Montag, 3. Juni 2013

Catechismus Romanus - Aufgefahren in den Himmel, sitzet zur rechten Hand Gottes des allmächtigen Vaters.

Römischer Katechismus (Catechismus). Nach dem Beschlusse des Conciliums von Trient und auf Befehl des Pabstes Pius V. herausgegeben. Passau, Druck und Verlag von Friedrich Winkler 1839

Siebtes  Hauptstück  - Vom sechsten Artikel des apostolischen Glaubensbekenntnisses.

Aufgefahren in den Himmel, sitzet zur rechten Hand Gottes des allmächtigen Vaters. 

 

 

I. Die Vortrefflichkeit dieses Artikels, und die Bedeutung des ersten Theiles.

 

Als der Prophet David die selige und glorreiche Himmelfahrt des Herrn, erfüllt von dem Geiste Gottes betrachtete, munterte er Alle auf, diesen Triumph mit der höchsten Freude und mit Frohlocken zu verherrlichen, indem er sprach: Alle Völker, frohlocket mit Händeklatschen, und preiset Gott mit froher Stimme; der Herr ist mit Jubel emporgestiegen. [Ps. 46,2.6] Hieraus ersieht der Seelsorger, dass er dieses Geheimniss mit grösstem Eifer erklären und sorgsam sich
bemühen müsse, dass es die Gläubigen nicht bloss mit gläubigem Herzen aufnehmen, sondern sich, soviel es seyn kann, mit Gottes Hülfe bestreben, dasselbe auch durch Thaten und im Leben darzustellen.
Was also die Erläuterung des sechsten Artikels betrifft, in dem vorzüglich von diesem göttlichen Geheimnisse gehandelt wird, so soll mit dem ersten Theile desselben begonnen, und dessen Wirkung und Bedeutung dargelegt werden. Denn von Jesus Christus müssen alle Gläubigen sonder allen Zweifel glauben, dass er nach Vollbringung und Vollendung des Geheimnisses unserer Erlösung, als Mensch, mit Leib und Seele in den Himmel aufgefahren sey. Als Gott war er ohnehin nie vom Himmel abwesend, indem er mit seiner Gottheit alle Orte erfüllt.

 

II. Nicht allein durch die Kraft der Gottheit ist Christus in den Himmel aufgefahren, sondern auch durch die Macht der Menschheit. 

 

Es muss gelehrt werden, dass er aus eigener Kraft in den Himmel aufgefahren sey, [IV. Regg. 2,11] nicht hinaufgenommen durch fremde Macht, wie Elias, der in einem feurigen Wagen in den Himmel emporgefiihrt wurde; oder wie der Prophet Habakuk, oder der Diakon Phiiippus, welche durch göttliche Kraft durch die Luft geführt, weite Räume der Länder durcheilten. [Dan. 14,35][Act. 8,39]
Aber nicht allein als Gott, durch die allmächtige Kraft der Gottheit, ist er in den Himmel hinaufgefahren, sondern auch als Mensch. Obschon diess nicht durch natürliche Kraft geschehen konnte, so konnte doch jene Kraft, mit welcher die heilige Seele Christi begabt war, den Körper bewegen, wie sie wollte; und der Körper, der schon die Verklärung erlangt hatte, gehorchte leicht dem Antriebe der Seele. Und auf diese Weise glauben wir, dass er als Gott und als Mensch aus eigener Kraft in den Himmel aufgefahren sey.

 

III. In welchem Sinne im zweiten Theite dieses Artikels behauptet wird, dass Christus zur rechten Hand Gottes sitze. 

 

Was das Sitzen zur rechten Hand bedeute; es kommt Christo allein zu.


Der zweite Theil dieses Artikels lautet: Sitzet zur rechten Hand Gottes. In dieser Stelle bemerken wir einen figürlichen Gebrauch eines Wortes, einen Tropus, welche Redeweise in der heiligen Schrift oft vorkömmt, wenn man, um sich der menschlichen Denkungsweise zu bequemen, Gott menschliche Leidenschaften oder Glieder zuschreibt. Doch da er ein Geist ist, so kann nichts Menschliches in ihm gedacht werden. Weil wir aber im menschlichen Umgange dem eine grössere Ehre zu erweisen glauben, der zur rechten Hand gestellt wird, so übertragen wir diess auch auf himmlische Dinge, und bekennen, um die Herrlichkeit Christi, welche er als Mensch vor allen übrigen erlangte, zu erklären, dass er zur rechten Hand Gottes sey. Sitzen aber bedeutet hier nicht die Lage oder Stellung des Körpers, sondern den festen und beständigen Besitz der königlichen und höchsten Macht und Ehre, die er vom Vater erhielt. Hierüber sagt der Apostel: Er erweckte ihn von Todten, und erhob ihn zu seiner Rechten im Himmel, hoch über alle Fürstenwürde, und Gewalt, und Macht, und Herrlichkeit, und über alle Namen, die genannt werden mögen, nicht allein in dieser, sondern auch in der künftigen Welt. [Ephes. 1,20] Aus diesen Worten erhellt, dass diese Herrlichkeit dem Herrn so eigenthümlich und besonders sey, dass sie keinem andern Geschöpfe zukommen kann. Daher heisst es an einer andern Stelle: >Zu welchem Engel aber sagte einmal: Sitze zu meiner Rechten? [Hebr. 1,13]

 

IV. Warum man die Geschichte der Himmelfahrt Christi, dem Volke öfter wiederholen soll. 

 

Alle Geheimnisse Christi beziehen sich auf die Himmelfahrt.

Den Inhalt dieses Artikels soll der Seelsorger weitläufiger erklären, indem er die Geschichte, der Himmelfahrt durchgeht, welche der heilige Lukas in der Apostelgeschichte in wunderschöner Ordnung beschrieben hat. Bei der Erklärung muss zuerst und vorzüglich beachtet werden, dass sich alle übrigen Geheimnisse auf die Himmelfahrt, aljs den Schlussstein, beziehen, und dass darin die völlige Vollendung aller enthalten sey. Wie alle Geheimnisse unserer Religion mit der Menschwerdung beginnen, so wird sein Wandel auf Erden durch die Himmelfahrt beschlossen. Ueberdiess zeigen andere Hauptsätze des Symbolums, welche Christus betreffen, dessen tiefste Erniedrigung und Verachtung; denn es kann nichts Verworfeneres und Niedrigeres gedacht werden, als dass der Sohn Gottes für uns die menschliche Natur und Schwäche annahm, leiden und sterben wollte.
Allein, wenn wir bekennen, dass er von Todten auferstanden, in den Himmel aufgefahren sey, und zur Rechten des Vaters sitze, so kann nichts Herrlicheres und Bewunderungswürdigeres zur Erklärung seiner höchsten Herrlichkeit und göttlichen Majestät vorgebracht werden.

 

V. Warum Christus in den Himmel aufgefahren sey, und nicht vielmehr sein Reich auf Erden begründet habe. 

 

1) Ursachen der Himmelfahrt Christi. 2) Das Reich Christi ist kein Irdisches, sondern ein geistiges Reich. Welche Menschen im Reiche Christi die angesehensten seyen. 


I. Nach Erklärung diess ist vor Allem zu lehren, warum Christus in den Himmel aufgefahren sey. Erstlich ist er desswegen hinaufgefahren, weil seinem Leibe, der bei der Auferstehung mit der Herrlichkeit der Unsterblichkeit beschenkt worden ist, diese irdische und dunkle Wohnung nicht angemessen war, sondern die erhabenste und glänzendste Wohnung des Himmels ihm gebührte; nicht aber allein um den Thron der Herrlichkeit und Herrschaft einzunehmen, den er durch sein Blut sich erworben hatte, sondern auch um das zu besorgen, was unser Heil betrifft, und dann um wirklich zu zeigen, dass sein Reich nicht von dieser Welt sey. [Joh. 18,36] Denn die Reiche der Welt sind irdisch und hinfällig, und stützen sich auf grosse Schätze und auf die Macht des Fleisches.
II. Christi Reich aber ist nicht irdisch, wie es die Juden, erwarteten, sondern geistig und ewig; und ebenso zeigt er auch, dass seine Macht und Schätze, geistig seyen, indem er seinen Sitz im Himmel aufschlug. In diesem Reiche nun sind jene für die reichsten und geehrtesten zu halten, welche am sorgfältigsten das suchen, was Gottes ist. Der heilige Jakobus bezeugt, dass Gott die Armen dieser Welt auserwählt habe, die aber reich sind durch den Glauben, und Erben des Reiches, das Gott jenen, versprochen hat, die ihn lieben. [Jac. 2,5] Der Herr wollte durch seine Himmelfahrt ferner bewirken, dass unsere Gedanken und Wünsche ihm, der da auffährt, nachfolgen sollen. Wie er uns durch seinen Tod und seine Auferstehung ein Beispiel hinterliess, dass auch wir im Geiste sterben und auferstehen sollen; so belehrt und unterweiset er uns durch seine Himmelfahrt, dass wir, die wir auf Erden sind, unsere Gedanken zum Himmel erheben, uns als Wanderer und Fremdlinge auf der Erde betrachten, und das Vaterland suchen sollen, dass wir Bürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes seyen; [Hebr. 11,12][Ephes. 2,19]denn, wie der Apostel sagt, unser Wandel ist im Himmel. [Philipp. 3,20]

 

VI. Welche Wohlthalen die Menschen durch Christi Himmelfahrt erlangten.

 

1) Welche Wohlthaten uns aus der Himmelfahrt Christi zufliessen. Erstens sendet er den heiligen Geist. 2) Zweitens ist er unser Fürsprecher. 3) Drittens erhebt er unsere Hoffnung von der Nachlassung der Sünden. Viertens bereitet er seinen Freunden einen Platz, und bahnt den Weg zum Himmel. Fünftens nahm er die Gefangenschaft gefangen. 


I. Der heilige Sänger David hat die Fülle und Grösse der unaussprechlichen Güter, mit welchen uns die Güte Gottes überströmte, wie der Apostel erklärt, lange vorher besungen mit diesen Worten: Hinaufsteigend in die Höhe hat er die Gefangenschaft gefangen genommen, und verlieh den Menschen Geschenke. [Ephes. 4,8] [Ps. 6,7] Denn am zehnten Tage darauf sandte er den heiligen Geist, mit dessen Kraft und Segen er die gegenwärtige Menge der Gläubigen erfüllte, und wirklich jene herrlichen Verheissungen vollzog: Es ist gut für euch, dass ich gehe, denn wenn ich nicht gehe, so kommt der Tröster nicht zu euch; wenn ich aber gehe, werde ich ihn euch senden. [Joh. 16,7]
II. Er stieg auch in den Himmel empor, damit er, nach dem Ausspruche des Apostels für uns vor Gottes Angesichte erscheine, und das Mittleramt bei'm Vater übernehme. [Hebr. 9,24] Darum sagt auch der heilige Johannes: Kinder! ich schreibe euch diess, damit ihr nicht sündiget; aber wenn Jemand gesündiget hat, so haben wir einen Fürsprecher bei'm Vater, Jesus Christus, den Gerechten, der ja selbst die Versöhnung für unsere Sünden ist. [I. Joh. 2,1]
III. Es gibt nichts, woraus die Gläubigen eine grössere Seelenfreude schöpfen könnten , als die Erinnerung, dass Jesus Christus als Beschützer unserer Angelegenheitegn und als Fürsprecher für unser Heil aufgestellt ist, da dessen Gnade und Ansehen bei'm ewigen Vater so viel vermögen. Endlich hat er uns einen Platz [Joh. 14,2] bereitet, was er auch zu thun versprochen hatte, und das Haupt, welches Jesus Christus selbst ist, kam im Namen unser aller zum Besitze der himmlischen Herrlichkeit. Denn da er in den Himmel voranging, hat er die Pforten, die durch Adams Sünde verschlossen wurden, geöffnet, und uns den Weg gebahnt, auf welchem wir zur himmlischen Seligkeit gelangen, wie er es bei'm Abendmahle seinen Jüngern verheissen hatte. Und um in der That diess zu beweisen, hat er die Seelen der frommen, welche er der Unterwelt entrissen hatte, mit sich in die Wohnung der ewigen Seligkeit eingeführt.

 

VII. Die Vortheile, welche uns Christus durch seine Himmelfahrt erwiesen hat.

 

1) Er stärkt und vermehrt unsern Glauben. 2) Er vergewissert uns vor der ewigen Seligkeit, die wir erwarten. 3) Er beförderte unsere Liebe, und erhob das Verlangen vom Irdischen zum Himmel.

 
I. Auf diese wunderbare, Menge himmlischer Geschenke folgte, jene heilbringende Reihe von Vorteilen; denn erstens bekam unser Glaube einen sehr grossen Zuwachs. Der Glaube betrifft nur solche Dinge; die nicht in die Sinne fallen, und menschlichen, Verstand und menschliche Einsicht übersteigen. Wäre daher der Herr nicht von uns fortgegangen, so würde das Verdienst unsers Glaubens vermindert; denn Christus preist diejenigen selig, welche nicht gesehen und doch geglaubt haben. [Joh. 20,28]
II. Ueberdiess hat Christi Himmelfahrt zur Stärkung der Hoffnung in unsern Herzen ein grosses Gewicht, Da wir glauben, dass Christus als Mensch in den Himmel hinaufgestiegen sey, und die menschliche Natur zur Rechten Gottes des Vaters gesetzt habe, so haben wir' grosse Hoffnung, dass auch wir, als seine Glieder, dorthin gelangen, Und dort mit unserem Haupte vereinigt werden. Diess bezeugt Christus selbst mit den Worten: Vater, ich will, dass die, welche du mir gegeben hast, mit mir auch da seyen, wo ich bin. [Joh. 17,24]
III. Dann haben wir auch dadurch jene grösste Wohlthat erlangt, dass er unsere Liebe zum Himmel emporrichtete, und mit göttlichem Geiste entzündete; denn, sehr wahr heisst es, dass dort unser Hers sey, wo unser Schatz ist. [Matth. 6,21]

 

VIII. Es wäre nicht zuträglich für uns gewesen, wenn Chriszus auf Erden geblieben wäre.

 

Wahrlich, wäre Christus der Herr auf der Erde geblieben, so wäre all unser Denken auf den Anblick und Umgang mit ihm, als Menschen, geheftet gewesen, und wir würden jenen nur als Menschen erwarten, der uns mit so grossen Wohlthaten überhäufte, und ihn mit bloss irdischem Wohlwollen umfassen. Aber da er in den Himmel emporstieg, so machte er dadurch unsere Liebe geistig, und bewirkte, dass wir den, an welchen wir Jetzt als Abwesenden denken, als Gott verehren und lieben. Diess erkennen wir theils aus dem Beispiele der Apostel, welche über den Herrn, solange er mit ihnen persönlich umging, beinahe auf menschliche Weise dachten; theils auch ist es durch das Zeugniss des Herrn selbst bestätigt, indem er sagte: Es ist gut für euch, dass ich gehe. [Joh. 16,7] Denn jene unvollkommene Liebe, mit der die Apostel den gegenwärtigen Jesus Christus liebten, musste durch die göttliche Liehe vollendet werden, und zwar durch die Ankunft des heiligen Geistes, daher er sogleich beifügt: Denn wenn ich nicht fortgehe, wird der Tröster nicht zu euch kommen.

 

IX. Nach der Himmelfahrt Christi hat sich die Kirche sehr verbreitet.

 

Petrus wurde als Hirt der ganzen Kirche zurückgelassen.

Dazu kommt auch, dass er auf  Erden sein Haus, d. h. seine Kirche, erweiterte, und diese sollte durch die Kraft des heiligen Geistes regiert werden. Zum Hirten und obersten Vorsteher seiner ganzen Kirche unter den Menschen liess er den Petrus, den Fürsten der Apostel, zurück. Dann bestellte er Einige zu Aposteln, Andere zu Propheten, Andere zu Evangelisten, Andere aber zu Hirten und Lehrern, und so theilie er, sitzend zur Rechten des Vaters, Jedem verschiedene Gaben mit. [Ephes. 4,11] Der Apostel bezeugt: Einem Jeden von uns ist die Gnade gegeben nach dem Maase der Schenkung Christi. [Ephes. 4,7]
Endlich aber müssen die Gläubigen das, was wir über seinen Tod und seine Auferstehung gelehrt haben, auch über seine Himmelfahrt denken. Obgleich wir dem Leiden Christi unsere Rettung und Erlösung verdanken, indem er durch sein Verdienst den Gerechten den Eintritt in den Himmel eröffnete; so ist doch seine Himmelfahrt nicht allein uns als ein Beispiel dargestellt, dass wir in die Höhe unsern Blick erheben, und im Geiste zum Himmel emporsteigen, sondern er verlieh uns auch die göttliche Kraft, wodurch wir dahin gelangen können.

 

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