Montag, 12. August 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Vierzehnter Sonntag nach Pfingsten

Vierzehnter Sonntag nach Pfingsten 

 (Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)

Erste Rede

Wandelt im Geiste, und vollbringet die Begierdenf des Fleisches nicht. Gal. 5, 16.

 Der Apostel gibt uns in diesen Worten drei Lehren. Zuerst ladet er ums zum Wandeln ein. "Wandelt." Zweitens zeigt er die Art und Weise des Wandelns. "Im Geiste." Drittens zeigt er den Nutzen. "Und vollbringet die Begierden des Fleisches nicht."*

*Sieh das Weitere am zweiten und dritten Fastensonntage

Zweite Rede

 

 "Die Frucht des Geistes aber ist: Liebe, Freude, Friede u.s.w." Gal. 5, 2.

 In diesem Briefe sagt der Apostel zweierlei. Zuerst sagt er, daß man die Fleifcheslust fliehen muß. "Vollbringet nicht die Begierden des Fleische; denn das Fleisch begehrt wider den Geist, der Geist aber wider das Fleisch." Zweitens sagt er, daß man den Weg des Geistes wandeln soll. "Wenn ihr vom Geiste geführt werdet, so seid ihr nicht unter dem Gesetze." 

In Bezug auf den ersten Punkt lehrt er drei Stücke. Zuerst sagt er, daß man die Sünde des Fleisches fliehen soll; zweitens zeigt er, wie man sie fliehen soll,
nämlich durch den Geist. "Das Fleisch begehrt wider den Geist, der Geist aber wider das Fleisch." Drittens beweist er, daß der welcher den Weg des Geistes wandelt der Sünde des Fleisches entgeht. "Wenn ihr vom Geiste geführt werdet, seid ihr nicht mehr unter dem Gesetze."

 In Bezug auf den zweiten Punkt sagt er gleichfalls dreierlei; denn er beweist, daß man dem Geiste aus drei Gründen nachfolgen soll. Zuerst, daß er vom Gesetze befreit. "Wenn ihr vom Geiste geführt werdet, seid ihr nicht mehr unter dem Gesetze." Zweitens, weil aus dem Fleische viele Uebel hervorgehen, und er gibt deren siebenzehn an. "Offenbar sind die Werke des Fleisches, als da sind: Hurerei, Unreinigkeit, Unzucht, Geilheit, Abgötterei, Zauberei, Feindschaft, Zank, Neid, Zorn, Hader, Uneinigkeit, Ketzerei, Mißgunst, Todtschlag, Völlerei, Schwelgerei, und was dergleichen ist, wovon ich es schon ehedem gesagt habe, daß die welche solches thun das Reich Gottes nicht erlangen werden." Drittens, weil aus dem Geiste viele Güter hervorgehen. Er nennt zwölf Güter. "Die Frucht des Geistes aber ist: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Milde, Güte, Langmuth, Sanftmuth, Treue, Mäßigkeit, Enthaltsamkeit, Keuschheit. Wider dergleichen ist das Gesetz nicht."

In Bezug auf das letzte ist zu bemerken, daß der Herr seinen Gerechten die Tugenden, Gaben, Seligkeit und Früchte des heiligen Geistes gibt. Die Tugenden, damit sie gut handeln; die Gaben, daß fie geschickt handeln; die Seligkeit, damit sie mit Freude handeln. Sie heißen aber Früchte, weil sie den Menschen innerlich und äußerlich erfrischen. Den Sinnen gehören drei an, die Keuschheit dem Tastsinne, die Enthaltsamkeit dem Geschmacke, die Mäßigkeit den übrigen Sinnen. Zum verlangenden Sinne der Seele gehören drei; zuerst die Liebe in Bezug auf Gott; zweitens der Friede in Bezug auf den Nächsten; drittens die Freude in Bezug auf sich selbst. Zum beweglichen gehören zwei; die Geduld, welche das Unglück leicht ertragen läßt, und die Langmuth, welche im Guten mit Freuden verharren läßt. Die andern vier beziehen sich auf das vernünftige Vermögen. Denn die Vernunft wird auf zweierlei Weise betrachtet, entweder insoferne sie die Verrnögen lenkt, und so in dreifacher Hinsicht, oder insoferne sie sich selbst lenkt, und so hat sie die Güte, welche die Süßigkeit der Seele ist, oder insoweit sie das begehrende Vermögen auf den Nächsten bezieht, und so hat sie die Gutthätigkeit, welche im Wohlthun besteht, oder insoweit sie das bewegliche Vermögen lenkt, und so hat sie Sanftmuth, oder insoferne sie sich auf den Glauben bezieht, und hier hat sie die Gläubigkeit.

3. und 4. Rede

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen