Zweiter Theil - Viertes Hauptstück - Vom Sakramente des Altars
I. Warum die Geheimnisse des Altarssakramentes mit der höchsten Ehrfurcht behandelt und empfangen werden müssen.
Gleichwie es unter allen heiligen Geheimnissen, die uns unser Herr
und Erlöser als die gewissesten Werkzeuge der göttlichen Gnade übergeben hat,
keines gibt, das mit dem allerheiligsten Sakramente des Altars verglichen werden
könnte; ebenso ist auch von Gott keine schwerere Bestrafung irgend eines
Verbrechens zu befürchten, als die, wenn von den Gläubigen eine mit aller
Heiligkeit erfüllte Sache, oder vielmehr eine Sache, welche den Urheber und die
Quelle der Heiligkeit selbst enthält, weder heilig noch ehrfurchtsvoll behandelt
würde. Diess hat der Apostel weislich, erkannt; und uns deutlich darüber
belehrt. Denn nachdem er dargestellt hatte, welches Verbrechens sich diejenigen schuldig machen , die den Leib
des Herrn nicht unterscheiden, fügte er sogleich bei: Desswegen gibt es unter euch viele Kranke, und Schwache, und Viele
schlafen. [I.Cor. 11,22] Damit also,das
gläubige Volk, wenn es erkannt hat, dass man diesem himmlischen Sakramente
göttliche Ehren erweisen müsse, auch reichliche Früchte der Gnade daraus ziehe,
und dem gerechten Zorne Gottes entgehe, muss Alles von den Seelsorgern auf's
sorgfältigste erklärt werden, was zur Verherrlichung seiner Majestät dienlich zu
seyn scheint.II. Warum und wann das Altarssakrament eingesetzt worden ist.
Von der Einsetzung des Altarasakramentes. Sess. 13. Concil. Trident. de
Eucharist. c. 2.
Um der Anweisung des heiligen Paulus zu folgen, [I. Cor. 11,23] welcher
bekennt, dass er das, was er vom Herrn erhalten hatte, den Corinthern übergeben
habe, ist es nothwendig, vor Allem den Gläubigen die Einsetzung dieses
Sakramentes zu erklären. Dass dieses auf folgende Art geschehen sey, erhellet
deutlich aus dem Evangelisten: Da der Herr die Seinigen
geliebt hatte, liebte er sie bis zum Tode. [Joh.
13,3] Um nun ein göttliches und wunderbares Unterpfand dieser Liebe zu
geben, so hat er im Bewusstseyn, dass die Stunde schon da sey, wo er aus dieser
Welt weg zum Vater gehen würde, um zu keiner Zeit von den Seinigen entfernt zu
seyn, durch seinen unerforschlichen Rathschluss bewirkt was alle Ordnung und
alle Verhältnisse der Natur übersteigt. Er nahm, nachdem er mit seinen Jüngern
das Abendmahl des Osterlammes gefeiert hatte, auf dass das
Bild der Wahrheit, der Schatten Körper weichen sollte, das Brod, und dankte
Gott, segnete, und brach es, und gab es seinen Jüngern und sprach; [I. Co. 11,24. 25] Nehmet hin und
esset: das ist mein Leib, derfür euch wird hingegeben werden; das thujt zu
meinem Angedenken. [Matth. 26,26.28] Gleicherweise nahm er auch nach dem Abendmahle den Kelch, und
sprach: Dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blute. [Luc. 22,19] Diess thut, so oft ihr
trinken werdet, zu meinem Angedenken. [Marc. 14,22]
III. Warum dies Sakrament Eucharistie genannt werde.
Die Würde des Sakramentes wird durch mehrere Benennungen erklärt. Warum
es Eucharistie heisse.
Als die heiligen Schriftsteller einsahen, dass es gar nicht möglich
sey, die Würde und Vortrefllichkeit dieses wunderbaren Sakramentes in einem
einzigen Worte darzustellen, so versuchten sie, dieselbe mit mehreren
Benennungen auszudrücken. Manchmal nennen sie es Eucharistie, welches Wort wir
mit: gute Gnade oder Danksagung übersetzen können. Und mit Recht kann es gute
Gnade genannt werden, sowohl , weil es das ewige Leben, von welchem geschrieben
steht: Die Gnade Gottes ist das ewige Leben, [Röm. 6,23] vorbildet, als auch weil es Christum den
Herrn, welcher die wahre Gnade und die Quelle aller Gnadengeschenke ist, in sich
enthält. Eben so schicklich übersetzen wir es mit Danksagung; denn wenn wir
diess reinste Opfer darbringen, so erstatten wir täglich Gott unsäglichen Dank
für alle uns erzeigten Wohllhaten, und vorzüglich für das so wunderherrliche
Geschenk seiner Gnade, die er uns durch dieses Sakrament mittheilt. Diese
Benennung stimmt auch ganz mit dem überein, was, wie wir lesen, Christus der
Herr bei der Einsetzung dieses Geheimnisses gethan hat. Es heisst: Er nahm das
Brod und dankte. Auch David , da er die Grösse dieses Geheimnisses schaute,
hielt, dafür ehe er jenes Lied sang: Der barmherzige und
erbarmungsvolle Herr hat ein Denkmal seiner Wunder gestiftet, er gab sich zur
Speise denen, die ihn fürchten, [Ps. 110,4]
dass man vorerst Dank sagen müsse, da er sprach: Das Bekenntniss und die
Herrlichkeit sind sein Werk.
IV. Warum dieses Sakrament Communion, das Sakrament des Friedens und der Liebe genannt werde.
Oft wird es auch mit er der Benennung eines Opfers dargestellt, von
welchem Geheimnisse kurz hernach weitläufiger gesprochen werden soll. Überdiess
heisst es Communion: dieses Wort ist bekanntlich aus einer andern Stelle des
Apostels entnommen, wo es heisst: Der Kelch des Segens, den
wir segnen, ist er nicht eine Mittheilung des Blutes Christi? und das Brod, das
wir brechen, ist es nicht eine Theilnahme am Leibe des Herrn? [I. Cor. 10, 1-6] Denn, wie
Damascenus erklärt hat, dieses Sakrament verbindet uns mit Christus, und macht
uns seines Fleisches und seiner Gottheit theilhaftig, und versöhnt und vereinigt
uns untereinander in eben demselben Christus, und verbindet uns gleichsam zu
Einem Leibe.
Hiedurch geschah, dass es auch das Sakrament des Friedens und der
Liebe genannt wurde, damit wir einsehen sollten, wie unwürdig die des
christlichen Namens sind, welche Feindschaften hegen; und dass Hass, Zwietracht,
Uneinigkeit, als die verderblichste Pest der Gläubigen, durchgehend ausgerottet
werden müsse, besonders da wir bekennen, durch das tägliche Opfer unserer
Religion nach nichts eifriger zu streben, als nach Friede und Liebe.
V. Warum diess nämliche Sakrament Wegzehrung und Abendmahl genannt werde.
Bisweilen wird es von den heiligen Schriftstellern auch Wegzehrung
genannt, sowohl weil es eine geistige Nahrung ist, durch die wir auf der
Wanderschaft dieses Lebens genährt werden, als auch, weil es uns Kraft zum
ewigen Leben und zur ewigen Seligkeit verleiht. Daher ist es eine alte Anordnung
der katholischen Kirche, dass kein Gläubiger ohne dieses Sakrament aus dem Leben
scheiden soll. Die ältesten Väter, gestürzt auf das Ansehen der Apostel, haben
es auch manchmal mit dem Namen Abendmahl bezeichnet, weil es bei jenem
beseligenden Geheimnisse des letzten Abendmahles von Christus dem Herrn
eingesetzt worden ist.
VI. Die Eucharistie kann wenn man Speise und Trank zu sich genommen hat, nicht vollbracht und empfangen werden.
Die Eucharistie darf nicht vollbracht oder empfangen werden, wenn
man Speise oder Trank zu sich genommen hat, weil die von den Aposteln
eingeführte heilsame Gewohnheit, wie die alten Schriftsteller berichten, immer
beibehalten und beobachtet worden ist, dass sie nur von
solchen, empfangen worden soll, die nüchtern sind.
VII. Die Eucharistie wird mit Recht ein wahrhaftes Sakrament genannt.
Nach der Erklärung des Namens soll gelehrt werden, dass die
Eucharistie ein wahrhaftes Sakrament, und eines von jenen sieben sey, welche die
heilige Kirche immer mit Ehrfurcht heilig gehalten hat. Denn wenn die
Verwandlung des Kelches geschieht, wird es das Geheimniss des Glaubens genannt.
Zudem wird das Nämliche, um von den unzähligen Zeugnissen fast aller heiligen
Schriftsteller keine Erwähnung zu machen, welche von jeher der Meinung waren,
dass diess unter die wirklichen Sakramente gezählt werden müsse, selbst ans dem
Inhalte und der Natur eines Sakramentes bewiesen. Es befinden sich in demselben
äusserliche und in die Sinne fallende Zeichen. Es hat die Bedeutung und
Wirksamkeit der Gnade. Zudem lassen über dessen Einsetzung von Christus weder
die Evangelisten, noch der Apostel Paulus, einen Zweifel übrig. Da nun alles
diess sich vereinigt zur Bekräftigung der Wahrheit des Sakramentes, so ersieht
man, dass man keines andern Beweises weiter bedürfe.
VIII. In diesem Sakrament finde sich Vieles, dem der Name Sakrament zukomme.
Die Seelsorger sollen sorgfältig darauf Acht haben, dass sich
Vieles in diesem Geheimnisse befinde, dem die heil. Schriftsteller bisweilen den
Namen eines Sakramentes ertheilten. Manchmal pflegten sie bald, die Verwandlung,
bald den Empfang, oft aber selbst, den Leib und das Blut des Herrn, das in der
Eucharistie enthalten ist, mit dem Namen Sakrament zu belegen. Der heil.
Augustin sagt, dieses Sakrament bestehe aus zwei Stücken, nämlich aus der
siehtbaren Gestalt der Elemente, und aus dem unsichtbaren Fleische und Blute
unsers Herrn Jesu Christi selbst. Und in demselben Sinn behaupten wir, dass
dieses Sakrament angebetet werden müsse, indem wir nämlich darunter den Leib und
das Blut Christi verstehen. Dass aber alles dieses nur uneigentlich Sakrament
genannt werde, ist einleuchtend. Die Gestalten des Brodos und Weines aber haben
die wirkliche und eigentliche Bedeutung dieser Benennung.
IX. Wie sich die Eucharistie von allen übrigen Sakramenten unterscheide.
Die Eucharistie wird ein Sakrament im eigentlichen Sinne genannt wegen
der Gestalten des Brodes und Weines.
Es lässt sich leicht einsehen, wie sehr sich dieses Sakrament von
allen übrigen unterscheide. Die übrigen Sakramente werden durch den Gebrauch der
Materie vollbracht, wenn sie nämlich an Jemanden ausgespendet werden. So erlangt
die Taufe die Beschaffenheit eines Sakramentes dann, wenn wirklich ein Mensch
mit Wasser abgewaschen wird; aber zur Vollendung der Eucharistie ist die
Verwandlung der Materie hinreichend; denn es hört nicht auf, ein Sakrament zu
seyn, wenn es auch in einem Behältnisse aufbewahrt wird. Bei Vollbringung der
andern Sakramente geht keine Verwandlung der Materie oder des Elementes zu einem
andern Wesen vor; das Taufwassecr, oder das Oel des Chrysams verlieren nicht,
wenn jene Sakramente vollbracht werden, ihre vorige Natur; in der Eucharistie
ist aber, was vor der Wandlung Brod und Wein war, nach vollbrachter Wandlung,
Wahrhaft die Substanz des Leibes und Blutes des Herrn.
X. Die zweifache Materie der Eucharistie macht nicht zwei Sakramente.
Das Sakrament der Eucharistie bedeutet und bewirkt die Einigung der
Glieder der Kirche
Wenn auch zwei Elemente da sind, nämlich Brod und Wein, aus denen
das vollständige Sakrament der Eucharistie vollbracht wird, so bekennen wir
doch; belehrt durch den Ausspruch der Kirche, dass diess nicht mehrere, sondern
nur ein einziges Sakrament sey. Es könnte ja sonst nicht die Siebenzahl der
Sakramente bestehen, die immer überliefert, und von den Concilien im Lateran, zu
Florenz und Trient festgesetzt worden ist. Denn da durch die Gnade dieses
Sakramentes ein mystischer Körper gebildet wird, auf dass das Sakrament selbst mit der Sache, die es bewirkt,
übereinstimme, so muss es ein einziges seyn, und zwar ein einziges, nicht weil
es untheilbar ist, sondern weil es die Bedeutung nur Einer Sache hat. Wie Speise
und Trank, welche zwei verschiedene Sachen sind, doch nur zu einem Dinge
angewendet werden, nämlich zur Stärkung der Körperskräfte, so war es auch
angemessen, dass jenen zwei verschiedene Gestalten des Sakramentes entsprechen,
welche die geistige Speise andeuten sollen, wodurch die Seelen erhalten und
erquicket werden. Daher sprach der Herr und Heiland: Mein
Fleisch ist wahrhaft eine Speise, und mein Blut ist wahrhaft ein Getränk.
[Joh. 6,36] Doch muss sorgfältig erkläret
werden, was das Sakrament der Eucharistie bedeute, damit die Gläubigen, indem
sie die heiligen Sakramente mit ihren Augen sehen, zugleich auch durch
Betrachtung der göttlichen Dinge ihre Seelen weiden.
XI. Wie vielerlei Dinge in diesem Sakramente angedeutet werden.
1) Das Sakrament der Eucharistie deutet drei Geheimnisse an. Das erste
ist vergangen. 2) Das zweite ist gegenwärtig. 3) Das dritte zukünftig.
I. Drei Dinge werden uns durch dieses Sakrament angedeutet. Das
erste ist das Leiden Christi des Herrn, das schon vorüber ist. Denn er selbst
hat gelehrt: Diess thut zu meinem Angedenken; und der Apostel bezeugte: So oft
ihr dieses Brod essen, und den Kelch trinken werdet, sollt ihr den Tod des Herrn
verkündigen, bis er wieder kömmt.
II. Das andere ist die göttliche und himmlische Gnade, welche
gegenwärtig zur Ernährung und Erhaltung der Seele durch dieses Sakrament
ertheilet wird. Wie wir durch die Taufe zu einem neuen Leben geboren, und durch
die Firmung gestärkt werden, damit wir dem Satan widerstehen, und öffentlich den
Namen Christi bekennen können, so werden wir durch das Sakrament der Eucharistie
genährt und erhalten.
III. Das dritte ist, was es uns als zukünftig vorhersagt, die
Frucht der ewigen Freude und Herrlichkeit, welche wir im himmlischen Vaterlande
nach göttlicher Verheissung erlangen werden. Diese drei Dinge also, welche sich
durch die Verschiedenheit der gegenwärtigen, vergangenen und zukünftigen Zeit deutlich unterscheiden, werden durch die heiligen
Geheimnisse so angedeutet, dass das ganze Sakrament, obwohl es aus verschiedenen
Gestalten besteht, sich auf die Darstellung jedes dieser Dinge, gleichsam wie
auf die Bezeichnung Einer Sache beziehe.
XII. Welches die Materie dieses Sakramentes sey, und was für ein Brod verwandelt werden müsse.
Die Materie der Eucharistie ist zweifach. Weizenbrod ist die
eigentliche Materie dieses Sakramentes.
Vor Allem müssen die Seelsorger die Materie dieses Sakramentes
kennen, sowohl damit sie selbst dasselbe rechtmässig vollbringen, als auch,
damit sie die Gläubigen ermahnen, was es darstelle, und dass, sie eifrigst und
sehnlich nach der Sache, die es darstellt, verlangen sollen. Die Materie dieses
Sakramentes ist zweifach; die eine ist Brod aus Weizenmehl, und hievon soll
zuerst gehandelt werden; von der andern wird später gesprochen. /
Wie die Evangelisten Matthäus, Marcus und Lucas lehren, [Matth. 26,26] [Marc. 13,22] [Luc. 22,19] nahm Christus der
Herr das Brod in seine Hände, segnete und brach es, sprechend: Das ist mein
Leib. Bei'm Johannes nannte gleichfalls unser Heiland sich selbst ein Brod, da
er sprach: Ich bin das lebendige Brod, das vom Himmel
herabgestiegen ist. [Joh. 6,41]
Da es aber verschiedene Arten von Brod gibt, entweder weil sie sich
durch die Materie unterscheiden, indem eines aus Weizen, ein anderes aus Gerste,
oder aus Hülsenfrüchten und den übrigen Früchten der Erde bereitet wird, oder
weil sie mit verschiedenen Eigenschaften und Bestandteilen versehen sind (einem
wird Sauerteig beigemischt, ein anderes bedarf des Sauerteiges nicht); so
zeigen, was das erste betrifft, die Worte des Heilandes, dass das Brod aus
Wetzen bereitet werden müsse; denn es ist sattsam bekannt, dass gemeiniglich,
wenn man schlechthin Brod sagt, Weizenbrod darunter zu verstehen sey. Diess
erklärt auch das Vorbild des alten Testamentes. Es war nämlich vom Herrn
befohlen worden, dass die Schaubrodc, die dieses Sakrament andeuten, aus dem
feinsten Weizenmehl bereitet werden sollen. [Ies. 24,5]
XIII. Es ist schicklich, dass das Brot, aus dem die Eucharistie bereitet wird, ungesäuert sey.
Wie kein anderes, als Weizenbrod, für eine taugliche Materie zu
diesem Sakramente zu halten ist (Diess lehrte uns die apostolische Tradition,
und bestätigte, das Ansehen der katholischen Kirche): so kann man auch aus dem,
was Christus der Herr gethan hat, leicht einsehen, dass es ungesäuert seyn
müsse. Denn er vollbrachte und setzte dieses Sakrament ein am ersten Tage der
ungesäuerten Brode, [Exod.
12,19] an welchem die Juden keinen Sauerteig im Hause haben durften. Wenn
Jemand das Zeugniss des Evangelisten Johannes entgegen setzen wollte, der
erzählt, diess Alles sey vor dem Tage des Osterfestes
[Joh. 13,1] geschehen , so kann dieser
Einwurf leicht widerlegt werden. Den Tag, welchen die übrigen Evangelisten den
ersten Tag der ungesäuerten Brode nannten, weil am fünften Tage Abends die
Festtage der ungesäuerten Brode anfingen, zu welcher Zeit unser Heiland das
Pascha feierte: eben diesen Tag nennt Johannes den Tag vor Ostern, indem er für
gut fand, den Zeitraum eines natürlichen Tages, weil er mit dem Aufgange der
Sonne beginnt, als den ersten zu bezeichnen. Desswegen erklärt auch der heil.
Chrysostomus den ersten Tag der ungesäuerten Brode für denjenigen Tag an dessen
Abende die ungesäuerten Brode geessen werden mussten. Wie sehr aber die Wandlung
von ungesäuertem Brode mit der Unbescholtenheit und Reinheit der Seele, welche
die Gläubigen zu diesem Sakramente mit sich bringen müssen, übereinstimme, lehrt
uns der Apostel, da er sagt: Reiniget euch von dem alten
Sauerteige, damit ihr ein neuer Teig seyd, wie ihr ohne Sauerteig seyd. Denn
Christus ist geopfert worden als unser Osterlamm; lasst uns also das Ostermahl
halten, nicht im alten Sauerteige, noch im Sauerteige der Bosheit und des
Lasters, sondern im Süssteige der Vollkommenheit und Wahrheit. [I. Cor. 5,7. 8.]
XIV. Ungesäuertes Brod ist zur Eucharistie nicht unumgänglich nothwendig.
Doch muss man diese Eigenschaft nicht für so nothwendig halten,
dass in Ermanglung ungesäuerten Brodes das Sakrament
nicht vollbracht werden könnte; denn beide Arten von Brod haben die eigentliche
und wahre Bedeutung und den Namen Brod. Jedoch ist es Niemanden erlaubt, nach
seinem eigenen Dafürhalten oder vielmehr aus Unbesonnenheit den löblichen
Gebrauch seiner Kirche zu verändern. Am allerwenigsten ist dies den Priestern
der lateinischen Kirche erlaubt, da ihnen die Päbste befohlen haben, nur mit
ungesäuertem Brode die heiligen Geheimnisse zu feiern. [Galat. 3,13]
Diess ist hinreichend zur Erklärung der einen Malerte dieses
Sakramentes; doch muss dabei bemerkt werden, dass nicht festgesetzt sey, wie
vieler Materie man sich zur Vollbringung des Sakramentes bedienen müsse; da auch
die Zahl derjenigen nicht bestimmt werden kann, welche die heiligen Geheimnisse
empfangen können oder sollen.
XV. Welche Materie zur Wandlung des Blutes Christi genommen werden muss.
Es soll nun von der andern Materie und Elemente dieses Sakramentes
geredet werden. Diese ist Wein, aus der Frucht des Weinstockes gekeltert, dem
ein wenig Wasser beigemischt ist. Dass sich der Herr und Heiland bei der
Einsetzung dieses Sakramentes des Weines bedient habe, hat die katholische
Kirche immerdar gelehrt, da er selbst sagte: [Apoc. 14,25] Ich werde von jetzt
nicht mehr trinken von diesem Gewächse des Weinstockes bis auf jenen Tag.
[Matth. 26,29] Bei dieser Stelle sagt
Chrysostomus: „Vom Gewächse des Weinstockes, welches gewiss Wein, und nicht
Wasser, hervorgebracht hat:" um damit lange Zeit vorher die Ketzerei derjenigen,
welche der Meinung waren, bei diesen Geheimnissen sey Wasser anzuwenden, zu
widerlegen.
XVI. Dem Weine muss im Sakramente Wasser beigemischt werden.
Die Kirche Gottes hat dem Weine immer Wasser beigemischt; erstlich,
weil sowohl durch das Ansehen der Kirchen Versammlungen, als auch durch das
Zeugniss des heiligen Cyprian bewiesen wird , dass Christus der Herr diess
gethan habe; ferner weil durch diese Beimischung das
Andenken an das Blut und Wasser, welche aus seiner Seite flössen, erneuert wird.
Endlich aber bezeichnet Wasser, wie wir in der geheimen Offenbarung lesen [Apoc. 17,15] , das Volk, daher
der mit Wasser vermischte Wein die Vereinigung des gläubigen Volkes mit
Christus, als dem Haupte, anzeigt. Diess hat die heilige Kirche gemäss
apostolischer Ueberlieferung von jeher beobachtet.
XVII. Es ist nicht schlechterdings nothwendig, dass Wasser angewendet werde, und die Menge des Wassers muss geringer seyn, als die des Weines.
Die Verwandlung des Weines ohne Wasser hat ebenfalls ihre Gültigkeit.
Darum nur wenig Wasser beigemischt werden darf.
Obwohl die Gründe, Wasser beizumischen, so wichtig sind, dass man
diess ohne Todsünde nicht unterlassen darf; so ist doch das Sakrament gültig,
wenn diess auch fehlt. Aber die Priester sollen auch beobachten, dass, sowie bei
den heiligen Geheimnissen Wasser mit Wein angewendet werden müsse, ebenso auch
nur wenig Wasser hinzugegossen werden dürfe. Denn nach der Meinung und dem
Urtheile der Kirchenschriftsteller wird jenes Wasser in Wein verwandelt. Daher
der Pabst Honorius hierüber schreibt: "In deinen Gegenden ist ein verderblicher
Missbrauch entstanden, weil nämlich beim Opfer eine grössere Quantität Wasser
als Wein gebraucht wird; da doch nach einer vernünftigen Gewohnheit der
allgemeinen Kirche weit mehr Wein als Wasser angewendet werden muss." Die
Elemente dieses Sakramentes sind also nur diese zwei, und mit Recht ist durch
mehrere Beschlüsse fest gesetzt worden , dass nichts anders ausser Brod und
Wein, was sich einige zu thun erlaubten, geopfert werden dürfe. Nun soll
dargelegt werden, wie passend diese zwei Symbole des Brodes und Weines zur
Erklärung jener Dinge seyen, deren Sakrament sie zu seyn wir glauben und
bekennen.
XVIII. Wie viele und wie grosse Dinge die Symbole des Brodes und Weines in diesem Sakramente vorstellen.
1) Es wird erklärt, wessen Zeichen Brod und Wein seyen, welche Wirkung
sie haben, und wie die Eucharistie ein Sakrament sey. 2) Die Wahrheit des ,
Leibes und Blutes des Herrn.
I. Erstlich stellen sie uns Christus vor, wie er das wahre Leben der Menschen ist, da er selbst sprach: Mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise und mein Blut ist wahrhaft
ein Getränk. [Joh. 6,26] Da also der Leib
Christi des Herrn jenen die Nahrung zum ewigen Leben ertheilt, die sein
Sakrament mit reinem und heiligen Herzen empfangen, so wird er mit Recht
vorzüglich aus solchen Dingen bereitet, welche dieses Leben erhalten; damit die
Gläubigen leicht einsehen können, dass durch die Theilnahme an dem kostbaren
Leibe und Blute Christi Geist und Seele gesättiget werden. Diese Elemente tragen
auch Einiges dazu bei, dass die Menschen in Kenntniss gesetzt werden, im
Sakramente sey der wahrhafte Leib und das wahrhafte Blut des Herrn
enthalten.
II. Wenn wir bemerken, dass täglich durch die Kraft der Natur Brod
und Wein in menschliches Fleisch und Blut verwandelt werden; so können, wir
durch dieses Gleichniss leichter dahin gebracht werden, zu glauben, die Substanz
des Brodes und Weines werde durch die himmlische Weihe in das wahre Fleisch und
in das wahre Blut Christi verwandelt. Diese wunderbare Verwandlung der Elemente
trägt auch Einiges bei, um sich das dunkel vorzustellen, was in der Seele
vorgeht. Denn wie, obschon man äusserlich keine Veränderung am Brode und Weine
wahrnimmt, ihre Substanz doch wirklich in das Fleisch und Blut Christi übergeht;
so auch werden wir, wenn man auch an uns keine Veränderung sieht, innerlich doch
zum Leben erneuert, wenn wir das wahre Leben durch das Sakrament der Eucharistie
empfangen. Dazu kömmt, dass [I.
Cor. 12,12] da der Eine Leib der Kirche aus vielen Gliedern
zusammengesetzt ist, diese Vereinigung durch nichts einleuchtender dargestellt
werden kann, als durch die Elemente des Brodes und Weines. Denn das Brod wird
aus vielen Körnern bereitet und der Wein entsteht aus vielen Beeren; und so
stellen sie dar, dass wir, die wir Viele sind, durch das Band dieses göttlichen
Geheimnisses auf's engste verbunden, und gleichsam ein einziger Körper
werden.
XIX. Welcher Form man sich zur Wandlung des Brodes bedienen müsse.
Es soll nun von der Form, deren man sich zur Verwandlung des Brodes bedienen muss, gehandelt werden;
nicht so fast desswegen, um diese Geheimnisse dem gläubigen Volke, wenn nicht
die Notwendigkeit es erheischt, vorzutragen (denn es ist nicht nothwendig,
diejenigen, welche in das Heiligthum nicht eingeweiht sind, hierüber zu
unterrichten), sondern damit nicht die Priester aus Unkenntniss der Form bei der
Feier des Sakramentes unverantwortlich sündigen. Die heiligen Evangelisten
Matthäus und Lukas und der Apostel Paulus lehren, die Form sey folgende: [Matth. 26,26] [Luc. 22,19] Hoc est corpus meum. Das ist mein Leib. [I. Cor 11,24] Es steht geschrieben: Da sie das Abendmahl
hielten, nahm Jesus das Brod, und segnete es, und brach es, und gab es seinen
Jüngern, und sprach: das ist mein Leib. Dieser Verwandlungsform bediente sich
die katholische Kirche zu allen Zeiten, da sie von Christus beobachtet worden
ist. Unnöthig sind hier die Zeugnisse der heiligen Väter, welche aufzuzählen
Riesenarbeit wäre, und die Entscheidung des Conciliums zu Florenz, welche allen
bekannt und zu Händen ist; besonders da man diess leicht aus den Worten des
Heilandes: das thut zu meinem Angedenken, [Luc. 22,19] erkennen kann. Denn was der Herr zu thun
befohlen hat, bezieht sich nicht nur auf das, was er gethan, sondern auch auf
das, was er gesprochen hatte; und man muss einsehen, dass es sich absonderlich
auf die Worte beziehe, da diese ebensowohl der Wirkung, als der Andeutung wegen
ausgesprochen worden sind. Aber auch aus der Vernunft kann man diess leicht
beweisen. Denn die Form ist jenes, wodurch angedeutet wird, was in diesem
Sakramente bewirkt wird. Da aber diese Worte das, was geschieht, das ist, die
Verwandlung des Brodes in den wahren Leib unsers Herrn, andeuten und erklären;
so folgt, dass die Form in eben jenen Worten bestehen müsse. In diesem Sinne
muss auch genommen werden, was der Evangelist sagte [Matth. 26,16] ; denn es
scheint ebenso zu verstehen zu seyn, als wenn er gesagt hätte: das Brod nehmend
segnete er es, sprechend: das ist mein Leib.
XX. Nicht alle Worte, welche nach der Gewohnheit der Kirche zur Wandlung angewendet werden müssen, sind nothwendig.
Obschon der Evangelist jene Worte: Nehmet hin und esset, vorangesetzt hat, so ist doch einleuchtend, dass
dadurch nicht die Verwandlung der Materie, sondern nur der Gebrauch bedeutet
werde. Daher müssen sie zwar allerdings vom Priester ausgesprochen werden, aber
zur Vollendung des Sakramentes sind sie nicht nothwendig; wie auch das
Verbindungswort, denn, bei der Wandlung des Leibes und Blutes ausgesprochen
wird, sonst würde geschehen, dass dieses Sakrament, wenn es an Niemanden
ausgespendet werden sollte, nicht vollbracht werden dürfte, und nicht einmal
könnte; da man doch nicht zweifeln darf, dass der Priester, wenn er nach der
Weise und Vorschrift der heiligen Kirche die Worte des Herrn ausspricht, die
taugliche Materie des Brodes wirklich verwandle, obwohl es sich nachher ereignen
sollte, dass Niemanden die heilige Eucharistie ausgespendet würde.
XXI. Welches die Form der Wandlung des Blutes sey.
Was nun die Verwandlung des Weines, der die andere Materie des
Sakramentes ist, anbelangt, so ist aus dem nämlichen Grunde, wie oben, nöthig,
dass der Priester diese Form kenne und genau verstehe.
Man muss fest glauben, dass sie in diesen Worten bestehe: Diess ist der Kelch meines Blutes, des neuen und ewigen Bundes,
das Geheimniss des Glaubens, das für euch und für viele wird vergossen werden
zur Vergebung der Sünden. [I. Cor. 11,23]
[Luc. 22,20] Diese
Worte sind mehrentheils aus der heiligen Schrift entnommen; einige aber sind in
der Kirche aus der apostolischen Leberlieferung beibehalten worden. Denn die
Worte, diess ist der Kelch, sind vom heiligen Lukas, und vom heiligen Paulus
geschrieben; die folgenden aber: meines Blutes, oder mein
Blut des neuen Bundes, das für euch und für Viele wird vergossen werden zur
Vergebung der Sünden. [Luc. 22,20] [Matth. 26,28] sind theils vom
heiiigen Lukas, theils vom heiligen Matthäus genommen. Jene Worte aber, des
ewigen und das Geheimniss des Glaubens, lehrte uns die heilige Ueberlieferung,
die Dolmetscherin und Bewahrerin der katholischen Wahrheit.
XXII. Beweis, dass diess die wahre Form der Wandlung sey.
Dreifache Wirkung des Bluts Christi.
Ueber diese Form wird Niemand im Zweifel schweben können, wenn er
auch hier auf das merken will, was oben von der Form der Wandlung, welche bei'm
Elemente des Brodes angewendet wird, gesagt worden ist. Denn es ist ausgemacht,
dass die Worte, welche die Verwandlung der Substanz des Weines in das Blut
Christi anzeigen, die Form dieses Elementes enthalten. Da also jene Worte diess
offenbar darstellen, so ist klar, dass man keine andere Form aufstellen dürfe.
Sie drücken überdiess einige wunderbare Früchte des im Leiden des Herrn
vergossenen Blutes aus, welche vorzüglich dieses Sakrament betreffen. Die erste
Frucht ist der Zutritt zur ewigen Erbschaft, welche uns nach dem Rechte des
neuen und ewigen Bundes zukömmt. Die zweite ist der Zutritt zur Gerechtigkeit
durch das Geheimniss des Glaubens; [Röm. 3,23] denn Gott hat uns Jesus durch den Glauben an
sein Blut als Mittler vorgestellt, damit er gerecht und rechtfertigend für den
sey, der durch den Glauben Jesu Christo angehört. Die dritte ist die Vergebung
der Sünden.
XXIII. Erklärung der Wandlungsform des Blutes.
Da die Worte der Wandlung selbst voll von Geheimnissen, und dem
Gegenstande vollkommen angemessen sind, so müssen sie sorgfältig erwogen werden.
Wenn es heisst: Diess ist der Kelch meines Blutes, ist das so zu verstehen:
Diess ist mein Blut, das in diesem Kelche enthalten ist. Sehr wohl und
angemessen geschieht, indem dieses Blut, als ein Getränk der Gläubigen,
verwandelt wird, des Kelches Erwähnung; denn es würde das Blut ein solches
Getränk nicht hinlänglich zu bezeichnen scheinen, wenn es nicht in einem Gefässe
enthalten wäre. Dann folgen die Worte: des neuen Bundes, welche desswegen
beigefügt sind, dass wir einsehen sollen, das Blut des Herrn werde nicht
sinnbildlich, wie im alten Testamente geschah (hierüber lesen wir bei'm Apostel
an die Hebräer, der Bund sey ohne Blut nicht geschlossen
worden [Hebr. 9,18] ), sondern wahrhaft und
wirklich den Menschen dargereicht, was , sich auf das neue Testament bezieht.
Daher sagt der Apostel: Desswcyen
ist Christus der Mittler des neuen Testamentes, damit durch seinen vermittelnden
Tod diejenigen, welche berufen sind, die Verheissung der ewigen Erbschaft
erlangen. [Hebr. 9,16] Das Wort ewigen aber
ist auf die ewige Erbschaft, welche uns durch den Tod Christi des Herrn, des
ewigen Erblassers, mit Recht zukömmt, zu beziehen.
Wenn hinzugefügt wird das Geheimniss des Glaubens, so schliesst
diess die Wahrheit der Sache nicht aus, sondern zeigt an, dass jenes, was
verborgen liegt, was den Augen ganz unsichtbar ist, mit festem Glauben für wahr
gehalten werden müsse. In diesen Worten aber liegt hier ein anderer Sinn, als
der, den sie haben, wenn sie bei der Taufe gebraucht werden. Weil wir das Blut
Christi, das unter der Gestalt des Weines verborgen ist, durch den Glauben
schauen, desswegen heisst es Geheimniss des Glaubens. Aber die Taufe wird von
uns Sakrament des Glaubens, und von den Griechen mit Recht Geheimniss genannt,
weil sie das ganze Bekenntniss des christlichen Glaubens umfasst. Auch in
anderer Hinsicht nennen wir das Blut Christi Geheimniss des Glaubens , weil
nämlich darin die menschliche Vernunft die grösste Schwierigkeit und Anstrengung
findet, da uns der Glaube für wahr zu halten vorstellt, Christus der Herr, der
wahre Sohn Gottes, und zugleich Gott und Mensch, habe für uns den Tod gelitten;
welcher Tod durch das Sakrament des Blutes bezeichnet wird.
XXIV. Warum vorzüglich bei der Wandlung des Blutes Erwähnung des Todes geschehe.
Füglicher wird hier, als bei der Wandlung des Leibes, das Leiden
des Herrn erwähnt mit den Worten: Welches vergossen werden
wird zur Vergebung der Sünden. [Matth. 26,22]
Denn das Blut, abgesondert verwandelt, hat eine grössere Kraft und mehr
Nachdruck, das Leiden und den Tod des Herrn, und die Art des Leidens vor Aller
Augen zu stellen. Jene Worte aber, welche hinzugefügt werden, für euch und für
Viele, sind einzeln theils vom Matthäus, theils vom Lukas entnommen. Die heilige Kirche, belehrt vom heiligen Geiste, hat sie
miteinander verbunden; sie gehören aber zur Erklärung der Frucht und des Nutzens
des Leidens. Denn wenn wir seine Kraft betrachten, so müssen wir bekennen, der
Heiland habe sein Blut für die Seligkeit Aller vergossen; betrachten wir aber
die Frucht, welche die Menschen daraus erlangt haoben, so ersehen, wir leicht,
dass dieser Nutzen nicht Allen, sondern nur Vielen zu Theil werde. Da er also
sprach, für euch, bezeichnete er damit sowohl die, welche gegenwärtig waren, als
auch die Auserwählten aus dem jüdischen Volke, welche, mit Ausnahme des Judas,
die Jünger waren, mit denen er redete. Wenn er aber hinzufügte für Viele, so
wollte er darunter die übrigen Auserwählten aus den Juden oder Heiden verstanden
wissen.
Mit Recht also wurde nicht der Ausdruck für Alle gesetzt, da hier
nur von den Früchten des Leidens die Rede war, welches die Frucht der Seligkeit
nur den Auserwählten ertheilte. Hieher gehören jene Worte des Apostels: Christus ward nur einmal geopfert, um >die Sünden Vieler zu
tilgen. [Hebr. 9,28] Und das, was der Herr
bei'm Johannes spricht: Ich bitte für sie, nicht für die
Welt bitte ich, sondern für diese, welche du mir gegeben hast, weil sie dein
sind. [Joh. 17,9] Es liegen in diesen Worten
der Wandlung noch mehrere andere Geheimnisse, welche die Seelsorger durch
beständige Betrachtung göttlicher Dinge und durch Fleiss mit Gottes Beistand
selbst leicht herausfinden werden.
XXV. Es ist nicht zuträglich, bei diesem Sakramente nach den Sinnen zu urtheilen.
Lasst uns nun zur Erklärung derjenigen Dinge zurückkehren, welche
den Gläubigen durchaus nicht unbekannt seyn dürfen. Da der Apostel sagt, dass
diejenigen ein sehr schweres Verbrechen begehen, die den
Leib des Herrn nicht unterscheiden, [I. Cor. 11,29.]
so sollen die Seelsorger sie besonders darüber belehren, dass sie Geist
und Vernunft mit allem Eifer von den Sinnen entfernt halten müssen. Denn würden
die Gläubigen meinen, dass nur dasjenige im Sakramente enthalten sey, was sie
mit den Sinnen vernehmen, so müssten sie nothwendig in die grösste Gottlosigkeit
verfallen, da sie wähnen würden, es sey im Sakramente
nur Brod und Wein da, indem sie nichts anders, als die Gestalt des Brodes und
Weines mit den Augen, dem Gefühle, Gerüche und Geschmacke wahrnehmen. — Es ist
also Sorge dafür zu tragen, die Gemüther der Gläubigen so viel möglich von dem
Urtheile der Sinne abzuhalten, und zur Betrachtung der unermesslichen Kraft und
Macht Gottes anzueifern.
XXVI. Was durch die Kraft der geheimnissvollen Verwandlung in diesem Sakramente vorzüglich bewirkt werde.
Drei Dinge werden in diesem Sakramente durch die Consecration
bewirkt.
Drei Dinge sind vorzüglich zu bewundern und in Betracht zu ziehen ,
welche in diesem Sakramente durch die Worte der Wandlung bewirkt zu werden die
katholische Kirche ohne alles Zweifeln glaubt und bekennt. Das erste ist, dass
der wahrhaftige Leib Christi des Herrn, jener nämliche Leib, der geboren aus der
Jungfrau, im Himmel zur Rechten des Vaters sitzt, in diesem Sakramente enthalten
sey. Das zweite ist, dass in demselben keine Substanz der Elemente zurückbleibe,
obwohl man nichts wahrnimmt, das den Sinnen fremd oder ausser ihrem Bereiche
wäre. Das dritte ist, was aus beiden obigen leicht sich schliessen lässt, und
was auch die Worte der Consecration deutlich ausdrücken, dass das Zufällige, was
entweder mit den Augen gesehen, oder mit den andern Sinnen wahrgenommen wird,
ohne irgend eine Substanz sey, auf eine wunderbare und unerklärliche Weise. Das
Zufällige des Brodes und Weines kann man zwar alles sehen, doch hängt es an
keiner Substanz, sondern besteht durch sich selbst, indem die Substanz des
Brodes und Weines in den Leib des Herrn selbst so verwandelt wird, dass sie
gänzlich aufhören, eine Substanz (Wesenheit) des Brodes und Weines zu seyn.
XXVII. Die Wahrheit des Leibes Christi im Sakramente wird aus der Schrift bewiesen.
Um zuerst von der Hauptsache zu reden, sollen sich die Seelsorger
Mühe geben, zu erklären, wie deutlich und klar die Worte
unsers Heilandes sind, welche die Wahrheit seines Leibes im Sakramente beweisen.
Denn, wenn er sagt: Das ist mein Leib, das ist mein Blut, so muss jedermann, der
nur eine gesunde Vernunft hat, einsehen, was wir darunter verstehen müssen:
vorzüglich wenn von der menschlichen Natur die Rede ist, von welcher der
katholische Glaube Niemanden in Zweifel lässt, dass sie wahrhaft in Christus
gewesen sey. Ebenso hat der so heilige und gelehrte Hilarius vortrefflich
geschrieben , dass nach dem eigenen Bekenntnisse des Herrn, und nach unserm
Glauben, sein Fleisch sey wahrhaft eine Speise, kein Zweifel statt haben könne.
Doch auch noch eine andere Stelle muss von den Seelsorgern auseinandergesetzt
werden , aus der man offenbar erkennen kann, dass der wahre Leib und das wahre
Blut des Herrn in der Eucharistie enthalten sey. Nachdem der Apostel erwähnt
hat, dass das Brod und der Wein vom Herrn verwandelt (consecrirt), und die
heiligen Geheimnisse den Aposteln zu verwalten übergeben worden seyen, fügt er
bei: Es prüfe aber der Mensch sich selbst, und dann esse er
von diesem Brode, und trinke von dem Kelche. Denn wer unwürdig isst und trinkt,
isst und trinkt sich das Gericht, weil er den Leib des Herrn nicht
unterscheidet. [I. Cor. 11,28]
Wäre aber, wie die Ketzer faseln, im Sakramente nichts Anderes zu
verehren , als ein Gedächtniss und Zeichen des Leidens Christi, wozu war es dann
nöthig, mit so ernsten Worten die Gläubigen zu ermahnen, dass sie sich selbst
prüfen sollen. Durch jenen ernsten Ausdruck des Gerichtes erklärte der Apostel,
dass der ein gotteslästerliches Verbrechen begehe, welcher mit unreinem Herzen
den Leib des Herrn , der in der Eucharistie verborgen liegt, empfängt, und sie
nicht von gemeiner Speise unterscheidet. Diess erklärte auch oben in demselben
Briefe der Apostel weitläuliger mit diesen Worten: Der Kelch
des Segens, den wir segnen, ist er nicht die Mittheilung des Blutes Christi? und
das Brod, das wir brechen, ist es nicht eine Theilnahme am Leibe des Herrn?
[I. Cor. 10, 16.] Diese Worte aber beweisen
die Substanz des Leibes und Blutes Christi des Herrn. Diese Stellen der heiligen
Schrift also sollen die Seelsorger erläutern, und vor Allem lehren, dass kein
Zweifel und keine Ungewissheit hierüber obwalte,
besonders da sie das hochheilige Ansehen der Kirche Gottes so ausgelegt hat.
XXVIII. Wie man den Ausspruch der Kirche Christi über den Sinn der heiligen Schriften und die Wahrheit des Leibes des Herrn in der Eucharistie untersuchen muss.
Zuerst ist die allgemeine Uebereinstimmung der Väter und Kirchenlehrer
zu erforschen.
Zur Kenntniss dieses Ausspruches kann man auf einem zweifachen Wege
und auf zweifache Weise gelangen. Der erste Weg ist, wenn wir die Väter, welche
am Anfange der Kirche und dann in jedem Zeitalter in Ansehen standen, und die
tüchtigsten Zeugen der kirchlichen Lehre sind, zu Rathe ziehen. Diese aber
lehren Alle ganz einstimmig die Wahrheit dieser Glaubenslehre mit den
deutlichsten Worten; da es aber zu mühsam wäre, die Zeugnisse jedes Einzelnen
anzuführen, so wird es hinreichen, weniges zu bemerken oder vielmehr anzudeuten,
woraus man leicht auf das Uebrige wird schliessen können. Zuerst also soll der
heil. Ambrosius seinen Glauben vortragen, der in dem Buche von denen, die in den
Geheimnissen unterrichtet werden, bezeugte, dass in diesem Sakramente der wahre
Leib Christi empfangen werde, so wie er aus der Jungfrau genommen worden ist;
und diess müsse man fest für wahr halten. An einer andern Stelle lehrt er, dass
vor der Wandlung Brod da sey, nach der Wandlung aber das Fleisch Christi. Es
trete nun ein Anderer, von nicht minderem Glauben und nicht minderer
Gelehrsamkeit, der heil. Chrysostomus auf , welcher zwar an vielen andern
Stellen diese nämliche Wahrheit bekennt und lehrt, aber diess vorzüglich thut in
der 60. Homilie, von denen, welche die heiligen Geheimnisse, mit unreinem Herzen
empfangen; und ebenso in der 44. und 45. Homilie über den heil. Johannes. Er
sagt: „Lasst uns Gott gehorchen, und ihm nicht widersprechen; wenn auch das, was
gesagt wird, entweder unsern Gedanken, oder unsern Augen zu widersprechen
scheint; denn seine Rede ist untrüglich; unser Sinn aber wird leicht betrogen."
Mit dem stimmt in allen Stücken überein, was der heilige Augustin, der
scharfsinnigste Verfechter des katholischen Glaubens, immer und vorzüglich in
der Auslegung des Titels des Psalmes 33. gelehrt hat, wo
er schreibt: ",Sich in seinen eigenen Händen zu tragen, ist dem Menschen
unmöglich, und kann nur Christo zukommen; denn er wurde in seinen Händen
getragen, da er seinen Leib selbst darreichend sprach: Das ist mein Leib."
Ueberdiess behauptet Cyrillus so offenbar im 4. Buche über Johannes, und
Justinus und lrenäus ebenfalls, dass das wahre Fleisch des Herrn in diesem
Sakramente sey, dass ihre Worte nicht durch trügerische und verfängliche
Auslegungen entstellt werden können. Sollten die Seelsorger noch andere
Zeugnisse der Väter aulfsuchen, so wird es leicht seyn, die heiligen Dionysius,
Hilarius, Hieronyrnus, Damascenus hinzuzufügen, und unzählige andere, deren
gewichtige Aussprüche über diesen Gegenstand wir hie und da durch den Fleiss und
die Bemühung gelehrter und frommer Menschen zusammengetragen lesen.
XXIX. Wie oft die entgegengesetzte Meinung von den Kirchenversammlungen verdammt worden sey.
Es ist noch übrig der zweite Weg, auf welchem man das Urtheil der
Kirche über das, was zum Glauben gehört, erforschen kann, nämlich die Verdammung
der entgegengesetzten Lehre und Meinung. Es ist bekannt, dass die Wahrheit des
Leibes Christi im heil. Sakramente der Eucharistie immer so durch die allgemeine
Kirche verbreitet, und mit einstimmigem Willen von allen Gläubigen angenommen
gewesen sey, dass Berengar, da er vor fünfhundert Jahren diess zu läugnen gewagt
hatte, und behauptete, es sey da nur ein Zeichen, sogleich im Concilium zu
Vercelli, welches auf Befehl Leo des IX. zusammengerufen worden war, einstimmig
von Allen verdammt, selbst seine Ketzerei verfluchte; als er hernach zur
nämlichen gotteslästerlichen und unsinnigen Behauptung zurückkehrte, wurde er
durch drei andere Concilien, eines zu Tours und zwei zu Rom, deren das eine die
römischen Päbste Nikolaus II., die andern Gregor VII. zusammenberufen haben,
verdammt. Diesen Ausspruch hat später Innozenz III. im hohen Concilium im
Lateran bestätigt; und in der Folge ist der Glaube eben dieser Wahrheit von den
Synoden zu Florenz und Trient deutlicher erklärt und festgesetzt worden. Wenn also ,diess die Seelsorger sorgfältig dargestellt
haben (um nicht von denen zu reden, welche durch Irrthümer geblendet, nichts
mehr hassen, als das Licht der Wahrheit), so werden sie sowohl die Schwachen
stärken, als auch die Gemüther der Frommen mit der höchsten Freude und dem
seligsten Vergnügen erfüllen, besonders da die Gläubigen nicht zweifeln dürfen,
dass unter den übrigen Glaubensartikeln auch der Glaube dieses Lehrsatzes
inbegriffen sey. Denn wenn sie Gottes höchste Macht über alle Dinge glauben und
bekennen, so müssen sie nothwendig ebenfalls für wahr halten, dass er auch die
Macht gehabt habe, dieses erhabene Werk zu bewirken, welches wir im Sakramente
der Eucharistie anstaunen und anbeten. Wenn sie ferner an eine heilige
katholische Kirche glauben, so folgt nothwendig, dass sie zugleich auch die
Wahrheit dieses Sakramentes, welche wir dargelegt haben, glauben müssen.
XXX. Wie erhaben die Würde der streitenden Kirche sey, wird aus der Majestät dieses Geheimnisses gezeigt.
Wahrlich, es gibt nichts, was die Seelenfreude und den Nutzen der
Frommen noch vermehren könnte, wenn sie die Würde dieses hocherhabenen
Sakramentes betrachten. Erstens erkennen sie, wie gross die Vollkommenheit des
evangelischen Gesetzes sey, dem verliehen ist, das wirklich in der That zu
besitzen, was einst nur durch Zeichen und Bilder, des mosaischen Gesetzes dunkel
dargestellt war. Daher der göttliche Ausspruch des Dionysius , unsere Kirche
stehe in Mitten der Synagnge und des hohen Jerusalems, und habe daher an beiden
Theil. Aber wahrlich die Gläubigen werden niemals d ie Vollkommenheit der
heiligen Kirche und die Grösse ihrer Herrlichkeit sattsam bewundern können, da
zwischen ihr und der himmlischen Seligkeil nur eine Stufe zu seyn scheint. Denn
wir haben mit den Himmelsbürgern das gemein, dass wir beide Christus, den Gott
und den Menschen, gegenwärtig haben; aber wir stehen um die einzige Stufe tiefer
als sie, dass sie das selige Anschauen des Gegenwärtigen geniessen, wir aber ihn
als gegenwärtig, und doch unsern Augen verborgen, unter der wunderbaren Hülle der heiligen Geheimnisse verhüllt, mit festem und
standhaftem Glauben verehren. Ueberdiess erlanget in diesem Sakramente die
Gläubigen die vollkommenste Liebe unsers Heilandes Christi; denn seiner Güte
entsprach es ganz, die Natur, die er von uns angenommen hatte, uns nimmer mehr
zu entziehen, sondern, so viel es möglich war, bei uns zu seyn und mit uns
umgehen zu wollen, auf dass immerdar ganz eigentlich wahr scheine: Meine Freude ist es bei den Menschenkindern zu seyn. [Prov. 8,31]
XXXI. Gebeine, Nerven, und was immer zur Vollkommenheit des Menschen gehört, sind zugleich mit der Gottheit wirklich zugegen.
Von der gleichzeitigen Gegenwart der Theile des Leibes Christi in
diesem Sakramente; Christus hat den Namen Gott und Mensch.
Es soll aber hier von den Seelsorgern erklärt werden, dass nicht
blos der wahre Leib Christi, und was immer zur wahren Vollständigkeit eines
Leibes gehört, wie Gebeine und Nerven, sondern auch der ganze Christus in diesem
Sakramente enthallen sey. Man muss lehren, Christus sey der Name eines Gottes
und Menschen, nämlich einer einzigen Person, in welcher die göttliche und
menschliche Natur vereinigt ist. Daher umfasst er beide Wesenheiten, und was
beiden: Wesenheiten anhängt, die Gottheit und die ganze menschliche Natur,
welche aus der Seele und allen Theilen des Leibes und aus dem Blute besteht, was
Alles in diesem Sakramente geglaubt werden, muss. Denn da im Himmel die ganze
Menschheit mit der Gottheit in Einer Person vereinigt ist, so wäre es Sünde, zu
vermuthen, der Leib, welcher im Sakramente zugegen ist sey von der nämlichen
Gottheit getrennt.
XXXII. Das Blut, die Seele und die Gottheit sind in der Eucharistie nicht auf die nämliche Weise, wie der Leib Christi.
1) Was Im Sakramente der Eucharistie durch die Kraft des Sakramentes
selbst bewirkt werde, und gegenwärtig sey; und was zugegen sey vermöge der
Concomitanz. Sess. 13. Conc. Trid. de Eucharist. c. 3. 2) Unter jeder Gestalt
der Eucharistie sey der ganze Christus enthalten, begleitungsweise
(Concomitantia) der Theile.
I. Hiebei müssen aber die Seelsorger nothwendig bemerken, dass nicht Alles auf die nämliche Weise und durch
die nämliche Wirkung in diesem Sakramente enthalten sey. Denn von Einigem
behaupten wir, dass es vermöge der Kraft und Wirksamkeit der Consecration im
Sakramente sey: da nämlich jene Worte bewirken, was sie andeuten, so behaupteten
die Theologen, das sey im Sakramente kraft des Sakramentes, was durch die Form
der Worte ausgedrückt wird, so dass, wenn es sich daher zutragen sollte, dass
etwas von andern Dingen wirklich getrennt wäre, sie lehrten, dass dieses allein,
was die Form andeute, im Sakramente sey, das Uebrige aber nicht. Einiges aber
ist im Sakramente enthalten, insofern es mit jenen Dingen verbunden ist, welche
durch die Form ausgedrückt werden. Denn da die Form, welche zur Consecration des
Brodes angewendet wird, den Leib des Herrn andeutet, wenn man spricht, das ist
mein Leib; so wird der Leib Christi des Herrn kraft des Sakramentes in, der
Eucharistie seyn. Weil aber mit dem Leibe das Blut, die Seele und die Gottheit
vereinigt ist, so wird diess Alles auch im Sakramente seyn; nicht zwar durch die
Wirkung der Consecration, sondern desswegen, weil sie mit dem Leibe verbunden
sind.
II. Diess nennt man Begleitungsweise (durch Concoinitanz) im
Sakramente seyn, auf welche Weise einleuchtend ist, dass der ganze Christus im
Sakramente enthalten sey. Denn wenn zwei Dinge miteinander wirklich vereinigt
werden, muss da, wo das eine ist, auch nothwendig das andere seyn. Es folgt
also, dass Christus dergestalt sowohl in der Gestalt des Brodes; als auch des
Weines enthalten sey, dass, sowie in der Gestalt des Brodes nicht blos der Leib,
sondern auch das Blut, und der ganze Christus wahrhaft zugegen ist, so auch in
der Gestalt des Weines nicht blos das Blut, sondern auch der Leib und der ganze
Christus enthalten ist.
XXXIII. Warum in der Eucharistie eine doppelte Consecration geschieht.
Obschon diess sich also verhält, so müssen doch alle Gläubigen fest
überzeugt seyn, es sey mit vollem Rechte angeordnet worden, dass abgesondert
zwei Verwandlungen geschehen. Denn dadurch soll erstlich das Leiden Christi, in welchem das Blut vom Leibe abgesondert
ward, hervorgehoben werden; desswegen erwähnen wir auch bei der Wandlung, dass
das Blut vergossen worden ist. Zweitens war es sehr passend, dass, weil wir uns
des Sakramentes zur Nahrung der Seele bedienen sollten, es gleichsam als Speise
und Trank eingesetzt wurde, woraus offenbar die vollkommene Nahrung des Körpers
besteht.
XXXIV. Der ganze Christus ist unter jedem Theilchen beider Gestalten gegenwärtig.
Man darf aber nicht übersehen, dass Christus nicht blos unter
beiden Gestalten, sondern unter jedem Theilchen beider Gestalten ganz enthalten
sey. Der heilige Augustin schreibt: „Jeder empfängt Christus den Herrn, und in
jedem Theilchen ist er ganz; er wird durch die einzelnen nicht vermindert,
sondern er reicht sich in den einzelnen ganz dar." Diess kann auch aus den
Evangelisten leicht geschlossen werden. Denn man muss nicht glauben, dass von
dem Herrn jedes Stück Brod einzeln durch eine eigene Form der Worte consecrirt
worden sey, sondern er habe auf einmal mit der nämlichen Form das ganze Brod
verwandelt, welches zur Vollbringung der heiligen Geheimnisse, und, zur
Vertheilung unter die Apostel hinreichend war, was auch, wie man sieht, mit dem
Kelche geschehen ist, da er sprach; Nehmet hin , und theilet
ihn unter euch. [Luc. 22,17]
Alles bisher Erklärte dient den Seelsorgern dazu, zum Beweise, dass
der wahre Leib und das wahre Blut Christi im Altarssakramente enthalten sey.
XXXV. Nach der Wandlung bleibt keine Substanz der Materie des Sakramentes übrig.
1) Von der Transsubstantiation sess. 13 Conc. Tridt. de Eucharist. cap.
4 et can. 2. Wie der Leib Christi im Altarssakramente zugegen zu seyn anfange.
Nicht durch Ortsveränderung. 2.) Nicht durch Erschaffung, sondern durch
Verwandlung des Brodes.
I. Nun soll, was wir uns zweitens vorgenommen haben, gelehrt
werden, dass im Sakramente nach der Wandlung eine Substanz des Brodes und Weines
nicht übrigbleibe. Obschon diess ausserordentlich
wunderbar ist, so steht es doch mit dem, was oben bewiesen wurde, in notwendiger
Verbindung. Wenn nach der Wandlung der wahre Leib Christi unter der Gestalt des
Brodes und Weines zugegen ist, so muss diess nothwendig, da er vorher nicht da
war, entweder durch eine Ortsveränderung, oder durch Erschaffung, oder durch
Verwandlung einer andern Sache in Ihn geschehen seyn. Aber es ist ausgemacht, es
sey nicht möglich, dass der Leib Christi im Sakramente sey, dadurch, dass er von
einem Orte an einen andern kam; denn dadurch geschähe, dass er von den
himmlischen Wohnungen abwesend wäre; da sich nichts bewegt, ausser es verlasse
denn den Ort, von wo aus es sich bewegt.
II. Noch weniger glaublich ist es, dass der Leib Christi erschaffen
werde, diess kann nicht einmal Jemanden in den Sinn kommen. Es erübrigt also,
dass der Leib des Herrn im Sakramente sey, weil das Brod in denselben verwandelt
werde; folglich kann keine Substanz des Brodes übrig bleiben.
XXXVI. Die von den Concilien ausgesprochene Transsubstantiation ist in den Schriften gegründet.
Aus diesem Grunde haben die Väter und unsere Vorfahren im hohen
Concilium im Lateran und zu Florenz die Wahrheit dieses Artikels durch klare
Entscheidungen bestätigt; von der Synode zu Trient aber wurde noch
ausdrücklicher dieser Beschluss gefasst: Wenn Jemand sagt, im Sakramente der
Eucharistie bleibe die Substanz des Brodes und Weines zugleich mit dem Leibe und
Blute unsers Herrn Jesu Christi übrig, der sey verflucht." Diess konnte man
leicht aus den Zeugnissen der heiligen Schriften schliessen, und zwar erstens,
weil bei der Einsetzung dieses Sakramentes der Herr selbst sprach: Diess ist
mein Leib; das Wort, diess, aber hat eine solche Kraft, dass es die ganze
Substanz einer gegenwärtigen Sache beweiset. Bliebe aber eine Substanz eines
Brodes übrig, so könnte man keineswegs mit Wahrheit sagen: diess ist mein Leib.
Ferner sagt Christus beim Johannes: das Brod, das ich euch
geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt; [Joh. 6,52] er nennt also das Brod sein Fleisch. Und kurz
nachher fügt er bei: Wenn ihr nicht das Fleisch des
Menschensohnes essen und sein Blut trinken werdet, so werdet ihr das Leben nicht
in euch haben; und wiederum: Mein Fleisch ist wahrhaftig eine Speise, und mein
Blut ist wahrhaft ein Getränk. Da er also mit so klaren und deutlichen Worten
sein Fleisch ein Brod und eine wahrhafte Speise, ebenso sein Blut ein wahrhaftes
Getränk nannte; so scheint dadurch hinlänglich erklärt, dass im Sakramente
nichts von der Substanz des Brodes und Weines zurückbleibe.
XXXVII. Wie die Väter in diesem Sakramente die Transsubstantiation anerkannt haben.
Die Transsubstantiation (Verwandlung einer Sache in die andere) wird
aus der Uebereinstimmung der Väter bewiesen.
Das diess beständig die übereinstimmende Lehre der heiligen Väter
gewesen sey , wird leicht jeder erkennen, der sie liest. Der heilige Ambrosjus
schreibt so: „Du sagst vielleicht: Mein Brod bedeutet gewöhnlicbes Brod: aber
dieses Brod ist Brod vor den Worten der Sakramente; wenn die Verwandlung
geschehen ist, wird aus dem Brode das Fleisch Christi." Um diess leichter
beweisen zu können, führt er dann verschiedene Beispiele und Gleichnisse an. An
einer andern Stelle aber, wo er jene Worte auslegt: Alles, was der Herr gewollt
hat, that er im Himmel und auf Erden: sagte er: „Obwohl man die Gestalt des
Brodes und Weines sieht, so darf man sie doch nach der Wandlung für nichts
anders halten, als für das Fleisch Christi." Und fast mit den nämlichen Worten
drückte der heilige Hilarius dieselbe Meinung aus, und lehrte, obschon
äusserlieh Brod und Wein gesehen werde, so sey es doch in Wahrheit der Leib und
das Blut des Herrn.
XXXVIII. Aus welchem Grunde die Eucharistie nach der Consecration auch Brod genannt werde.
Hiebei sollen die Seelsorger ermahnen, dass man sich nicht wundern
dürfe, wenn nach der Wandlung die Eucharistie auch Brod genannt werde; denn man
gab ihr gewöhnlich diesen Namen, sowohl, weil sie die Gestalt des Brodes hat, als auch, weil sie die natürliche Kraft, den Körper zu
nähren und zu erhalten, was dem Brode eigenthümlich ist, noch beibehält. Dass
aber die heiligen Schriften die Sachen so zu benennen pflegten, wie sie
erschienen, beweiset hinlänglich der Ausspruch in der Genesis, dass dem Abraham drei Männer erschienen seyen, [Gen. 18,2] die doch drei Engel waren, und dass jene zwei, [Act. 1,20] welche
den Aposteln bei der Himmelfahrt erschienen, Männer genannt wurden, da sie doch
ebenfalls Engel waren.
XXXIX. Wie die so wunderbare Verwandlung der Substanzen vor sich gehe.
Es ist wahrlich die Erklärung dieses Geheimnisses äusserst
schwierig, doch sollen die Seelsorger sich bemühen, denjenigen, welche in der
Erkenntniss göttlicher Dinge weiter vorgeschritten sind (denn bei denen, die
noch schwach sind, ist zu befürchten, sie möchten durch die Erhabenheit des
Gegenstandes erdrückt Werden), sie sollen sich bemühen, sage ich, diese
wunderbare Verwandlungsweise darzustellen, welche dergestalt vor sich geht, dass
durch göttliche Kraft die ganze Substanz (Wesenheit) des Brodes in die ganze
Substanz des Leibes Christi, und die ganze Substanz des Weines in die ganze
Substanz des Blutes Christi ohne irgend eine Veränderung unsers Herrn verwandelt
werde. Denn Christus wird nicht geboren, oder verändert, oder vermehrt, sondern
er bleibt ganz in seiner Substanz. Bei der Erklärung dieses Geheimnisses sagt
der heilige Ambrosius: Du siehst, wie wirksam die Rede Christi sey." Wenn also
in den Worten des Herrn Jesu solche Kraft ist, dass das zu seyn anfing, was
vorher nicht da war, nämlich die Welt: um wie viel mehr werden sie bewirken,
dass da sey, was war, und sich in etwas anderes verwandle? Diese nämliche
Meinung hinterliessen auch andere alte und sehr gelehrte Väter schriftlichi Der
heilige Augustin schreibt: Wir bekennen, vor der Wandlung sey es Brod und Wein,
was die Natur hervorbrachte; nach der Wandlung aber sey es das Fleisch und Blut
Christi, das der Segen verwandelt hat. Damascvnus schreibt : Der Leib ist der
Wahrhheit gemäss mit der Gottheit vereinigt, der Leib ist aus der Jungfrau
Maria; nicht als stiege dieser angenommene Leib vom Himmel herab; sondern es
werten Brod und Wein selbst in den Leib und in das Blut Christi verwandelt.
XL. Dieser anstaunungswürdigen Verwandlung ist passend der Name "Transsubstantiation" beigelegt wurden.
Erklärung dieser Benennung.
Diese wunderbare Verwandlung ist passend und eigenthümlich von der
heiligen katholischen Kirche Transsubstantiation genannt worden; wie die heilige
Synode von Trient lehrte. Denn wie die natürliche Geburt, weil in ihr die Form
verwandelt wird, mit Recht und, eigentlich Umgestaltung (transformatio) genannt
werden kann, so ist auch, weil im Sakramente der Eucharistie die ganze Substanz
eigner Sache in die ganze Substanz einer andern Sache übergeht, von ünsern
Vorfahren richtig und weise das Wort Transsubstantiation (Umwandlung einer Sache
in eine andere) erfunden worden.
XLI. Die Art und Weise der Transsubstantiation und des Ortes, wo Christus in diesem Sakramente sey, soll nicht neugierig untersucht werden.
Die Gläubigen müssen öfters an jenen wiederholten Ausspruch der
heiligen Väter erinnert werden, sie sollen nicht zu vorwitzig erforschen, wie
diese Verwandlung geschenen könne; denn wir vermögen sie nicht zu begreifen, und
wir haben weder in den natürlichen Anwandlungen, noch auch selbst in der
Schöpfung der Dinge ein Beispiel dieser Sache. Dass wahr sey, was da geschieht,
muss man gläubig anerkennen; wie es geschehe, muss man nicht vorwitzig
erforschen. Eine nicht geringere Vorsicht müssen die Seelsorger bei der
Erklärung jenes Geheimnisses anwenden, wie der Leib Christi auch in dem
kleinsten Theilchen des Brodes ganz enthalten sey: man soll kaum jemals
dergleichen Untersuchungen vornehmen; jedoch wenn diess die christliche Liebe
erfordert, so soll man zuerst darauf bedacht seyn, die Gemüther der Gläubigen
mit jenem Ausspruche zu wafTnen: Bei
Gott wird kein Wort unmöglich seyn. [Luc. 1,37]
XLII. Der Leib Christi ist in der Eucharistie nicht wie an einem Orte.
Hierauf soll gelehrt werden, dass Christus der Herr in diesem
Sakramente nicht, wie an einem Orte zugegen sey; denn ein Ort ergibt sich mit
den Dingen, insofern sie mit irgend einer Grösse begabt sind: wir aber sagen
nicht, dass Christus der Herr auf diese Weise im Sakramente sey, als wenn er
gross oder klein wäre, was sich auf die Quantität bezieht, sondern er ist als
eine Substanz da. Denn die Substanz des Brodes wird in die Substanz Christi,
nicht in die Grosse oder Quantität verwandelt. Niemand aber zweifelt daran, dass
die Substanz gleicherweise in einem kleinen und in einem grossen Räume enthalten
sey. Die Substanz der Luft, und ihre ganze Natur, muss ebenso in einem kleinen,
wie in einem grossen Theile der Luft, und so auch die ganze Natur des Wassers
nicht minder in einem kleinen Tröpfchen als in einem Flusse, enthalten seyn. Da
also der Leib unsers Herrn der Substanz des Brodes nachfolgt, so muss man
bekennen, er sey nach der nämlichen Weise im Sakramente, wie die Substanz des
Brodes vor der Wandlung; ob nun diese in einer grossen oder kleinen Quantität da
war, war von keiner Bedeutung.
XLIII. In diesem Sakramente ist keine Substanz, welcher das Zufällige des Brodes und Weines anhienge.
Es erübriget noch das dritte Ding, was in diesem Sakramente so
erhaben und wunderbar erscheint. Dieses können nun die Seelsorger, nach
Erklärung der andern zwei, leichter behandeln, nämlich die Gestalten des Brodes
und Weines bestehen in diesem Sakramente, ohne an irgend einer Sache zu haften,
d. h. durch sich selbst. Denn da oben bewiesen wurde, der Leib und das Blut des
Herrn seyen wirklich im Sakramente zugegen, so dass keine Substanz des Brodes
und Weines mehr zugegen sey, so folgt, dass, weil dieses
Zufällige dem Leihe und Blute Christi nicht anhangen kann, sie erhaben über alle
Ordnung der Natur durch sich selbst, nicht auf irgend eine andere Sache
gestützt, bestehen. Diess war die immerwährende und standhafte Lehre der
katholischen Kirche, welche auch leicht durch die Kraft ihrer Zeugnisse bewiesen
werden kann, durch welche oben klar gezeigt worden ist, dass in der Eucharistie
keine Substanz des Brodes und Weines zurückbleibe.
XLIV. Warum Christus seinen Leib und sein Blut unter den Gestalten von Brod und Wein hinterlassen wollte.
Nichts ist für die Gottseligkeit der Gläubigen zträglicher, als,
mit Unterlassung subtiler Untersuchungen, die Majestät dieses wundervollen
Sakramentes zu verehren und anzubeten, und dann darin die höchste Vorsehung
Gottes zu erkennen, dass er die hochheiligen Geheimnisse unter den Gestalten des
Brodes und Weines auszuspenden angeordnet hat. Da der allgemeinen
Naturbeschaffenheit der Menschen der Genuss von Menschenfleisch oder das Trinken
von Blut äusserst widerstrebt, so hat er sehr weise bewirkt, dass der heiligste
Leib und das Blut unter der Gestalt solcher Dinge, nämlich von Brod und Wein,
ausgespendet wurden, durch deren tägliche und gewöhnliche Nahrung wir sehr
erquickt, werden. Dazu kömmt noch jener doppelte Nutzen, nämlich erstens dass
wir den Vorwürfen der Ungläubigen entgehen, die wir nicht vermeiden könnten,
wenn sie uns den Herrn unter seiner eigenen Gestalt essen sähen; zweitens da wir
den Leib und das Blut des Herrn so zu uns nehmen, dass das, was er wahrhaft ist,
mit den Sinnen nicht wahrgenommen werden bann, so trägt diess sehr viel bei, in
unsern Gemüthern den Glauben zu vermehren, welcher nach dem allgemein bekannten
Ausspruche des heil. Gregorius, da kein Verdienst hat, wo die menschliche
Vernunft den Beweis liefert. Alles bisher Erklärte aber muss mit grosser
Vorsicht nach der Fassungskraft der Zuhörer und nach dem Bedürfnisse der Zeiten
dargestellt werden.
XLV. Welche Güter diejenigen erlangen, die den Leib und das Blut des Herrn würdig empfangen haben.
1) Von dem vielfachen und wunderbaren Nutzen dieses Sakramentes. Sess.
18. Conc. Trid. de Euchar. can. 2. 2) Die Eucharistie ist die Quelle und die
reichliche Menge der Gnaden und aller Güter.
I. Was immer über die wundersame Kraft und den Nutzen dieses
Sakramentes vorgebracht werden kann, so muss man dafür halten, dass es keine Art
von Gläubigen gebe, auf welche sich die Kenntniss dieser Dinge nicht erstrecken,
und denen sie nicht äusserst nothwendig seyn sollte. Damit die Gläubigen den
Nutzen der Eucharistie einsehen, so müssen sie ebendarum erfahren, was von
diesem Sakramente so weitläufig besprochen wird.
II. Aber weil seine unermesslichen Vortheile und Früchte durch
Worte nicht ausgedrückt werden können, so soll von den Seelsorgern eine und die
andere Stelle abgehandelt werden, damit sie zeigen , welche grosse Menge und
welcher Ueberfluss an allen Gütern in diesen hochheiligen Geheimnissen enthalten
ist. Diess werden sie einestheils dadurch erlangen, wenn sie nach deutlicher
Darlegung der Wirkungen und Beschaffenheit aller Sakramente, die Eucharistie mit
der Quelle, die übrigen mit kleinen Bächen vergleichen. Denn sie muss wahrhaft
und nothwendig die Quelle aller Gnaden genannt werden, da sie die Quelle der
himmlischen Gnaden und Geschenke, den Urheber aller Sakramente, Christus den
Herrn selbst auf wunderbare Weise in sich enthält; und von ihm, als von der
Quelle, wird auf die übrigen Sakramente hingeleilet, was sie immer Gutes und
Vollkommenes haben. Aus dieser Quelle der göttlichen Gnade also kann leicht auf
jene herrlichen Geschenke, welche uns dieses Sakrament mittheilt, geschlossen
werden.
XLVI. Welche Vortheile das Brod und der Wein dem Leibe verschaffen, eben die verschafft die Eucharistie der Seele.
Durch die Eucharistie vereinigen wir uns mit Gott, und Gott vereinigt
sich mit uns.
Man kann hier auch füglich die Natur des Brod es und Weines, welche
die Symbole dieses Sakramentes sind, in Erwägung ziehen.
Denn welchen Nutzen das Brod und der Wein dem Körper verschafft, ebendenselben
gewährt das Sakrament der Eucharistie dem Heile und Vergnügen der Seele, und
diess in einer bessern und vollkommneren Weise. Dieses Sakrament wird nicht in
unsere Substanz verwandelt , wie Brod und Wein, sondern wir werden auf eine
gewisse Art in seine Natur umgewandelt, so dass mit Recht jene Worte des heil.
Augustin hieher bezogen werden können: "Ich bin eine Speise der Grossen; wachse
und du wirst mich essen, und du wirst mich nicht in dich verwandeln, wie die
Speise deines Fleisches, sondern du wirst in mich verwandelt werden."
XLVII. Wie durch dieses Sakrament die Gnade mitgetheilt werde.
Wenn uns die Gnade und Wahrheit durch Christus geworden ist, so
muss sie nothwendig auch in die Seele einströmen, wenn diese den rein und heilig
empfängt, der von sich selbst sagt: Wer mein Fleisch isst,
und mein Blut trinkt, bleibt in mir, und ich in ihm. [Joh. 6,56] Diejenigen, welche mit Gottesfurcht ,und
heiliger Gesinnung erfüllt, dieses Sakrament empfangen, dürfen keinen Zweifel
hegen, dass sie den Sohn Gottes so in sich aufnehmen, dass sie seinem Körper
gleichsam wie lebendige Glieder eingepflanzt werden, denn es steht geschrieben:
Wer mich isst, der wird auch leben wegen meiner; ebenso, das
Brod, das ich euch geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt.
[Joh. 6,57] Diese Stelle legt Cyrillus so
aus: Das Wort Gottes sich selbst einigend mit dem eigenen Fleische, macht diess
belebt. Er musste also auf eine wunderbare Art vereiniget werden mit den Körpern
durch sein heiliges Fleisch und kostbares Blut, welches wir in lebendigmachender
Segnung im Brode und Weine empfangen.
XLVIII. Ein durch Sünden verunreinigter und abgestorbener Mensch wird durch den Empfang der Eucharistie nicht belebt, obschon behauptet wird, dass dieses Sakrament die Gnade mittheile.
Wie dieses Sakrament die Ursache der Gnade sey.
Wenn behauptet wird, die Eucharistie theile die Gnade mit, so müssen die Seelsorger lehren, dass diess
nicht so zu verstehen sey, als wäre es nicht nothwendig, dass der, welcher
wirklich dieses Sakrament mit Nutzen empfangen will, vorher schon die Gnade
erlangt habe. Wie bekanntlich todten Körpern natürliche Nahrung nichts nützt, so
nützen auch der Seele, welche nicht geistig lebt, die heiligen Geheimnisse
nichts; und desswegen haben sie die Gestalt des Brodes und Weines, um
anzudeuten, dass sie nicht dazu eingesetzt seyen, die Seele in's Leben
zurückzurufen, sondern sie am Leben zu erhalten. Diess ist darum gesagt, weil
auch die erste Gnade (mit der Alle versehen seyn müssen, ehevor sie die heilige
Eucharistie mit dem Munde zu berühren wagen, damit sie sich nicht selbst das
Gericht essen und trinken) Niemanden ertheilt wird, wenn er nicht dieses
Sakrament selbst sehnlich wünscht und erlangt. Denn es ist das Ziel aller
Sakramente, und das Sinnbild der kirchlichen Einigkeit und Verbindung, und,
ausser der Kirche kann Niemand die Gnade erlangen.
XLIX. Wie die Seele durch diese geistige Speise erquickt und vermehrt wird.
Wie der Körper durch die natürliche Speise nicht nur erhalten,
sondern auch vermehrt wird, und der Geschmack täglich aus ihr neues Vergnügen
und neue Annehmlichkeit schöpft; so ernährt auch die Speise der heiligen
Eucharistie nicht nur die Seele, sondern sie verleiht ihr auch Kräfte, und
bewirkt, dass der Geist durch die Ergötzung himmlischer Dinge lebendiger werde.
Desswegen sagt man mit Recht und in aller Wahrheit, dieses Sakrament theile die
Gnade mit; und füglich kann es mit dem Manna verglichen werden, das alle Annehmlichkeit des Geschmackes in sich enthielt.
[Sap. 18,20]
L. Durch die Eucharistie werden geringere Sünden nachgelassen.
Wir haben keinen Grund zu zweifeln, dass durch die Eucharistie
geringere Sünden, die man lässliche zu nennen pflegt, nachgelassen werden. Denn
was die Seele durch das Feuer der Begierlichkeit verloren hat, wenn sie sich in einer geringfügigen Sache ein wenig
verfehlte, das stellt die Eucharistie, indem sie diese kleinere Verschuldungen
austilgt, wieder ganz her; gerade so, wie wir auch fühlen (denn es ist nicht
nothwendig, vom gegebenen Gleichnisse abzugehen), dass dasjenige, was täglich
der innerlichen Wärme entzogen wird und abgeht, nach und nach durch natürliche
Nahrung wiederhergestellt und ersetzt werde. Daher sagte, der heilige Ambrosius
von diesem himmlischen Sakramente mit Recht: Dieses tägliche Brod wird empfangen
als Heilmittel der täglichen Schwäche." Dies aber ist von jenen Sünden zu
verstehen, durch deren Gefühl und Lust die Seele nicht gänzlich hingerissen
wird.
LI. Durch eben dieses Sakrament wird die Seele vor zukünftigen Uebeln bewahrt.
Es ist ferner in diesen heiligen Geheimnissen noch diese Kraft,
dass sie, uns von Lastern rein und unbefleckt erhalten, gegen den Angriff der
Versuchungen schützen, und gleichsam durch ein himmlisches Arzneimittel die
Seele verwahren, damit sie nicht durch das Gift irgend einer tödtlichen
Verwirrung angesteckt und verdorben werden könne. Eben aus diesem Grunde war es,
wie der heilige Cyprian bezeugt, da einst die Gläubigen zu Marter und Tod, wegen
des Bekenntnisses des christlichen Namens, in Menge geschleppt wurden, eine alte
Gewohnheit der katholischen Kirche, dass ihnen die Bischöfe die Sakramente des
Leibes und Blutes des Herrn reichten, damit sie nicht durch die Bitterkeit des
Todes besiegt im heilbringenden Kampfe abfallen möchten. Aber auch die
Fleischeslust wird durch dasselbe bezähmt und unterdrückt; denn indem es die
Gemüther durch das Feuer der Liebe mehr entzündet, muss es nothwendig das Feuer
der Begierlichkeit dämpfen.
LII. Wie durch dieses Sakrament der Eingang in die ewige Herrlichkeit eröffnet werde.
Um endlich mit einem Worte alle Vortheile und Wohlthaten dieses
Sakramentes zusammen zu fassen, soll dargelegt werden,
dieses Sakrament habe die grösste Kraft, die ewige Glückseligkeit zu
verschaffen; denn es steht geschrieben: Wer mein Fleisch
isst, und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken
am jüngsten Tage. [Joh. 6,55] Durch die Gnade
dieses Sakramentes geniessen die Gläubigen schon in diesem Leben den grössten
Frieden und die seligste Gewissensruhe: denn durch diese Kraft gestärkt, steigen
sie, wenn die Pilgerschaft dieses Lebens zu Ende ist, zur ewigen Herrlichkeit
und Glückseligkeit empor, so wie Elias: welcher durch die
Kraft des Aschenbrodes wandelte bis zum Berg Horeb. [3.Regg. 19,8] Diess Alles werden die Seelsorger durch
Auslegung des Cap. VI. des heiligen Johannes, worin die vielfachen Wirkungen
dieses Sakramentes angegeben sind, deutlich erklären können, oder auch dadurch,
wenn sie die wunderbaren Thaten Christi des Herrn aufzählen, und zeigen, wie wir
mit Recht und billig diejenigen für die glückseligsten halten, welche ihn, da er
als Mensch auf Erden wandelte, in ihre Wohnungen aufgenommen, oder auch nur
durch die Berührung des Saumes seines Kleides die Gesundheit wieder erlangt
haben; wie aber wir weit seliger und glücklicher seyen, da er, umgeben von
unsterblichem Ruhme, in unsere Seele einzugehen sich herablässt, uns alle ihre
Wunden zu heilen, und dieselbe mit sich, ausgeschmückt mit den herrlichsten
Geschenken, zu vereinigen.
LIII. Auf wie vielerlei Weise wir an dem Leibe und Blute des Herrn theilnehmen.
1) Die Eucharistie wird auf dreifache Weise empfangen. Nur körperlich;
Sess. 13. Conc Trid. de Euchar. c. 8 et can. 8. 2) Nur geistig. 3) Geistig und
körperlich zugleich. Welcher Früchte sich diejenigen berauben, welche die
geistige Comnmunion vernachlässigen.
I. Es muss gelehret werden, von welchen die eben aufgezählten
ungemein herrlichen Früchte der heiligen Eucharistie erlangt werden, und es gebe
nicht blos eine Weise, daran Theil zu nehmen, damit das gläubige Volk angewiesen
werde, nach höheren Gnaden zu streben. Mit Recht also und wohlweise haben unsere
Vorfahren, wie wir in der Synode zu Trient lesen, drei Arten, dieses Sakrament
zu empfangen, unterschieden. Einige empfangen nur das Sakrament, wie die Sünder,
die sich nicht scheuen, die heiligen Geheimnisse mit
unreinem Munde und Herzen zu empfangen, von welchen der Apostel sagt, dass sie den Leib des Herrn unwürdig essen und trinken.
[I.Cor. 11,29.] Von diesen schreibt der
heilige Augustin also: „Wer nicht in Christus bleibt, und in welchem Christus
nicht bleibt, dieser isst zweifelsohne geistig nicht sein Fleisch, obwohl er
körperlich und sichtbar mit seinen Zeichen die Sakramente des Leibes und Blutes
berühret." Die daher so beschaffen die heiligen Geheimnisse empfangen, ziehen
nicht nur aus ihnen keinen Nutzen, sondern sie essen und
trinken sich, [I.Cor. 11,129] nach dem)
Ausspruche des Apostels, das Gericht.
II. Einige empfangen aber die Eucharistie nur geistiger Weise; das
sind jene, welche das vorgesetzte Himmelsbrod eifrig und sehnlich zu essen
verlangen, entflammt von lebendigem Glauben, der durch die
Liebe wirkt; [Galat. 5,6] und hieraus
schöpfen sie, wenn auch nicht Alle, gewiss sehr grosse und nützliche
Früchte.
III. Endlich gibt es Einige, welche im Sakramente und im Geiste die
heil. Eucharistie empfangen; wenn sich diese nach der Lehre des Apostels vorher geprüft haben, [I.Cor. 11,25]
und geschmückt mit dem hochzeitlichen Kleide, sich diesem Tische nahen,
so ziehen sie aus der Eucharistie, wie wir oben sagten, jene wunderherrlichen
Früchte. Daraus erhellet, dass sich diejenigen hoher und himmlischer Güter
berauben, welche, obschon sie auch das Sakrament des Leibes Christi zu empfangen
vorbereitet seyn konnten, sich damit begnügen, nur geistiger Weise die heilige
Communion zu empfangen.
LIV. Es wird gezeigt, dass die Seele vorbereitet seyn müsse, ehe man sich der Eucharistie nahet
Von der Vorbereitung zur Eucharistic. sess. l3. Conc. Trid. de Euchar.
c. 7. et can. 11.
Nun soll gezeigt werden, wie die Seelen der Gläubigen vorbereitet
seyn müssen, ehevor sie sich dem sakramentalischen Empfange der Eucharistie
nahen. Zuerst soll, um die Notwendigkeit dieser Vorbereitung deutlich und
einleuchtend zu beweisen, das Beispiel unsere Heilandes vorgestellt werdend.
Ehevor er den Aposteln die Sakramente seines kostbaren Leibes und Blutes
reichte, wusch er, obwohl sie schon rein waren, ihre Fasse,
[Joh. 13,10] um anzuzeigen, es müsse alle
Sorgfalt angewendet werden, auf dass uns nichts an
gänzlicher Reinheit und Unbescholtenheit der Seele mangle, wenn wir die heiligen
Geheimnisse empfangen wollen. Dann aber sollen die Glaubigen einsehen, dass, so
wie der, welcher mit dem bestgesinnten und vorbereiteten Herzen die Eucharistie
empfängt, mit den herrlichsten Geschenken der himmlischen Gnade geziert wird;
ebenso dagegen der, welcher unvorbereitet sie empfängt, nicht nur keinen
Vortheil, sondern den grössten Schaden und Nachtheil sich zuzieht. Denn die
besten und heilsamsten Dinge haben diess Eigene, dass sie, rechtzeitig benützt,
sehr grossen Vortheil bringen; wendet man man sie aber zur Unzeit an, so bringen
sie Verderben und Tod. Daher darf man sich nicht wundern, dass auch die
unübertrefflichen und so herrlichen Gaben Gottes, wenn sie mit gutgesinntem
Herzen empfangen werden, sehr grosse Unterstützung zur Erlangung der himmlischen
Seligkeit verschaffen; dass sie aber dagegen, wenn wir uns ihrer unwürdig
zeigen, ewigen Tod nach sich ziehen. Diess beweisst das Beispiel der Arche des
Herrn. Nachdem die Philistäer die Bundeslade, das Kostbarste, was das Volk
Israel hatte, wodurch ihm auch der Herr die grössten und unzählige Wohltfhaten
erwiesen hatte, mit sich fortgeführt hatten, brachte sie ihnen die Pest und das
grösste Unglück mit ewiger Schmach verbunden. So auch nähren und erhalten die
Speisen den Körper, wenn sie durch den Mund in einen gesunden Magen kommen;
kommen sie aber in einen mit schädlichen Säften erfüllten Magen, so verursachen
sie schwere Krankheiten.
LV. Wie die Seele zur Eucharistie vorbereitet werden müsse.
1) Um die Eucharistie würdig zu empfangen, muss erstens das Himmelsbrod
vom gemeinen Brode unterschieden werden. 2) Man muss sich mit seinen Feinden
aussöhnen. 3) Das Gewissen muss durch das Sakrament der Busse von den schweren
Sünden gereinigt werden. 4) Eine Geringachtung seiner selbst muss vorangehen. 5)
Man muss darauf sehen, ob wir mit wahrer Liebe begabt sind.
I. Zuerst sollen die Gläubigen sich dadurch vorbereiten, dass sie
Tisch von Tisch unterscheiden, diesen heiligen von andern gemeinen, dieses
himmlische Brod vom gemeinen Brode. Diess aber geschieht, wenn wir fest glauben,
es sey der wahre Leib und das wahre Blut des Herrn gegenwärtig, des Herrn, den die Engel im Himmel
anbeten; [Joh- 26,11] bei
dessen Winke die Säulen des Himmels erbeben und zittern; [Is. 6,3] von dessen Herrlichkeit
Himmel und Erde erfüllt sind. [I.Cor. 11,29]
Das heisst den Leib des Herrn unterscheiden, wie der Apostel befohlen
hat; doch soll man die Erhabenheit dieses Geheimnisses lieber anbeten, als in
vorwitzigen Untersuchungen dessen Wahrheit erforschen.
II. Die zweite äusserst nothwendige Vorbereitung besteht darin,
dass Jeder sich selbst prüfe, ob er mit Andern'in Frieden lebe, ob er seine
Nebenmenschen wahrhaft und herzlich liebe. Wenn du daher
dein Opfer auf den Altar darbringst, und dich erinnerst, dass dein Bruder etwas
gegen dich habe, so lass dein Opfer dort vor dem Altare liegen, gehe und
versöhne dich zuvor mit deinem Bruder, und dann komme, und bringe dein Opfer
dar. [Matth. 5,23. 24.]
III. Hierauf müssen wir unser Gewissen, sorgfältig, erforschen, ob
wir nicht vielleicht mit einer Todsünde befleckt sind, die man bereuen muss,
damit sie ehevor durch das Heilmittel der Reue und Beichte ausgetilgt werden.
Von der heil. Synode zu Trient ist entschieden worden , dass es Niemandem
erlaubt sey, die Eucharistie zu empfangen, wenn ihn das Gewissen einer Todsünde
anklagt, und ein Priester zu haben ist, ehevor er sich nicht durch eine
sakramentalische Beicht gereinigt hat, wenn er sich auch innerlich noch so
zerknirscht zu seyn scheint.
IV. Ueberdiess sollen wir in der Stille bei uns selbst bedenken,
wie unwürdig wir sind, diese göttliche Wohlthat vom Herrn zu empfangen. Daher
muss man jene Worte des Hauptmanns, von welchem der Herr selbst bezeugt hat,
dass er einen solchen Glauben in Israel nicht gefunden habe,
[Matth. 8,10. et] mit tiefem Gefühle
aussprechen: Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehest unter mein Dach.
V. Wir sollen uns auch selbst prüfen, ob wir jene Worte des Petrus
auf uns anwenden dürfen: Herr, du weisst, dass ich dich
liebe. [Joh. 21,15] Denn man muss sich
erinnern, dass der, welcher ohne hochzeitliches Kleid beim
Gastmahle des Herrn sass, in einen finstern Kerker geworfen, [Matth. 22,11] ewiger Strafe verfallen sey.
LVI. Wer communiciren will, muss auch auf den Körper einige Rücksicht nehmen.
Die Communicanten müssen nüchtern seyn.
Aber nicht blos eine Vorbereitung der Seele nach ist nothwendig,
sondern auch dem Leibe nach. Wir müssen nüchtern zum heiligen Tische
hinzutreten, so dass wir wenigstens von Mitternacht an des vorhergehenden Tages
bis zu dem Zeitpunkte, wo wir die heilige Eucharistie empfangen, gar nichts
geessen oder getrunken haben. Auch fordert die Erhabenheit dieses Sakramentes,
dass sich die Verheiratheten einige Tage vom Beischlafie enthalten, nach dem
Beispiele des David, welcher, als er die Schaubrode vom
Priester empfangen wollte, bekannte, dass er und seine Leute sich drei Tage von
dem Umgange mit Weibern enthalten haben. [I. Reg.
29,9] Diess ist ungefähr Alles, was von den Gläubigen hauptsächlich
beobachtet werden muss, um sich zu einem heilsamen Empfange dieser heiligen
Geheimnisse würdig vorzubereiten; Das Uebrige, was hiebeit noch zu beobachten
seyn möchte, lässt sich leicht unter diese Hauptstücke bringen.
LVII. Alle Christen sind verpflichtet, wenigstens einmal im Jahr die heilige Eucharistie zu empfangen.
Damit aber Einige nicht zu lau im Empfange dieses Sakramentes
werden, weil sie eine solche Vorbereitung für sehr schwer und hart halten,
sollen die Gläubigen öfters ermahnet werden, dass Allen gesetzlich befohlen sey,
die heilige Eucharistie zu empfangen. Ueberdies ist von der Kirche angeordnet,
dass der von der Kirche ausgeschlossen werden soll, der nicht wenigstens
jährlich Einmal zur österiiheu Zeit communicirt.
XVIII. Wie oft und zu welchen Zeilen die Eucharistie empfangen werden soll.
Die Gläubigen sollen sich nicht begnügen, aus Gehorsam gegen das
Ansehen dieses Gesetzes, jährlich nur Einmal den Leib des Herrn zu empfingen;
sondern sie sollen glauben, man müsse die Eucharistie
öfters empfangen. Ob es aber mehr fromme, alle Monate, oder Wochen, oder Tage
diess zu thun, darüber kann für Alle keine bestimmte Regel gegeben werden. Der
heil. Augustin jedoch hat als sicherste Regel aufgestellt: Lebe so, dass du sie
täqlich empfangen kannst. Daher ist es Pflicht des Seelsorgers, die Gläubigen oftmals zu
ermahnen, dass, sowie sie es für nothwendig halten, täglich dem Körper Nahrung
zu reichen, sie ebenso auch die Sorgfalt, täglich mit diesem Sakramente die
Seele zu nähren und zu erhalten, nicht vernachlässigen sollen; denn es ist
gewiss, dass die Seele ebenso geistiger Nahrung bedarf, wie der Leib
natürlicher. Aber sehr vortheilhaft wird es seyn, hier jene grossen und
göttlichen Wohlthaten zu wiederholen, die wir, wie oben gezeigt worden ist, aus
der sakramentalischen Theilnahme an der Eucharistie erlangen. Auch jenes Vorbild
soll angeführt werden, dass es nöthig war, täglich die
Körperskräfte mit Manna , xu erquicken; [Exod.
16,15] ebenso die Aussprüche der heiligen Väter, welche den oftmaligen
Empfang dieses Sakramentes angelegentlich empfehlen. Nicht blos der heil.
Augustin war dieser Meinung: Du sündigest täglich; empfange also auch täglich;
sondern wenn man fleissig nachforscht, wird man leicht sich überzeugen, dass
diess die einstimmige Meinung aller Väter, die über diesen Gegenstand
geschrieben haben, gewesen sey.
LIX. Es wird gezeigt, dass es einst in der Kirche Sitte gewesen sey, oftmals zu communiciren.
Wir wissen aus der Apostelgeschichte, [Act. 2,42] dass einst eine
Zeit gewesen ist, wo die Gläubigen täglich die Eucharistie empfingen. Denn
damals glühten alle Bekenner des Christenthums so sehr von wahrer und
aufrichtiger Liebe, dass sie täglich zum Empfange der heiligen Geheimnisse des
Leibes Christi würdig befunden wurden, da sie ohne Unterlass dem Gebete und
andern Liebeswerken sich weihten. Diese Gewohnheit,welche ausser Acht zu kommen
schien, hat später der heilige Märtyrer und Pabst [Epist. 2.] Anakletus
einigermassen wieder erneuert, da er befahl, dass die Diener, die dem Messopfer
beiwohnten, commuuiciren sollten, Was apostolische
Anordnung sey. Lange Zeit Mwar auch in der Kirche jener Gebrauch, dass der
Piiester, wenn er nach vollendetem Opfer die Eucharistie genommen hatte, sich
zum gegenwärtigen Volke wendete, und die Gläubigen mit diesen Worten zum
heiligen Tische einlud: Kommet Brüder, zur Communion! Alsdann empfingen die,
welche vorbereitet waren, mit grösster Ehrfurcht die hochheiligen
Geheimnisse.
Da aber die Liebe und der Eifer nach Gottseligheit später so sehr
erkaltete, dass die Gläubigen sehr selten zur Communion gingen, ist vom Pabste
Fabian festgesetzt worden, Alle sollten jährlich dreimal, am Weihnachtsfeste, am
Osterfeste, und Pfingslfeste, die Eucharistie empfangen; diess ist nachher von
vielen Kirchenversammlungen, besonders vom ersten Agathensischen Concilium
bestätigt worden. Da es endlich so weit kam, dass auch dieser heilige und
heilsame Gebrauch nicht mehr befolgt, sondern die Theilnahme am Tische des Herrn
oft mehrere Jahre lang hinausgeschoben würde, so ist durch das Concilium im
Lateran befohlen worden, alle Gläubigen sollten wenigstens einmal des Jahres zur
österlichen Zeit den heiligen Leib des Herrn empfangen; wer diess nicht thäte,
soll aus der Kirche ausgeschlossen werden.
LX. Es ist nicht schicklich, noch unvernünftigen Kindern die Eucharistie zu spenden.
Conc. Trid, sess. 21. Von der Commumion unter beiden Gestatten, c. 4 et
can. 1.
Obgleich diess von Gott und der Kirche gegebene Gesetz sich auf
alle Gläubigen erstreckt, so sind doch die ausgenommen, welche wegen ihres
zarten Alters den Gebrauch der Vernunft noch nicht haben. Denn solche wissen
weder die heilige Eucharistie vom gemeinen Brode zu unterscheiden, noch können,
sie zum Empfange derselben die Gottseligkeit des Herzens und gehörige Ehrfurcht
mit sich bringen. Es scheint diess auch nicht vom Herrn beabsichtigt zu seyn, da
er sagt: Nehmet hin, und esset! Dass aber kleine Kinder nicht im Stande seyen,
hinzunehmen und zu essen , ist klar. Es war zwar an manchen Orten eine alt
hergebrachte Gewohnheit, auch kleinen Kindern die heilige Eucharistie zu reichen
aer diess geschah theils aus den oben angeführten
Ursachen, theils aus andern der christlichen Frömmigkeit sehr zusagenden
Gründen; hat aber schon lange auf Befehl ebenderselben Kirche üblich zu seyn
aufgehört.
LXI. In welchem Alter den Kindern die heiliyen Geheimnisse gereicht werden sollen.
In welchem Alter aber den Kindern die heiligen Geheimnisse
dargereicht werden sollen, wird Niemand besser bestimmen können als der Vater,
und Priester, dem sie beichten; diese sollen erforschen und die Kinder
ausfragen, ob sie eine Kenntniss haben von diesem wunderbaren Sakramente, und
darnach verlangen.
LXII. Man darf auch Wahnsinnige manchmal zum Abendmahle zulassen.
Wahnsinnigen, wenn sie zur Zeit keine gottselige Gesinnung haben,
darf man die Sakramente keineswegs reichen; doch wenn sie, ehevor sie wahnsinnig
wurden, einen gottesfürchtigen und frommen Willen dargelegt haben, mag es
erlaubt seyn, ihnen auf dem Sterbebette, nach der Entscheidung des Conciliums zu
Karthago das Abendmahl zu reichen; wenn nur nicht Gefahr des Ausspeiens, oder
einer andern Verunglimpfung und Unannehmlichkeit zu befürchten ist.
LXIII. Die Laien dürfen nicht unter beiden Gestalten communiciren.
Die Laien sollen, ausser mit Erlauliniss der Kirche, nur unter einer
Gestalt communiciren.
Was den Gebrauch des Communicirens betrifft, sollen die Seelsorger
lehren, es sey durch ein Gesetz der heiligen Kirche verboten, dass Niemand ohne
Erlaubniss der Kirche selbst, ausser die Priester, welche bei'm Messopfer den
Leib des Herrn consecriren, unter beiden Gestalten die heilige Eucharistie
empfange. Denn obgleich, nach der Erklärung der Synode von Trient, Christus der
Herr bei'm letzten Abendmahle dieses erhabene Sakrament unter den Gestalten des
Brodes und Weines eingesetzt hat, so folgt daraus doch
nicht, dass vom Heilande befohlen worden sey , allen Glaubigen die heiligen
Geheimnisse unter beiden Gestalten auszuspenden. Unser Herr selbst, wenn er von
diesem Sakramente sprach, erwähnte öfters nur Eine Gestalt, z. B. wenn er sagt:
Wenn Jemand von diesem Brode isst, wird er ewig leben, und
das Brod, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt; und wer
diess Brod isst, wird in Ewigkeit leben. [Joh. 6,
52]
LXIV. Gründe, warum die Kirche nur den Gebrauch Einer Gestalt bewilligt hat.
Es ist bekannt, das die Kirche durch viele und zwar sehr wichtige
Gründe veranlasst worden sey, diese Gewohnheit, nur unter Einer Gestalt zu
communiciren, nicht allein zu billigen, sondern auch gesetzlich zu bestätigen.
Erstens muss man sorgfältig zu verhüten suchen, dass das Blut des Herrn nicht
auf die Erde vergossen wird, was nicht leicht vermieden werden könnte, wenn
dasselbe an eine grosse Volksmenge ausgespendet werden müsste. Da überdiess die
heilige Eucharistie auch für die Kranken bereit seyn muss, so wäre sehr zu
befürchten, die Gestalt des Weines möchte, wenn sie länger aufbewahrt würde,
sauer werden. Zudem gibt es sehr Viele, welche den Geschmack, ja nicht einmal
den Geruch des Weines vertragen können. Damit also das, was man um des geistigen
Heiles willen reichen muss, nicht der Gesundheit des Körpers schade, so ist von
der Kirche wohlweislich festgesetzt worden, dass die Gläubigen nur die Gestalt
des Brodes empfangen sollen. Zu diesen Gründen kömmt, dass in mehreren Ländern
der Wein sehr theuer ist, und dass er aus andern Gegenden nicht ohne sehr grosse
Kosten, und nur durch sehr weite und gefahrvolle Reisen herbeigeführt werden
könnte. Ferner, was ein Hauptgrund ist, musste die Ketzerei derjenigen widerlegt
werden, welche läugneten, dass Christus unter jeder Gestalt ganz gegenwärtig
sey, sondern behaupteten, nur der blutlose Leib sey unter der Gestalt des
Brodes, das Blut aber unter der Gestalt des Weines enthalten. Um also die
Wahrheit des katholischen Glaubens mehr vor Aller Augen zu stellen, ist durch
einen sehr weisen Beschluss die Communion unter einer Gestalt, unter der Gestalt des Brodes, eingeführt worden.
Andere Gründe noch haben jene gesammelt, welche über diesen Gegenstand
handelten; diese können die Seelsorger im Nothfalle anführen. Nun soll vom
Ausspender, den wohl ohnehin Jedermann kennen muss, gehandelt werden, auf dass
nichts unterlassen werde, was zum Unterrichte über dieses Sakrament zu gehören
scheint.
LXV. Der eigentliche Ausspender dieses Sakramentes ist der Priester.
Es muss dargelegt werden, dass den Priestern allein die Gewalt
verliehen sey, das heilige Opfer zu vollbringen, und den Gläubigen den Leib des
Herrn darzureichen. Dass aber dieser Gebrauch in der Kirche immer beobachtet
worden sey, und das gläubige Volk von den Priestern die Sakramente empfing, die
Priester aber, die das Opfer vollbrachten, sich selbst communicirten, hat die
heil. Synode zu Trient erklärt , und gezeigt, diese Gewohnheit sey, als, von
apostolischer Ueberlieferung ausgegangen, gewissenhaft beizubehalten; vorzüglich
da uns Christus der Herr selbst hierüber ein leuchtendes Beispiel zurückgelassen
hat, da er sowohl seinen heiligsten Leib verwandelte, als auch mit seinen
eigenen Händen den Aposteln darreichte. [Matth. 26,26] [Marc. 14,22]
Um aber in jeder Hinsicht für die Würde dieses erhabenen
Sakramentes Sorge zu tragen, ist die Gewalt, dasselbe zu verwalten, nicht blos
den Priestern allein verliehen worden, sondern die Kirche hat auch durch ein
Gesetz verboten, Niemand, der nicht geweiht ist, soll wagen, heilige Gefässe,
Linnen , und andere Werkzeuge, welche zur Verwaltung desselben notwendig sind,
in die Hand zu nehmen, oder zu berühren, ausser im äussersten Nothfalle.
LXVI. Die Eucharistie kann von lasterhaften Priestern sowohl consecrirt, als auch ausgespendet werden.
Hieraus können sowohl die Priester selbst, als auch die übrigen
Gläubigen, erkennen, mit welcher Gottesfurcht und Heiligkeit die gerüstet seyn
müssen, welche zur Vollbringung, oder Ausspendung, oder
zum Empfange der heiligen Eucharistie hintreten. Das Nämliche, was oben von den
übrigen Sakramenten gesagt worden ist, dass sie ebensogut von lasterhaften
Priestern verwaltet werden können, wenn sie das, was zu ihrer Vollständigkeit
gehört, nach Vorschrift beobachten, gilt auch von der Eucharistie; denn man muss
nicht glauben, diess Alles stütze sich auf das Verdienst der Ausspender, sondern
es wird durch die Kraft und Gewalt Christi des Herrn vollbracht. Diess nun soll
von der Eucharistie, als Sakrament, erkläret werden. Es erübrigt jetzt, von
diesem Sakramente, als Opfer betrachtet, zu reden, damit die Seelsorger
einsehen, was sie über dieses Geheimniss, nach dem Befehle der heiligen Synode
von Trient, an Sonn- und Festtagen dem gläubigen Volke vorzüglich vortragen
müssen.
LXVII. Die Eucharistie, das eigenthümliche Opfer des neuen Testamentes, ist Gott sehr wohlgefällig.
Dieses Sakrament ist nicht blos ein Schatz der himmlischen
Reichthümer, wodurch wir uns, wenn wir es würdig empfangen, Gottes Gnade und
Liebe erwerben; es enthält auch eine besondere Kraft, wodurch wir ihm, für die
unermesslichen uns erwiesenen Wohlthaten, einigermassen danken können. Wie
angenehm und wohlgefällig Gott dieses Opfer sey, wenn es nach Vorschrift und
rechtmässig dargebracht wird, lässt sich aus Folgendem schliessen. Wenn die
Opfer des alten Bundes, von welchen geschrieben steht: Opfer
und Gaben hast du nicht gewollt; [Ps. 29,7.]
und wiederum: Hättest du ein Opfer gewollt, so würde
ich es ja dargebracht haben; an Brandopfern aber hast du kein Wohlgefallen,
[Ps. 50,18] Gott so wohlgefällig waren, dass
die Schrift bezeugt, Gott habe den Geruch der Lieblichkeit
gerochen, [Gen. 8,21] d. h. sie seyen ihm
angenehm und wohlgefällig gewesen, was dürfen wir nicht hoffen von dem Opfer, in
welchem derjenige selbst geopfert und dargebracht wird, von welchem man eine
Stimme vom Himmel zweimal sagen hörte: Diess ist mein
geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe?
[Matth. 3,17] Dieses Geheimniss also sollen die Seelsorger sorgfältig
erklären, damit die Gläubigen , wenn sie sich zum Gottesdienste versammeln, aufmerksam und ehrfurchtsvoll jene heiligen
Handlungen, denen sie beiwohnen, betrachten lernen.
LXVIII. Warum Christus des Herr die Eucharistie eingesetzt habe.
1) Die Eucharistie sey wirklich von Christus eingesetzt, sowohl als
Sakrament, als auch als Opfer. Sess. 22. Concil. Trident. de sacrif. Miss. cap.
1. 2) Gleichniss vom Osterlamm.
I. Vorzüglich werden die Seelsorger lehren, dass Christus die
Eucharistie aus zwei Ursachen eingesetzt habe. Die eine davon ist, dass sie für
unsere Seele eine himmlische Nahrung seyn sollte, durch die wir das geistige
Leben schützen und erhalten könnten; die andere, dass die Kirche ein
immerwährendes Opfer habe, wodurch unsere Sünden äusgesöhnet, und der himmlische
Vater, durch unsere Laster oft schwer beleidigt, vom Zorne zur Barmherzigkeit,
von der Strenge einer gerechten Ahndung zur Sanftmuth geneigt gemacht werden
sollte.
II. Ein Vorbild und Gleichniss hievon kann man am Osterlamme
bemerken , welches die Söhne Israels als Opfer und Sakrament darzubringen und zu
essen pflegten. Und unser Heiland, da er sich Gott dem Vater selbst auf dem
Altare des Kreuzes darbringen wollte, konnte wahrlich kein herrlicheres Zeichen
seiner unbegrenzten Liebe zu uns geben, als da er uns ein sichtbares Opfer
hinterliess, wodurch jenes blutige, welches bald hernach einmal am Kreuze sollte
dargebracht werden, erneuert, und wodurch dessen Angedenken bis zum Ende der
Welt täglich, mit dem grössten Nutzen, von der durch die ganze Welt
ausgebreiteten Kirche verehrt würde.
LXIX. Wie sich das Sakrament vom Opfer unterscheide.
Diese beiden sind weit von einander verschieden; das Sakrament wird
durch die Consecration vollbracht; die ganze Kraft des Opfers aber liegt darin,
dass es dargebracht wird. Daher hat die heilige Eucharistie, wenn sie in einem
Gefässe aufbewahrt, oder zu einem Kranken getragen wird,
die Bedeutung des Sakramentes, und nicht des Opfers. Dann auch bringt sie, als
Sakrament, denen, die die heilige Hostie empfangen, die Ursache des Verdienstes,
und alle jene Vortheile welche oben angegeben worden sind: als Opfer aber,
enthält sie nicht nur die Wirksamkeit des Verdienstes, sondern auch die der
Geungthuung. Denn wie Christus der Herr in seinem Leiden für uns Verdienste
erworben und genug gethan hat: so verdienen auch die, welche dieses Opfer
darbringen, wodurch sie sich mit uns in Gemeinschaft setzen, die Früchte des
Leidens Christi, und leisten Genugtuung.
LXX. Zu welcher Zeit dieses Opfer des neuen Bundes eingesetzt worden sey.
Die heilige Synode von Trient lässt keinem Zweifel Platz über die
Einsetzung dieses Opfers ; denn sie erklärte, dass es von Christus dem Herrn
bei'm letzten Abendmahle eingesetzt worden sey, und belegte zugleich diejenigen
mit dem Bannfluche, welche behaupten würden, es werde ein wahres und
eigenthümtiches, Opfer Gott nicht dargebracht; oder darbringen heisse nichts
anders, als Christum zur Speise darreichen.
LXXI. Es ist nicht erlaubt, den Heiligen oder einem Geschöpfe Opfer darzubringen.
Sess. 22. Conc. Trid. cap. 3 et can. 3.
Das nämliche Concilium hat auch ausdrücklich erklärt, dass Gott
allein ein Opfer dargebracht werde. Obwohl die Kirche bisweilen Messen zum
Andenken und zur Ehre der Heiligen zu feiern pflegt, so lehrte sie doch, dass
das Opfer nicht jenen, sondern Gott allein, der die Heiligen mit der Krone
unsterblichen Ruhmes schmückte, dargebracht werde. Daher pflegt auch derPriester
niemals zu sagen: Ich bringe dir ein Opfer dar, o Petrus, Paulus; sondern indem
er Gott allein opfert, dankt er ihm für die Siegeskrone der seligsten Märtyrer,
und fleht ihren Schutz an, auf dass die für uns im Himmel bitten mögen, deren
Gedächtniss wir auf Erden feiern.
LXXII. Woraus jene Lehre des Opfers und Priesterthums des neuen Bundes geschöpft werde.
Die Lehre der katholischen Kirche von dem Opfer wird durch die heilige
Schrift bestätigt. Wann die Apostel zu Priestern verordnet wurden. Sess. 22.
Conc. Trid. de sacrif. Miss. c. 1 et can. 2.
Was die katholische Kirche über die Wahrheit dieses Opfers gelehrt
hat, entnahm sie aus den Worten des Herrn, da er in jener letzten Nacht diese
heiligen Geheimnisse den Aposteln übergab und sprach: Das
thut zu meinem Angedenken. [Luc. 22,19] Denn
er setzte sie, nach dem Ausspruche der heiligen Synode, damals zu, Priestern
ein, und befahl ihnen, dass sie, und die ihnen im Priesteramte nachfolgen
würden, seinen Leib opfern und darbringen sollten. Diess zeigen auch klar die
Worte des Apostels an die Corinther. da er sagt: Ihr könnet
nicht den Kelch des Herrn trinken, und den Kelch der Teufel; ihr könnet nicht am
Tische des Herrn theilnehmen, und am Tische, der Teufel. [I. Cor. 10,20.21.] Wie unter dem Tische der Teufel der
Altar zu verstehen ist, auf welchem ihnen geopfert wurde, so kann um nach den
Worten des Apostels den Schluss zu ziehen, auch der Tisch des Herrn nichts
anders bedeuten, als den Altar, auf welchem Gott geopfert wurde.
LXXIII. Durch welche Bilder und Weissagungen vorzüglich dieses Opfer angedeutet worden sey.
Wenn wir aus dem alten Testamente die Vorbilder und Vorhersagungen
heraussuchen, so finden wir, dass zuerst Malachias hierüber sehr deutlich
geweissagt hat mit diesen Worten: Vom Aufgange der Sonne bis
zum Untergange ist gross mein Name unter den Völkern, und aller Orten wird
meinem Namen ein reines Opfer geopfert und dargebracht: weil mein Name gross ist
unter den Völkern, spricht der Herr der Heerschaaren. [Mal. 1,119] Ueberdiess ist dieses Opfer, sowohl vor als
nach dem gegebenen Gesetze, durch verschiedene Arten von Opfern angedeutet
worden. Alle Güter, welche durch jene Opfer bezeichnet wurden, umfasset dieses
Eine Opfer, als die Vollendung und Vollständigkeit aller. Doch nirgends kann man
das Vorbild hievon deutlicher ausgedrückt sehen, als am Opfer Melchisedeks. Der Heiland selbst erklärte sich alt einen Priester nach
der Ordnung Melchisedeks in Ewigkeit aufgestellt, und hat seinen Leib und sein
Blut bei'm letzten Abendmahle, unter den Gestalten des Brodes und Weines, Gott
dem Vater dargebracht.
LXXIV. In der Messe wird das nämliche Opfer, das am Kreuze geopfert worden ist, vollbracht.
Wir bekennen, dass es ein und dasselbe Opfer sey, und dafür
gehalten werden müsse, welches in der Messe vollbracht wird, und welches am
Kreuze vollbracht worden ist; so wie es ein und dasselbe Schlachtopfer, nämlich
Christus unser Herr ist, welcher sich selbst auf dem Altare des Kreuzes einmal
nur blutiger Weise geopfert hat. Denn das blutige und unblutige Schlachtopfer
sind nicht zwei Schlachtopfer, sondern nur eines, dessen Opfer, nach dem Befehle
des Herrn: Diess thut zu meinem Angedenken, in der Eucharistie täglich erneuert
wird.
LXXV. Es ist auch nur ein und derselbe Priester.
Es ist auch nur ein und derselbe Priester, Christus der Herr; denn
die Ausspender, welche das Opfer vollbringen, vertreten nicht ihre, sondern
Christi Person, wenn sie seinen Leib und sein Blut bereiten. Diess zeigen die
Worte der Consecration selbst. Der Priester spricht nicht: das ist der Leib
Christi, sondern, das ist mein Leib; da er nämlich die Person Christi vertritt,
indem er die Substanz des Brodes und Weines in die wahrhafte Substanz seines
Leibes und Blutes verwandelt.
LXXVI. Die Messe ist ein Lob und Versöhnungsopfer.
Da diess sich so verhält, muss ohne alles Zweifeln gelehret werden,
was auch die heilige Synode erklärt hat : das hochheilige Opfer sey nicht blos
ein Lob- und Dankopfer, oder eine blosse Erinnerung an das Opfer, welches am
Kreuze dargebracht worden ist, sondern in Wahrheit auch ein Versöhnungsopfer,
wodurch uns Gott versöhnt und gnädig gemacht wird.
Wenn wir daher mit reinem Herzen, feurigem Glauben und mit tiefstem
Schmerzen über unsere Sünden dieses hochheilige Opfer darbringen, so ist kein
Zweifel, dass wir nicht Barmherzigkeit vom Herrn erlangen,
und Gnade in gelegener Hilfe; [Hebr. 4,16]
denn durch den Geruch dieses Schlachtopfers wird Gott so sehr erfreut,
dass er uns das Geschenk der Gnade und Busse ertheilt, und die Sünden verzeiht.
Daher kommt auch jenes feierliche Gebet der Kirche:So oft das Angedenken an
dieses Opfer gefeiert wird, so oft wird das Werk unsers Heiles verrichtet;
nämlich es fliessen jene überreichen Früchte, des blutigen Opfers durch dieses
unblutige Opfer uns zu.
LXXVII. Der Nutzen des Messopfers erstreckt sich auch auf die Verstorbenen.
Die Seelsorger werden lehren, dieses Opfer habe auch die Kraft,
nicht blos dem Opfernden und Empfangenden zu nützen, sondern auch allen
Gläubigen, mögen sie nun noch mit uns auf Erden leben, oder schon im Herrn
gestorben und noch nicht ganz gereinigt seyn. Es wird nach der zuverlässigen
Ueberlieferung der Apostel mit nicht minderm Nutzen für diese dargebracht, als
für die Sünden, Strafen, Genugtuungen und was immer für Unglücksfälle und
Drangsale der Lebenden.
LXXVIII. Keine Messe, die nach dem gemeinsamen Gebrauche der Kirche gefeiert wird, kann eine Privatmesse genannt werden.
Hieraus kann leicht entnommen werden, dass alle Messen für
allgemeine zuhalten seyen, da sie sich auf den allgemeinen Nutzen und die
Wohlfahrt aller Gläubigen erstrecken.
LXXIX. Was die Ceremonien dieses Opfers bezwecken.
Dieses Opfer hat viele, und zwar grösstentheils ausgezeichnete und
feierliche Gebräuche, von denen keiner für überflüssig und bedeutungslos zu
halten ist: denn alle zielen darauf ab, dass die Erhabenheit dieses so grossen
Opfers mehr hervorleuchte, und die Gläubigen durch die Anschauung der
heilbringenden Geheimnisse zur Betrachtung der göttlichen Dinge, die in diesem
Opfer verborgen liegen, aufgemuntert werden. Doch es ist kein Grund vorhanden,
hierüber mehr zu sagen, theils weil dieser Gegenstand eine zu weitläulige
Erklärung fordert, als es unserm Vorhaben gemäss ist, theils weil den Priestern
fast zahllose Bücher und Erläuterungen, welche fromme und gelehrte Männer
hierüber geschrieben haben, zu Gebote stehen. Es sey genug, die Hauptsache von
Allem, was die Eucharistie, sowohl als Sakrament, als auch als Opfer betrifft,
mit Gottes Beistand, dargelegt zu haben.
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