Donnerstag, 13. Juni 2013

Erster Brief an die Corinther - Capitel 11, 1-17. (Allioli) - Die Sache mit dem Kopftuch im Gottesdienst

Erster Brief an die Corinther aus der Heiligen Schrift (Allioli-Bibel) 

 Capitel 11, 1-17.  
mit allen Anmerkungen erläutert von Dr. Joseph Franz Allioli 2. Auflage. München und Landshut, 1854.



Capitel 11.


Was die kirchlichen Zusammenkünfte betrifft so will ich euch einstweilen da ihr im allgemeinen gelehrig seyd folgende Vorschriften: geben Da jeder Mann unter der Herrschaft Christi steht jedes Weib unter der Herrschaft des Mannes so sollen die Manner in der Kirche mit unbedecktem Haupte die Weiber mit bedecktem erscheinen, indem der Mann mit bedecktem Haupte Christum das Weib mit unbedecktem ihren Mann entehren würde. Der Mann soll sein Haupt darum nicht bedecken um anzuzeigen daß seine Bestimmung die Herrschaft sey das Weib deßhalb bedeckt erscheinen, anzudeuten daß sie dem Manne unterworfen sey. Doch ist damit kein Vorzug Eines vor dem Andern in Christo ausgesagt. Zu jenem Verhalten gibt selbst die Natur einen Wink und so ist es überall Christensitte. Uebrigens kommen noch andere Unordnungen vor wodurch die christlichen Versammlungen ihren Nutzen verlieren. Es werden Irrlehren vorgebracht und über dem Liebesmahle wird das heilige Opfer und Mahl außer Acht gesetzt indem einige noch vor dem heiligen Opfer von ihrem Mitgebrachten essen und in Fülle trinken, so daß die Äermeren bey den Liebesmahlen nicht satt werden. Das heilige Opfer und Mahl hat der Herr eingesetzt, aber es muß würdig genossen werden. Von dem unwürdigen Genüsse rühren die vielen Uebel in eurer Gemeinde her Darum esset mit den Uebrigen zusammen und wenn ihr euch nicht sättigen solltet so esset darnach zu Hause. Das Uebrige werde ich persönlich anordnen.

Kommentare und Verweise
1. Seyd meine Nachfolger, wie auch ich Christi Nachfolger bin (1) (1) Dieser Vers ist der Schluß des vorigen Kapitels
2. Ich lobe euch, Brüder, daß ihr in Allem meiner eingedenk seyd, und meine Vorschriften (2) haltet so wie ich sie euch überliefert habe (3) (2) Im Griech. die Überlieferungen
(3) Der Apostel giebt dieses Zeugniß den Corinthern im allgemeinen und sucht sich damit den Weg zu ihren Herzen zu bahnen.
3. Ich will euch aber zu wissen thun, daß das Haupt jedes Mannes Christus ist; (4) das Haupt des Weibes aber ist der Mann, (5) und Christi Haupt ist Gott (6) (4) daß der Gottmensch Christus als der erste neue Mensch (unt. 15, 45) das Haupt der durch ihn wiedergebornen Menschheit ist (Ephes. 5, 23):
in welcher weder Mann noch Weib, sondern nur die neue Creatur gilt (Gal. 3,28).Der Mann steht statt der Menschheit überhaupt, weil er das unmittelbare GeschöpfGottes ist (1 Mos 2, 7), während das Weib erst vom Manne genommen ward (1 Mos. 2,22)
Cyrillus


(5) eben weil es vom Manne genommen ist
(6) Dies Gottmenschen ChristiHaupt ist Gott, in so ferne sein ganzes Erlösungswerk im Willen des Vaters lag und Christus selbst sagte daß er nur gekommen sey, seines Vaters Willen zu thun.(Joan. 4, 34: 5, 30; 6, 38). Von dem göttlichen Worte, als solchem ist hier nicht die Rede sondern von Christus dem Mensch gewordenen Worte. Das göttlicheWort an sich ist dem Vater nicht unterworfen sondern Gott von Gott.
4. Jeder Mann, der mit bedecktem Haupte betet oder weissaget (7) entehret sein Haupt (8). (7) d.i. heilige Lieder singt und Heiliges spricht (Vgl 1 Par. 25, 1. I. Kön. 10, 5.). In den christlichen Versammlungen wechselte Gebet und Gesang.
(8) weil sich der Mann vor Gott in seiner Bestimmung, Beherrscher der Welt zu seyn (V. 7), zeigen soll. Mit der Bedeckung, welche Zeichen der Unterwürfigkeit ist (V. 10), würde er seine Würde verläugnen, und dadurch nicht nur sich, sondern
auch sein Haupt (den Vormann) Christum beschimpfen, dem alle Männer gleich seyn, in welchem Alle herrschen sollen. Bemerke: Alle Manner ohne Unterschied sollen das Zeichen der Herrschaft an sich tragen, denn beim Gottesdienste hören die bürgerlichen Unterschiede auf, und sind Alle gleic.
5. Jedes Weib aber das unbedecktem Haupte betet oder weissaget, (9) entehret ihr Haupt; denn es ist
eben so viel als wäre sie geschoren (10)
(9) heilige Lieder singt (Not. 7) Dieß ist offenbar hier die Bedeutung Weissagens, denn begeistert reden, lehren, kann es nicht bedeuten, da von öffentlichen kirchlichen Versammlungen die Rede ist, in welchen das Weib nichts zu reden hat. (unt 14, 34).
(10) entehret ihren Mann; denn vor Gott soll sie mit dem Zeichen ihrer Bestimmung unter der Gewalt des
Mannes zu seyn, (V. 9, 10) erscheinen. Wenn unbedeckt würde sie gleichsam sagen, daß sie ihrem Manne nicht angehören wolle, also ihn beschimpfen. Sie würde wie geschoren seyn. D. i. einer öffentlichen Weibsperson gleichen. Unzüchtigen Weibspersonen wurden zur Strafe die Haare abgeschnitten.
6. Denn wenn ein Weib sich nicht bedeckt, so schneide man ihr die Haare ab: ist es aber für ein Weib schimpflich sich die Haare abschneiden oder bescheeren zu lassen, so bedecke sie ihr Haupt (11) (11) Dieser Vers wiederholt nur den Schluß des vorigen Verses: denn ein unbedecktes Weib ist wie ein geschorenes - unehrbares seiner Würde und
Bestimmung Vergessenes Weib.
7. Der Mann nämlich soll sein Haupt nicht bedecken, weil er Gottes Bild und Ehre ist; (12) das Weib aber ist des Mannes Ehre (13) (12) Hier ist nicht von dem Ebenbilds Gottes im allgemeinen, dass alle Menschen, Mann und Weib, an sich tragen, in so ferne, Alle eine unsterbliche, zur Heiligkeit und Gerechtigkeit erschaffene Seele haben, sondern von dem Ebenbilde, vermöge welchem der Mann Beherrscher von Allem auf Erden ist. (1 Mos. 1, 2) Diese Herrschaft erhielt zwar auch das Weib (1 Mos. 1, 28.), aber nur mit und unter dem Manne, für den sie erschaffen wurde. (V. 9. 1. Mos. 2. 20.), und diese Unterwürfigkeit wurde nach der Sünde zur Strafe des Weibes, das den Mann verführt hat, noch vermehrt (1. Mos. 3, 1.). Der Mann, welcher die
Herrschaft in rechter Weise führt, ehrt dadurch Gott, indem er so seiner Bestimmung nachlebt, und heißt darum das Bild und die Ehre Gottes. Bemerke, daß
die Priester in der Kirche das Haupt bald bedeckt bald unbedeckt haben; sie sind unbedeckt wenn sie im Namen Christi fürbitten, opfern und die heiligen Sakramente ausspenden: bedeckt wenn sie im Namen seiner Braut der lehrenden Mutter Kirche,
auftreten, die als Zeichen ihrer Unterwürfigkeit die bräutliche Krone trägt (Apoc. 21. 2.)

(13) Das Weib aber ehrt den Mann und dadurch mittelbar auch Gott, wenn es sich in der von Gott angeordneten Unterwürfigkeit hält, wenn es seine Bestimmung erfüllt. Möchten dieß alle Frauen zu Gemüthe nehmen, und erkennen, daß sie durch
Herrschsucht ihre ganze Bestimmung verfehlen. Der Apostel gibt nun den Grund der Unterwürfigkeit des Weibes unter den Mann.
8. Denn der Mann ist nicht vom Weibe sondern das vom Manne (1. Mos. 2, 21. 22.)
9. auch ist der Mann nicht des Weibes wegen geschaffen, sondern das Weib des Mannes wegen (1. Mos. 2, 18. ff.)
10. Darum soll das Weib (Mannes) Macht auf dem Haupte haben,(14) der Engel wegen. (15) (14) Darum soll das Weib eine Kopfbedeckung, als Zeichen der Macht des Mannes über sie auf dem Haupte tragen (Chr.). Bemerke, daß Paulus
schlechthin sagt das Weib soll Macht auf dem Haupte haben, weil dieß zwar die Mannes Macht ist, aber zugleich ihre Macht wird; denn nur in völliger
Unterwürfigkeit unter den Mann und Hingabe an ihn, ist das Weib mächtig; so wie hinwiederum die wahre christliche Herrschaft also auch die des Mannes -
Dienstbarkeit ist (s, Matth, 20 Not. 17). (15) d.i. der Kirchenvorsteher wegen (Apoc. 1, 20: 2 u. 3); um den Kirchenvorstehern zu bekennen, daß sie, wie es
diese im Namen Gottes fordern, ihre Unterwürfigkeit unter den Mann erkenne.
11. Jedoch ist weder Mann ohne Weib, noch Weib ohne Mann, im Herrn;
12. denn wie das Weib aus dem Manne ist, so ist auch der Mann durch das Weib: Alles aber ist aus
Gott. (16)
(16) Jedoch soll der Mann dieser Herrschaft wegen nicht verkennen, daß in Christo Keines einen Vorzug habe vor dem Andern (Gal. 3, 28), sondern
beide als gleiche Theile zusammengehören, und daß Eines von dem Andern auf natürliche Weise abhängig ist. Beyde abhängig von Gott sind.
13. Urtheilet ihr selbst: ist es schicklich, daß ein Weib unbedeckt zu Gott bete? (17) (17) Urtheilet nun auch aus einem Winke, den die Natur selbst gibt, daß das Weib bedeckt seyn müsse, und in der Bedeckung das Zeichen der
Unterwürfigkeit zu tragen habe.
14. Lehret euch nicht selbst die Natur, daß wenn der Mann ein langes Haar trägt, es ihm zur Unehre sey?
15. Wenn aber das Weib ein langes Haar trägt, es ihr zur Zierde sey? Denn die Haare sind ihr zum
Schleier gegeben. (18)
(18)Liegt nicht darin ein Wink der Natur, daß der Mann unbedeckt das Weib bedeckt seyn soll, weil jeder fühlt, lange Haare seyen unschicklich
für den Mann, zierlich für das Weib? Dieses Gefühl ist keine bloße Einbildung; es beruht auf der Erscheinung, daß die Natur dem Weibe längere und dichtere Haare, als dem Manne gleichsam einen natürlichen Schleyer gab, um anzuzeigen, daß
die göttliche Ordnung ihre Unterwürfigkeit fordere, und daß sie als Zeichen derselben die Kopfbedeckung, besonders vor Gott zu tragen habe.
16. Wenn aber Jemanden scheint, streiten zu müssen, (der wisse:) wir haben eine solche Gewohnheit (19) nicht, noch auch (überhaupt) die Kirche Gottes. (19) daß die Weiber unbedeckt sind.