Donnerstag, 20. Juni 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Leichenrede

(Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)


Erste Rede

 

"Versage die Wohltätigkeit dem Todten nicht." Sirach. 7,37.

Eine vierfache Wohltätigkeit sind wir den Todten schuldig. Zuerst müssen wir sie begraben. Die Schrift (Sirach. 38.) sagt: "Mein Ssohn weine über einen Todten und beklage ihn, als wäre dir ein großes Leid widerfahren. Bedecke seinen Körper, wie es sich gebührt, und vernachlässige sein Begräbnis nicht." Zweitens müssen wir für sie Almosen geben; drittens für sie beten. So sagt die Schrift (II. Macch. 12.): "Judas machte eine Sammlung und sendete zwölftausend Drachmen Silber nach Jerusalem um sie dort für die Sünden der
Verstorbenen dazubringen." Drittens müssen wir für sie das unblutige Opfer des Altars darbringen. Der heilige Augustinus sagt: "Wir versagten den Verstorbenen die Hilfe ihrer Verwandten durch ihren frommen Sinn nicht, wenn man für sie das Werk des Mittlers darbringt, oder für sie in der Kirche gebetet wird."

Wir müssen aber die Todten aus drei Gründen mit einer Leichenfeier begraben. Zuerst damit wir uns erinnern, daß auch wir sterben werden. "Besser ist es - sagt Sirach (7.) - in das Haus der Trauer, als des Gastmahls zu gehen;" denn dort erinnern wir uns an die Hinfälligkeit von Allem. Der heilige Augustin gibt (in der Stadt Gottes) den zweiten Grund an, indem er sagt: "Wiewohl man wegen des Glaubens an die Auferstehung den menschlichen Leib begraben muss, so wird er dennoch, wenn er auch unbegraben bleibt, wegen der göttlichen Vorsehung auferstehen." Drittens, daß wir uns dadurch, weil es ein Werk der Barmherzigkeit ist, ein Verdienst für ihn sammeln. Der Engel sprach zu Tobias (12.): "Als du unter Tränen betetest und die Toden begrubest, brachte ich dein Gebet Gott dar."

Ebenso müssen wir für sie aus drei Gründen beten. Erstens, daß wir ihnen die schuldige Liebe erweisen. Job (19.) sagt: "Erbarmet euch meiner, erbarmet euch meiner, wenigstens ihr, meine Freunde." Zweitens dass wir ihre Strafen mildern; drittens damit wir sie von den Strafen befreien. Der heilige Augustin sagt: "Wenn man für die Gestorbenen, welche getauft sind, betet, so geschieht es entweder, daß ihnen vollkommene Nachlassung oder eine Erleichterung der Strafe zutheil werde."

Auf gleiche Weise müssen wir aus drei Gründen für die Todten Almosen geben. Zuerst wegen der Strenge der Strafen, die sie erdulden; denn gerne geben die Menschen den Aussätzigen, oder solchen welche große  Strafen oder Krankheiten leiden, Almosen. Aber die geringste Pein des Fegefeuers ist größer, als alle Strafen des gegenwärtigen Lebens, wie der heilige Augustin sagt. Zweitens wegen ihrer großen Noth. Wenn die Menschen sehr Arme sehen, so geben sie ihnen gerne Almosen; aber die Seele in dem Fegefeuer befindet sich in der größten Armuth, weil sie nichts mehr verdienen können. Drittens sollen wir es wegen unseres Nutzen thun. Denn wenn wir für die Seelen im Fegefeuer beten und Almosen geben, so beten sie für uns, wenn sie erlöst werden und im Vaterlande sich befinden.

Auf gleiche Weise müssen wir aus drei Gründen für sie das heilige Messopfer dabringen. Zuerst, weil es für die Seelen im Fegefeuer, wie der heilige Augustinus sagt, Nachlassung der Strafen bewirkt. Zweitens weil dadurch denen, die im Vaterlande sind, gedankt wird; drittens, weil es für die Pilger dieser Welt ein Trost ist. Der heilige Augustin sagt: "Wenn man für die Seelen der Verstorbenen das Messopfer dabringt, so ist es für die vollkommen Guten Danksagung, für die unvollkommen Guten Versöhnung, für die Bösen zwar keine Erleichterung, aber ein Trost für die Lebenden."

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