Sonntag, 21. Juli 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Zehnter Sonntag nach Pfingsten

(Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)

Zehnter Sonntag nach Pfingsten

 

Erste Rede.


Niemand kann Herr Jesus fagen außer im heiligen Geiste. 1. Cor. 12, 3.

 Diese Worte zeigen, welche Kraft im Namen Jesu liegt, den Niemand in Wahrheit nennen kann, außer im heiligen Geiste. Darum soll man diesen Namen immer im Munde führen, im Herzen bewahren, im Ohre behalten, auf die Stirne schreiben und in der Hand tragen . (Siehe die Rede auf das Fest der Beschneidung des Herrn.)

Zweite Rede.



Ihr wisset, daß, da ihr Heiden waret, ihr zu den stummen Götzenbildern geführt wurdet. 1. Cor. 12, 2.

 Sieben Götzenbilder beteten die Heiden zur Ehre der sieben Planeten an, welche sieben Laster bezeichnen, die die falschen Christen in der Welt anbeten. Das erste war das Bild des Saturnus, und es bezeichnet aus drei Gründen den Neid. Zuerst, weil er übelwollend und so neidig heißt, indem er das Uebel des Nächsten verlangt und sich darüber freut; darum sagt man von ihm: Er sei der Schmerz über fremdes Glück. Jemand sagt darum: Könnten doch die Neidigen in jeder Stadt Augen haben, damit sie sich über die Güter Aller quälten? Zweitens, weil er kalt ist; denn so ist der Neidige aus Mangel an Wärme der Liebe. Im Evangelium (24.) heißt es: "Weil die Gottlosigkeit überhand nimmt, wird die Liebe vieler erkalten." Drittens weil er trocken ist. So ist auch der Neidige von jeder Feuchtigkeit der Gnade trocken: denn nichts entzieht dem Menschen die Gnade so sehr, als der Neid.

 Das zweite Bild war das des Jupiter,
das den Fraß aus drei Gründen bedeutet. Zuerst weil er seinen Vater von der Herrschaft vertrieben haben soll, und gerade so vertrieb der Fraß den Stammvater des menschlichen Geschlechtes von der Herrschaft, d.h. vom Paradiese, wie es heißt (Gen. 3.):  "Er aß und es gingen Beiden die Augen auf. -  Gott vertrieb sie aus dem Paradiese des Vergnügens ." Zweitens, weil er sehr viele Ehebrüche beging;  so ist auch der Fraß die Ursache vieler Ehebrüche. Im Propheten (Jerem. 5.) heißt es: "Ich sättigte sie und sie brachen die Ehe und schwelgten im Haufe der Buhlerin." Drittens, weil er ein feuchter Planet ist und den Fraß erzeugt und die Säfte vermehrt, welche die Ursache der Vermoderung sind. Es heißt (Joel. 1.): "Die Zugthiere vermoderten in ihrem Dünger." Dieß will sagen: Die Fleischlichgesinnten enden ihr Leben in der Wollust.

 Das dritte ist das Bild des Mars, das aus drei Griinden den Zorn bedeutet. Zuerst, weil er im Kriege Anführer sein soll und der Zorn Zwietracht und Krieg erregt. Es heißt (Sprichw. 15.): "Der zornige Mann erregt Hader." Zweitens weil er ein feuriger Planet wegen der zu großen Wärme ist, und der Zorn aus der Entzündung und Aufwallung im Herzen entsteht. Im Buche des Siraciden (28.) heißt es: "Nach dem Holze im Walde brennt das Feuer, und nach der Kraft eines Menschen int auch sein Zorn." Drittens, weil er durch Austrocknung und Erwärmung der Menschen zornmüthig macht. In den Sprüchen (27.) steht geschrieben: "Der Zorn hat keine Erbarmung, wie die ausbrechende Wuth."

Das vierte war das Bild der Sonne, welches den Stolz aus drei Gründen bedeutet. Zuerst, weil sie allein leuchtet, wie auch der Stolze glaubt, und will, daß er leuchte. "Ich bin nicht wie die übrigen Menschen," ist die Sprache des zornigen Pharisäers (Luc. 18.). Zweitens wegen der Sucht zu glänzen. "Was ist der Stolz Anderes, -  sagt der heilige Augustin - als ein verkehrtes Streben nach Ruhm? Drittens, weil wie die Sonne andere Lichter verdunkelt, so der Stolze alle Andern verdunkeln will, daß er allein glänze, wie es bei dem stolzen Pharisäer augenscheinlich ist (Luc. 18.), der sprach: "Ich bin nicht wie die übrigen Menschen, Ehebrecher, Räuber, ungerecht, oder auch wie dieser Zöllner."

Das fünfte war das Bild der Venus. Venus aber bezeichnet die Wollust aus drei Gründen. Zuerst, weil sie ein warmer und zweitens ein feuchter Planet ist, und Beides ist vorzüglich Ursache von der Wollust. In Bezug auf den erften Fall heißt es (Oseas. 7.): "Alle Ehebrecher sind wie ein angezündeterFeuerofen;" und vom zweiten sagt der heilige Hieronymus: "Ein vom Weine erhitzter Bauch stürzt bald zur Wollust." Drittens, weil Venus der schönste Planet ist, wie die Schönheit die Ursache der Wollust ist. Der Prophet (Ezech. 16.) sagt: "Aber du vertrautest auf deine Schönheit, und durch deinen Stolz verfielest du in Hurerei; du gabst dich jedem Vorübergehenden hin." Und der Dichter sagt: "Den Bund hättest du bewahrt, wenn es wirklich eine Form (Schönheit) gewesen wäre."

 Das sechste war das Bild des Merkur, welcher aus drei Gründen die Habsucht bezeichnet. Zuerst, weil er der Gott der Kaufleute war und die Habsucht vorzüglich unter den Kaufleuten herrscht. Darum heißt es in den Sprüchen (26.): "Wer einen Stein auf den Haufen des Merkurius wirft." Nämlich Merkur ist der Gott der Kaufleute und so wird durch den geworfenen Stein die Rechnung zerstört. Der Apostel spricht (Ephes. 5. ) von der Habsucht, "welche Götzendienst ist." Zweitens, weil er kalt ist, wie auch der Habsüchtige aus Mangel an brüderlicher Liebe kalt ist. Jeremias (6.) sagt: "Lauter Unrecht ist in ihr. Wie eine Cisterne ihr Waffer frisch erhält, so erhält sie frisch ihre Bosheit. - Vom Geringsten bis zum Höchsten sind Alle der Habsucht ergeben." Drittens, weil er ein schlimmer Planet ist; denn was ist schlimmer als der Geiz? Darum heißt es (Eccli. 10.): "Nichts ist ruchloser als Geld zu lieben."

 Das siebente ist das Bild des Mondes und bedeutet aus zwei Gründen die Trägheit. Zuerst, wegen der Veränderlichkeit. Es heißt (Eccli. 27.): "Der Thor verändert sich wie der Mond," und gleichfalls: "Der weise Mann bleibt bei seiner Weisheit wie die Sonne; denn der Thor verändert sich wie der Mond." Zweitens wegen der Kälte der Trägheit. Es heißt (Sprichw. 20.): "Wegen der Kälte wollte der Träge nicht ackern."

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen