Donnerstag, 5. September 2013

Catechismus Romanus - Geheiliget werde dein Name.

Römischer Katechismus (Catechismus). Nach dem Beschlusse des Conciliums von Trient und auf Befehl des Pabstes Pius V. herausgegeben. Passau, Druck und Verlag von Friedrich Winkler 1839

Vierter Teil - Zehntes Hauptstück - Von der ersten Bitte des Gebetes des Herrn

 

Geheiliget werde dein Name.

 

I. Warum wir unsere Wünsche mit der Heiligung des göttlichen Namens beginnen.

 

1) Die Ordnung der Bitten muss sich nach der Ordnung dessen richten, wornach man verlangen soll. 2) Vor Allem muss man bitten um das, was eigentlich zum Ruhme Gottes gehört.

I. Um was man Gott bitten, und in welcher Ordnung diess geschehen müsse, hat unser Aller Lehrmeister und Herr selbst gelehret. Denn da das Gebet unsere Meinung und unser Verlangen kund macht und ausspricht, so beten wir dann recht und vernünftig, wenn die Ordnung der Bitten sich nach der Ordnung dessen richtet, was wir begehren sollen. Es ermahnet uns aber die wahre Liebe, all unser Sinnen und Streben auf Gott zu richten, den wir, weil er allein an sich selbst das höchste Gut ist, mit Recht auf eine vorzügliche und besondere Weise lieben müssen. Aber man kann Gott nicht von Herzen und allein lieben, wenn man nicht seine Ehre und seinen Ruhm allen Dingen und Geschöpfen vorzieht.
II. Alle Güter, sowohl die unsrigen, als auch die fremden, und kurz Alles, was man mit dem Namen Gut belegt, kommen von ihm, und stehen ihm, dem höchsten Gute, nach. Damit daher unser Gebet in Ordnung fortschreite, so hat unser Heiland diese Bitte vom höchsten Gute als die erste und vorzüglichste vor allen übrigen aufgestellt, uns belehrend, dass wir, ehevor wir das, was uns oder dem Nächsten nöthig ist, verlangen, erst bitten um das, was Gottes Ruhm betrifft, und Gott selbst unsern Eifer und unser Verlangen nach seiner Ehre vortragen sollen. Hiedurch erfüllen wir die Pflicht der Liebe, die uns
anweiset, Gott mehr als uns selbst zu lieben, und zuerst um das zu bitten, was wir für Gott wünschen, hernach um das, was wir für uns begehren.

 

II. Da die göttliche Natur durch nichts bereichert werden und an nichts Mangel leiden kann, warum war es dann nothwendig, hier um die Heiligung des Namens Gottes zu bitten. 

 

Da wir solche Dinge wünschen und bitten, die uns mangeln, und bei Gott, das heisst, bei seiner Natur, kein Zuwachs möglich ist, und die göttliche Wesenheit, welche auf Unbegreifliche Weise mit aller Vollkommenheit erfüllet ist, durch nichts bereichert werden kann; so muss man wissen, dass das, um was wir Gott für Gott selbst bitten, äusserlich sey, und die äussere Verherrlichung Gottes betreffe. Wir verlangen und bitten dadurch, dass Gottes Name bei allen Nationen bekannter, dass sein Reich ausgebreitet werde, und dass täglich mehrere dem göttlichen Wesen gehorchen; und diese drei, Name, Reich, Gehorsam, sind nicht in dem innersten Gut Gottes, sondern werden änsserlich angenommen.

 

III. Wie man diese erste Bitte verstehen müsse, und welche Wünsche wir nach dem Willen Christi Gott dem Vater darbringen sollen. 

 

Allein damit man deutlicher erkenne, was diese Bitten enthalten und bedeuten, soll der Seelsorger das gläubige Volk lehren, dass jene Worte: Wie im Himmel, also auch auf Erden, auf jede einzelne der drei ersten Bitten bezogen werden können; nämlich Geheiliget werde dein Name, wie im Himmel, also auch auf Erden; ebenso: Zukomme uns dein Reich, wie im Himmel, also auch auf Erden; und: Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden. Wenn wir aber bitten, dass der Name Gottes geheiliget werde, so denken wir dabei, dass die Heiligkeit und der Ruhm des göttlichen Namens vermehrt werden möchte. Hier soll der Seelsorger bemerken, und die andächtigen Zuhörer belehren, der Heiland sage damit nicht, dass der Name Gottes auf Erden auf die nämliche Weise geheiliget werden soll, wie im Himmel, das heisst, dass die Heiligung auf Erden der himmlischen an Grösse gleichkomme; denn das ist jedenfalls unmöglich; sondern er will sagen, es soll diess aus Liebe, aus dem innigsten Seeleneifer geschehen.

 

IV. Wie der Name Gottes, der an sich heilig ist, von uns geheiliget werden könne. 

 

Obwohl es ganz wahr ist, dass der göttliche Name an sich keiner Heiligung bedürfe, da er heilig und schrecklich ist, gleichwie Gott selbst seiner Natur nach heilig ist, und ihm keine Heiligkeit zuwachsen kann, die er nicht schon von Ewigkeit her besass: weil aber Gott doch auf Erden weit minder geehret wird, als es seyn sollte, ja weil er manchmal sogar durch Fluchen und gotteslästerliche Reden beleidiget wird, so wünschen und bitten wir desswegen , dass er durch Lob, Ehre und Ruhm gepriesen werde, nach dem Beispiele der Lobpreisungen, der Ehre und des Ruhmes, die ihm im Himmel erwiesen werden, das heisst, dass seine Verehrung und Anbetung so im Herzen, im Gemüthe und im Munde herrsche, dass wir ihm mit aller innern und äussern Verehrung anhangen, und den erhabenen, reinen und glorreichen Gott gleich den höhern und himmlischen Geistern lobpreisend verherrlichen. Denn wie die Himmelsbewohner innigst vereint Gott loben und preisen, ebenso bitten wir, diess möge auch auf Erden geschehen, und alle Völker möchten Gott erkennen, anbeten und verehren; es mag da kein Sterblicher sich finden, der nicht die christliche Religion annähme, sich ganz Gott weihe, und glaube, dass aus ihm alle Heiligkeit ausströme, und dass nichts rein und heilig sey, was nicht aus der Heiligkeit des göttlichen Namens seinen Ursprung hat.

 

V. Wie es möglich sey, dass der Name Gottes bei den Ungläubigen heilig seyn könne. 

 

Der Apostel bezeugt, die Kirche sey gereinigt in der Wassertaufe durch das Wort des Lebens. [Ephes. 5,26] Das Wort des Lebens aber bedeutet den Namen des Vaters, und des Sohnes und des heiligen Geistes, in dem wir getauft und geheiliget werden. Weil demnach keiner ausgesühnet, gereinigt und schuldlos gemacht werden kann, über den nicht der göttliche Name angerufen worden ist, so wünschen wir und bitten Gott, dass das ganze Menschengeschlecht die Finsternisse der unreinen Unglaubigkeit verlassen, und von den Strahlen des göttlichen Lichtes erleuchtet, die Kraft dieses Namens so anerkennen möchte, dass es darin die wahre Heiligkeit suche, im Namen der heiligen und untheilbaren Dreieinigkeit das Sakrament der Taufe durch die Hand Gottes selbst empfange, und vollkommene Heiligkeit erlange.

 

VI. Wie der Name Gottes an den Sündern geheiliget werden könne. 

 

Es betrifft aber unser Wunsch und Verlangen nicht minder auch die, welche von Sünden und Lastern befleckt, die Reinheit der Taufe und das Kleid der Unschuld verloren haben; woher geschah, dass in diesen Unglückseligen der unreine Geist wiederum seinen Wohnsitz aufschlug. Wir wünschen also und bitten Gott, dass auch an ihnen sein Name geheiliget werde; dass sie sich im Herzen bekehren, zur Heiligkeit zurückkehren, durch das Sakrament der Busse ihre vorige Heiligkeit wieder herstellen, und sich Gott als ein reiner und heiliger Tempel und Wohnort darbringen.

 

VII. Wie alle Mengchen an sich den Namen Gottes heiligen können. 

 

Endlich beten wir, dass Gott mit seinem Lichte Aller Herzen erleuchten möge, damit sie erkennen, dass jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk von Obenherab sey,vom Vater der Lichter; [Jak. 1,17] dass sie Mässigkeit, Gerechtigkeit, Leben, Heil, endlich alle äussern, zum Leben gehörigen und heilsamen Güter des Leibes und der Seele Ihm verdanken, von dem, wie die Kirche ausruft, alles Gute ausfliesst. Wenn die Sonne durch ihr Licht, wenn die übrigen Gestirne durch ihre Bewegung und ihren Lauf dem Menschengeschlecht einen Nutzen verschaffen, wenn wir durch die ausströmende Luft erhalten werden, wenn die Erde durch Ueberfluss an Getreide und Früchten das Leben aller Menschen nähret, wenn wir durch die Bemühung der Obrigkeiten Ruhe und Sicherheit gemessen, so ist es Gottes unendliche Güte, die uns diese und dergleichen zahllose Güter verleihet. Ja sogar, was die Philosophen untergeordnete Ursachen nennen, müssen wir als wunderbar gebildete und zu unserem Gebrauche eingerichtete Hände Gottes erklären, mit welchen er uns seine Güter austheilet und weit und breit spendet.

 

VI. Wie vorzüglich durch die Anerkennung und Verehrung der katholischen Kirche der Name Gottes geheiliget werde. 

 

Der vorzüglichste Inhalt dieser Bitte aber besteht darin, dass alle Menschen die heiligste Braut Jesu Christi, und unsere Mutter die Kirche anerkennen und verehren möchten; denn in ihr allein ist jene herrliche und ewige Quelle zur Abwaschung und Austilgung alles Unrathes der Sünden, aus ihr werden alle Sakramente des Heiles und der Heiligmachung geschöpft, durch welche gleichsam mit himmlischen Röhren uns von Gott jener Thau und jene Flüssigkeit eingegossen wird; welcher allein, und denen, die sie in ihrem Busen und Schoosse umfasst, es zusteht, jenen göttlichen Namen anzurufen, der allein unter dem Himmel den Menschen gegeben ist, wodurch wir selig werden. [Act. 4,12]

 

IX. Wie heutzutage von den Christen der Name Gottes geschändet werde. 

 

1) Von den Christen , welche durch Thnten den Namen Gottes schänden und herabwürdigen. 2) Man soll die Menschen durch Tugenden aufmuntern, den Namen Gottes zu heiligen.

I. Die Seelsorger sollen besonders diess nachdrücklich einschärfen: es sey die Pflicht eines guten Kindes, Gott Vater nicht blos mit Worten anzubeten, sondern sich auch wirklich und durch Handlungen zu bestreben, dass an ihm die Heiligung des göttlichen Namens hervorleuchte. Möchte es nicht solche geben, welche beständig um diese Heiligung des Namens Gottes bitten, ihn aber durch Thaten, soviel sie können, beleidigen und verunehren; aus deren Schuld manchmal sogar Gott selbst gelästert wird! Von diesen sagte der Apostel: Der Name Gottes wird euerthalben gelästert unter den Heiden. [Röm. 2,24] Und beim Ezechiel lesen wir: Und sie kamen unter die Heiden, zu denen sie gezogen waren, und entheiligten meinen heiligen Namen, weil man von ihnen sagte: das ist das Volk des Herrn, sie sind aus seinem Lande gezogen. [Ezech. 36,20] Denn wie der Lebenswandel und die Sitten derjenigen beschaffen sind, welche eine Religion bekennen , so pflegt die unerfahrene Menge über die Religion selbst, und den Stifter dieser Religion zu urtheilen. Die demnach nach der christlichen Religion leben, und ihr Gebet und ihre Handlungen nach ihren Vorschriften einrichten, geben anderen eine grosse Veranlassung, den Namen des himmlischen Vaters zu loben, und mit aller Ehre und allem Ruhme zu preisen.
II. Uns hat der Herr selbst diese Pflicht auferlegt, dass wir durch leuchtende Tugendübungen die Menschen zum Lobe und Preise des göttlichen Namens aneifern sollen. Daher redet, uns der Herr beim Evangelisten so an: So leuchte euer Licht vor den Menschen, auf dass sie eure guten Werke sehen, und euren Vater preisen, der im Himmel ist. [Matth. 5,16] Und der Apostelfürst: Führet einen guten Wandel unter den Heiden , damit sie eure guten Werke sehen, und Gott preisen. [I. Petr. 2,12]

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