Samstag, 10. August 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Dreizehnter Sonntag nach Pfingsten

Dreizehnter Sonntag nach Pfingsten 

 (Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)

Erste Rede 


Abraham und seinem Samen wurden die Verheißungen gegeben. Gal. 3, 16.


Diese Worte zeigen, daß für Jene die himmlischen Verheißungen sind, welche Abraham nach Kräften nachzuahmen suchten. Aber in sieben Stücken soll jeder Christ vorzüglich Abraham nachahmen. Zuerst in der Festigkeit des Glaubens. Der Apostel (Röm. 4.) sagt ja: "Abraham glaubte Gott, und dieß wurde ihm zur Gerechtigkeit zugerechnet." Und "ohne Glauben ist es unmöglich -  spricht derselbe Apostel (Hebr. 11.) -  Gott zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, muß glauben, daß er ist, und daß er die, welche ihn suchen belohnt." Zweitens in dem vollkommenen Gehorsame. Denn es heißt (Gen. 22.): Dein Same wird die Thore seiner Feinde besitzen, und in deinem Namen werden alle Völker der Erde gesegnet werden, weil du meiner Stimme gehorchtest." Und wiederum (Deut. 1.): "Verlangt wohl der Herr dein Gott etwas Anderes von dir, als daß du ihm mit deinem ganzen Herzen gehorchest?" Drittens in der Verachtung des  Vaterlandes; viertens in der Verachtung des Geschlechtes. Dieß sagt die Schrift (Gen. 12.): "Der Herr sprach zu
Abraham: Verlaß deine Heimath und deine Verwandtschaft, und komm in das Land, das ich dir zeigen werde." Fünftens in der Gastfreundschaft und Erbarmung. "Herr sprach Abraham (Gen. 18.) zu den drei Engeln, habe ich Gnade in deinen Augen gefunden, so gehe vor deinem Diener nicht vorüber, sondern ich will ein wenig Wasser bringen und euere Füsse waschen. Ruhet unter dem Baume; ich will indessen Brot bringen und euer Herz soll sich laben; sodann könnet ihr gehen." Der Apostel ermahnt (Hebr. 13.): "Vergesset Gastfreundschaft nicht; denn dadurch gefielen Manche Gott." Sechstens in der Demuth. "Ich will zu meinem Herrn sprechen, -  heißt es (Gen. 18.) -  obwohl ich Asche und Staub bin." Christus spricht (Matth. 4.): "Lernet von mir; denn ich bin sanftmüthig und demüthig vom Herzen." Siebentens in der Furcht Gottes. Der Herr sprach zu Abraham (Gen. 22.): "Strecke deine Hand nicht über den Knaben aus und füge ihm nichts zu. Nun erkenne ich, daß den Herrn fürchtest und meinetwegen deines eingebornen Sohnes nicht schontest." Und was verlangt der Herr, dein Gott, von dir, als daß du den Herrn fürchtest aus deinem ganzen Herzen? Darum ermahnt uns Christus Abraham nachzuahmen (Joh. 8.): "Wenn ihr Söhne Abrahams seid, so verrichtet die Werke des Abraham."

 Denen welche darin Abraham nachahmen, macht der Herr sieben große Verheißungen, wie Abraham. Zuerst versprach er ihm, ihm seinen Segen zu geben; zweitens ihn zu verherrlichen; drittens sfeine Feinde zu demüthigen; viertens ihn unter allen Völkern zu ehren. So heißt es in der Schrift (Gen. 12.): "Ich will dich segnen, deinen Namen verherrlichen, die verfluchen, welche dich verfluchen, und in dir werden alle Geschlechter der Erde gesegnet werden." Fünftens verhieß er ihm, ihn in Allem zu befchützen. Sechstens, daß er sich ihm als Lohn geben wolle. "Es geschah das Wort des Herrn an Abraham - wie es (Gen. 13.) heißt - in einer Erscheinung sagend: Fürchte dich nicht Abraham ich bin dein Beschützer (erster Punkt) und dein Lohn ist groß (zweiter Punkt)." Siebentens, daß er ihm das von Milch und Honig fließende Land geben werde. Der Herr sprach zu Abraham (Gen. 13.): "Erhebe deine Augen von dem Orte, wo du jetzt bist, gegen Niedergang, Mittag und Aufgang; alles Land, das du siehst, will ich dir geben und deinem Samen auf ewige Zeiten."

Diese sieben Güter gewährt der Herr Jenen, welche Abraham nachahmen. Zuerst segnet er sie, wie der Apostel (Ephes. 1.) sagt: "Der uns segnete mit jedem geistigen Segen im Himmlischen in Christus." Zweitens verherrlicht er sie. "Die, welche er rief, verherrlichte er auch," sagt der Apostel (Röm. 8.) Drittens demüthigt er ihre Feinde. Der Psalmist (137.) sagt: "Ueber den Zorn meiner Feinde strecktesr du deine Hand aus." Viertens beschützt er sie, wie es heißt (Ps. 90.): "Weil er auf mich hoffte, will ich ihn befreien, ihn beschützen, weil er meinen Namen erkannte." Fünftens ehrt er ihn, indem geschrieben steht (Ps. 138.): "Deine Freunde, o Gott, sind von mir sehr geehrt." Sechstens gibt sich ihnen Gott selbft zum Lohne, der Alles in Allem sein wird, der ihr Heil, ihr Leben, ihre Ehre, ihr Ruhm, ihr Frieden, ihre Freude und alle Güter sein wird. Siebentens gibt er ihnen das von Milch und Honig fließende Land, d.h. das Himmelreich, welches in der Freude des Menschen und Gottes besteht. Christus sagt (Matth. 25.): "Kommet, ihr Gebenedeite meines Vaters, nehmet das Reich in Besitz." Dazu wolle uns der Herr führen. Amen 

2. Rede

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