Montag, 8. Juli 2013

Goldene Kette des heiligen Thomas von Aquin (Maria Magdalene am Grab)


 Johannes 20,10-18

10. Die Jünger gingen also wieder nach Hause. 11. Maria aber stand bei dem Grabe außen und weinte. Da sie nun weinte neigte sie sich und blickte in das Grab hinein, 12. und sie sah zwei Engel in weißen Kleidern sitzen, den einen bei dem Haupte den andern bei den Füßen, wo der Leichnam Jesu lag. 13. Sie sprachen zu ihr: Weib warum weinest du? Sie sprach zu ihnen: Weil sie meinen Herrn hinweg genommen und ich nicht weiß, wohin sie ihn gelegt haben. 14. Als sie dieses gesagt hatte wendete sie sich um und sah Jesum stehen, und wußte nicht daß es Jesus sei. 15. Jesus sprach zu ihr: Weib warum weinest du? Wen suchest du? Sie glaubte daß es ein Gärtner wäre, und sprach zu ihm: Herr wenn du ihn hinweggenommen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast, und ich werde ihn nehmen. 16. Jesus sprach zu ihr: Maria! Sie kehrte sich um und sprach zu ihm: Rabboni (das heißt Meister)! 17. Jesus sprach zu ihr: Berühre mich nicht; denn ich bin noch nicht zu meinem Vater aufgefahren. Gehe aber zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre empor zu meinem Vater und zu euerem Vater, meinem Gott und zu euerem Gott. 18 Maria Magdalena kam und verkündete den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen und dieses hat er zu mir gesagt. 


Maria Magdalena (Greg. hom. 25 in Ev.) welche in der Stadt eine Sünderin war, hatte aus Liebe zur Wahrheit mit den Thränen ihre Sündenflecken abgewaschen ,und das Wort der Wahrheit ging in Erfüllung, welches lautet (Luc. 7.): Es wurden ihr viele Sünden nachgelassen, weil sie viel liebte. Denn sie, die vorher durch die Sünde kalt geblieben war, entbrannte hierauf von feuriger Liebe. Dabei hat man zu bedenken, welche große Kraft der Liebe ihre Seele entflammte, da sie von dem Grabe des Herrn, welches die Jünger verließen nicht hinwegging. Denn es heißt: Die Jünger gingen also wiederum nach Hause. - Das heißt (August. tract. 121.): wo sie wohnten und woher sie zum Grabe geeilt waren. Die Männer entfernten sich, während das schwache Geschlecht eine stärkere Liebe an diesem Orte zurückhielt. Daher folgt Maria aber stand bei dem Grabe außen und weinte. Das heißt (Idem de cons. Ev. III. 24.) vor dem in Felsen gehauenen Grabe, aber doch innerhalb jenes Raumes, in den sie schon gegangen waren. Denn es war dort ein Garten.

Wundere dich aber nicht (Chrysost. hom. 85.), daß Maria bei dem Grabe bitter weinte, während dem Petrus nichts Solches begegnete. Denn das weibliche Geschlecht ist von
Natur aus mitleidig und bewegbar. -  Die Augen also (August. ut. sup.), welche den Herrn gesucht aber nicht gefunden hatten, standen in Thränen, noch mehr betrübt, daß er von dem Grabe hinweggenommen, als am Holze getödtet wurde, weil von einem solchen Lehrer, dem man das Leben genommen, selbst nicht ein Erinnerungszeichen zurückblieb.

Sie sah aber mit den übrigen Frauen den Engel zur Rechten auf dem Steine sitzen (Idem de cons. Ev. III. 24.), der von dem Grabe hinweggewälzt wurde. Da sie bei diesen Worten weinte, blickte sie in das Grab hinein. -  Denn der Anblick des Grabes trägt sehr zur Linderung bei (Chrysost. ut sup.). Betrachte endlich, wie sie um noch mehr zu ruhen, sich hinneigte, und den Ort sehen wollte, wo der Leib lag. Daher folgt: Da sie also weinte, neigte und blickte sie in das Grab hinein. Denn ihrer Liebe genügt es nicht (Greg. hom. 25.), nur einmal hineinzublicken, weil die Macht der Liebe den Eifer des Suchens vermehrt. - Denn ihre Trauer war sehr groß (August. tract. 121.), und sie glaubte weder ihren, noch den Augen der Jünger trauen zu dürfen. Oder geschah es durch eine göttliche Eingebung in der Seele, daß sie hineinblickte? - Denn sie suchte den Leib  (Greg. ut sup.), und fand ihn auf keine Weise; sie harrte im Suchen aus, und so fand sie auch, und es geschah, daß die verzögerten Begierden wachsen und die wachsenden verschlangen was sie gefunden. Denn die heiligen Begierden wachsen durch die Verzögerung; wenn sie aber durch die Verzögerung abnehmen, so waren sie keine Begierden. Sie nun, welche so liebt, daß sie sich wieder zu dem Grabe, welches sie angesehen, hinwendet, wollen wir betrachten, mit welcher Frucht die Gewalt der Liebe in ihr das Werk des Suchens verdoppelt. Denn es folgt: Und sie sah zwei Engel in weißen Kleidern usw. - Denn, weil die Seele des Weibes nicht erhaben (Chrysost. ut sup.), war um aus dem Schweißtuche die Auferstehung zu erfassen, so sieht sie Engel mit freudigem Gesichte, so daß auch ihr Schmerz sich linderte.

Was bedeutet es aber (August. ut sup. tract.), daß der Eine bei dem Haupte, der Andere bei den Füßen saß? Etwa, weil die Engel Boten heißen, deuteten sie an, daß das Evangelium Christi gleichsam von dem Haupte bis zu den Füßen, d.h. vom Anfange bis zum Ende verkündet werden soll? - Oder der Engel sitzt bei dem Haupte (Greg. ut sup.), wenn die Apostel predigen: Im Anfange war das Wort, und er sitzt gleichsam bei den Füßen, wenn es heißt: Das Wort ist Fleisch geworden. Auch können wir unter den zwei Engeln die zwei Testamente verstehen; denn indem sie in gleichem Sinne von der Menschwerdung dem Tode und der Auserstehung des Herrn erzählen, so sitzt gleichsam das erste Testament bei dem Haupte das zweite bei den Füßen.

Die Engel aber (Chrysost. ut sup.), welche erschienen sagten nichts von der Auserstehung, sondern begannen allmählig von der Auserstehung zu reden. Denn weil die Frau das überaus glänzende Gewand gesehen, so vernahm sie das mitleidsvolle Wort, daß sie sich nicht fürchten sollte. Daher folgt: Sie sprachen zu ihr: Weib warum weinst du? Die Engel wehrten ihr, zu weinen und verkündeten gewissermaßen die künftige Freude. Denn sie sprachen so: Warum weinst du ? gleich als sagten sie: Weine nicht. -  Denn dieselben Reden (August. tract, ut sup.) welche in uns die Thränen der Liebe erwecken, beschwichtigen auch diese Thränen indem sie uns die Hoffnung unseres Erlösers verheißen. - Sie aber glaubte (Ibid.), daß sie aus Unwissenheit fragten, und gab die Ursache ihrer Thränen an. Daher folgt: Sie sprach zu ihnen: weil sie meinen Herrn genommen. Ihren Herrn nennt sie den leblosen Leib ihres Herrn, mit dem Ganzen den Theil bezeichnend, wie Alle bekennen, daß Jesus Christus, der Sohn Gottes, begraben wurde, obwohl nur sein Fleisch begraben wurde.

 Es folgt: Und ich weiß nicht, wohin sie ihn gelegt haben. Dieses war der Grund zu einem noch größeren Schmerze, weil sie nicht wußte, wohin sie gehen sollte, um den Schmerz zu lindern. - Sie wußte aber noch nichts von der Auferstehung (Chrysost. ut sup.), sondern noch immer von einer Hinwegnahme. -  Hier hat man anzunehmen (August. de cons. Ev. III. 24.), daß die Engel aufstanden, und auch stehend gesehen wurden, wie bei Lucas vorkommen.

 Aber es war schon die Stunde gekommen (Idem tract. 121.), wo die gewissermaßen von den Engeln, welche ihr wehrten, zu weinen, verkündete Freude an die Stelle der Thränen trat. Daher folgt: Als sie dieses gesagt hatte, wendete sie sich zurück Aber warum kehrt sie sich um (Chrysost. ut sup.), da sie noch mit den Engeln redete und noch nichts von ihnen vernommen hatte? Ich glaube, daß Christus nach diesen Worten hinter ihr erschien, und die den Herrn sehenden Engel durch Stellung, Hinblick und Bewegung sogleich zu verstehen gaben, daß sie den Herrn sahen; und dieß war es, was das Weib bewog, sich umzuwenden. -  Auch ist zu bemerken (Greg. ut sup.), daß Maria, welche noch an der Auferstehung des Herrn zweifelte, sich umwendete, um den Herrn zu sehen, weil sie nämlich durch diesen ihren Zweifel gleichsam den Rücken dem Angesichte des Herrn zuwendete, dessen Auferstehung sie durchaus nicht glaubte. Weil sie aber liebte und zweifelte, sah und erkannte sie ihn nicht. Daher folgt: Und sie sah Jesum stehen, und sie wußte nicht usw. Denn den Engeln erschien er als Herr (Chrysost. ut sup.), der Frau aber nicht so, um sie nicht durch die erste Erscheinung zu erschrecken, weil er sie nicht plötzlich, sondern allmählig zu dem Hohen erheben sollte.

Es folgt: Jesus sprach zu ihr: Weib warum weinest du? - Sie wird gefragt wegen des Schmerzes (Greg. ut sup.), damit die Begierde sich mehrte, insoferne sie bei der Nennung dessen, den sie suchte, in seiner Liebe eifriger entbrännte. - Und weil er in einer gewöhnlichen Gestalt erschien (Chrysost. ut sup.), hielt sie ihn für einen Gärtner. Daher folgt: Sie aber glaubte, daß es der Gärtner sei, und sprach zu ihm: Herr, wenn du ihn hinweggenommen hast, so sage mir, wohin du ihn gelegt hast, und ich werde ihn nehmen. - d.h. wenn du ihn aus Furcht vor den Juden hinweggethan, so sage es mir, und ich werde ihn nehmen. - Denn sie fürchtete (Theophylactus.) die Juden möchten auch gegen den entseelten Leib wüthen, und ihn daher an einen unbekannten Ort bringen.

Vielleicht irrte aber die Frau nicht (Greg. ut sup.), wenn sie Jesum für einen Gärtner hielt. War er nicht ihr geistiger Gärtner, der in ihrer Brust durch die Macht seiner Liebe die grünenden Samen der Tugenden pflanzte? Aber was heißt es, daß sie zu ihm, den sie für einen Gärtner hielt, dem sie noch nicht gesagt, wen sie suchte sprach: Herr, wenn du ihn hinweggenommen? Aber die Gewalt der Liebe pflegt dieses in der Seele zu bewirken, daß sie nicht glaube, ein Anderer kenne den, an welchen sie immer denkt, nicht. Nachdem aber der Herr sie mit dem gemeinsamen Geschlechtsnamen angeredet und nicht erkannt worden war, so nannte er ihren eigenen Namen. Daher folgt: Jesus sprach zu ihr: Maria, gleich als sagte er: Erkenne den, von dem du erkannt wirst. Weil nun Maria mit Namen genannt wird, erkennt sie den Schöpfer, weil es derselbe war, welcher äußerlich gesucht wurde, und sie innerlich suchen lehrte.

Daher folgt: Sie kehrte sich um, und sprach zu ihm: Rabbani (das heißt Meister)! - Denn wie er den Juden bisweilen unsichtbar und doch gegenwärtig war (Chrysost. ut sup.), so machte er sich auch, wenn er wollte, durch die Sprache kenntlich. Wie aber heißt es, daß sie sich umwendete, da Christus zu ihr redete? Ich glaube, daß sie bei den Worten: Wo du ihn hingelegt ,sich zu den Engeln wendete und fragte, warum sie erstaunten, während Christus sie mit Namen nannte, sie zu sich hinkehrte und durch die Sprache sich kundmachte. Oder weil sie früher dem Leibe nach sich hinwendete und glaubte (August. ut sup.),  was er nicht war, jetzt aber mit dem Herzen sich hinwendete und erkannte, was er war. Niemand aber lästere die Frau, daß sie den Herrn einen Gärtner und Jesum Meister nannte. Denn dort ehrte sie den Menschen, von dem sie eine Wohlthat forderte; hier erwähnte sie den Meister ,von dem sie das Menschliche und Göttliche zu unterscheiden lernte. Auf eine andere Weise sagte sie also: Sie haben meinen Herrn genommen auf eine andere Weise: Herr, wenn du ihn genommen hast.

Der Evangelist erzählt aber nicht weiter (Greg. ut sup.), was die Frau that, sondern man sieht es aus dem, was zu ihr gesprochen wurde. Denn es folgt: Jesus sprach zu ihr: Berühre mich nicht. Denn aus diesen Worten geht hervor, daß Maria die Füße dessen, den sie erkannte, umfassen wollte. Warum sie ihn aber nicht berühren durfte, wird im Folgenden gesagt: Denn ich bin noch nicht emporgefahren zu meinem Vater. -  Wenn er aber auf der Erde stehend nicht berührt wird (August.. ut sup.), wie soll er in dem Himmel sitzend von dem Menschen berührt werden. Indessen hat er zuverlässig vor seiner Himmelfahrt sich von seinen Jüngern berühren lassen, da er sprach: Berühret und sehet; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Gebein, wie Lucas bezeugt (Kap. 24.). Wer aber wäre so thöricht, daß er sagte, er habe sich zwar von seinen Jüngern vor seiner Himmelfahrt, aber nicht von den Frauen berühren lassen, bis er nicht zum Vater aufgefahren wäre? Aber man liest auch, daß Frauen vor seiner Auffahrt zum Vater Jesum berührten, unter denen selbst Maria Magdalena war, denn Matthäus erzählt, daß ihnen Jesus begegnete und sprach: Seid gegrüßt! sie aber hinzutraten und seine Füße umfaßten. Entweder steht dieses so, daß durch jenes Weib die Kirche von den Heiden, welche nicht an Christus glaubte, ehe er zum Vater auffuhr, vorgebildet wurde; oder Jesus wollte so im Glauben erfaßt, d.h. so geistig berührt werden, daß er und der Vater Eins sind. Denn gleichsam mit den innersten Sinnen erhebt sich der zum Vater, welcher bis zur Erkenntniß, daß er dem Vater gleich sei, fortschreitet Wie glaubte aber diese nicht noch fleischlich an ihn, den sie wie einen Menschen beweinte? Die Berührung macht gleichsam das Ende der Erkenntniß aus (August. de trinit. I. 9.), und daher sollte die Regung des Herzens nicht dabei stehen bleiben, daß sie nur das Sichtbare glaubte.

 Oder der Sinn ist dieser (Chrysost. ut sup.) Diese Frau wollte, wie vor dem Leiden, bei Jesus sein, und hatte vor Freude keine hohe Meinung, obwohl das Fleisch Christi durch die Auferstehung viel vorzüglicher wurde. Um sie also von diesem Gedanken abzubringen, sprach er: Berühre mich nicht, um mit vieler Ehrfurcht zu ihr zu reden. Darum erscheint er auch den Jüngern nicht, um fürderhin mit ihnen zu wandeln, auf daß sie ihm mehr Ehrfurcht bewiesen. IJndem er aber sprach: Denn ich bin noch nicht aufgefahren, zeigte er, daß er dahin eilte. Sie durfte aber den, welcher dahin gehen und nicht ferner mehr mit den Menschen wandeln sollte, nicht mit demselben Geiste wie vorher ansehen, und dieses drückt er durch das Folgende aus: Gehe aber hin zu meinen Brüdern, und sage ihnen: Ich fahre empor zu meinem Vater und zu euerem Vater, zu meinem Gott und zu euerem Gott. -  Nebst den übrigen Gottlosigkeiten, pflegen die Irrlehrer auch diese Worte des Herrn zu verkehren (Hilar. de trintit. 11.), daß er nicht von Natur aus Gott sei, weil sein Vater ihr Vater, sein Gott ihr Gott sei. Aber in der Gestalt Gottes bleibend hat er die Knechtsgestalt angenommen. Und da Christus Jesus dieses zu den Menschen in Knechtsgestalt redete, so ist kein Zweifel, daß er wie die Uebrigen nach seiner menschlichen Natur denselben Vater und nach seiner Knechtsgestalt denselben Gott wie die Uebrigen habe. Daher führte er in derselben Rede an: Gehe zu meinen Brüdern. Sie sind aber dem Fleische nach Brüder, während der eingeborne Gott ohne Brüder ist. Oder es ist so zu fassen (August. tract.ut sup.) Er sagte nicht: Zu unserem Vater, sondern: Zu meinem Vater und euerem Vater. Auf eine andere Weise sagte er: meinen, auf eine andere eueren: nach der Natur meinen, nach der Gnade eueren. Und er sagt nicht: Zu unserem Gott, sondern: Meinem Gott, unter dem ich als Mensch stehe, und zu euerem Gott, zwischen denen und ihm ich Mittler bin.

 Alsdann entfernte sie sich also von dem Grabe(Idem de cons. Ev. III. 24.), d.h. von jenem Orte, wo der Raum des Gartens vor dem ausgehauenen Felsen war, und mit ihr die Uebrigen, welche nach Marcus Furcht und Zittern ergriffen hatten; und sie sagten Niemanden (nämlich von den Anderen) etwas. Daher heißt es auch hier: Es kam Maria Magdalena und verkündete es den Jüngern usw. - Sieh (Greg. ut sup.), die Schuld des menschlichen Geschlechtes wird da hinweggenommen, wo sie ausging. Denn weil die Frau im Paradiese den Tod dem brachte, so verkündete auch jetzt die Frau von dem Grabe dem Manne das Leben, und sie, die da die Worte der todbringenden Schlange erzählt hatte, erzählte die Worte ihres Lebengebers.

Während sie aber mit den Uebrigen ging (August. de cons. Ev. III. 24.), da begegnete ihnen nach Matthäus Jesus, und sprach: Seid gegrüßt! So sehen wir also ein, daß sie zum Grabe kommend zweimal eine Unterredung mit den Engeln und auch mit dem Herrn hatten; das erste Mal nämlich, als Maria ihn für einen Gärtner hielt, das zweite Mal, als er ihnen auf dem Wege begegnete, um sie durch die Wiederholung zu bestärken. So kam Maria Magdalena und verkündete es den Jüngern, aber nicht nur sie, sondern auch die Uebrigen, welche Lucas erwähnt.

Im geistigen oder sittlichen Sinne aber kommt Jesus mit dem Gruße Allen entgegen (Beda.), welche den Weg der Tugenden zu gehen beginnen, und gewährt Hilfe, damit sie zum ewigen Heile zu gelangen vermögen. Ferner bezeichnen die zwei gleichnamigen Frauen von gleicher Ehrfurcht und Liebe, nämlich Maria Magdalena und die andere Maria, welche das Grab des Herrn zu besuchen kamen, die zwei gläubigen Völke,r nämlich das jüdische und heidnische, welche mit dem einen und gleichen Eifer das Leiden und die Auferstehung ihres Erlösers zu feiern begehren.

Mit Recht heißt es von der Frau (Idem super Marcum..), welche während der Trauer der Männer die Freude der Aufserstehung des Herrn zuerst verkündete, daß sie von sieben Teufeln geheilt, d.h. von allen Lastern befreit wurde, damit kein würdig Reumüthiger an der Vergebung seiner Sünden verzweifelte, da er sieht, daß sie plötzlich auf eine solche Höhe durch das Verdienst des Glaubens und der Liebe sich erhob, daß sie sogar den Aposteln das Wunder der Auferstehung verkündete. -  Sie (Glossa super Joann.) welche vor Allem besorgt war, das Grab Christi zu sehen, bedeutet jede um die Erkenntniß der göttlichen Wahrheit sehr besorgte Person, welche dadurch eine solche Erkenntniß zu erlangen verdient. Und eine solche muß die erkannte Wahrheit den Uebrigen verkündigen, wie sie Maria den Jüngern verkündete, damit sie wegen des verborgenen Talentes keinen Tadel verdiene.

Es ist uns nicht gestattet (Glossa super Matth.),diese Freude in der Verborgenheit des Herzens zu behalten, sondern wir müssen sie zugleich den Liebenden verkünden. Im geistigen Sinne aber bezeichnet Maria, welche Herrin, erleuchtet, Erleuchterin, Meeresstern bedeutet, die Kirche, die auch Magdalena, d.h. vom Thurme, genannt werden kann; denn Magdal heißt Thurm. Dieser von Thurm abgeleitete Name wird aber nicht mit Unrecht der Kirche beigelegt, weil es heißt (Ps. 60): Er wurde mir zum Thurme der Stärke. Dadurch aber, daß diese Frau den Jüngern die Auserstehung Christi verkündete, werden Alle, vorzüglich aber die, welchen das Predigtamt übertragen ist, ermahnt, Alles, was ihnen von Oben geoffenbart wurde, eifrig den Nächsten mitzutheilen.

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