Donnerstag, 27. Juni 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Sechster Sonntag nach Pfingsten

(Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)

Sechster Sonntag nach Pfingsten

 

Erste Rede.

 

"Wenn wir nämlich mit ihm zusammengepflanzt sind zur Ähnlichkeit seines Todes,
so werden wir es auch zur Ähnlichkeit der Auferstehung sein." Röm. 6,5.



Mit diesen  Worten sagt der Apostel zweierlei. Zuerst erwähnt er das Verdienst, das wir haben müssen, wenn er sagt: Wir sind seinem Tode ähnlich geworden. Dies ist aber unser Verdienst, daß wir an uns die Ähnlichkeit seines Todes, nämlich Christi, tragen. Zweitens spricht er von dem, was wir als  Verdienst erlangen, wenn er sagt: "Wir werden auch seiner Auferstehung ähnlich sein." Denn dieß ist der Lohn, das wir die Ähnlichkeit der Auferstehung Christi an uns haben.
Was den ersten Punkt anlangt, so gab es im Tode Christi sechs Stücke, worin wir lhm nachfolgen sollen. Erstens die
Demuth; zweitens der Gehorsam, wie der Apostel (Philipp. 2.) sagt: "Er demüthigte sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tode." Zur ersten Tugend ladet Christus ein, wenn er sagt (Matth. 4.): "Lernet von mir, denn ich bin sanftmüthig und demüthig vom Herzen;" zur zweiten aber mit den Worten (Joh. 14.): "Wenn ihr mich liebet, so haltet meine Gebote." Das dritte war die unaussprechliche Liebe im Tode Christi, wie das Evangelium (Joh. 14.) sagt: "Eine größere Liebe hat Niemand, als das Jemand sein Leben für seine
Freunde hingibt," und darin müssen wir ihm ähnlich werden. So sagt Christus wiederum (Joh. 14.): "Dieß ist mein Gebot, daß ihr einander liebet, wie ich euch geliebt habe." Das vierte ist die Geduld. Es heißt (1. Petr. 2.): "Da er litt, drohte er nicht." Auch darin müssen wir ihm nachfolgen, wie der heilige Apostel Paulus (Hebr. 12.) sagt: "Durch Geduld laßt uns zu dem uns festgesetzten Kampfe eilen, hinblicken auf den Urheber und den Vollender unseres Glaubens, Jesus, welcher mit Freuden die Schmach überwand und das Kreuz auf sich nahm." Fünftens die Ausdauer; denn es heißt (Matth. 10.): "Wer ausharrt bis zum Ende, wird selig sein." Diese Ausdauer muß aber bis zum Tode gehen, wie es von Christus (Philipp. 2.) heißt: "Christus wurde für
uns gehorsam dis zum Tode." In der Ausdauer also müssen wir die Ähnlichkeit seines Todes haben.

Was den zweiten Punkt anlangt, so wird die Glorie unseres Leibes, wenn er dem Leibe Christi gleichgestaltet sein wird, eine siebenfache sein. Zuerst wird die Zusammenstimmung aller Glieder liebenswürgig sein. So sagt der heilige Augustin (von der Stadt Gottes, 22. B. 19. K): "Darum gibt es dort keine Mißgestalt, welche das unrichtige Verhältnis der Theile zu einander bewirkt, wo auch das, was klein ist, seine rechte Stellung erlangt; wo das minder Passende, so wie es den Schöpfer erkennt, ergänzt wird, und das Uebermäßige mit Erhaltung
der Sache hinweggenommen wird." Zweitens zeigt sich im Ganzen eine wunderbare Farbenpracht. So sagt der heilige Augustin: "Wie groß wird die Anmuth der Farbe sein, wann die Gerechten wie die Sonne im Reiche ihres Vaters glänzen werden?" In diesen zwei Stücken besteht die ganze Schönheit der Färbung. "Jede körperliche Schönheit ist die Zusammenstimmung der Theile - sagt der heilige Augustin - mit einer gewissen Sanftheit der Farbe; aber sodann wird in den Leibern Alles schön sein." Der heilige Apostel Paulus
(Philipp. 3.) sagt: "Der umbilden wird unsern schwachen Körper nach seinem verklärten Körper." Drittens die Beweglichkeit. "Wo der Geist will, - sagt der heilige Augustin, - wird sogleich auch der Leib sein." Viertens die vollkommene Befreiung von jedem Mangel; fünftens die vollkommene und höchste Seligkeit. Von diesen zwei Eigenschafen spricht der heilige Augustin: "Alle Glieder und Eingeweide des unverweslichen Leibes, welche wir jetzt zu verschiedenen nothwendigen Gebrauche bestimmt sehen, werden es dann nicht mehr sein; sondern diese Nothwendigkeit, selbst die vollkommene und feste Sicherheit und beständige Seligkeit wird zum Lobe Gottes dienen." Die sechste Eigenschaft ist die Leidensunfähigkeit und Unsterblichkeit und Ewigkeit. Der heilige Augustin sagt: "Es wird wiederhergestellr, was von den lebendigen Körpern entweder nach dem Tode von den Leichnamen verloren ging, oder im Grabe zurückblieb, bei der Erneuerung des geistigen Leibes von der Schönheit des thierischen umgestaltet und mit Unverweslichkeit und Unsterblichkeit bekleidet auferstehen." Siebentens wird zwischen des Leibe und dem Geiste vollkommener Friede und vollkommene Eintracht sein. "Es wird dem Geiste das vergeistigte Fleisch, aber nicht der Geist dem Fleische unterworfen sein, sagt der heilige Augustin. Wie glückselig werden also die sein, welche dieser Auferstehung gewürdigt werden? Gewiß nur Jene, welche hier mir Christus sterben." Der Apostel (1. Coloss. 3.) sagt: "Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit ihm in der Herrlichkeit." Dazu möge uns,Gott führen. Amen.

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