Dienstag, 13. August 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Siebenzehnter Sonntag nach Pfingsten

Siebenzehnter Sonntag nach Pfingsten 

 (Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)

Erste Rede



 "Seid beflissen, die Einigkeit des Geistes im Bande des Frieden zu bewahren." Ephes. 4, 3.

 Der Apostel sagt mit diesen Worten dreierlei. Zuerst ermahnt er, daß wir die Einheit erhalten sollen. "Bewahret die Einheit." Zweitens gibt er die Art und Weise der Erhaltung an. "Im Bande des Friedens." Drittens ermahnt er, in Beidem beflissen zu sein. "Seid beflissen."

In Bezug auf den ersten Punkt ist zu bemerken, daß uns eine dreifache Einheit nothwendig ist. Die erste Einheit ist die der Erkenntniß durch die Einheit des Glaubens; die zweite ist die Einheit der Wirkungen durch den rechten Willen
der Eintracht. Von Beiden spricht der Apostel (Ph. 2.): "Denket dasselbe, habet dieselbe Liebe, seid einmüthig, und fühlet dasselbe." Die dritte ist die Einheit des Wandels durch die Gleichförmigkeit in den Sitten. Der Psalmist (67.) sagt: "Gott der du einmüthig im Hause wohnen machest." Davon spricht auch die Apostelgeschichte (4.): "Die Schaar der Gläubigen aber hatte ein Herz (in Bezug auf die Einheit des Glaubens) und Eine Seele (in Bezug auf die Einheit des Willens), und sie hatten Alles gemeinsam (in Bezug auf die Einheit des Lebens)."

 In Bezug auf den zweiten Punkt ist zu bemerken, daß die Heiligen mit einem dreifachen Bande verbunden werden müssen. Zuerst mit dem Bande der Weisheit, wie Sirach (6.) sagt: "Lege deine Schulter darunter (d. h. unter ihre Lehre), und trage sie, und werde nicht überdrüssig ihrer Bande." Zweitens mit dem Bande der Liebe. Der Apostel (Col. 3.) sagt: "Ueber Alles aber habet die Liebe, welche das Band der Vollkommenheit ist." Drittens mit dem Bande des Friedens, wie es hier heißt mit dem Bande des Friedens.

 In Bezug auf den dritten Punkt ist zu bemerken, daß die, welche die Einheit erhalten wollen, fünf Eigenschaften haben müssen, welche der Apostel in diesem Briefe erwähnt. Zuerst die Demuth, damit sich keiner dem Andern vorsetze, was die Ursache der Zwietracht ist. "Unter den Hoffärtigen ist immer Hader; die aber Alles mit Rath thun, werden von der Weisheit regiert," sagen die Sprichwörter (13.). Zweitens müssen sie die Sanftmuth haben, damit sie Niemanden beleidigen, was gleichfalls Ursache zum Zwiste ist. Der Apostel ermahnt (Tit. 3.): "Erzeiget jede Sanftmuth gegen alle Menschen." Drittens Geduld, daß sie die erhaltenen Beleidigungen geduldig ertragen, und in Geduld den Bruder zur Eintracht zurückrufen. Der Apostel sagt (1. Theff. 5.): "Seid geduldig gegen Alle, und sehet, daß Niemand Böses mit Bösem vergelte, sondern strebet unter euch und gegen Alle immer nach dem Guten." Viertens ist es nothwendig, daß sie die ernsten Sitten der Genossen zu ertragen wissen. "Ertraget einander." "Ertraget Einer des Andern Last und so werdet ihr das Gefetz Christi erfüllen." Fünftens müssen sie die Liebe haben, wodurch sie sich gegenseittig dienein; denn die gegenseitigen Dienstleistungen nähren die Liebe. "Durch die Liebe des Geistes dienet einander. Denn das ganze Gesetz wird in dem einen Worte erfüllt: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst Wenn ihr euch aber gegenseitig beißet und verzehret, so sehet zu, daß ihr nicht zusammen zu Grunde gehet."

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