Dienstag, 2. Juli 2013

Catechismus Romanus - Vom ersten Gebote

Römischer Katechismus (Catechismus). Nach dem Beschlusse des Conciliums von Trient und auf Befehl des Pabstes Pius V. herausgegeben. Passau, Druck und Verlag von Friedrich Winkler 1839


Dritter Theil - Zweites  Hauptstück  - Vom ersten Gebote. 

 

I. Was jener Eingang zu bedeuten habe, und welche Geheimnisse darin enthalten seyen. 

 

I. Der Seelsorger soll sich bestreben, und so viel möglich zu bewirken suchen, dass das gläubige Volk immerdar diese Worte im Sinne habe: Ich bin der Herr, dein Gott aus diesen werden sie erkennen, dass der Gesetzgeber ihr Schöpfer sey, von dem sie erschaffen sind, und der sie erhält, und sie werden mit Recht jenen Ausspruch auf sich anwenden: Er ist der Herr unser Gott; und wir sind das Volk seiner Weide und die Schafe seiner Hand. [Ps. 91.7] Die eindringliche und öftere Erinnerung an diese Worte wird bewirken, dass die Gläubigen zur Achtung des Gesetzes bereiter gemacht werden, und sich von Sünden enthalten.
II. Das folgende: der dich aus dem Lande Aegypten geführt hat, aus dem Hause der Knechtschaft, obschon es nur auf die Juden zu passen scheint, die von der Herrschaft der Aegyptier befreit wurden, bezieht sich doch, wenn wir auf das Innere der allgemeinen Wohlfahrt Rücksicht nehmen, viel mehr auf die Christen, die zwar nicht aus der ägyptischen Dienstbarkeit, aber aus dem Lande der Sünde und aus der Gewalt der Finsterniss befreit und in das Reich des Sohnes seiner Liebe sind versetzt worden. [Coloss 1.13.] Als Jeremias die Grösse dieser Wohlthaten betrachtete, weissagte er: Siehe, es werden Tage kommen, spricht der Herr, und man wird nicht mehr sagen: Es lebt der Herr, der die Kinder Israels aus dem Lande Aegypten führte; sondern es lebt der Herr, der die Kinder Israels aus dem Lande des Nordens führte, und aus allen Ländern, in welche ich sie zerstreut habe; und ich werde sie in ihr Land zurückführen, das ich ihren Vätern gegeben habe. Siehe, ich werde viele Fischer senden, spricht der Herr, und sie werden sie fischen u. s. f. [Jer.6,14-16] Denn der nachsichtsvolle Vater hat durch seinen Sohn die Kinder, die zerstreut waren, zusammen versammelt, dass wir nicht mehr als Sklaven der Sünde, sondern der Gerechtigkeit, ihm dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor seinem Angesichte, in allen unsern Tagen. [Luc.1,74 75]

 

II. Welche Gesinnung der Eingang dieses Dekaloges bei den Gläubigen erwecken soll. 

 

Die Glaubigen sollen allen Versuchungen gleichsam als einen Schild jenen Ausspruch des Apostels entgegensetzen: Da wir der Sünde abgestorben sind, wie sollten wir noch in ihr leben? [Röm. 6,2] Wir gehören nun nicht mehr uns an, sondern dem, der für uns gestorben und auferstanden ist; er ist unser Herr und Gott, der uns sich durch sein Blut erworben hat; wie werden wir gegen unsern Herrn und Gott sündigen können? Ihn noch einmal kreuzigen? Als wahrhaft freie also, und zwar mit der Freiheit, die uns Christus verschafft hat, wollen wir, wie wir unsere Glieder zum Dienste der Ungerechtigkeit dargeboten haben, sie jetzt darbieten zum Dienste der Gerechtigkeit zur Heiligung. [1.Röm.6,1]

 

Du sollst keine andern Götter haben neben mir.

 

III. Was dieses erste Gebot gebiete und verbiete. 

 

I. Der Seelsorger soll lehren, den ersten Platz in den zehn Geboten nehme das ein, was Gott betrifft, den zweiten aber, was sich auf den Nächsten bezieht; weil
Gott die Ursache von dem ist, was wir dem Nächsten leisten; denn wir lieben den Nächsten theils auf Befehl Gottes, theils lieben wir ihn wegen Gott; diess ober ist auf der ersten Tafel geschrieben.
Zweitens soll er zeigen, dass in den angeführten Worten ein zweifaches Gebot enthalten sey, wovon das eine die Kraft zu gebieten, das andere, zu verbieten hat. Denn wenn es heisst: Du sollst keine andern Götter neben mir haben, so ist damit der Sinn verbunden: Mich sollst du als den wahren Gott anbeten, fremde Götter sollst du nicht verehren.

 

IV. Wie in diesem Gebote Glaube, Hoffnung und Liebe enthalten seyen. 

 

Im ersten ist das Gebot des Glaubens, der Hoffnung und Liebe enthalten. Denn wenn wir sagen, Gott sey unbeweglich, unveränderlich und bleibe beständig derselbe, so bekennen wir ohne alles Zweifeln, er sey getreu; wir halten desshalb seine Aussprüche für wahr, und müssen ihm nothwendig Glaubwürdigkeit und Wahrheit zuschreiben. Wer aber seine Allmacht, Barmherzigkeit, seine Bereitwilligkeit und Neigung zur Wohlthätigkeit betrachtet; wird der nicht alle seine Hoffnung auf ihn setzen können? Und wenn Jemand die über uns ausgegossenen Reichthümer seiner Güte und Liebe betrachtet, soll er ihn nicht lieben können?
Daher jener Eingang und Schluss, deren sich Gott in der heiligen Schrift bei Ertheilung seiner Gebote bedient: Ich, der Herr.

 

V. Auslegung dieses Gebotes, als verbietend. 

 

Der zweite Theil dieses Gebotes heisst: Dusollst nicht andere Götter neben mir haben. Dieser Redeweise bediente sich der Gesetzgeber, nicht als wäre sein Ausspruch durch das gebietende Gesetz auf diese Weise: Mich allein sollst du als Gott anbeten, nicht hinlänglich klar; denn wenn er Gott ist, so ist er nur Einer; sondern wegen der Blindheit der meisten, welche einst bekannten, sie beten den wahren Gott an, und doch viele Götter verehrten; dergleichen selbst unter den Hebräern viele waren, die, wie ihnen Elias vorwarf, auf beiden Seiten hinkten; [3. Regg. 18,21] auch die Samaritaner thaten diess, da sie den Gott Israels, und die Götter der Heiden verehrten.

 

VI. Wie man diess Gebot für das grösste unter allen halten müsse. 

 

Nach dieser Darstellung soll hinzugefügt werden, dass diess das erste und grösste unter allen Geboten sey, nicht nur der Ordnung nach, sondern vermöge seines Inhaltes, seiner Würde und Vortrefflichkeit. Denn Gott muss bei uns eine unendlich grössere Liebe und Achtung haben, als ein Herr und ein König. Er hat uns ja erschaffen, er regiert uns, von ihm sind wir im Mutterleibe ernährt, und von da an's Licht geführt worden; er gibt uns alle zum Leben und Unterhalt nothwendigen Dinge.

 

VII. Wer vorzüglich der Uebertretung dieses Gebotes schuldig sey. 

 

Gegen dieses Gebot sündigen jene, die keinen Glauben, keine Hoffnung und keine Liebe haben; und ihre Sünde erstreckt sich weit. Denn darunter gehören die, welche in eine Ketzerei verfallen, welche das nicht glauben, was die heilige Mutter, die Kirche, zu glauben vorstellt; welche an Träume, Wahrsagerei und die übrigen dergleichen lügenhafte Dinge glauben; welche an ihrer Seligkeit verzweifeln, und nicht auf die göttliche Güte vertrauen; welche sich nur auf Reichthümer, Gesundheit und Körperstärke verlassen. Diess alles erklären weitläufiger jene, die über Laster und Sünden geschrieben haben.

 

VIII. Diesem Gebote ist die Verehrung nicht entgegen, die nach dem angenommenen Gebrauche der Kirche den Heiligen erwiesen wird. 

 

Welche Verehrung die Christen den Heiligen und ihren Reliquien erlaubter Weise darbringen dürfen.
Bei der Erklärung dieses Gebotes muss auch genau der Unterricht ertheilt werden, dass die Verehrung und Anrufung der Heiligen, der Engel und heiligen Seelen, welche die himmlische Seligkeit geniessen, oder auch ihrer Leiber und der Asche heiliger Leiber, welche ihnen die katholische Kirche allezeit erwiesen hat, diesem Gebote nicht entgegen sey. Denn wer sollte so thöricht seyn, dass er desswegen, weil der König verbot, es dürfe sich Niemand für einen König ausgeben, oder sich königliche Auszeichnung und Ehre erweisen lassen, glaube, der König wolle nicht, dass seinen Beamten Ehre erwiesen werde? Obschon man also sagt, die Christen beten die Engel an, nach dem Beispiele der Heiligen des alten Testamentes; so bezeigen sie ihnen doch keine solche Ehre, wie sie Gott erweisen. Wenn wir bisweilen lesen, die Engel haben sich geweigert, sich von den Menschen verehren zu lassen, so ist diess darum geschehen, dass sie nicht so verehrt werden wollten, wie Gott.

 

IX. Es wird aus der Schrift gezeigt, wie man die Engel verehren dürfe. 

 

Der nämliche heilige Geist, welcher sagt: Gott allein sey Ehre und Preis, befiehlt, dass wir die Eltern und Greise in Ehre halten sollen. Auch haben heilige Männer, welche Gott allein anbeteten, doch die Könige, wie in den heiligen Schriften geschrieben steht, angebetet, d. h. sie knieten vor ihnen nieder. Wenn nun die Könige, durch welche Gott die Welt regiert, so hoch geehrt werden , sollen wir nicht die englischen Geister, welche Gott zu seinen Dienern bestellt hat, und deren Dienstleistung er sich nicht nur bei der Leitung seiner Kirche, sondern auch der übrigen Dinge bedient, und durch deren Beistand wir von den grössten Gefahren der Seele und des Leibes täglich befreit werden, obwohl sie uns unsichtbar sind; nicht um so hoher in Ehren halten, als jene, seligen Geister an Würde auch die Könige übertreffen? dazu kömmt die Liebe, mit der sie uns umfassen, wodurch sie angetrieben werden, für jene Länder, deren Schutz ihnen anvertraut ist, wie man leicht aus den heiligen Schriften ersehen kann. Fürbitte einzulegen; was sie auch gewiss denen leisten, deren Schutzengel sie sind; denn sie bringen unsere Bitten und Thränen vor Gott.
Desshalb lehrte der Herr im Evangelium: man dürfe die Kleinen nicht ärgern, weil ihre Engel im Himmel immer das Angesicht des Vaters schauen, der im Himmel ist. [Matth. 18,10]

 

X. Es wird aus der Schrift bewiesen, dass die heiligen Engel angerufen werden dürfen. 

 

Man muss die Engel anrufen, weil sie sowohl immerdar Gott anschauen, als auch die ihnen übertragene Beschützung unsers Heiles freudig übernehmen. Von dieser Anrufung gibt es Zeugnisse in der heiligen Schrift. Jakob bittet den Engel, mit dem er gekämpft hatte, ihn zu segnen, ja er zwingt ihn sogar; denn er sagt, er werde ihn nicht eher loslassen, bis er ihn gesegnet hätte; [Gen. 32.26.] und er hielt dafür, dieser Segen werde ihm nicht blos von demjenigen ertheilet, den er sah, sondern auch von dem, welchen er nicht sah, indem er sprach: Der Engel, der mich von allen Uebeln befreit hat, möge diese Knaben segnen. [Gen. 48,16]

 

XI. Durch die Anrufung der Heiligen und die Verehrung der Reliquien wird der Ehre Gottes nichts entzogen. 

 

Hieraus wird man auch schliessen können, dass, weit entfernt als würde durch die Verehrung und Anrufung der Heiligen, die im Herrn entschlafen sind, und durch Hochachtung ihrer heiligen Reliquien und Asche die Herrlichkeit Gottes vermindert, sie desto mehr vermehrt wird, je mehr sie die Hoffnung der Menschen aufrichtet, befestigt, und zur Nachahmung der Heiligen anmahnet; und diese Pflicht wird durch das zweite Concilium zu Nicäa, und durch das gangrensische und tridentinische Concilium, und durch die Aussprüche der heiligen Väter bestätigt.

 

XII. Durch welche Gründe die Anrufung der Heiligen vorzüglich bewiesen werden soll. 

 

1) Die Anrufung der Heiligen leitet sich aus apostolischer Ueberlieferung her. Die Schrift lehrt, dass das Lob der Heiligen besungen werden soll. 2) Die Heiligen bitten für uns, und kommen uns durch ihre Verdienste zu Hilfe.

I. Damit aber der Seelsorger besser gerüstet sey, um diejenigen zu widerlegen, die dieser Wahrheit widerstreben; so lese er den heiligen Hieronymus gegen den Vigilantius, und besonders den Damascenus; zu ihren Beweisgründen tritt, als Hauptbeweis, die von den Aposteln überkommene Gewohnheit, die in der Kirche Gottes beständig beibehalten und bewahret worden ist; oder wer möchte hierüber einen gründlichem und deutlichem Beweis verlangen, als das Zeugniss der heiligen Schrift, welche das Lob der Heiligen so wunderbar feiert? denn wir haben göttliche Lobpreisungen einiger Heiligen. Wenn aber die heilige Schrift sie lobpreiset, warum sollen ihnen die Menschen nicht eine besondere Ehre erweisen?
II. Obschon sie auch desswegen verehrt und angerufen Werden müssen, weil sie beständig für das Heil der Menschen bitten, und weil in Ansehung ihrer Verdienste und um ihretwillen uns Gott viele Wohlthaten ertheilet. Wenn eine Freude ist im Himmel über einen Sünder, der Busse thut, [Luc. 15,7] werden nicht auch die Himmelsbewohner die Büssenden unterstützen? Werden sie nicht, wenn wir sie bitten, für uns Verzeihung der Sünden erlangen, und uns die Gnade Gottes gewinnen?

 

XIII. Beweis, dass die Anrufung der Heiligen nicht aus einem Misstrauen auf die göttliche Hilfe und aus Glaubensschwäche entspringe. 

 

1) Vieles gewähret Gott nicht, wenn nicht andere Fürbitte einlegen, 2) Widerlegung einer andern falschen Anklage.

I. Wenn man sagt, wie einige vorbringen, die Fürbitte der Heiligen sey überflüssig, weil Gott ohne Fürsprecher unsern Bitten entgegenkomme; so widerlegt ihre gotteslästerlichen Worte jener Ausspruch des hl. Augustins : „Gott gewähre vieles nicht, wenn nicht die Bemühung und der Dienst eines Mittlers und Fürbilters dazwischentritt." Diess wird durch die glänzenden Beispiele der Freunde des Abimelek und Hiob bestätigt; denen Gott nur auf Fürbitte des Abraham und Hiob ihre Sünden verziehen hat.
II. Wird aber der Einwurf gemacht, es zeige von Armuth und Schwachheit an Glauben, dass wir uns der Heiligen als Fürbitter und Beschützer bedienen; was werden sie auf jenes Beispiel des Hauptmannes [Matth. 8.10.] antworten, welcher sammt jenem herrlichen Lobspruche des Glaubens, den ihm der Herr und Gott ertheilt hat, doch die Aeltesten der Juden zum Heiland sandte, um für den kranken Knecht Gesundheit zu erbitten?

 

XIV. Die Lehre von dem Einen Mittler Christus hebt die Anrufung der Heiligen nicht auf. 

 

Wenn wir bekennen müssen, es sey für uns nur ein Mittler aufgestellt, Christus der Herr, der uns nämlich allein durch sein Blut mit dem himmlischen Vater ausgesöhnet hat, und der, nachdem er uns die ewige Erlösung verschafft hatte, [Hebr. 9,12] Einmal in das Heiligthum eingetreten ist, und für uns zu bitten nicht aufhört; so kann daraus keineswegs gefolgert werden, dass es nicht erlaubt sey, zur Gunst der Heiligen seine Zuflucht zu nehmen. Denn wenn es desswegen nicht, erlaubt wäre, sich der Fürsprache der Heiligen zu bedienen, weil wir den einen Fürsprecher, Jesus Christus, haben; so hätte der Apostel sich nimmermehr zu Schulden kommen lassen, dass er so sehnsuchtsvoll nach Unterstützung durch die Fürbitten seiner lebenden Mitbrüder verlangte; da auch das Gebet der Lebenden ebenso, wie durch die Fürbitte der Heiligen, die im Himmel sind, der Ruhm und die Würde des Mittlers Christi verringert würde.

 

XV. Wodurch die Kraft der Reliquien bestätigt werde, und wie gross ihre Kraft und Wirksamheit sey, wird gezeigt. 

 

1) Die Verehrung und Anrufung der Heiligen ist durch von Gott gewirkte Wunder oft gebilliget worden. 2) Wie gross die Kraft der Reliquien der Heiligen sey.

I. Wer aber soll nicht glauben an die Verehrung, die den Heiligen gebührt, und an den Schutz, den sie uns gewähren, da bei ihren Gräbern wunderbare Dinge geschahen, da Blinde, an Händen und allen Gliedern Gelähmte wieder hergestellt, Todte zum Leben erweckt, und Teufel aus den Leibern der Menschen ausgetrieben wurden? Und die angesehensten Zeugen, die heiligen Augustin und Ambrosius bezeugten durch ihre Schriften, nicht dass sie davon gehört, wie Viele, nicht gelesen, wie die meisten sehr glaubwürdigen Männer, sondern dass sie dieselben geseben haben.
II. Was noch mehr? Wenn die Kleider, Schweisstücher, ja wenn der Schatten der Heiligen, ehe sie aus dem Leben schieden, Krankheiten vertrieb, und die Kräfte wieder herstellte; wer soll da noch zu läugnen wagen, Gott bewirke diess nicht durch die heilige Asche, durch die Gebeine und andere Reliquien der Heiligen auf wunderbare Weise? Diess bewies jener Leichnam, welcher zufällig in das Grab des Elisäus gelegt wurde [4. Reg. 13,21] , und durch die Berührung seines Leibes plötzlich wieder auflebte.

 

XVI. Die folgenden Worte bilden nicht ein zweites, sondern mit den vorher gehenden nur ein Gebot. 

 

Das folgende: Du sollst dir kein geschnitztes Bildniss machen, noch ein Gleichniss von allem was oben im Himmel ist, und unten auf der Erde, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist. Du sollst diese weder anbeten, noch ihnen dienen; hielten Einige für das zweite Gebot, und wollten die zwei letzten in ein einziges zusammenziehen; jedoch auch der heilige Augustin trennt die letzten zwei, und wollte, dass diese Worte zum ersten Gebote gerechnet werden; und dieser Meinung, da sie von der Kirche feierlich angenommen ist, folgen wir willig. Aber auch jener ganz triftige Grund ist vorhanden, dass es passend war, die Belohnung und Strafe eines jeden Gebotes mit dem ersten Gebote zu verbinden.

 

XVII. Gegen dieses Gebot streitet nicht der von der Kirche angenommene Gebrauch der Bilder. 

 

In welcher Weise die Bilder entweder erlaubt oder verboten sind.

Niemand darf glauben, durch dieses Gebot werde die Kunst zu malen, zu formen oder zu schnitzen gänzlich verboten; denn wir lesen in der Schrift von auf Befehl Gottes gemachten Statuen und Bildern, von Cherubim, der ehernen Schlange. [3. Regg. 6,23] Es bleibt also nur die Auslegung übrig, die Bilder seyen desswegen verboten worden, damit nicht durch die Verehrung von Statuen, gleich Göttern, dem Dienste des wahren Gottes etwas entzogen würde. [Num. 21,9]

 

XVIII. Auf welche Arten vorzüglich durch Bilder Gott beleidigt werden könne. 

 

Die göttliche Majestät kann auf zweifache Weise durch Bilder verletzt werden.

Es ist klar, dass vorzüglich auf zweifache Weise, in Betreff dieses Gebotes, die Majestät Gottes schwer beleidigt werde; erstlich wenn man Götzen und sonstige Bilder als Gott verehrt, oder glaubt, es sey in ihnen ein gottliches Wesen oder eine Kraft, um deren willen sie zu verehren seyen; oder man soll von ihnen etwas erbitten; oder weil man auf Bilder sein Vertrauen setzen müsse, wie dereinst die Heiden thaten, welche auf Götzenbilder ihr Vertrauen setzten, was die heiigen Schriften allenthalben tadeln; zweitens, wenn Jemand unternähme, die Gestalt der Gottheit durch ein Kunstwerk darzustellen, gleich als wenn sie mit körperlichen Augen könnte gesehen, oder durch Farben und Figuren dargestellt werden. ""Denn wer soll Gott," wie Damascenus sagt, „der nicht sichtbar ist, der keinen Körper hat, der grenzenlos ist, und durch keine Figur beschrieben werden kann, darstellen können?" Diess wird im zweiten Concilium zu Nizäa weitschichtiger erklärt. Desshalb sagte der Apostel vortrefflich, sie haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes mit den Bildern von Vögeln, vierfüssigen Thieren und Schlangen vertauscht; [Röm. 1,23] denn alle diese verehrten sie wie Gott, da sie ihre Bildnisse aufstellten. Desshalb wurden die Israeliten, welche vor dem Bildnisse des Kalbes riefen: Diess sind deine Götter, Israel, die dich aus dem Lande Aegypten führten, [Exod. 32,8] Götzendiener genannt, weil sie seine Herrlichkeit mit der Gestalt eines Kalbes, das Heu frisst, vertauschten. [Ps. 105,20]

 

XIX. Welches der Sinn dieses letzten Theiles sey. 

 

Die Absicht des letzten Theiles besteht darin, den Götzendienst zu verbieten, nicht aber den Gebrauch kirchlicher Bilder.

Da also der Herr fremde Götter zu verehren verboten hatte, untersagte er, um den Götzendienst mit der Wurzel auszurotten, ein Bild der Gottheit aus Erz zu bilden, oder aus was immer für einer Materie zu machen. Diess spricht Isaias aus mit den Worten: Wem habet ihr Gott ähnlich gemacht, welches Bild wollt ihr ihm setzen? [Isai. 40,18] Dass aber in diesem Gebote dieser Sinn enthalten sey, erklären ausser den Schriften der heiligen Väter, welche ihn, nach dem Ausspruche der siebenten Synode, so auslegen, deutlich auch jene Worte des Deuteronomiums, wo Moses, da er das Volk vom Götzendienste abwenden wollte, sprach: Ihr sähet kein Bildniss [Deut. 4,15] an dem Tage, wo der Herr vom Horeb herab mitten im Feuer zu euch geredet hat. Diess sprach der weise Gesetzgeber desswegen, damit sie nicht in Irrthum geriethen, sich ein Bild der Gottheit erdichteten, und die Gott schuldige Ehrfurcht einem erschaffenen Wesen darbrächten.

 

XX. Gegen dieses Gebot handeln nicht jene, welche die Personen der Dreieinigkeit bildlich darstellen. 

 

Niemand darf der Meinung seyn, man begehe etwas gegen die Religion oder das Gesetz Gottes, wenn man eine Person der heiligsten Dreieinigkeit durch Zeichen ausdrückt, die sowohl im alten, als auch im neuen Testamente vorkommen; denn niemand ist so unwissend, dass er glauben sollte, durch ein solches Bild werde die Gottheit ausgedrückt; sondern der Seelsorger soll lehren, es werden dadurch Eigenschaften oder Handlungen, die Gott zukommen, dargestellt; z. B. wenn nach Daniel bildlich vorgestellt wird, wie der Alte der Tage [Dan. 7,9.10] auf dem Throne sitzt, und vor ihm die Bücher aufgeschlagen sind: so wird dadurch die Ewigkeit Gottes und seine unendliche Weisheit bezeichnet, mit der er alle Gedanken und Handlungen der Menschen, um über sie das Urtheil zu sprechen, durchschaut.

 

XXI. Wie die Engel abgebildet werden. 

 

Die Engel werden in menschlicher Gestalt und mit Flügeln abgebildet, damit die Gläubigen erkennen, wie wohlgeneigt sie dem Menschengeschlechte sind, und wie bereit, die göttlichen Befehle zu vollziehen. Denn sie sind Alle dienstbare Geister wegen derjenigen, welche die Erbschaft des Heiles erlangen. [Hebr. 1,14] 

XXII. Von der Taube, in deren Gestalt der heilige Geist abgebildet wird. 

  

Die Gestalt einer Taube und die von feurigen Zungen, im Evangelium und in der Apostelgeschichte, welche die Eigenschaften des heiligen Geistes andeuten, sind zu bekannt, als dass wir weiter davon reden sollten. 

Die Bildnisse Christi und der Heiligen sollen abgebildet und verehret werden. Da Christus der Herr, seine heiligste und reinste Mutter, und alle übrigen Heiligen, mit menschlicher Natur hegabt waren, und eine menschliche Gestalt hat- ten; so war durch dieses Gebot nicht nur nicht verboten, ihre Bilder abzubilden und zu verehren, sondern man hielt diess sogar immer für heilig und für den sichersten Beweis eines dankbaren Gemüthes; was auch die Denkmäler aus den Apostelzeiten und die einstimmigen Schriften der allgemeinen Synode, und so vieler heiliger und hochgelehrter Väter bestätigen.

 

XXIII. Die Bildnisse Christi und der Heiligen sollen abgebildet und verehret werden. 

 

Da Christus der Herr, seine heiligste und reinste Mutter, und alle übrigen Heiligen, mit menschlicher Natur hegabt waren, und eine menschliche Gestalt hatten; so war durch dieses Gebot nicht nur nicht verboten, ihre Bilder abzubilden und zu verehren, sondern man hielt diess sogar immer für heilig und für den sichersten Beweis eines dankbaren Gemüthes; was auch die Denkmäler aus den Apostelzeiten und die einstimmigen Schriften der allgemeinen Synode, und so vieler heiliger und hochgelehrter Väter bestätigen.

 

XXIV. Welches der erlaubte Gebrauch der Bilder in der Kirche sey. 

 

1) Die den Bildern erwiesene Ehre bezieht sich auf die Urbilder. 2) Wenn unter dem Volke ein Irrthum in Hinsicht der Bilder sich eingeschlichen hat, soll man ihn verbessern, aber den Gebrauch bestehen lassen.

I. Der Seelsorger soll zeigen, es sey nicht nur erlaubt, in der Kirche Bilder zu haben, und ihnen Verehrung und Hochachtung zu erweisen, da die Ehre, die ihnen erwiesen wird, sich auf die Urbilder bezieht; sondern er soll auch erklären, diess sey zur grössten Wohlthat der Gläubigen bis auf den heuligen Tag geschehen, wie man aus dem Buche des Damascenus, das er über die Bilder herausgegeben hat, und aus der siebenten allgemeinen Kirchen Versammlung, der zweiten zu Nicäa, ersieht.
II. Weil aber jede noch so heilige Anordnung der Feind des Menschengeschlechtes durch Betrug und Hinterlist zu verderben sucht, so soll der Seelsorger, wenn sich etwa in diesem Stücke das Volk verfehlt haben möchte, nach dem Ausspruche des Conciliums von Trient , so viel möglich diess zu verbessern sich bestreben; und zwar soll er, wenn es die Umstände gestatten, den Beschluss selbst dem Volke auslegen, und die Unwissenden, welche nicht verstehen, was die Bilder bezwecken, belehren, dass die Bilder gemacht seyen, um die Geschichte der beiden Testamente kennen zu lernen, und ihr Andenken zu erneuern, durch welche Erinnerung an göttliche Dinge wir angeregt, und zur Nachahmung und Liebe Gottes selbst heftiger entflammt werden. Er soll auch darstellen, die Bilder der Heiligen seyen in den Kirchen aufgestellt, sowohl um sie verehren, als auch um durch ihr Beispiel erinnert zu werden, uns selbst nach ihrem Lebenswandel und ihren Sitten zu richten.
Ich bin der Herr dein Gott, ein starker, ein eifernder Gott, strafend die Missethat der Väter an den Söhnen, bis in's dritte und vierte Geschlecht, die mich hassen; und übend Barmherzigheit an vielen Tausenden, die mich lieben, und meine Gebote beobachten.

 

XXV. Dieser Anhang gehört nicht blos zum ersten Gebote. 

 

Jedes Gesetz lenkt die menschlichen Dinge entweder durch Strafe oder durch Belohnung. 

Im letzten Theile dieses Gehotes sind zwei Stücke sorgfältig zu erklären: Erstens, obschon wegen des so schweren Verbrechens der Uebertretung dieses Gebotes, und wegen der Geneigtheit der Menschen, diess zu thun, ganz schicklich hier die Strafe vor Augen gestellt wird, so ist dieser Anhang doch allen Geboten gemeinsam; denn jedes Gesetz hält die Menschen zur Befolgung der Gebote durch Strafe und Belohnung an. Daher jene so häufigen und zahlreichen Verheissungen Gottes in den heiligen Schriften. Um die beinahe unzähligen Zeugnisse des alten Testamentes zu übergehen, lesen wir im Evangelium: Wenn du zum Leben eingehen willst, halte die Gebote, [Matth. 19,17] Ferner: Wer den Willen meines Vaters thut, der im Himmel ist, wird eingehen in das Himmelreich. [7,2] Dann: Jeder Baum, der keine gute Frucht bringt, wird umgehauen, und in´s Feuer geworfen werden. [3,10] Und: Jeder, der seinem Bruder zürnt, ist schuldig des Gerichtes. [5,23] Und anderswo: Wenn ihr den Menschen nicht verzeiht, wird euch auch euer Vater eure Sünden nicht verzeihen. [6,15]

 

XXVI. Ob man die hier auf die Uebertretungen gesetzten Strafen den fleischlich gesinnten und vollkommenen Menschen gleicherweise vorstellen soll. 

 

1) Was die Vollkommenen in der angedrohten Strafe betrachten sollen. 2) Wie die fleischlich gesinnten Beobachter des Gesetzes behandelt werden müssen. Die dem ersten Gebote angehängte Strafe muss nach jedem Gebote aufgefrischt werden. 

I. Zweitens, die Vollkommnen müssen auf ganz verschiedene Weise, als die fleischlich gesinnten Menschen über diesen Anhang belehret werden. Denn für die Vollkommnen, die vom Geiste Gottes besetlt sind, und ihm mit willigem und freudigem Herzen gehorchen, ist er eine Freudenbotschaft und der sichere Beweis, dass Gott ihnen geneigt sey; denn sie erkennen darin die Sorgfalt ihres allliebenden Gottes, der bald diy-ch Belohnungen, bald durch Strafen die Menschen zu seinem Dienste und zu seiner Verehrung fast zwingt; sie erkennen seine unermcsslic.he Liebe gegen sie, da er über sie herrschen, und sich ihres Dienstes zum Ruhme des göttlichen Namens bedienen will; sie erkennen diess nicht blos, sondern hoffen zuversichtlich, dass er, indem er befiehlt, was er will, auch die Kräfte verleihen werde, durch die sie seinem Gesetze gehorsamen können.
II. Dagegen ist für die fleischlich Gesinnten, die noch nicht vom Geiste der Knechtschaft befreit sind, und sich mehr aus Furcht vor Strafen , als aus Liebe zur Tugend von den Sünden enthalten, der Inhalt dieses Anhanges bitter und herbe. Daher muss ihnen mit frommen Ermahnungen nachgeholfen werden; und man muss sie gleichsam an der Hand duhinführen, wohin das Gesetz zielt. Diess soll der Seelsorger jederzeit vor Augen haben, so oft es Gelegenheit gibt, ein Gebot zu erklären.

 

XXVII. Was jene Worte: Ich bin ein starker Gott, zu betrachten veranlassen. 

 

Wenn man hört, dass der Gesetzgeber ein starker Gott sey, wird der fleisch. liehe Starrsinn gebeugt, die fleischliche Furcht geschwächt.

Den Fleischlirhgesinntrn sowohl, als den Geistigen sollen zwei Dinge gleich Stacheln beigegehen werden, welche, zur Beobachtung des Gesetzes in diesem Anhange vorgestellt, die Mensihen sehr aneifern. F.s soll desswegen mit aller Sorgfalt erklärt werden, Gott werde stark genannt, weil das Fleisch, das durch die Schrecken der göttlichen Drohung weniger bewegt wird , sich oft verschiedene Auswege erdichtet, auf welchen es dem Zorne Gottes entfliehen, und der ausgesprochenen Strafe entgehen könnte; wer aber gewiss überzeugt ist, dass Gott stark sey, wendet jenen Ausspruch des David auf sich an: Wohin will, ich P». «8,7. gehen vor deinem Geiste? wohin fliehen vor deinem Angesichte Eben so misstrauet es auch bisweilen den göttlichen Verheissungen, und hält den Feind für so mächtig, dass es der Meinung ist, zum Widerstände gegen denselben gar nicht gewachsen zu seyn. Dagegen wankt der feste und standhafte Glaube nimmermehr, indem er sich auf die göttliche Macht und Kraft stützt, und erquickt und stärkt die Menschen; denn er spricht: Der Herr ist meine Erleuchtung und mein Heil; wen soll ich fürchten? [Ps. 26,1]

 

XXVIII. Was es zu bedeuten habe, dass sich Gott auch eifernd nennt. 

 

Der zweite Stachel ist der Eifer Gottes selbst. Manchmal glauben die Menschen, Gott kümmeret sich nicht um das menschliche Treiben, nicht einmal darum, ob man sein Gesetz befolge, oder vernachlässige. Hieraus folgt eine grosse Verwirrung im Leben. Wenn wir aber glauben, Gott sei eifernd, so wird uns diese Betrachtung leicht in den Schranken unserer Pflicht halten.

 

XXIX. Was für ein Eifer Gott zugeschrieben werden müsse. 

 

Der Gott zugeschriebene Eifer bedeutet nicht eine Aufregung des Gemüthes, sondern jene göttliche Liebe, vermöge welcher Gott keine Seele ungestraft von sich abfallen lässt; alle aber, die von ihm abfallen, stürzt er in's Verderben. Der Eifer Gottes also besteht in seiner ruhigsten und reinsten Gerechtigkeit, mit der er eine Seele, die durch falsche Meinungen und schändliche Begierden verderbt ist, verabscheut, und aus der göttlichen Vereinigung, wie eine Ehebrecherin, ausschliesst. Dagegen finden wir diesen Eifer Gottes sehr angenehm und lieblich, da durch eben diesen Eifer seine unendliche und unglaubliche Neigung zu uns bewiesen wird. Es gibt keine heissere Liebe zwischen Menschen, keine festere und engere Vereinigung als die derjenigen, welche durch das Eheband verbunden sind. Daher zeigt Gott, wie sehr er uns liebe, dadurch, dass er sich oftmals mit einem Bräutigam oder Ehemanne verglich, und sich eifernd nennt. Desshalb soll hier der Seelsorger lehren, die Menschen müssen so begierig nach dem Dienste und der Ehre Gottes seyn, dass sie mit grösserm Rechte eifernd, als liebend genannt werden können, nach dem Beispiele dessen, der von sich selbst sagte: Mit Eifer habe ich geeifert für den Herrn, den Gott der Heerschaaren; [3. Regg. 19,14] ja Christum selbst sollen sie nachahmen, der da sprach: der Eifer für dein Haus verzehret mich. [Ps. 68,10]

 

XXX. Was für eine Bedeutung die hier gemachte Drohung habe. 

 

Die Bedeutung der Drohung soll dahin erkläret werden, dass Gott die Sünden nicht werde ungestraft lassen, sondern er werde sie entweder als Vater züchtigen, oder als Richter schwer und strenge strafen. Dieses andeutend spricht Moses an einer andern Stelle: >Und du sollst wissen, dass der Herr dein Gott ein starker und getreuer Gott ist, der seinen Bund und seine Barmherzigkeit an denen übet, die ihn lieben und seine Gebote halten, bis ins tausendste Geschlecht; und denen, die ihn hassen, auf der Stelle vergilt. [Deut. 7,9] Und Josue sagte: Ihr werdet dem Herrn nicht dienen können; denn der Herr ist ein heiliger Gott, und ein überaus eifernder Herr, und wird eure Laster und Sünden nicht verzeihen. So ihr den Herrrn verlasset, und fremden Göttern dienet, wird er sich von euch abwenden, und euch züchtigen und verderben. [24,19.20.]

 

XXXI. Wie Gott die Sünden der Väter an den Kindern ahnde, bis in die dritte und vierte Generation. 

 

Es soll das Volk belehret werden, die Strafe der Drohung beziehe sich auf die dritte und vierte Generation gottloser und lasterhafter Menschen, nicht als müssten die Nachkommen, jederzeit die Strafen für die Laster ihrer Vorfahren büssen, sondern obschon sie und ihre Kinder ungestraft blieben, so wird doch nicht ihre ganze Nachkommenschaft dem Zorne und der Strafe Gottes entgehen. Diess trug sich mit dem Könige Josias zu. Denn Gott schonte ihn wegen seiner ausgezeichneten Frömmigkeit [2. Par. 24, 15] , und erlaubte ihm, in Frieden im Grabe seiner Ahnen beigesetzt zu werden, damit er die Drangsale der folgenden Zeiten nicht sähe, die wegen der Gottlosigkeit seines Grossvaters Manasses dem Stamme Juda und Jerusalem zustossen würden; aber nach seinem Tode erreichte Gottes Rache seine Nachkommen, so, dass er nicht einmal die Kinder des Josias verschonte. [4. Regg. 23,26]

 

XXXII. Wie diese Worte mit den Worten Ezechiels übereinstimmen. 

 

Wie aber diese Worte des Gesetzes jenem Ausspruche des Propheten nicht widersprechen, die Seele, welche gesündiget hat, wird sterben, [Ezech. 18,4] zeigt klar das Ansehen des heiligen Gregor, in Uebereinstimmung mit allen übrigen alten Vätern. Dieser sagt: „Wer die Lasterhaftigkeit eines bösen Vaters nachahmt, wird auch wegen seines Verbrechens zur Strafe gezogen; wer aber die Lasterhaftigkeit des Vaters nicht nachahmt, wird auch nicht wegen seines Verbrechens bestraft; woraus folgt, dass der lasterhafte Sohn eines lasterhaften Vaters nicht nur seine Sünden, die er hinzugefügt, sondern auch die seines Vaters büsset: da er sich nicht fürchtet, zu den Lastern des Vaters, worüber er Gott erzürnt weiss, auch noch seine eigene Bosheit hinzuzufügen. Und es ist gerecht, dass der, welcher unter einem strengen Richter die Wege seines lasterhaften Vaters nachzuahmen sich nicht scheut, gezwungen werde, im gegenwartigen Leben auch die Verschuldungen des lasterhaften Vaters zu büssen."
Hierauf soll der Seelsorger in Erinnerung bringen, wie weit Gottes Güte und Barmherzigkeit seine Gerechtigkeit übertreffe. Gott zürnt der dritten und vierten Generation, er ertheilt aber Barmherzigkeit bis in Tausend Generationen.

 

XXXIII. Von welchen Uebertretern der göttlichen Gesetze man dafürhalten kann, dass sie Gott hassen. 

 

Darin, dass es heisst, derjenigen, die mich hassen, zeigt sich die Grösse der Sünde. Denn was kann schändlicher und verabscheuungswürdiger seyn, als die höchste Güte selbst, die höchste Wahrheit, zu hassen? Diess aber bezieht sich desswegen auf alle Sünder, weil, gleichwie derjenige, der die Gebote Gottes hat, und sie hält, Gottliebt; [Joh. 14,21] ebenso von dem, der das Gesetz Gottes missachtet, und seine Gebote nicht hält, mit Recht gesagt werden kann, er hasse Gott.

 

XXXIV. Was das bedeute: Barmherzigheit übend an denen, die mich lieben. 

 

Das letzte aber, und denen, die mich lieben, lehrt die Art und Weise, wie das Gesetz beobachtet werden soll; denn nothwendig werden die, welche das Gesetz Gottes beobachten, durch eben die Liebe, die sie gegen Gott hegen, zum Gehorsame gegen ihn hingeleitet, was nachgehends bei jedem Gebote in Erwähnung gebracht werden wird.

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