Mittwoch, 12. Juni 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin Auf das Fest des Heiligen Johannes des Täufers

(Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)

 

 

Auf das Fest des Heiligen Johannes des Täufers

Was glaubst du, wird aus diesem Kinde werden? Luc.1, 66.

Man kann auf diese Frage antworten: Er wird ein schöner, gnaden- und glorreicher Bräutigam sein. Schön wegen der Weiße der Jungfrauschaft, der Röthe der Martyrtodes, und der bewunderungswürdigen Schönheit, Ähnlichkeit und Gleichgestaltung in Bezug auf Christus. Hinsichtlich des ersten heißt es (Luc.1): "Der Knabe war in der Wüste;" hinsichtlich des zweiten (Matth.6): "Er sandte einen Scharfrichter ab und ließ johannes das Haupt abschlagen;" hinsichtlich des dritten, weil er eine solche Ähnlichkeit mit christus hatte, daß man ihn selbst für Christus hielt, wie das Evangelium (Luc.3) sagt: "Es glaubte aber das ganze Volk und es dachten alle in ihrem Herzen von Johannes, ob er nicht Christus wäre."

Er war also schön; er war aber auch gnadenvoll wegen der Heiligkeit, wegen der Demuth und wegen des Nutzens. Denn er war heilig, weil er voll vom heiligen Geiste war. "Denn er ward im Mutterleibe vom heiliogen Geist erfüllt" (Luc.1.). Er kleidete sich in rauhe Kleider. Johannes hatte
Kleider von Kamelhaaren (Eebend.). Er war sehr enthaltsam. "Seine Speise waren Heuschrecken" (Ebend.). Er war demüthig in der Taufe, da er zu Christus sprach (Matth. 3.): "Ich soll von dir getauft werden." In seiner antwort, die er den Pharisäern gab (Joh. 1.): "Ich bin die Stimme des Rufenden in der Wüste." Im Unterrichte seiner Jünger (Joh. 3.): "Jener muss wachsen, ich aber abnehmen." Er war nützlich im Taufen, denn er ließ sich ganz Jerusalem taufen (Matth. 3.). Er war nützlich im Bußpredigten und im Wandel. "Er war ein glänzendes und leuchendes Licht" (Joh.5.).

Er war aber auch herrlich und gloreich wegen seiner Würde, wie aus neun Gründen hervorgeht. Zuerst, weil er vorverküngigt wurde; denn MAlachias (3.) sagt: "Sieh. ich sende meinen Engel, daß er den Weg vor mir her bereite." Zweitens, weil ihn die Mutter im hohen Alter gebar. Und der Engel (Luc.1.); "Elisabeth, deine Frau, wird dir einen Sohn gebären." Drittens, weil er auf wundervolle Weise empfangen wurde, wie es (Luc.1.) heißt: "Und sie hatten keinen Sohn, weil Elisabeth unfruchtbar war." Viertens, weil er im Mutterleibe geheiligt wurde (Ebend.): "Und noch im mutterleibe wird er vom heiligen Geist erfüllt werden." Fünftens, weil er bei vielen Wundern geboren wurde (Ebend..): "Es öffnete sich plötzlich sein (des Zacharias) Mund." Sechstens, weil er der Vorläufer Christi war. Christus selbst sagt (MAtth. 11.): "Dieser ist es, von dem geschrieben steht: Sieh ich sende meinen Engel vor mir her, daß er mir den Weg bereite." Siebentens, weil ihn Christus vorzüglich auszeichnete (ebend.): "Wahrlich, ich sage euch, unter den von Weibern gebornen, war keiner größer als Johannes der Täufer." Achtens, weil er Christus taufte (Matth. 3): "Er (Christus) kam zum Jordan, um sich von Johannes taufen zu lassen." Neuntens, weil er ein Zeuge des Lichtes ist (Joh.1.): "Dieser kam zum Zeugnisse, um vom Lichte Zeugniss zu geben."

Im moralischen Sinne aber ist es nothwendig, wenn jemand zur ewigen Herrlichkeit kommen will, daß er ein Kind, d.h. rein sei. Die Reinigkeit ist dreifach nothwendig; zuerst im Herzen,zweitens im Munde, drittens in der Hand. Die Reinigkeit des Herzens ist die Reinigkeit des Willens, wie Jakobus (4.) sagt: "Reiniget eure Herzen, die ihr getheilten Herzens seid." Hinsichtlich des zweiten heißt es (Sprüchw. 15.): "Die reine Rede ist die schönste;" hinsichtlich des dritten (I. Tim. 2.): "Erhebet eure reinen Hände."

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