Donnerstag, 30. Mai 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin Auf das Fest der Heiligen Maria Magdalena

(Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)

Auf das Fest der Heiligen Maria Magdalena


"Ich will meinen Bogen in die Wolken des Himmels setzen und er soll das Bundeszeichen sein zwischen mir und der Erde." Gen. 9. 13

Man kann die Worte von der heiligen Maria Magdalena auslegen, welche unter dem Himmelsbogen aus drei Gründen verstanden wird, in rücksicht auf die Gestalt, den Zweck und die Sache. Denn es ist der Stoff des Regenbogens eine Wasserwolke, welche von den Sonnenstrahlen beschienen wird. Diese Wolke bedeutet die weinende Maria (Luc. 8.): "Sie fing an mit Tränen seine Füsse zu waschen." Die Sonne ist Christus, der Sonnenstrahl die Gnade Christi, der auf die Wolke fiel, als Christus der weinenden Maria die Gnade eingoß.
In Bezug auf die Gestalt und Farbe ist er bläulich, röthlich und ist zur Erde gebeugt. Die bläuliche Farbe ist die Demut der Maria, die röthliche die Liebe. Denn von ihr heißt es: Sie stellte sich hinter Jesu, und es wurden ihr viele Sünden nachgelassen, weil sie viel weinte. Daß der Regenbogen bis

zur Erde reicht, bedeutet seine große Erbarmung zu den Sündern. Denn sie ist die heilige Beisteherin der Sünder und ihre Fürsprecherin; denn sie lernte aus Erfahrung, sich über die Sünder zu erbarmen. In den Sprüchen (31.) heißt es: "Sie öffnet ihre Hand dem Armen und steckt ihre Hand nach dem dürstigen aus."
Der Zweck ist ein dreifacher; zuerst ist das vergangene Gericht durch das Wasser, zweitens das kommende durch das Feuer angedeutet; drittens ist der Bund zwischen Gott und der Erde dadurch versinnbildet, daß er bis auf die Erde herabsteigt. Das erste wird anschaulich in der bläulichen, das zweite in der röthlichen, das dritte in der grünen Farbe. Ebenso ist auch die heilige Maria Magdalena das Zeichen von einem doppelten Gerichte gegen den büsenden Sünder, wovon das eine durch das Wasser der Reue, das andere durch das Feuer der Reue geschieht. Der Psalmist (65.) sagt: "Wir gingen durch Feuer und Wasser, und du führtest uns zur Erquickung." Auch ist sie ein Zeichen des Bundes zwischen Gott und der Erde, d. h. den Sündern.
Sie ist aber ein Zeichen des siebenfachen Bundes zwischen Christus und dem Sünder. Zuerst weil er die Sünder, welche zu gott ihre Zuflucht nehmen, freundlich aufnimmt; zweitens, weil er gegen sie sehr herablassend ist; drittens, weil er die Verhöhnenden zu Schanden macht; viertens, weil er für sie fürbittet; fünftens, weil er ihren glauben sehr empfiehlt; sechstens, weil er alle Sünden nachläßt; siebentens, weil er sanftmüthig zu ihnen spricht. Diese sieben Punkte ersieht man aus dem Evangelium. Zuerst darin, daß er ihr keine Vorwürfe macht, gegen die Bosheit der Heuchler, welche gegen die Sünde zu donnern scheinen. Zweitens darin, daß er ihr seine Füsse zu küssen gab. Drittens, daß er den Pharisäer, der ihn verachtete beschömt, indem er zu Petrus sagte: Simon ich habe dir etwas zu sagen. Viertens, daß er ihre Sinnesänderung hervorhob, indem er sprach: Diese aber hat, seitdem sie eingetreten ist, nicht aufgehört, meine Füsse zu küssen. Fünftens, indem er sprach: Dein Glaube hat dich gerettet. Es sollen also alle Sünder zur Erbarmung Gottes ihr Zuflucht nehmen.

1 Kommentar:


  1. Danke für den wunderbaren Beitrag!

    Niemand kann den Glauben besser ausdrücken als
    der Hl. Thomas von Aquin.
    Ich freue mich auf weitere Veröffentlichungen.

    G.B.

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