Sonntag, 2. Juni 2013

Catechismus Romanus - Zu wem man beten müsse.

Römischer Katechismus (Catechismus). Nach dem Beschlusse des Conciliums von Trient und auf Befehl des Pabstes Pius V. herausgegeben. Passau, Druck und Verlag von Friedrich Winkler 1839

Vierter Teil - Sechstes Hauptstück

Zu wem man beten müsse.


I. An wen vorzüglich das Gebet gerichtet werden müsse.


Dass man Gott anbeten und seinen Namen anrufen müsse, das spricht selbst der Naturtrieb aus, der in der Menschen Herzen gepflanzt ist, und auch die heiligen Schriften lehren das Nämliche: "Rufe zu mir am Tage der Trübsal" (Ps.49,15); allein unter dem Namen Gott muss man die drei Personen verstehen.



II. Darf man nicht auch die Heiligen, die mit Christus herrschen, anrufen?


Nach Gott nehmen wir unsere Zuflucht zur Hilfe der Heiligen,die im Himmel sind; dass man
Gebete an sie richten dürfe, ist in der Kirche Gottes so deutlich ausgesprochen, dass fromme Menschen hierüber durchaus nicht in Zweifel gerathen können. Da aber dieser Gegenstand an seinem Orte schon besonders abgehandelt worden ist, so verweisen wir dahin die Seelsorger und andere. Um aber den Unerfahrnen allen Irrthum zu benehmen, wird es der Mühe werth seyn, das gläubige Volk zu belehren, was zwischen dieser Anrufung für ein Unterschied sey.

III. Wir rufen anders Gott und anders die Heiligen an.



Wir rufen Gott und die Heiligen nicht auf die nämliche Weise an. Denn wir beten zu Gott, dass er selbst uns entweder das Gute verleihe, oder von Uebeln uns befreie: die Heiligen aber, weil sie bei Gott in Gnaden stehen, bitten wir, dass sie Fürsprache bei Gott für uns einlegen, um uns von Gott das zu erflehen, was wir bedürfen. Daher gebrauchen wir zwei verschiedene Gebetformeln; denn zu Gott rufen wir im eigentlichen Sinne: Erbarme dich unser, Erhöre uns. Zu einem Heiligen: Bitt für uns.

IV. Wie wir die Heiligen bitten können, dass sie sich unser erbarmen.



Man darf auch auf eine gewisse Weise die Heiligen bitten, dass sie sich unser erbarmen; denn sie sind barmherzig; und wir können sie daher bitten, dass sie, durch unsern jammervollen Zustand bewogen, uns durch ihre Fürbitte und Gunst bei Gott unterstützen. Hiebei aber müssen sich alle wohl in Acht nehmen, dass sie das, was Gott gebühret, keinem andern, ausser ihm, erweisen; vielmehr, wenn jemand vor einem Heiligenbild das Gebet des Herrn spricht, so soll er dabei denken, dass er diesen Heiligen bitte, er möge mit ihm beten, und für ihn das erflehen, was im Gebete des Herrn enthalten ist; endlich, er möge sein Fürsprecher und Fürbitter bei Gott seyn. Denn dass sie dieses Amt verwalten, lehrte uns der heil. Johannes in der geheimen Offenbarung. Apoc.8

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