Samstag, 29. Juni 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Auf die Gedächtnißfeier des heiligen Paulus

(Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)

Ich habe einen guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt; übrigens ist mir die Krone der Gerechtigkeit hinterlegt. (II. Tim. 4,.7)

Diese Sätze enthalten vom heiligen Paulus vier Dinge. Zuerst seine Bewährung: "Ich habe einen guten Kampf gekämpft." Zweitens seine Schnelligkeit: "Ich habe den Lauf vollendet." Drittens seine Treue: "Ich habe den Glauben bewahrt." Viertens seine Würde: "Übrigens ist mir die Krone der Gerechtigkeit hinterlegt."

In Bezug auf den ersten Punkt ist zu bemerken, daß der heilige Paulus einen dreifachen Kampf hatte. Zuerst einen feindlichen mit den Heiden (I. Cor. 15.): "Ich kämpfe gegen die Thiere." Zweitens einen bürgerlichen mit den Juden, indem er sagt (I. Thess. 1.):
"Wie auch selbst von den Juden, welche den Herrn Jesus und die Propheten  tödteten und uns verfolgten." Drittens einen inneren mit den falschen Christen, indem der Apostel (II. Cor. 11.) "von den Gefahren der falschen Brüdern" redet.

In Bezug auf den zweiten Punkt ist zu bemerken, daß er einen dreifachen Lauf vollendete. Denn er lief erstens in der Welt umher, um zu predigen. Er sagt (Gal. 1.): "Ich verglich mit ihnen mein Evangelium, um nicht vergebens zu laufen." Zweitens indem er im Himmel wandelte. "Unser Wandel ist im Himmel" (Phil. 3.). "Und ich kenne einen Menschen in Christo von vierzehn Jahren, ich weiß nicht im Leibe oder außer dem Leibe; Gott weiß es, daß dieser Mensch in den Himmel entrückt wurde." Drittens, daß er im Paradies wandelte; denn er wurde in den Himmel verzückt.
In Bezug auf den dritten Punkt ist zu bemerken, daß er vorzüglich den Glauben bewahrte. Zuerst indem er sich ganz dem Dienste Gottes hingab. "Mein Leben ist Christus und das Sterben mein Gewinn" (Gal. 2.). Zweitens indem er sein Reich kräftig vermehrte. "Bis nach IIlyrien verbreitete ich das Evangelium" (Röm. 15.). Drittens indem er Gott alles zuschrieb. "Durch die Gnade Gottes bin ich das, was ich bin" (I. Cor. 15.).

In Bezug auf den vierten Punkt ist zu bemerken, daß der heilige Paulus eine goldene und eine vergoldete Krone verdiente. Eine goldene Krone verdient er für das Werk der Liebe. Er sagt selbst (I. Cor. 9.): "Jeder der sich im Wettkampfe übt, enthält sich von Allem; diese, um eine vergängliche Krone zu empfangen, wir aber um eine unvergängliche." Eine vergoldete verdiente er dreifach, für die Jungfräulichkeit, für den Martyrtod und die Predigt. Die erste gehörte dem Gefühle, die zweite dem Verlangen, die dritte der Erkenntniß an. Denn er war eine Jungfrau, wie er selbst sagt (I. Cor. 7.): "Ich will daß alle Menschen so seien wie ich." Er war ein Prediger, darum er heißt ein Apostel der Heiden (II. Tim. 1.): "In dem auch ich als Verkündiger und Apostel und Lehrer der Heiden im Glauben und in der Wahrheit aufgestellt bin." Er war auch Martyr, wie aus seiner Legende hervorgeht. Auch wir werden, wenn wir einen guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet und den Glauben bewahrt haben, zur ewigen Krone gelangen.


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