Römischer Katechismus (Catechismus). Nach dem Beschlusse des Conciliums von Trient und auf Befehl des Pabstes Pius V. herausgegeben. Passau, Druck und Verlag von Friedrich Winkler 1839
Sechstes Hauptstück - Vom fünften Artikel des apostolischen Glaubensbekenntnisses.
Abgestiegen zu der Hölle, am dritten Tage wiederauferstanden von den Todten.
I. Wie der erste Theil dieses Artikels verstanden werden müsse.
1) Triumph Christi über die Hölle. 2) Inhalt des vorigen V. Artikeln.
Christus war zur nämlichen Zeit im Grabe und in der Vorhölle.
I. Es liegt zwar sehr viel daran, die Herrlichkeit des Begräbnisses
unsers Herrn Jesu Christi zu kennen, von der so eben gesprochen worden ist; aber
dem gläubigen Volke ist es nützlicher, den glorreichen Sieg kennen zu lernen,
welchen er durch Besiegung des Teufels und durch die Befreiung der in der
Vorhölle sich Aufhaltenden davongetragen hat; und hievon und zugleich von der
Auferstehung soll jetzt gesprochen werden.
Obwohl diese Stelle mit Recht allein abgehandelt werden könnte, so
glauben wir doch, dem Ansehen der heiligen Väter folgend, sie mit dem
Hinabsteigen in die Holle verbinden zu müssen.
II. Im ersten Theile dieses Artikels nun wird uns zu glauben
vorgestellt, dass, nachdem Christus gestorben war, seine Seele in die Vorhölle
hinabgestiegen, und dort so lange geblieben sey, als sein Körper im Grabe lag.
Zugleich aber bekennen wir auch mit diesen Worten, dass dieselbe Person Christi
zur nämlichen Zeit in der Vorhölle gewesen sey, und im Grabe gelegen habe. Diese
Behauptung darf Niemanden wunderlich scheinen, desswegen, weil wir es oft schon
gesagt haben, dass die Gottheit niemals weder von der Seele, noch vom Leibe
getrennt gewesen sey, wenn auch die Seele den Körper verlassen hat.
II. Was man hier unter dem Worte Hölle verstehe.
Von der vielfachen Bedeutung des Wortes Hölle.
Da es bei Erklärung dieses Artikels mehr Licht verschaffen wird,
wenn der Seelsorger vorerst erklärt was man hier unter
dem Worte Hölle, Unterwelzt, unterirdische, Wohnungen, verstehen müsse, so soll
erinnert werden, dass hier Hölle nicht für Grab zu nehmen sey, wie Einige ebenso
gottlos als unwissend meinten. Denn schon im vorigen Artikel ist uns gelehrt
worden, dass Christus, der Herr, begraben worden ist, und es war keine Ursache
vorhanden, warum die heiligen Apostel im Glaubensbekenntnisse das Nämliche
wiederum, und zwar in dunkleren Ausdrücken, wiederholen sollten. Hölle,
Unterwelt bedeutet hier jene verborgenen Behältnisse, in welchen die Seelen
aufbewahrt wurden, welche die himmlische Seligkeit noch nicht erlangt hatten. In
diesem Sinne gebrauchten die heiligen Schriften dieses Wort an vielen Stellen.
Denn beim Apostel lesen wir: Bei'm Namen Jesu sollen sich
alle Kniee beugen, die im Himmel und unter der Erde sind; [Phil. 2,10] und in der Apostelgeschichte bezeugt der
heilige Petrus: dass Christus der Herr auferweckt worden
sey, nachdem die Schmerzen der Hölle gelöset waren.
[Act. 2,24]
III. Wie viele Orte es gebe, in welchen die der Seligheit nicht theilhaftig gewordenen Seelen nach dem Tode aufbewahrt werden.
Die Aufbewahrungsorte der Unterwelt für die Seelen sind nicht einer
einzigen Art. Der erste Ort ist der der Verdammten. Der zweite das Fegfeuer.
Hierüber siehe V. der letzten Bitte des Gebetes des Herrn. Einen besondern
Beschluss fasst hierüber das Conc. Trid. initio sess. 23. Damit kann auch
verglichen werden c, 30. de justificat. sess. 9. et c. 2. de sacrif. Missae
sess. 22. Der dritte Aufbewahrungsort ist der Schoos Abrahams.
Die Aufbewahrungsorte sind nicht ein und derselben Art. Es gibt da
einen stinkenden und finstern Kerker, wo die Seelen der Verdammten zugleich mit
den bösen Geistern durch ewiges, unauslöschliches Feuer gepeiniget werden,
welcher auch höllisches Feuer, Abgrund, und im eigentlichen Sinne Hölle genannt
wird. Ferner ist da das Fegfeuer, wo die Seelen der Frommen, nachdem sie eine
bestimmte Zeit lang gepeinigt worden sind, gereinigt werden, damit sie in's
ewige Vaterland eingehen können, wohin nichts Unreines gelanget. Ueber die
Wahrheil dieser Lehre, welche die heiligen Kirchenversammlungen als durch die
Zeugnisse, der heiligen Schrift und durch apostolische Ueberlieferung bestätigt
erklären, soll der Seelsorger um so sorgfältiger und öfter sprechen, weil wir in
Zeiten ten leben , in welchen die Menschen diese heilsame
Lehre nicht annehmen wollen. Der dritte Aufbewahrungsort ist der, wo die Seelen
der Heiligen vor der Ankunft Jesu Christi sich aufhielten, wo sie ohne
Schmerzgefühl, durch die Hoffnung der ewigen Seligkeit erquickt, die Zeit ruhig
dahinbrachten. Und die Seelen dieser Frommen, welche im Schoose Abrahams den
Erlöser erwarteten, befreite Christus der Herr durch sein Hinabsteigen in die
Hölle.
IV. Die Seele Christi ist nicht, bloss durch ihre Macht, sondern in der That selbst zur Hölle hinabgestiegen.
Man muss aber nicht glauben, dass er so zur Hölle hinabgestiegen
sey, dass nur seine Macht und Kraft, nicht auch seine Seele, dahingelangte;
sondern man muss ausdrücklich für wahr halten, dass die Seele selbst in der That
und Gegenwart zur Hölle hinabgestiegen sey; dafür zeigt klar der heilige David
mit den Worten: Du wirst meine Seele nicht in der Unterwelt
lassen. [Ps. 15,10]
V. Ob die Würde Christi durch sein Hinabsteigen in die Hölle etwas gelitten habe.
Christus stieg aus einer andern Ursache zur Hölle hinab, als die
Menschen.
Obwohl Christus zur Hölle hinabgestiegen ist, so verlor er dadurch
doch nichts von seiner höchsten Macht, noch ist der Glanz seiner Herrlichkeit
dadurch im mindesten befleckt worden; vielmehr ist durch diese That am
deutlichsten bewiesen, dass Alles ganz wahr sey, was von seiner Heiligkeit
lobpreisend ist gesagt worden, und dass er der Sohn Gottes sey, wie er vorher
durch Wunder dargethan hat. Diess wird man leicht einsehen, wenn man die Gründe,
warum Christus und andere Menschen an jenen Ort kamen, miteinander vergleicht.
Alle übrigen Menschen stiegen als Gefangene hinab, er aber stieg hinab ein Freier unter den Todten, und ein Sieger, [Ps. 87,6] um die bösen Geister zu vertreiben, von
welchen jene wegen der Sünde eingeschlossen und gefesselt gehalten wurden. Zudem
wurden alle üebrigen, die hinabgestiegen sind, theils durh die bittersten
Schmerzen gequält, theils aber waren sie, wenn sie auch
sonst nichts zu leiden halten, doch der Anschauung Gottes beraubt, und harrten
mit ängstlicher Hoffnung auf die ewige Seligkeit. Christus der Herr aber ist
hinabgestiegen, nicht um irgend etwas zu leiden, sondern um die heiligen und
gerechten Menschen aus jenem Elende zu befreien, und sie der Früchte seines
Leidens theilhaftig zu machen. Seine erhabene Würde verlor also nicht im
mindesten durch sein Hinabsteigen zur Hölle.
VI. Warum Christut zur Hölle hinabsteigen wollte.
1) Christus machte die aus der Unterwelt Befreiten sogleich selig. Wie
dem Räuber an demselben Tage die verheissene Seligkeit zu Theil wurde. Der
Nutzen des Leidens Christi erstreckt sich auf alle Gläubigen aller Zeiten. Die
Juden glaubten schon vor Christi Ankunft au einen Reinigungsort. Darüber" siehe
1. Regg. 21, 13. und II. 1, 17. Job. 4 , 47. 2Macch. 12, 43—46.
I. Nach Erklärung diess ist darzustellen, dass Christus desswegen
zur Hölle hinabgestiegen sey , um den bösen Geistern ihre Beute zu entreissen,
und jene heiligen Altväter und alle übrigen Gerechten aus der Gefangenschaft zu
erlösen, und sie mit sich in den Himmel einzuführen, was er wunderbar und
hochherrlich vollführt hat. Denn sein Anblick gewährte den Gefangenen sogleich
das glänzendste Licht, und erfüllte ihre Seelen mit unermesslicher Freude und
Jubel, und er ertheilte ihnen die so sehnlich erwartete Seligkeit, welche im
Anschauen Gottes besteht. Dadurch wurde bewiesen, was er zum Räuber sprach:
Noch heute wirst du mit mir im Paradiese seyn. [Luc. 23,43] Diese Befreiung der Frommen, sagte der
Prophet Hoseas so vorher: Ich werde dein Tod seyn, 0 Tod!
DeinBiss werde ich seyn,o Hölle. [Ose. 13,14]
Auch der Prophet Zacharias deutete diess an mit den Worten: Du hast im Blute deines Bundes deine Gefangenen aus dem See
entlassen, in welchem kein Wasser ist. [Zach. 9,11]
Dasselbe drückte auch der Apostel aus, da er sagt: Und die Mächte und Gewalten entwaffnete er, und führte sie
öffentlich im Triumphe umher, indem er durch sich selbst sie
besiegte. [Coloss. 2,15]
II. Damit wir aber die Erhabenheit dieses Geheimnisses besser
erkennen, müssen wir uns öfter in das Gedächlniss zurückrufen, dass die frommen
Menschen, nicht nur diejenigen, die nach der Ankunft Christi lebten, sondern
auch, die nach Adam vor ihm da waren, und auch die bis
zum Ende der Zeiten seyn werden, durch die Wohlthat seines Leidens die Seligkeit
erlangt haben. Desswegen waren, vor Christi Tod und Auferstehung die Pforten des
Himmels Jedermann verschlossen, und die Seelen der Gerechten gelangten nach dem
Abscheiden aus dem Leben entweder in Abrahams Schoos, oder sie wurden, was auch
jetzt denen geschieht, welche noch etwas zu büssen und abzuzahlen haben, durch
das Fegfeuer gereiniget. Eine andere Ursache, warum Christus in die Unterwelt
hinabstieg, ist die, um auch dort, wie im Himmel und auf Erden, seine Macht und
Gewalt zu zeigen, kurz, beim Namen Jesu alle Kniee sich
beugen, im Himmel, auf Erden und unter der Erde.
[Philipp. 2,10]
Wer sollte hierin nicht die unendliche Güte Gottes gegen das
Menschengeschlecht bewundern und anstaunen, da er für uns nicht nur den
bittersten Tod erlitt, sondern auch in die untersten Theile der Erde drang, um
die ihm wohlgefälligen Seelen von dort zu erlösen, und zur Seligkeit
einzuführen?
VII. Bedeutung des zweiten Theiles dieses Artikels.
Vom glorreichen Geheimnisse der Auferstehung Christi.
Wie viele Mühe der Seelsorger auf die Erklärung des zweiten Theiles
dieses Artikels verwenden muss, erklären jene Worte des Apostels: Gedenhe, dass der Herr Jesus Christus vom Todten auferstanden
sey. [II. Tim. 2,8] Was er dem Timotheus
befiehlt, das ist ohne Zweifel allen Seelsorgern befohlen. Die Bedeutung nun
dieses Artikels ist folgende: Nachdem Jesus Christus am Freitage, um die neunte
Stunde des Tages, am Kreuze seinen Geist aufgegeben hatte, und am Abende
desselben Tages von seinen Jüngern begraben worden war, da sie mit Erlaubniss
des Landpflegers Pilatus den Leib des Herrn vom Kreuze herabnahmen, und ihn in
ein neues Grabmal eines nahegelegenen Gartens legten, hat sich am dritten Tage
nach seinem Tode, welches der Sonntag war, am frühesten Morgen seine Seele,
wieder mit dem Körper vereinigt, und so ist der, welcher jene drei Tage todt war
wieder in's Leben, aus dem er sterbend dahingeschieden war, zurückgekehrt, und
auferstanden.
VIII. Nicht durch fremde Kraft, wie die übrigen Menschen, sondern aus eigener Kraft ist Christus auferstanden.
Christus ist durch seine eigene Kraft von Todten auferstanden.
Unter dem Worte Auferstehung ist nicht bloss zu verstehen, dass
Christus von Todten auferweckt woden sey, was vielen Andern auch gemein ist;
sondern dass er aus eigner Macht auferstanden sey, was ihm allein und besonders
eigen ist. Es liegt nicht in der Natur, und keinem Menschen ist es gegönnt, sich
salbst aus eigner Macht in's Leben zurückzurufen. Diess ,ist der höchsten Macht
Gottes allein vorbehalten, wie wir aus jenen Worten des Apostels ersehen: Wenn er auch als schwacher Mensch gekreuzigt wurde, so lebt er
doch durch die Kraft Gottes. [II. Cor. 13,4]
Weil diese göttliche Kraft niemals weder vom Leibe Christi im Grabe, noch
von seiner Seele, da sie in die Unterwelt hinabgestiegen war, getrennt war, so
wohnte sie sowohl im Körper, und konnte dadurch sich wieder mit der Seele
vereinigen, als auch in der Seele, und konnte dadurch wieder in den Körper
zurückkehren; sie, diese göttliche Kraft, konnte durch eigene Macht sich
wiederbeleben und von Todten auferstehen. Und diess sagte David, erfüllt vom
heiligen Geiste, mit diesen Worten vorher: Seine Rechte und
sein heiliger Arm hat sich gerettet. [Ps. 97,2]
Der Herr selbst bestätigt diess durch das göttliche Zeugniss seines
Mundes: Ich lasse mein Leben, um es wieder zu nehmen, und
ich habe die Macht, es hinzugeben und wieder zunehmen. [Joh. 10,17.18] Auch zu den Juden sprach er zur
Bestätigung der Wahrheit seiner Lehre: Zerstört diesen
Tempel, und in drei Tagen werde ich ihn wieder herstellen. [Joh. 2,19] Diess verstanden zwar die Juden von jenem aus
Steinen prächtig erbauten Tempel, er aber sprach, wie die Schrift sn derselben
Stelle erklärt, vom Tempel seines Körpers. Wenn wir in der heiligen Schrift
bisweilen lesen, dass Chistus der Herr vom Vater auferweckt worden sey, [Act. 2,24][Act. 3,15][Rom. 8,11] so bezieht
sich diess auf ihn, als Menschen; wie dagegen auf Gott es sich bezieht, wenn es
heisst, dass er aus eigener Macht auferstanden sey.
IX. Auf welche Art Christus der Erstgeborne unter den Todten genannt wird, da doch Andere vor ihm auf erweckt worden sind.
Wie man annehmen müsse, dass Christus als der Erste vor Allen
auferstanden sey.
Auch das war ein Vorzug Christi, dass ihm zuerst und vor Allen die
göttliche Wohlthat der Auferstehung zu Theil wurde; denn in den heiligen
Schriften heisst er der Erstgeborne aus den
Todten, [Coloss. 1,18] und der Erstgeborne unter den Todten.
[Apoc. 1,5] Bei'm heiligen Apostel Paulus heisst es: Christus ist von Todten auferstanden als der Erstling der
Entschlafenen; denn wie durch einen Menschen der Tod kam, so kam auch durch
einen Menschen die Auferstehung der Todten. Wie nämlich durch Adam Alle sterben,
so werden auch durch Christus Alle wieder ins Leben gerufen werden. Doch Jeder
in seiner Ordnung; zuerst Christus, dann die, welche Christo
angehören. [I. Cor. 15,20-23] Diese Worte
sind von der vollendeten Auferstehung zu verstehen, wodurch wir zum ewigen
Leben, ohne je noch der Notwendigkeit zu sterben, unterworfen zu seyn,
auferweckt werden. Und hierbei behauptet Christus der Herr den ersten Platz.
Wenn wir von der Auferstehung sprechen, das heisst, von der Rückkehr in ein
Leben, mit dem die Notwendigkeit des abermaligen Todes verbunden ist, so gibt es
Viele, welche vor Christus sind auferweckt worden, die aber doch nur unter der
Bedingung wieder auflebten, dass sie wiederum sterben mussten. Allein Christus
ist dergestalt auferstanden, und hat den Tod unterjocht und gefesselt, dass er
nicht mehr sterben konnte, was deutlich bewiesen wird durch das Zeugniss des
Apostels: Christus, von Todten auferstehend, stirbt nun
nicht mehr; der Tod wird über ihn nicht mehr Herr werden. [Rom. 6,9]
X. Wie und warum Christus seine Auferstehung auf den dritten Tag verschob.
Der Seelsorger wird erklären, dass die Worte am dritten Tage
desswegen diesem Artikel beigefügt wurden, damit die Gläubigen nicht dafür
halten, dass der Herr jene ganzen drei Tage im Grabe gewesen sey. Er ist einen ganzen Tag und einen Theil des vorhergehenden
und nachfolgenden Tages im Grabe gelegen, und desswegen sagt man mit aller
Wahrheit, dass er drei Tage im Grabe gelegen, und am dritten Tage auferstanden
sey. Denn um seine Gottheit zu beweisen, wollte er seine Auferstehuug nicht bis
zum Ende der Welt aufschieben; aber auch, damit wir glauben, dass er ein wahrer
Mensch, und wahrhaft todt gewesen sey, ist er nicht sogleich nach dem Tode,
sondern am dritten Tage wieder in's Leben zurückgekehrt. Und ein solcher
Zeitraum schien hinreichend, um seinen wahrhaft erfolgten Tod zu beweisen.
XI. Warum die Väter des Conciliums zu Konstantinopel diesem Artikel die Schlussworte beifügten: n a c h d e r S c h r i f t.
Die Väter des ersten Conciliums zu Konstantinopel fügten dieser
Stelle die Schlussworte bei: nach der Schrift, und nahmen sie in das von den
Aposteln überkommene Glaubensbekenntniss auf, weil der heilige Apostel Paulus
lehrt, dass das Geheimniss der Auferstehung am nothwendigsten sey. Denn er sagt:
Wenn Christus nicht auferstanden ist, ist unser Predigen
eitel, und euer Glaube nichts; [I. Cor. 15,17]
und dann: Wenn Christus nicht auferstanden ist, so ist euer Glaube eitel,
denn ihr seyd noch in euren Sünden. Daher schrieb auch der heilige Augustin, da
er den Glauben dieses Artikels bewunderte: Es ist
nichts Grosses, zu glauben, dass Christus gestorben ist; diess glauben auch die
Heiden und Juden und alle Gottlosen; dass er gestorben ist, glauben
Alle.[Ps. 120] Der Glaube der Christen
besteht darin, dass sie seine Auferstehung für wahr halten; das ist etwas
Grosses, dass wir an seine Auferstehung, glauben. Daher kam es auch, dass der
Herr sehr oft von seiner Auferstehung redete, und fast nie mit seinen Jüngern
über sein Leiden sprach, ohne die Auferstehung zu erwähnen. Als er daher gesagt
hatte: Der Menschensohn wird an die Heiden ausgeliefert,
verspottet, und gegeisselt und angespieen werden; und nachdem sie ihn gegeisselt
haben, werden sie ihn tödten, [Luc. 18,32] so
fügte er bei: Und am dritten Tage wird er auferstehen. Und als die Juden von ihm
verlangten; dass er durch ein Zeichen und Wunder seine
Lehre als wahr beweisen sollte, so antwortete er: Es wird
ihnen kein anderes Zeichen gegeben werden, als das des Propheten Jonas. Wenn wie
Jonas drei Tage und drei Nächte im Bauche des Wallfisches war, so würde,
behauptete er, der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte im Schoose der
Erde seyn. [Matth. 12,32] Damit wir aber die
Kraft und den Inhalt dieses Artikels besser einsehen, müssen wir drei Dinge
erforschen und kennen lernen. Erstens, warum musste Christus nothwendig
auferstehen? Zweitens, welches ist der Zweck und die Absicht der Auferstehung?
Und drittens, welchen Nutzen ziehen wir daraus?
XII. Warum musste Christus nothwendig auferstehend?
Christus musste nothwendig auferstehen, um die Gerechtigkeit Gottes
zu offenbaren, die denjenigen am meisten erhöhen muss, welcher aus Gehorsam
gegen sie, unterdrückt, und mit aller Schmach angethan wurde. Diese Ursache
führte der Apostel an, da zu den Philippern sagt: Er
erniedrigte sich selbst, und wurde gehorsam bis zum Tode, und zwar bis zum Tode
des Kreuzes; desswegen hat ihn Gott auch erhöht.
[Philipp. 2,8] Ueberdiess soll dadurch unser Glaube befestiget werden, da
ohne denselben kein Mensch gerecht werden kann. Das aber muss vorzüglich gelehrt
werden, dass Christus der Sohn Gottes gewesen sey, und dass er aus eigner Macht
auferstanden sey. Hiedurch soll auch unsere Hoffnung genährt und erhalten
werden. Denn wenn Christus auferstanden ist, so glauben wir zuversichtlich, dass
auch wir auferstehen werden; denn die Glieder müssen nothwendig dem Zustande
ihres Hauptes nachfolgen. So schliesst der Apostel in seinem Briefea n die
Corinther und Thessaloniker [I. Cor. 15,20.][I. Thess. 3,15] und der heilige Petrus sagt: Gepriesen sey Gott und der Vater unsers Herrn Jesu Christi, der
nach seiner grossen Barmherzigkeit durch die Auferstehung Jesu Christi von den
Todten uns wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung, zu einer
unvergänglichen Erbschaft. [I. Petr. 1,3]
Endlich muss gelehrt werden, dass die Auferstehung desswegen nothwendig
gewesen sey, damit das Geheimniss unseres Heiles und unserer Erlösong vollendet
wurde. Denn Christus hat uns durch seinen Tod von den
Sünden befreit, durch seine Auferstehung aber die vorzüglichen Güter wieder
zugestellt, die wir durch, die Spinde verloren hatten. Daher heisst es bei'm
Apostel: Christus wurde unserer Sünden wegen überliefert,
und stand wegen unserer Rechtfertigung vom Todten auf. [Rom. 4,25] Damit also der Erlösung der Menschen nichts
mangelte, so musste er, so wie er gestorben war, auch wieder auferstehen.
XIII. Welche Vortheile den Menschen aus seiner Auferstehung zufliessen.
Nutzen der Auferstehung Christi.
Aus dem bisher Gesagten können wir erkennen, welch grossen Nutzen
die Auferstehung Jesu Christi den Gläubigen gebracht hat. Denn durch seine
Auferstehung erkennen Wir, dass er unsterblicher Gott sey, voll Herrlichkeit,
Besieger des Todes und des Teufels, was von Jesus Christus unbezweifelt muss
geglaubt und bekennet werden. Ferner folgt aus der Auferstehung Christi auch die
Auferstehung unserer Leiber, sowohl weil sie die wirkende Ursache dieses
Geheimnisses war, als auch, weil wir nach dem Beispiele des Herrn Alle
auferstehen müssen. Denn was die Auferstehung des Leibes anbelangt, darüber
bezeugt der Apostel: Durch einen Menschen der Tod, und durch
einen Menschen die Auferstehung der Todten. [I. Cor.
15,21] Was immer Gott bei der Erlösung der Menschen gewirkt hat, dazu
bediente er sich der Menschheit Christi, als des wirkenden Werkzeuges. Daher war
seine Auferstehung ein Werkzeug, um unsere Auferstehung zu bewirken; aber auch
ein Beispiel, Vorbild, wird sie genannt, weil Christi Auferstehung die
vollkommenste unter allen ist; und gleichwie der auferstandene Leib Christi zu
unsterblicher Herrlichkeit umgewandelt worden ist, so werden auch einst unsere
Leiber, welche vorher schwach und sterblich waren, mit Herrlichkeit und
Unsterblichkeit geschmückt, wieder hergestellt werden. So lehrt der Apostel:
Wir erwarten den Herrn und Heiland Jesus Christus, der
unsern hinfälligen Leib umbilden, und dem Leibe seiner Herrlichkeit gleich
gestalten wird. [Philipp. 3,22] Diess kann
man auch von einer Seele, die in Sünden todt ist, sagen, und wie die Auferstehung Christi als ein Vorbild dieser dargestellt
werden kann, zeigt der Apostel an mit den Worten: Wie
Christus von Todten auferstand durch die Herrlichkeit des Vaters, so sollen auch
wir in einem erneuten Leben wandeln. Denn sind wir in Aehnlichkeit des Todes mit
ihm aufs Engste verbunden, so werden wir es auch in der Auferstehung seyn.
[Rom. 6,4] Und kurz hernach sagt er weiter:
Indem wir wissen, dass Christus, auferstehend von den
Todten, nicht mehr stirbt; der Tod wird nicht mehr über ihn Herr seyn. Denn dass
Christus gestorben ist, um die Sünde auszutilgen, diess geschah einmal; dass er
aber lebt, lebt er für Gott. So sollt auch ihr euch für todt halten für die
Sünde, aber für Gott lebend in Jesu Christo. [Rom.
6,9-11]
XIV. Welche Beispiele man an der Auferstehung Christi nehmen müsse.
Die leibliche Auferstehung Jesu Christi ermahnet uns zur geistigen
Auferstehung.
Zwei Beispiele müssen wir uns an der Auferstehung Christi nehmen;
das eine ist, dass wir nach Abwaschung der Sündenmackeln eine neue Lebensweise
beginnen sollen, in welcher Reinheit der Sitten, Unschuld, , Heiligkeit,
Bescheidenheit, Gerechtigkeit, Wohlthätigkeit und Demuth hervorleuchten. Das
andere ist, dass wir in dieser vorgenommenen Lebensweise fortfahren, und mit
Gottes Hülfe nie vom Wege der Gerechtigkeit, den wir betreten haben, abweichen.
Es zeigen aber die Worte des Apostels nicht allein, dass die Auferstehung
Christi uns als Beispiel der Auferstehung vorgestellt werde, sondern sie
erklären auch, dass sie uns sogar Kraft zur Auferstehung verschaffe, und Macht
und Gnade verleihe, wodurch wir in Heiligkeit und Gerechtigkeit verharren, und
Gottes Gebote beobachten. Denn gleichwie wir aus seinem Tode nicht bloss das
Beispiel abnehmen, dass wir den Sünden absterben sollen, sondern auch die Kraft
erlangen, dadurch wir den Sünden absterben; so verschafft uns auch seine
Auferstehung Kräfte, die Gerechtigkeit zu erlangen, damit wir in Zukunft Gott
fromm und heilig verehren, und in einem erneuten Leben wandeln, zu dem wir
auferstehen. Diess hat der Herr vorzüglich durch seine. Auferstehung bewirkt,
dass wir, sowie wir zugleich mit ihm vorher den Sünden
und dieser Welt abgestorben waren, mit ihm auch zu einer neuen Einrichtung und
Regel des Lebens auferstehen sollen.
XV. Woraus man erkennt, dass Jemand mit Christo dem Geiste nach auferstanden sey.
Welches die Zeichen unserer geistigen Anferstehung sind.
Welches die Zeichen dieser Auferstehung seyen, darüber belehrt uns
der Apostel mit den Worten: Wenn ihr mit Christus
auferstanden seyd, sucht das, was Oben ist, wo Christus zur Rechten des Vaters
sitzt. [Coloss. 3,1] Er zeigt deutlich, dass
diejenigen, welche Leben, Ehrenstellen, Musse, Reichthum dort haben wollen, wo
Christus ist, mit Christus nicht wahrhaft auferstanden seyen. Und wenn, er
hinzufügt: Habet Geschmack an dem, was Oben ist, nicht an
dem, was auf Erden ist, [Ibid. 2] so setzte
er das zweite Merkmal bei, an dem wir erkennen können, ob wir wahrhaft mit
Christus auferstanden seyen. Denn wie der Geschmack an Speisen die
Beschaffenheit und Gesundheit des Körpers anzuzeigen pflegt, so ist es auch,
wenn Jemand an dem, was wahr, was ehrbar, was gerecht, was
heilig ist, [Philipp. 4,8] Geschmack findet,
und mit Vergnügen die Annehmlichkeit himmlischer Dinge in seinem Herzen
empfindet, ein Beweis, dass der, welcher so beschaffen ist, zu einem neuen, und
geistigen Leben zugleich mit Jesus Christus auferstanden sey.
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