen, dass die Menschen Gott um das bitten sollen, was gerecht und gut ist; damit sie nicht, wenn sie etwas verlangen, was unrecht ist, mit der Antwort abgewiesen werden: Ihr wisset nicht, was ihr begehret. [Matth. 20,22] Was aber rechtlich gewünscht werden kann, darum darf man bitten. Diess bezeugen jene reiflichen Verheissungen
des Herrn: Ihr möget bitten, was ihr immer wollet, es wird euch gegeben werden. [Joa. 15,17] Er verspricht also, dass er alles gewähren wolle.

 

II. Um welche Dinge man Gott zuerst und für sich bitten soll. 

 

Unsern ersten Wunsch und unsere höchste Sehnsucht müssen wir so einrichten, dass sich unser grösster Eifer und all unser Verlangen auf Gott, das höchste Gut, beziehet. Dann sollen wir das wünschen, was uns mit Gott innig vereinet; was uns aber von ihm trennet, oder eine Veranlassung zur Trennung herbeiführt, muss von all unserm Eifer und Verlangen, entfernet werden. Hieraus kann man gemäss jenem höchsten und vollkommenen Gut schliessen, wie wir das übrige, was man gut nennt, wünschen und von Gott, dem Vater, verlangen dürfen.

 

III. In wie ferne körperliche und äussere Güter von Gott erbeten werden sollen. 

 

Weil die Güter des Körpers, die auch äussere genannt werden, wie Gesundheit, Stärke, Schönheit, Reichthümer, Ehrenstellen, Ruhm, oftmals Veranlassung und Stoff zur Sünde geben (wesshalb geschieht, dass man um sie nicht ganz mit frommem Sinne und zum Heile bitten kann): so soll man um dieselben unter der Bedingung bitten, dass man diese Vortheile des Lebens um der Notwendigkeit willen verlange; und diese Art des Gebetes bezieht sich auf Gott. Denn es ist uns erlaubt, um das zu bitten, wornach auch Jakob und Salomon verlangt haben; jener aber betete auf folgende Weise: Wenn mir Gott Brod zu essen gibt, und Kleider, anzuziehen,.... dann soll der Herr mein Gott seyn. [Gen. 28,20.21] Salomon mit diesen Worten: Gib mir nur, was ich brauche, mich zu nähren. [Prov. 30,8]

 

IV. Wie wir die Reichthümer und andere körperliche Güter gebrauchen sollen, wenn wir sie durch Gottes Güte besitzen. 

 

Da uns durch Gottes Güte das, was zum Lebensunterhalte nothwendig ist, verliehen wird, so ist es billig, uns jener Ermahnung des Apostels zu erinnern: Die, welche kaufen, seyen, als besässen sie nicht, und die, welche diese Welt brauchen, als brauchten sie selbe nicht: denn die Gestalt dieser Welt vergeht. [I. Cor. 7,30.31. 3,13] Ebenso: Wenn Reichthum zuströmet, hänget das Herz nicht daran! [Galat. 3,13] Wir sollen daran denken, dass nur ihr Niessbrauch uns gehöre, jedoch so, dass wir andern, davon mittheilen, wie uns Gott selbst, gelehret hat. Wenn wir gesund sind, wenn wir Ueberfluss haben an den übrigen äusserlichen und Körperlichen Gütern, so sollen will gedenken, dass sie uns desswegen zugetheilet seyen, dass wir Gott leichter dienen, und von allen solchen Dingen auch dem Nächsten mittheilen können.

 

V. Wie man um Güter des Verstandes und der Gelehrsamkeit beten müsse. 

 

Um Güter und Zierden, des Verstandes, dergleichen sind Künste und Gelehrtheit, darf man zwar ebenfalls bitten, aber nur unter der Bedingniss, wenn sie zur Ehre Gottes und zu unserm Seelenheile nützlich sind. Wenn man aber immerdar und ohne allen Vorbehalt und ohne Bedingniss wünschen; suchen; and verlangen muss, da ist, wie wir oben sagten, die Verherrlichung Gottes, und hernach alles, was uns mit jenem höchsten Gute vereinigen kann, wie Glaube, Gottesfurcht, Liebe. Doch hierüber wollen wir gründlicher bei der Erklärung der Bitten reden.

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