Dienstag, 25. Juni 2013

Predigt vom hl. Thomas von Aquin Auf das Fest der heiligen Apostel Petrus und Paulus

(Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)


 Auf das Fest der heiligen Apostel Petrus und Paulus

"Die Sonne wird sich in Finsterniß und der Mond in Blut verwandeln." Joel 3, 15.


Quelle: Missale romanum ex decreto sacrosancti 
Concilii tridentini restitutum: s. Pii v. pontificis 
maximi jussu editum, Clementis VIII. et 
Urbani VIII. auctoritate recognitum
Diese Worte kann man auf die heiligen Apostel Petrus und Paulus anwenden. Unter der Sonne versteht man Petrus, unter dem Monde Paulus. Es bedeutet aber die Sonne den heiligen Petrus aus drei Gründen, weil die Sonne die Quelle des Lichtes, der Ursprung der Wärme und die Ursache der Erzeugung ist. Petrus war die Quelle des Lichtes in der Erkenntnis, der Ursprung der Wärme in der Liebe, die Ursache der Erzeugung in der Predigt. Hinsichtlich des ersten Punktes heißt es (Matth. 16): "Glückselig bist du, Simon, Sohn des Jonas; denn Fleisch und Blut hat dir dieß nicht offenbart, sondern mein Vater, der im Himmel ist." Hinsichtlich des zweiten (Joh. 21.): "Herr, du weist es, das ich dich liebe." Hinsichtlich des dritten (Luc. 5.): "Von nun an
wirst du Menschen fangen." So viele Menschen er fing, so viele Menschen erzeugte er dem Herrn. Wegen des ersten Grundes heißt er Petrus, d. h. erkennend; wegen des zweiten Simon, d. h. gehorsam. Denn es wurde ein geistiges Gebot gegeben, dem er gehorsamte. "Dieß ist mein Gebot - sagt Christus (Joh. 15.) - daß ihr einander liebet." Wegen des dritten Grundes heißt er Kephas, d. h. Haupt der Kirche, welche durch die Predigt erzeugt wurde. Von dieser Sonne heißt es (Sirach 43.): "Der Sonne Blick verkündet bei ihrem Aufgange den Tag." Diese Sonne verwandelte sich aber in Finsterniß auf dreifache Weise; in die der Schuld bei der Verleugnung. "Sodann fing er an zu leugnen und zu betheuern: Ich kenne diesen Menschen nicht." In die der Traurigkeit beim Weinen. "Er ging hinaus und weinte bitter." In die der Strafe bei dem Leiden. "Wenn du aber alt wirst, sprach Christus zu ihm (Joh. 21.), wird dich ein Anderer gürten und dahin führen, wohin du nicht willst."

Paulus heißt der Mond aus drei Gründen: weil er das Licht der Nacht, die Quelle des Thaues und die Ursache des Gefrierens ist. Er ist das Licht der Nacht, indem er die Finsternis des Irrthumes erleuchtet. Er sagt ja (Röm. 3.): "Leget die Werke der Finsterniß ab, und wandelt wie am hellen Tage." Er erhellt in allen seinen Briefen, wie viele Irrthümer er vertrieb. Er ist der Quelle des Thaues, indem er die Gnade verkündigte; "denn durch die Gnade seid ihr gerettet," spricht er (Ehp. 2.), und überall predigt er diese. Er ist die Ursache des Gefrierens, indem er die Jungfrauschaft empfiehlt (l. Cor. 7.):"Hinsichtlich der Jungfrauen aber habe ich kein Gebot des Herrn; aber einen Rath gebe ich euch." Überdieß war er der Mond für sich, indem er die Finsterniß der Nacht und des Irrthumes vertrieb; die Quelle des Thaues, indem er die  Gnade aufnahm. "Durch Gottes Gnade bin ich das, was ich bin," sagt er (1. Cor. 15.). Die Ursache des Gefrierens, indem er die Jungfräulichkeit  oder die Reinheit bewahrte. "Ich will aber - spricht er (1. Cor. 7.) - daß alle Menschen so seien, wie ich," indem er von der Reinigkeit spricht.

Dieser Mond wurde in ein dreifaches Blut verwandelt; des Todtschlagens bei der Steinigung des Stephanus, wie es heißt (Apostelgesch. 22): "Und als das Blut des Stephanus vergossen wurde, war ich Zeuge, war anwesend und willigte ein und hütete die Kleider seiner Mörder." Bei seiner Geiseluang (II. Cor. 11.): "Dreimal wurde ich mit Ruthen geschlagen." Und in seiner Enthauptung, wie es in seiner Legende steht. Im moralischen Sinne ist die Sonne die Erkenntniß, der Mond der Wille. Die Sonne der Erkenntniß verwandelt sich in die Finsterniß des Irrthumes; der Mond oder der Wille in das Blut der Sünde.