Sonntag, 9. Juni 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin Auf das Fest des Heiligen Barnabas


Bild: Legenda aurea, von Sant Barnabas.



(Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)

 

 

Auf das Fest des Heiligen Barnabas

 

 

"Barnabas war ein tugendhafter Mann, voll vom heiligen Geiste" Apostelgesch. 11, 24.

Der Mensch bedarf zwei Dinge, der inneren Vollkommenheit und des äußeren Wandels; des erstern seinetwegen, des letzteren um des anderen willen.
Die innere Vollkommenheit besteht in der Erkenntniß der Wahrheit und in der Liebe des Guten. Die erstere ist die Vollkommenheit der Erkenntniß, die zweite die Vollkommenheit des Willens. - Der äußere Wandel besteht in zwei Dingen, in dem Nutzen der Sitten, und in der Ehrbarkeit der Sitten.

In Betreff der ersten Tugend heißt es von ihm: Er war voll vom Glauben. Der Glaube ist das Licht des Verstandes. Der heilige Augustin sagt: "Der Glaube ist die Erleuchtung
der Wahrheit, wodurch man vom ersten Licht zur Anschauung des Geistigen erleuchtet wird." In Betreff des zweiten Punktes wird gesagt: Er war voll vom heiligen Geiste. Der heilige Geist heißt Liebe und Geschenk, weil in ihm uns alle Gaben verliehen werden. Darum sagt der heilige August: "Mit Recht heißt er erfüllt vom heiligen Geiste, weil er voll von Liebe war." Und der Apostel sagt (Röm.5): "Die Liebe Gottes ist in unsere Herzen ausgegossen." In Betreff des dritten Punktes wird gesagt: "Und es wurde eine große Schar für den Herrn gewonnen." In Betreff des vierten: Er war gut, d. h. tugendhaft. Das Gute theilt sich aber mit nach Dionysius. Es gibt aber ein doppeltes Gut, ein wesentliches und ein abgeleitetes. Das erste findet nur bei Gott statt, wie es heißt (Matth.19.): "Nur einer ist gut, nämlich Gott." Das abgeleitete Gut gehört dem Geschöpfe an, und zwar auf sechsfache Weise. Das erste ist das wahrhafte Gute der Sache nach. Das zweite ist das Gut der Art nach in Bezug auf den Endzweck. Das dritte ist das Gut der Handlung nach der rechten Umstände in Bezug auf den Zweck an sich. Das vierte ist das der Handlung des Menschen. Das fünfte ist das der Gnade, d.h. des Verdienstes. Das sechste ist das Gut der Glorie. Alle diese Güter hatte der heilige Barnabas, und darum heißt er mit Recht ein guter Mann.


 

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