Sonntag, 2. Juni 2013

Catechismus Romanus - Vom Glauben und Glaubensbekenntnis

Römischer Katechismus (Catechismus). Nach dem Beschlusse des Conciliums von Trient und auf Befehl des Pabstes Pius V. herausgegeben. Passau, Druck und Verlag von Friedrich Winkler 1839

Erster Theil des römischen Katechismus - Erstes Hauptstück

I. Was hier unter Glauben zu verstehen und wie nothwendig er zur Seligkeit sey. 

 

1) Wie nothwendig der Glaube zur Rechtfertigung und zur Erlangung der Seligkeit sey, ersehe man aus sess. 6. Conc. Trident. Decreto de justiticatione praesertim. c. 6-8. 2) Die Bestimmung des Glaubens wird erläutert. Obschon der katholische Glaube Einer ist, so hat er doch nach Beschaffenheit der Personen verschiedene Abstufungen.

I. In der heiligen Schrift ist die Bedeutung des Glaubens vielfach; aber wir verstehen hier jenen Glauben, vermöge welchem wir Alles fest für wahr halten, was
von Gott geoffenbaret worden ist. Dass aber dieser Glaube zur Erlangung der Seligkeit nothwendig sey, wird niemand mit Recht bezweifeln, besonders da geschrieben steht: Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen. [Hebr. 11,6] Da das zur Seligkeit des Menschen vorgesetzte Ziel zu erhaben ist, als dass es durch die Schärfe menschlichen Verstandes ergründet werden könnte; so war es für ihn nothwendig, durch Gott Kenntniss von demselben zu erhalten. Diese Kenntniss aber ist nichts anders, als der Glaube, kraft dessen wir Alles für wahr halten, was das Ansehen der heiligen Mutter-Kirche als von Gott geoffenbart darstellt. Denn über Dinge, deren Urheber Gott, die Wahrheit selbst ist, [Joh. 14,6] können die Gläubigen nicht in Zweifel gerathen.
II. Hieraus ersehen wir den Unterschied zwischen diesem Glauben, den wir zu Gott haben; und jenem welchen wir menschlichen Schriftstellern schenken.
Obschon aber das Wort Glaube sehr vieldeutig ist, und der Glaube sich durch Grösse und Würde unterscheidet, wie es in der heiligen Schrift heisst: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt? [Matth. 14,31] und: Gross ist dein' Glaube! [Matth. 15,28] und: Vermehre in uns den Glauben! [Luc. 17,5] und: Ein Glaube ohne Werke ist todt; [Jacob. 2,20] und: der Glaube, der durch die Liebe wirkt; [Galat. 5,6] so ist es doch immer der nämliche Glaube, wenn auch seine Abstufungen verschieden sind. Wie fruchtbringend er ist, und welchen Nutzen wir daraus schöpfen, davon wird bei Erklärung der einzelnen Artikel geredet werden.

II. Wann und warum die Apostel die zwölf Glaubensartikel verfasst haben. 

 

Die heiligen Apostel, die Anführer und Lehrer des Glaubens, haben unter Beistand des heiligen Geistes in den zwölf Artikeln des Glaubensbekenntnisses auseinander gesetzt, was die Christen hauptsächlich glauben müssen. Denn nachdem sie vom Herrn den [Matth. 28,18] Befehl erhalten hatten, dass sie ihrem Amte gemäss in alle Welt ausgehen und jedem Geschöpfe das Evangelium predigen sollen[Marc. 16,15], hielten sie es für nöthig, eine Formel des christlichen Glaubens zu verfassen, nach welcher alle Christen, denken und sprechen sollten, damit keine Spaltung zwischen denen entstehe, welche sie zur Einheit des Glaubens berufen hatten, sondern dass sie in Gesinnungen und Grundsätzen vollkommen einig wären.[Cor. 1,10]

 

III. Woher der Name Symbolum komme. 

 

Die Apostel nannten das von ihnen verfasste Bekenntniss des christlichen Glaubens und der Hoffnung Symbolum, theils weil, es aus verschiedenen Sätzen, die jeder einzelne vortrug, zusammengesetzt ist, theils weil es gleichsam als Merkmal und Zeichen gebraucht wurde, wodurch man abgefallene und eingeschlichene Brüder, welche das Evangelium verfälschten, von denen, die sich durch einen Eid zum Dienste Christi verbindlich machten, leicht unterscheiden könnte.

IV. Die Nothwendigkeit dieses Symboles und seine Eintheilung.

 

1) Vor Allem muss der Christ glauben, dass Gott dreieinig ist. 2) Die drei Theile des apostolischen Glaubensbekenntnisses entsprechen den drei göttlichen Personen. Warum werden die einzelnen Sätze, welche gleichsam Beschlüsse des apostolischen Glaubens sind, Artikel genannnt? Was ist ein Artikel?

I. Obschon in der christlichen Religion den Gläubigen Vieles vorgetragen wird, das sie insbesondere oder im Allgemeinen fest und gewiss für wahr halten müssen, so müssen sie doch vor Allem zuerst und nothwendig Das glauben, was sie Gott selbst gleichsam als die Grundfeste und den Gesammtinhalt der Wahrheit, von der Einheit der göttlichen Wesenheit und vom Unterschiede der drei göttlichen Personen, und ihren Werken, welche ihnen besonders zugeschrieben werden, gelehrt hat. Der Seelsorger wird seine Gemeinde belehren, dass dieses Geheimniss im apostolischen Glaubensbekenntnisse enthalten sey.
Unsere Vorfahren, welche sich fromm und eifrig mit dessen Inhalte beschäftiget haben, bemerkten, dass es desswegen in drei Theile abgetheilt erscheine, damit im ersten Theile die erste Person der Gottheit und das Werk der Schöpfung beschrieben, im zweiten die zweite Person, und das Geheimniss der Erlösung der Menschen; im dritten die dritte Person, der Ursprung und die Quelle unserer Heiligung, in verschiedenen und angemessenen Sätzen abgehandelt werde. Diese Sätze nun nennen wir, nach einem von unsern Vätern oft gebrauchten Gleichnisse, Artikel. Denn wie sich die Glieder des Körpers durch Gelenke unterscheiden, so nennen wir auch beim Glaubensbekenntnisse, was wir ausdrücklich und von Anderm abgesondert glauben müssen, mit Recht und Fug Artikel.

 



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen